Was machst Du eigentlich den ganzen Tag? Kann ich Euch sagen, arbeiten und mit dem Fahrrad hin und her düsen, um Kinder irgendwo abzuholen. Und Hunger haben. Die Langversion folgt hier.
6.30 Uhr: Der Wecker klingelt. Ich wollte schlau sein und vor den Kindern bereits geduscht und angezogen sein. Es klappt nicht so ganz, denn der Sohn kommt zu mir ins Bett, schmeißt sich auf mich und befiehlt: „Kuscheln!“.
Um kurz vor 7 wecke ich auch die Tochter. Irgendwie sind wir noch nicht ganz drin im Alltagstrott, die Kinder schlafen noch nicht ganz so früh ein, wie sie es abends vor der Schule sollten. Aber irgendwann wird der Sommerferien-Biorythmus auch vorbei sein.
Der Mann muss heute morgen früh raus, weil der die Kinder mit der Straßenbahn zur Schule bringt. Beim Auto ist die Batterie leer und als wir gestern Abend wieder daran gedacht hatten, war es zu spät noch bei Nachbarn zu klingeln. Also Plan B und Straßenbahn. Dementsprechend müssen sie alle etwas früher weg.
Ich suche den Kindern Kleidung raus, erinnere und animiere sie zwischendurch immer wieder zum Anziehen, Gesicht waschen, Haare kämmen, Zähne putzen und die Socken nicht zu vergessen. Es wird ja Herbst. Zum Frühstück gibt es Müsli, ich schmiere Brote, schneide Äpfelchen, fülle Trinkflaschen auf, packe Sportsachen und finde tatsächlich alle Turnhallenschuhe. Der Mann zieht sich Kundenbesuchstauglich an und übernimmt nachdem die Kinder gefrühstückt haben.
Um 7.40 gehen sie aus dem Haus. Später als gedacht aber noch rechtzeitig. Auch der Mann wird es so gerade noch rechtzeitig zum Kunden schaffen, wie ich abends dann erfahre.
Ich mache mir einen Kaffee, checke Mails, richte den Newsletter ein, den ich gestern Abend für meinen heutigen Blogpost (Erziehung ohne Brüllen) vergessen hatte. Richtig, im Schlaftshirt. Sieht ja keiner.
Ich gehe dann aber doch mal duschen zur Feier des Tages. Ich gebe heute einen kleinen Workshop bei einem Kunden. Ich hoffe, dass der Kunde mich gut finden wird und mit meiner Arbeit zufrieden ist, denn ich würde gerne regelmäßig für und mit ihm arbeiten. Ich packe Laptop, die Whiteboard-Folien (Affiliate Link) und bunte Post-its in meinen Fahrradkorb und fahre um 9 Uhr los. Der Kund hat auch Kinder und wollte die erstmal in der Kita verstaut haben, bevor ich zu ihm kommen kann. Das sind natürlich paradiesische Uhrzeiten, wenn man bedenkt, wie dusselig wir uns morgens immer anstellen.
13 Uhr: Der Workshop ist vorbei. Ich bin zufrieden, der Kunde scheint es auch. Jetzt muss ich nur noch die Ergebnisse zusammen tragen, bisschen strukturieren, Gedanken ausformulieren und alles zusammen schreiben. Dann kann ich Ende der Woche das Projekt abschließen und es in die Tat umsetzen.
Schulkindfrust am 3. Schultag
13.30 Uhr: Ich komme an der Schule an und hole den Sohn ab. Eigentlich geht er in eine Ganztagsklasse, aber wir Eltern haben die ersten drei Wochen die Möglichkeit die Kinder nach dem Mittagessen um 13.30 oder um 15 Uhr oder 16 Uhr abzuholen. Danach gelten dann die normalen Schließzeiten für die Ganztagsklassen. Ich muss mir das zwar von meiner Arbeitszeit abschneiden und sonstwohin legen, aber ich glaube, dass es meinem Kind gut tut, wenn ich es früher abhole. Hatte ich bei Schulkinder Nummer 1 vor einem Jahr auch so gemacht.
