Stinkt Pink? Nein, aber limitierende Geschlechterrollen stinken Stevie Schmiedel. Heute stelle ich Stevie, der Frau von Pinkstinks meine Feminismusfragen, „Was ist Feminismus für Dich?“.
Stevie Schmiedel ist Geschäftsführerin, PR-Frau und Vorstandsvorsitzende der Protestorganisation gegen limitierende Geschlechterrollen und Sexismus. Nach dem Motto, Vielfalt ist Schönheit, prangert Pinkstinks Produkte, Werbe- und Medieninhalte an, die Kindern eine stereotype und einengende Geschlechterrolle zuweisen. Stevie ist außerdem promovierte Dozentin für Genderforschung und Mutter von zwei Töchtern.
Liebe Stevie, bezeichnest Du Dich selbst als Feministin?
Natürlich bin ich Feministin, sowie meine Pinkstinks-Kollegen Marcel und Nils Feministen sind.
Was ist Feminismus für Dich?
Warum ist für uns geschlechtliche Identität so wichtig? Wie bekommen wir den Mut, jenseits von Geschlechterklischees zu leben? Was würde mit unserer Wirtschaft passieren, wenn wir Vielfalt leben würden? Das alles sind feministische Fragen, die Männer und Frauen mehr Freiheit verschaffen können. Frauen fingen vor einigen Jahrzehnten an, diese zu stellen, weil sie über Jahrtausende strukturell benachteiligt wurden. Deshalb „Fem“inismus. Manche nennen das „Humanismus“, aber der Begriff ignoriert die Geschichte dahinter.
Wie bist Du zur Feministin geworden. Welche Auslöser gab es?
Weniger einen Auslöser als die richtige Uni. In meinem Grundstudium in Ethnologie und Kommunikationswissenschaften am Goldsmiths College in London wurde in jeder Frage Gender mitgedacht. Das war in den frühen 90er Jahren, besonders aus Deutschland kommend, sehr neu für mich.
Was ruft Deinen Feminismus auf den Plan?
Alles. Selbst Diskussionen über Mikroplastik hat eine feministische Perspektive. Jeder Satz im generischen Maskulinum.
Was ist Sexismus für Dich? Wann fängt er an?
Sexismus beginnt mit der Frage, ob mal ein paar starke Jungs helfen könnten, die Tische in der Grundschule zu rücken.
Wie gehst Du persönlich mit Sexismus um, wenn Du ihn erlebst oder beobachtest?
Ich blogge, mache Öffentlichkeitsarbeit, baue Kampagnen, bitte um Spenden, um in Schulen, am Bundestag und im Internet dagegen laut zu werden.
Sind die Geschlechterrollen biologisch begründet oder sind sie sozial geprägt?
Das Soziale formt die Biologie, z.B. unsere Hirnaktivitäten. Das Soziale verstärkt die Biologie, z.B. Tendenz zum Muskelaufbau. Und ganz werden wir das nie beantworten können, weil das Soziale immer zuerst da ist, bevor ein Kind auf die Welt kommt. Fakt ist: Manche Mädchen sind stärker als Jungs. Manche Jungs spielen gerne mit Puppen. Und trauen sich nicht, das zu zeigen.
Wie erklärst Du Dir die Beobachtungen vieler Eltern hinsichtlich des geschlechtsspezifischen Verhaltens ihrer Kinder?
Würden sie es merken, wenn ihr Sohn auf etwas Pinkes zuläuft? Möchten sie nicht gerne den Engel in ihrer Tochter sehen (und nicht die Göre, die der Freundin mit der Schaufel auf den Kopf haut)? Was ist zuerst da – das Klischee oder die Beobachtung?
Geschlechtergerechte Sprache – wie sprichst und schreibst Du?
Ich mag das Sternchen. Das ist hübsch, überhaupt nicht umständlich und spricht sich einfach durch eine kleine Lücke, in die Vielfalt hinein passt. Etabliert sich immer mehr – vielleicht bekommen wir ja eine Sprachrevolution hin. Bei Pinkstinks kann man dazu eine Petition unterschreiben: http://pinkstinks.de/gendersprache
Wie versuchst Du Deine Kinder zu Feminismus/Geschlechtergerechtigkeit heranzuführen?
Das sie alles dürfen: Auch mit Barbies spielen. In einem Genderaktivist*innenhaushalt bekommen die Kids genug Gesellschaftskritik mit, da muss auch mal das Schminkvideo auf Youtube gefeiert werden.
Rollenklischees und Sexismus in Kinderbüchern. – Welche Kinderbücher magst Du ggf. empfehlen?
Bei uns auf pinkstinks.de kannst du eine ganze Rubrik mit Tipps dazu finden! http://pinkstinks.de/buchempfehlungen
Wenn Du für einen Tag ein Mann sein könntest. was würdest Du tun?
Sehr breitbeinig sitzen, sehr cool gucken, nicht ständig lächeln, wenn ich zuhöre – und dann diese ganze Portion Tageserfahrung in meinen Frauenalltag integrieren.
Welche feministisch begründeten Forderungen hast Du an die Bundesregierung?
Gendergerechte Sprachreform. Quoten in den Ministerien und im Bundestag. Damit schon mal anfangen.
Was ist Dein größter feministischer Wunsch für die Zukunft?
Dass „Feminismus“ in den Schulen als historische Epoche besprochen werden kann, die notwendig war, um die Gesellschaft zu verändern. Inzwischen braucht man ihn nämlich nicht mehr.
Liebe Stevie, vielen Dank für Deine Antworten.
Meine weiteren Interviews der Reihe „Was ist Feminismus für Dich“
„Feminismus ist gesunder Menschenverstand!“ Juramama Nina Strassner
„Patriarchatskritik ist radikaler als Feminismus.“ – Rona Duwe
„Männer sollten sich mit feministischen Konzepten auseinander setzen“ – Robert Franken
Was ist Feminismus für Dich? – Antje Schrupp
Corinna Luca aka Makellosmag: Feminismus ist für mich mehr eine Haltung als ein Label
Was ist Feminismus für Dich, Jochen König?
Christine Finke: Feminismus begleitet mich als Grundhaltung immer
Was ist Feminismus für Dich, liebe Rosa-Hellblau-Falle?
Foto: Stevie Schmiedel, Copyright: Yvonne Schmedemann
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