1. Wie ist deine Situation gerade?
2. Wie verbringst du deine Tage?
3. Teilst du die Familienarbeit mit anderen Großen?
4. Was ist gut gerade? Was bringt Freude?
5. Was ist schwierig gerade?
Die obigen Fragen stellt gerade das Magazin Umstandslos auf Twitter. Was mich Freundinnen und Freunde sonst noch so fragen ist: Wie geht es Euch gerade? Habt Ihr schon Lagerkoller? Kommst Du zum Arbeiten? Was machen die Kinder?
Ich möchte wirklich gerne wissen, wie es Euch geht! Vielleicht mögt Ihr ja in den Kommentaren antworten oder selbst bloggen. Schickt die Antworten (werde ich auch machen) dann gerne am Umstandslos weiter.
1. Wie ist die Situation gerade?
Ich bin gerade etwas müde für einen energetischen Text. Ich fasse einfach mal die Fakten zusammen. :)
Die Kinder sind zu ungefähr 60-70 Prozent bei mir. Hier findet das meiste Homeschooling statt, sowie die Strukturierung für alles. Es ist immer noch so, dass ich Überlegungen, Recherche, Programm, Ideen etc. für das Homeschooling und die Betreuung / Erziehung der Kinder aufstelle und der getrennt lebende Vater der Kinder diese mit aufnimmt. Das geschieht, wie auch immer schon, relativ kooperativ, wir stehen erziehungstechnisch auf einem sehr ähnlichen Blatt.
Die Schwere der Verantwortung spüre aber insbesondere ich. Ansonsten habe ich darüber hinaus meinen Job verloren. Ab Mitte Juni brauche ich etwas Neues. Genau. Existanzdruck galore.
Ich schreibe also Bewerbungen. Das geht nicht im Copy Paste Verfahren. Ich bewerbe mich als Online Redakteurin, Social Media Redakteurin / Managerin sowie als Bloggerin. Bisher nur Absagen. Ein Plan B muss her.
Die Kinder sind ungewöhnlich kooperativ. Homeschooling wird nicht abgelehnt, Sinn und Zweck werden verstanden und akzeptiert, ebenso die gestiegenen Hygienemaßnamen und dass sie weder Freundinnen und Freunde noch die Großeltern sehen können.
2. Wie verbringst Du Deine Tage?
Bis auf die Ostertage stehe ich zwischen 7 und 8 Uhr auf. Wenn ich gut bin, mache ich Yoga oder meditiere, meistens habe ich dafür zu sehr innere Unruhe oder zu niedrigen Kreislauf. Oder einfach nur zu großen Schweinehund.
Ich versuche Selfcare zu betreiben, wozu bei mir Yoga, Meditation und Sport gehören. Tatsächlich aber verbrauche ich viel Energie, um mit den Kindern den funktionalen Teil des Lebens zu meistern:
– Homeschooling in einer einermaßen entspannten Stimmung
– kreativeres Schulprogramm (Kochen inkl. selbst Rezept lesen, abmessen etc.,
– „schöner Wohnen“-Projekt
– Kunstprojekte
– mir Gerichte einfallen zu lassen, die möglichst allen schmecken
– den gestiegenen Haushaltsbedarf und Wäsche zu bezwingen
– einigermaßen oft mit den unwilligen Kindern Spazieren zu gehen. Sport lehnen sie leider ganz ab.
Am Vormittag machen die Kinder Schularbeiten. Ich assistiere bei Fragen. Wir verfahren im Pomodoro-Prinzip. 30 Minuten Arbeiten, 5 Minuten Pause. Nach 2 Lerneinheiten 15 Minuten Pause. Kurz vor den Osterferien sank die Konzentrationsfähigkeit der Kinder merklich. Sie träumen viel und starren Löcher in die Luft. Seit Ostern ist hier eher Ferienzeit angesagt, allerdings ohne Ausflüge. Manchmal gehen wir in einen nahe gelegenen Park und dort spielen sie mit Ästen und klettern auf Bäume. Dabei sind sie ausgelassen und fröhlich. Über Ostern konnten wir das nicht, da war es dort zu voll. Aber heute (Dienstag nach Ostern) versuchen wir es erneut.
Mittags gibts Mittagessen. Manchmal koche ich allein, manchmal mit den Kindern. Die Kinder bauen Buden in der Wohnung, hören Hörspiele, lesen und schreiben Rätselbücher voll. Jetzt in den Osterferien verrutschen die Zeiten bei uns nach hinten. Warm wird eher gegen Abend gegessen und es geht etwas später als normal ins Bett.
Ich versuche zu jeder freien Minute Jobs zu recherchieren. Allerdings fehlen mir auch Menschen, Nähe, … mir fehlt das Daten mit spannenden Menschen und so vertreibe ich mir auch meine Zeit mit Nachrichten schreiben sowie auf privaten Social Media Kanälen.
Meine Stimmung selber ist nicht gut.
Ich versuche über Tagebuch / Dankbarkeitstagebuch und eben doch hin und wieder Selfcare-Programm meine Kräfte beisammen zu halten. Ich bin vorsichtig hoffnungsvoll aber ich mache mir auch große Sorgen um unsere finanzielle Sicherheit, um meine berufliche Laufbahn und was aus uns wird. Ich kämpfe paradoxerweise auch mit Lethargieanfällen und wenig Energie für alles, das für mich vernünftig wäre. Immerhin bekommen die Kinder das nicht ab, zumindest nicht direkt und nicht soweit ich es verhindern kann.