Der Sohn hat heute seinen 3. Schultag. Er kommt mit seinem Kitakumpel gerade auf dem Schulhof an und will einerseits mit seinen neuen Kumpels spielen und andererseits bei mir auf den Arm. Er entscheidet sich für letzteres und umschlingt mich mit seinen Armen und drückt mich ganz fest. Die Schule ist doof, sie interessiere ihn nicht. Doofes Haus. „Am liebsten möchte ich alles hinschmeißen“. Puh. Ja. Da ist er noch deutlicher als seine Schwester damals war. Ich höre mir sein Genörgel, Gejammer und Beschwerden an und versuche ihm zu vermitteln, dass es ganz normal so ist und fast jedem Kind anfangs so geht. Dass es besser und interessanter wird und es ihm dann bestimmt mehr Spaß machen wird.
Ich beschließe insgeheim, ihn morgen erst nach der großen Mittagspause um 14 Uhr abzuholen, damit er noch mit den Kumpels spielen kann und neue Freunde finden kann. Vielleicht fällt ihm der Schuleinstieg dann etwas leichter.
14 Uhr: Zwischendurch habe ich auch die Tochter begrüßt und gedrückt, die auf die gleiche Schule aber in eine andere Klasse geht. Der Sohn und ich fahren nach Hause. Vorher geht es noch kurz beim Supermarkt vorbei, um frische Pasta und Fertigsauce zu kaufen. Ich habe mittlerweile einen Bärenhunger und geh kaputt.
Der Sohn ist ja mit der Straßenbahn morgens gekommen und sitzt bei mir hinten auf dem Gepäckträger. Ja, ich bin eine dieser Mütter, die das machen. Vorne im Korb balanciere ich meine Handtasche mit Post-its und Markern, Flipchartrolle, Laptop und Schulranzen. Der türmt hoch bis zu meiner Nasenspitze. Auf dem Rücken trägt der Sohn seinen Turnbeutel.
Zu Hause ist der Sohn leicht unleidlich und weiß nicht recht, was er mit sich anfangen soll. Gestern hatte er von alleine die Idee, sich mit Hörspiel ins Bett zu legen und dort zugedeckt zu entspannen. Heute ist das wohl nichts für ihn. Wir essen gemeinsam etwas, der Sohn kann mich nicht alleine essen sehen und möchte auch etwas und dann kuschelt er sich mit seiner Decke aufs Sofa, während ich dort mit meinem Laptop sitze. Er schläft ziemlich schnell ein.
16 Uhr: Ich muss los und die Tochter abholen. Der Sohn schläft gerade erst eine halbe Stunde. Ich wecke ihn auf, denn mit der Tochter bin ich frühestens in 30 Minuten zurück. Ich mache ihm auf dem Laptop „Sendung mit der Maus“ an. So kann er noch weiter entspannen und ich bin sicher, dass er nicht wieder einschläft und nach dem erneuten Aufwachen vergessen hat, wo ich bin und wieso ich nicht da bin. Das ist uns bereits einmal passiert und er saß verheult auf dem Sofa und hatte lange auf mich warten müssen…
16.15 Uhr: Ich bin püntklich an der Schule und nehme die Tochter in Empfang. Wir fahren auch zum Supermarkt. Jetzt weniger bepackt muss noch Eis und Brot gekauft werden. An der Kasse fragt die Tochter die Kassiererin nach Minions Karten für sich und ihren Bruder und bekommt eine ganze Armladung geschenkt. Dabei sind auch zwei so Figürchen. Das eine ist ein dickes Einhorn, das andere ein Schwein reitendes Mädchen. Siehe Bild.
16.30 Uhr oder etwas später kommen wir zu Hause an. Der Sohn sitzt auf dem Sofa und guckt einzelne Sachgeschichten. Die Tochter will auch die Sendung mit der Maus gucken und so sitzen wir bei Eis und gucken WDR.
Danach schicke ich die Kinder unter Protest zum Spielen ins Kinderzimmer. Es gibt Auseinandersetzungen darüber, dass Eisgekleckertes sowie Abfall weg geräumt werden müssen. Auch die Bettdecke soll der Sohn wieder mit ins Kinderzimmer nehmen. Schlimm. Warum müssen Mütter so schrecklich sein.
