Am Wochenende bauen wir meistens einen „Mama-Tochter-Tag“ ein. Das ist kein ganzer Tag sondern ein paar Stunden, heißt aber so. Der Sohn war also mit dem Mann unterwegs und die Tochter mit mir. Es war Samstag und ich war mit ihr in der Innenstadt in einer großen Buchhandlung, weil Indiebookday war und ich das Projekt gerne unterstützen wollte. Die Kindern sollten Kinderbücher bekommen und außerdem glaubte ich, die Tochter würde die große Rutsche, die es in dem Geschäft gibt, lieben. Tat sie aber nicht. Die Röhre vom 1. Stock ins Untergeschoss war ihr dann doch zu unheimlich.
In der Spiele- und Leseecke in der Kinderabteilung hat sie sich jedoch gleich wohl gefühlt, sich gleich mehrere Bücher geschnappt, die Dekoration (so Plastikröhren als Gräser) bestaunt und mich total cool ziehen lassen. „JaokeetschhöMama“. Wie groß sie ist. Und wie selbständig und cool – wenn sie die richtige Tagesform dafür hat.
Ich suchte mir einige Bücher aus, fachsimpelte ausgiebig mit der Verkäuferin über unabhängige Buchverlage und fand meine Tochter nach all dem immer noch tiefenentspannt in die Spieleecke. Sie hatte sich an die Kopfhörer gesetzt und hörte ein Hörspiel. „MAMA! FEUERWEHRMANN SÄÄÄÄM“ rief sie unter ihren Kopfhörern hervor. Ich kenne den nicht, ebensowenig wie diesen Bob, die Fillys oder Speidermään. Aber meine Tochter kennt sie alle.
Ich zeigte ihr meine Auswahl an Büchern und sie durfte auswählen. Zwei Bücher lasen wir Probe und nahmen dann schließlich unsere beiden mit. Eins für sie, eins für den Bruder. Nun wollte ich noch ein Buch für mich kaufen, wir mussten zwei Mal das Geschoss wechseln, zwischendurch auf die Toilette, vorbei an dem Cafe mit lecker aussehenden Brötchen – da hatte meine Tochter dann keine Lust mehr.
Draußen, ein paar Straßen weiter, war ein kleines Straßenfest mit Buden aufgebaut und einem Karussell. Die Wagen fuhren nicht nur im Kreis, sondern man konnte sie am Lenkrad nach oben ziehen. Also richtig weit nach oben. So 3-4 Meter hoch. Meine coole Tochter wollte auch das. Alleine, ohne Mama! Sie hopste mit ihrem Gefährt zuckelig hoch und runter. Juchzte, stieg ganz nach oben und kreischte, wenn sie mich sah. Mein Mädchen fliegt! Erst im Elefanten, später in der Rakete. Ich stellte mir kurz vor, sie wird Astronautin und fliegt irgendwann wirklich mit einer Rakete fort. Bevor ich ohnmächtig werden konnte, kreischte und winkte ich zurück, staunte, fotografierte und filmte. Ha! Tja. Das ist typisch mein Mädchen. Entweder sie ist wirklich schüchtern und zurückhaltend, sagt keinen Ton und klebt an mir. Oder sie ist so selbständig und mutig. Ich liebe das an ihr, auch dass sie diese beide Eigenschaften hat.
Dann waren wir hungrig und taten dass, was meine Tochter anscheinend noch aus ihrem Babyjahr als schöne und enstpannte Zeit mit Mama abgespeichert hat: wir gingen in ein Café. Sie wünscht sich das immer, wenn wir unseren „Mama-Tochter-Tag“ machen. Da muss ich schon schauen, dass wir auch Spielen, draußen rumspazieren, Radfahren oder ähnliches mit in den Tag einbauen. Natürlich muss es ein Café sein, dass ausreichend Platz hat für ein hampelndes und immer aufstehen wollendes Kind. Wir brauchen dort auch Kinderbücher und etwas zu Essen. Sie trinkt einen Kakao, wir essen Kuchen (diesmal Brötchen) und lesen ein Buch. Mittlerweile ohne den Kakao oder meinen Kaffee zu verschütten. Nach all den Jahren sind wir Caféprofis, meine Tochter und ich.
Das restliche Wochenende war Familienzeit. Es war kalt und regnerisch und so spielten die Kinder drinnen, nur unterbrochen von einem kurzen Aufenthalt auf einem benachbarten Spielplatz. Beim Sohni fällt mir in letzter Zeit immer wieder auf, wie sehr er das Sprechen lernt. Also das Sprechen in ganzen Sätzen, in selbst gebauten Sätzen. „Ich brauche eine Jacke. Meine Jacke ist das!“ sagt er beim Rausgehen. Oder „Ich nehme ein Teller“. Als wir bei Onkel und Tante zu Besuch waren und der andere Junge ihm das Auto weg genommen hatte, kam er zu mir und erklärte es teils verständlich, teils in Kauderwelsch. Als ich nachfragte, weil ich noch nicht ganz verstanden hatte, nahm er meine Hand. „Mitttommen!“
Er kann sich auch Lieder und Abzählreime gut merken, wenn die Wörter auch teilweise noch keine Wörter sind, sondern nur so ähnlich klingen. Einen Reim hat er sich allerdings besonders gemerkt. Der endet auf „Du bist DOOF!“. Das sagte er abwechselnd mir und dem Mann. Allerdings ohne Wut, sondern so spielerisch-provokant-süß-frech. „Du bist DOOOF!“ und dann zu meinem Mann „Du bist auch DOOF“! Ja, das ch klappt jetzt auch. Hihi