Am 5. des Monats teilt Bloggerhausen der geneigten Leserschaft mit, was es eigentlich so macht, den ganzen Tag. Frau Brüllen ist Schuld, die hat das ins Leben gerufen.
Ich stehe morgens um kurz nach 6 Uhr auf. Dummerweise werde ich immer vorher schon wach, so gegen 5. Manchmal auch um 4 Uhr. Wenn ich dann um 6 aufstehen soll, war ich gerade nochmal im Tiefschlaf. Was soll sowas eigentlich? Warum hat die Evolution so ein bescheuertes Schlafverhalten nicht längst ausradiert? Ich Dino.
Netterweise wollte heute kein Kind etwas von mir, während ich unter die Dusche stand. Es bringt mich völlig aus dem Tritt, wenn ich frühmorgens mit jemandem reden muss – oder schlimmer – etwas für jemanden tun soll, obwohl ihre Zeit noch nicht gekommen ist. Die Kinder sollen um 7 aufstehen, wenn Muttern geduscht, angezogen und so halbwegs hergerichtet ist. Dann bekomme ich auch die Zähne auseinander. Heute also glückliche Ruhe unter der Dusche.
Seit einigen Tagen verweigern meine Kinder ihr Frühstück. Selbst ein Schluck Wasser ist zu viel. In meinem Kopf wetteifern sich meine Mutter und meine Omma mit Schnappatmung und gesundheitlichen Diagnosen über den Zustand der Kinder – „ohne Frühstück!!! vor der Schule!!Einself!“.
Ich setze mich lächelnd mit meinem Milchkaffee zu den Kindern an den Tisch, die relativ aufgeweckt Sachen aus ihrem Leben erzählen und lasse sie. Ich kann morgens auch nichts essen und Zwang tut uns allen nicht gut.
Kind2 trinkt heute Kakao, „IMMERHIN MILSCH!“, schreit meine beherzte rheinische Oma in meinem Kopf. Kind1 hat weiterhin keinen Hunger und erzählt von Freundinnensorgen. Ich verspüre starkes Helikopterbedürfnis und möchte mit den Müttern der Freundinnen mal sprechen. Ich denke bisher noch darüber nach und helikoptere nur innerlich.
Wir fahren mit dem Rad zur Schule. Kind2 will nicht öffentlich geküsst werden, Kind1 schon. Ich fahre zur Arbeit.
Nachmittags die Kinder von der Schule abgholt und in den Park gebracht. Unter Protest. Kind2 wollte nach Hause, ich aber nicht. Wir waren verabredet mit Freundin M und ihrem Sohn. Erst gab es Tränen, dann spielten Kind2 und der Freundinsohn wunderbar miteinander. Kind1 hatte keine Spielgefährtin und hörte Hörspiel über Spotify auf meinem Handy. Die Freundin und ich tauschten uns über die Dinge aus, lachten, empörten und berieten uns.
Nach knapp zwei Stunden mussten wir aufbrechen. Der Abend war noch sehr warm und wunderbar, aber die Kinder müssen rechtzeitig ins Bett.
Von wegen Zwang ist nicht gut für uns! Zwar dürfen die Kinder ihr Frühstück skippen, müssen aber mit mir in den Park, wenn ich das möchte und danach auch noch duschen! Mit Haarewaschen. Ich bin pupskacka, wisster Bescheid.
Achso, ich vergass den morgendlichen sowie nachmittäglichen Geschwisterstreit zu erwähnen. Stellt ihn Euch als immerwährenden Geräusch- und Aktionsteppich vor. Er ist immer da. Wie so eine zu nahe gelegene Autobahn. Inklusive Unfälle und ungeduldige Raser.
Nach dem Duschen gab es Wraps, für die Kind2 sich anbot, Salat im Supermarkt um die Ecke zu kaufen. Das hätte er sich noch vor 2 Monaten niemals alleine getraut. Aber jetzt schon und solche Fortschritte erfreuen mich sehr.
Jetzt schlafen die Kinder (oder lesen heimlich, ich hab noch nicht nachgeschaut) und ich muss noch den Tisch abdecken, Küche aufräumen, Tisch für das Frühstück („Ja, also…!“ sagt meine Mutter. „Selbstvaschtändlisch!“ ruft Oma) vordecken, Schulbrote vorschmieren. Wäsche falten, Wäsche aufhängen und dann idealerweise um 22 Uhr ins Bett, damit ich morgens um 6 auch hochkomme.