Familienfrieden- und konflikte
Es gibt glücklicherweise keine gestiegenen Streits / Konflikte zwischen den Kindern und mir. Darüber bin ich sehr froh. Der Geschwisterstreit ist auf einem leicht gestiegenen Level. Geschwisterstreit gibt und gab es hier immer. Dennoch: Für die Krisenlage insgesamt ist der Familienfrieden insgesamt im grünen Bereich.
Trotzdem gibt es in regelmäßigen Abständen Lagerkoller und Langeweile. Vermehrt wird das ipad, Netflix, Spiele etc. zur Bekämpfung dieser Langeweile herangezogen. Ich habe schlimme Gewissenskonflikte und hoffe mit dasnufs Beiträgen zum Thema Medienerziehung doch nicht langristige Kollateralschäden durch den erhöhten Medien-/Film-/Spielkonsum bei den Kindern verantworten zu müssen.
3. Teilst Du Dir die Familienarbeit mit anderen Großen
Jein. Nach ungefähr 6-7 Tagen sind die Kinder für 4-5 Tage beim Vater. In der Zeit habe ich komplett kinderfrei und kann meine Arbeit nur nach meinen Vorlieben einteilen. Wie oben beschrieben, liegt der Mental Load dennoch bei mir.
4. Was ist gut gerade? Was bringt Dir Freude?
Die vermehrten Sonnenstunden bringen mir viel. Der Ausflug an den Rhein am Ostersonntag tat uns allen sehr gut. Kleine Sonnenpausen zur Vormittagszeit auf dem Balkon tun mir gut. Gespräche mit Freundinnen sind gut. Mir tun auch die diversen kulturellen Angebote online gut, die jetzt von Künstlerinnen und Künstlern ins Netz gestellt werden. Den Visionboard Workshop von meiner tollen und motivierenden Job Coachin aus dem Sommer 2019, Iris Weinmann, tat mir auch gut. Sie hat den kostenlos angeboten, weil sie in der Coronakrise etwas geben wollte. Der Workshop war toll und die Geste noch toller.
Dankbar bin ich auch für unsere schöne und für unsere Situation sehr große Wohnung und unseren Balkon.
5. Was ist schwierig gerade
Das habe ich schon genannt: Meine Job-Situation und damit die Existenzbedrohung, in dieser Zeit einen Job finden zu müssen, der uns ernähren kann. Vermutlich müssen wir umziehen. Aber noch ist nichts entschieden, weder wie das zu bewerkstelligen sein soll noch wann ich die Entscheidung über Größe, Kosten und Entfernung der Wohnung von der Schule fällen muss.
Schwierig für uns alle sind die fehlenden Kontakte mit Freundinnen und Freunden.
Sidenote: Die Empfehlungen von Leopoldina
Die unsägliche Leopoldina-Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaften (nein, kannte ich vorher nicht) wurde gestern Abend vorgelegt. Demnach sollen kleine Läden und Gaststätten ihren Betrieb wieder aufnehmen. Kitas erstmal nicht. Aber Schulen sollen so langsam wieder losgehen, insbesondere für die Schulwechsler*innen, also 4. Klassen sowie nach Sekundarstufe 1 und 2, damit diese ihre Prüfungen ablegen können. Meine Meinung dazu habe ich in einem Tweet geäußert, der relativ viele Likes und Retweets erhalten hat und anscheinend einen Nerv unter Eltern getroffen hat.
Zu der Aussage stehe ich nach wie vor. Es ist nicht gewährleistet, dass die Kinder sich ausreichend gesichert ihre Hände waschen können, dass ein Abstand von 2 Metern gewährleistet werden kann. Man denke an Raumwechsel, an Verhalten auf den Treppen, auf dem Schulhof. Es sind Kinder und Jugendliche, die sich lange nicht gesehen haben. Insbesondere im Grundschulalter, in dem sich ja meine Kinder befinden, halte ich das nicht für durchsetzbar. Ebensowenig, dass Kinder diszipliniert durch die Maske atmen und sich dabei noch auf ihre Aufgaben konzentrieren können.
Wir brauchen definitiv eine Lösung für das Betreuungsproblem, für Eltern, die doppelt und mehrfach belastet sind mit Home Office, Homeschooling. für Kinder aus einkommensschwächeren Familien, die keine ipads besitzen, Aufgaben der Lehrerinnen nicht so einfach erhalten oder ausführen können, Kinder, die Förderbedarf haben und den Eltern, weil sie weder Lehrerinnen noch Sonderpädagoginnen sind, nicht ausführen können. Wir brauchen eine Menge Lösungen. Aber nicht, indem einfach die Schulen geöffnet werden und dem Lehrpersonal abverlangt wird, den Stoff zu vermitteln und auf Hygiene und Disziplin bzgl. Maskentragen und Abstand zu achten. Sobald die ersten Schulkinder ernsthaft erkranken oder – hoffentlich nicht – versterben, wird es das große Einsehen geben. Dann ist es für diese Kinder aber zu spät. Soweit darf es nicht kommen.
Was denkt Ihr über die Empfehlungen von Leooldina?
Erzählt mir, wie es Euch geht! Ich möchte es wirklich wissen. Freue mich auf Eure Kommentare.
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