17.30 Uhr. Meine Kinder schreien Hunger. Warum eigentlich? Wieso essen die so viel? Ich habe keine Lust, den Abendbrottisch zu decken und pipapo und schmiere Stullen. Die Kinder hören ein Hörspiel und ich mit, denn es schallt über mehrere Räume hinweg.
18 Uhr: es wird zu Abend gegessen. Danach gehen die Kinder ins Zimmer und hören weiter Hörspiel. Ich krorse in der Küche herum und smse dem Mann irgendwann, wann er kommt.
19 Uhr irgendwas und der Mann ist da und bringt die Kinder ins Bett. Zum Gutenacht sagen komme ich an die Betten. Da ist es dann 20 Uhr.
Jetzt höre ich gerade Keith Jarrett (Affiliate Link) und schreibe diesen Text. Theoretisch wollte ich noch arbeiten aber ich bin kaputt. Ich schlafe so schlecht in letzter Zeit.
Ich mach den Kram lieber morgen. Der Wecker steht auf 6.30 Uhr, der Mann muss wieder mit der Straßenbahn fahren, denn das mit der Autobatterie habe ich vergessen. Der Mann mopperte schon, denn ich war auch diejenige, die das Licht angelassen hatte. Aber um 17 Uhr, als die Kinder zu Hause waren und wir etwas beisammen gesessen und ich Zeit gehabt hätte, jemanden zu suchen und so weiter – da hab ich nicht dran gedacht.
Irgendwas ist immer.
Was habt Ihr denn so den ganzen Tag über gemacht? Hm?! Bei Frau Brüllen könnt Ihr nachlesen, was die anderen Bloggerinnen und Blogger so taten. Viel Spaß dabei.
Liebe Sonja,
auch wenn ich es nicht beruflich brauche, bin ich Deinem Link mit der Whiteboard-Folie gefolgt und bin begeistert. Ich kenne es aus Schulungen noch mit Flip-Chart und Papier…
Ich weiß nicht, ob dieses heute noch genutzt wird? Für unterwegs auf jeden Fall neben Laptop mit PowerPoint praktisch! Und umweltfreundlicher. Nicht schlecht finde ich auch die schwarze Folie, vielleicht für Leute, die Nachhilfe geben?
Nichtsdestotrotz beneide ich Dich trotzdem für HomeOffice. Jaaa, ich weiß, es ist auch kein Zuckerschlecken und fordert vor allem Disziplin. Denn da grinst einen noch die staubige Kommode an, woanders die unaufgeräumte Küche etc.pp.
Aber wenn ich da an meinen Fahrweg zur Arbeit denke…völlig sinnlose, verschwendete, nie mehr wieder bekommende 50-60 Minuten pro Strecke, die ich sparen könnte.
Ich hole momentan die Große auch „eher“ ab von der Schule(15 Uhr, eigentlich könnte sie bis 16 Uhr ). Aber sie ist das Gegenteil von kaputt und muss noch stundenlang mit ihrem Kumpel draußen spielen!!
Und jetzt muss ich schnell die Kleine zum Kindergarten bringen; die habe ich heute früh unverantwortliche 10 Minuten alleine zu Hause gelassen, während ich die Große zur Schule brachte.
Gruß Silke
Hallo Silke, danke für Deinen Kommentar. Ja ich habe diese Whiteboard Folie auch per Zufall entdeckt. Mein Kunde hatte überhaupt kein Flip Chart bei sich und ich habe kein Auto (und auch kein Flip Chart) und könnte auch somit nichts größeres transportieren. Die Folie ist natürlich schwieriger kompostierbar aber eben auch wiederverwertbar.
Ich finde es übrigens nicht verantwortungslos, Kinder für einen überschaubaren Zeitabschnitt mal alleine zu Hause zu lassen. Auch im Kindergartenalter. ;) Hab einen schönen Tag.
Liebe Grüße, Sonja