Es funktioniert übrigens nicht, später ins Bett zu gehen, ich wache trotzdem um 4 auf, bin dann um 6 aber noch müder.
Eigentlich würde ich auch gerne wieder mehr bloggen, aber außer solche Tagebuchblogeinträge bekäme ich nicht viel hin. Sagt mir, dass das alles besser wird, wenn ich mich und das Arbeitsleben aufeinander eingependelt habe.
„Das kommt alles beim Verputz“, hat meine rheinische Oma immer gesagt, die zeitlebens sehr pragmatisch war. Es bedeutet, dass man nicht sofort alles perfekt können muss. Hauptsache erstmal anfangen. Kleine Unebenheiten kann man dann auch noch später ausbessern. Ist zwar nicht perfekt und wird so nicht gelehrt, sieht aber nachher keiner. In dem Sinne, ziehe ich jetzt erstmal meine Wände hoch, schaffe neue Räume, Türen und Grundrisse. Beim Verputz wird es hier dann wieder mehr zu sehen geben.
Und was habt Ihr den ganzen Tag so gemacht, eigentlich?
Hach, die rheinische Omma! Köstlich. Ich habe diese Stimmen noch immer im Hinterkopf, wenn ich meine Töchter (48 u 40) treffe: „Jetzt iß doch mal ordentlich was…“ oder „Ein ordentlicher Vogel verlässt ein ordentliches Nest! Räum mal auf!“ Und ich muss sehr auf die Zunge beißen, damit das nicht kommt.
Toller Text! LG Sunni
ach das kann ich verstehen..
Sag mal, der Papa, ist der aus dem Alltag geskipped? (Falls das nicht zu neugierig ist).
Schön, von Dir zu lesen, und Daumen hoch, wie Du das packst. Liebe Grüße von einer langjährigen Leserin
❤️ Danke!
“ Das kommt alles beim Verputz“ ist super, sehr weise. Das merke ich mir als Zitat, wenn ich den Leuten beibringen, wie sie ihre Arbeit organisieren können (ich gebe Projektmanagement-Seminare) und sie down sind, weil sie das Gefühl haben, das echte Leben sei anders als das Lehrbuch. Und das ist es ja auch. Also, Deine Oma wird nun auch in Seminaren Leuten weiterhelfen 😉
Für mich ist es schwer, zu schreiben, was ich den ganzen Tag mache und ich merke, wie ich mich bei sowas auch in Alltagsgesprächen mit anderen Mamas oft zurückhalte. Mein Leben ist ein bisschen anders und erklärungsbedürftig; dazu hat man ja nicht immer Zeit und Lust.
Das Berufliche findet manchmal tagelang im Homeoffice und dann im Einsatz irgendwo in Deutschland statt. Wir leben Patchwork, ein Kind im Wechselmodell nur jede zweite Woche bei uns, eins immer bei uns. Dh ich kann mal voll den Alltag mit den Kindern teilen, mal gar nicht. Beruf und privat erfordert viel Organisation – Patchwork hilft aber auch hierbei, da viele Betreuungsmöglichkeiten idealerweise.
Wenn alle da sind, ist der Geschwisterstreit aber auch hier dauernde Geräuschkulisse. Sie sind beide miserable Esser und auch noch unterschiedlich wählerisch. Meine Großeltern hätten sie auch gezwungen zum Essen, was gekocht wurde. Meine Mutter hat als Kind mal in einen Pflanzkübel erbrochen, nach Stunden allein in der Küche („Du kommst erst raus, wenn der Teller leer ist“) und hat sich geschworen, sowas nie den nächsten Generationen anzutun…. Zum Glück! Sie versteht die Kinder zwar auch nicht in ihren Extremen, aber arbeitet nicht dagegen.
Liebe Grüße
Was ein toller Einblick.
Du hast echt Talent im Schreiben.
Schade, dass in letzter Vergangenheit so wenig Blogs von dir kam.
Lg, Lisa
Oh, Dankeschön! Das ist so schön zu lesen, gerade.