Ich habe mich mal wieder mit Tony Anscombe unterhalten. Das ist ganz lustig, genau vor einem Jahr sprachen wir schon einmal miteinander über das Thema „Kinderfotos sicher im Internet teilen“. Jetzt hatten wir wieder einen Telefontermin. Ich durfte ihn über Sicherheitsvorkehrungen für Eltern befragen, wie Eltern ihre etwas größeren Kinder und Jugendliche sicher im Internet spielen, arbeiten und kommunizieren lassen können.
Tony Anscombe ist ein der Unternehmensbotschafter der Internetsicherheitsfirma AVG. Wir sprechen darüber, was Eltern tun können, um ihre Kinder auf den Spaß und die Risiken im Netz vorzubereiten.
Kinderfotos im Netz teilen – aber sicher
Weil es mir ein besonderes Anliegen ist, sprachen Tony und ich wieder darüber, wie Kinderfotos sicher im Netz zu teilen sind. Ich wollte wissen, ob er neuere Erkenntnisse hat – oder andere sachdienliche Hinweise. Damit sind wir auch gleich beim Thema, was ich mit Tony besprach:
Worauf beim Teilen von Kinderfotos im Netz zu achten ist:
- Überlege Dir, ob Du den Namen des Kindes mitteilst. Ob das sicher ist, dies zu tun, hängt auch von den weiteren Sicherheitseinstellungen Deiner Geräte (Kamera) und Plattformen (zB Facebook) ab.
- Stelle Deine Sicherheitseinstellungen der Plattform gut ein. Auf Facebook kannst Du einstellen, ob Du den jeweiligen Inhalt öffentlichen, mit Freunden oder einem noch enger gezogenen Kreis teilen möchtest. Das gleiche gilt auch für Instagram, Twitter, etc.
- Kennst Du alle „Freunde“ der Social Media Plattformen persönlich? Möchtest Du mit allen die Kinderfotos teilen? Auch das kann man in die Privacy-Einstellungen vornehmen.
- Einstellungen der Kamera / des Handys prüfen: Hat die Kamera Zugriff auf Deine gps-Daten? Schalte das aus, wenn Du keine PGS-Info in den Metadaten der geteilten Bilder teilen möchtest.
Fazit: Kinderfotos kann und darf man im Netz teilen, wenn man ein paar Dinge beachtet. Ich persönlich finde die Angstmache, dass ein Kinderfoto, das heute auf Facebook, Twitter und Instagram geteilt wird, später eine Jobeinstellung gefährden kann, für übertrieben. In 15-20 Jahren wird sich das Internet genauso rasant weiter entwickelt haben, wie in den letzten 15 und 20 Jahre, die hinter uns liegen. Wer genau soll und will in 15 Jahren Kinderfotos recherchieren, um zu prüfen, ob das Kind früher mit Brei gekleckert hat, Mama küsste oder zu Karneval verkleidet war. Selbstverständlich sind im Netz Nackheit und sonstwie kompromittierendes tabu.
Sobald die Kinder größer werden, haben sie immer mehr Vorstellungen darüber, ob ein Foto von ihnen gemacht werden und ob es hergezeigt werden darf. Irgendwann beginnen Kinder vielleicht selber, Bilder teilen zu wollen. Das ist dann spätestens der Zeitpunkt, um die Kinder in die obigen Punkte der Sicherheitseinstellungen einzuweisen.
Die virtuelle Aufklärung
Wie Kinder und Jugendliche sich sicher im Netz bewegen können
Tony verglich die Aufklärung über den Umgang mit dem Internet wie „das Aufklärungsgespräch“ über die Sexualität. Und wie wir heute wissen, ein verklemmtes Aufklärungsgespräch ist nicht gut genug. Für ein echtes Verständnis sind natürliche, kleine Dosen ideal – immer dann wenn das Thema und eine Frage dazu (Internet, jetzt) auftauchen. Fakt ist jedenfalls: Die virtuelle Aufklärung über den Umgang mit dem Internet ist genauso wichtig wie die sexuelle Aufklärung.
Manche Eltern sind verunsichert, weil ihre Kinder sich eines Tages viel besser im Netz auskennen werden, als sie selbst. Aber so ist das eben, sagt Tony. So ergeht es irgendwann den meisten Eltern. Das ist Aufgabe von Kindern und Jugendlichen: Grenzen ausprobieren, Neues kennen lernen. So entsteht Fortschritt. Kinder sind die Zukunft. Das gilt auch für das Wissen. Grundsätzlich, nicht nur im Internet.
- Das A & O: Bleib im Gespräch mit Deinem Kind. Teile sein Interesse für die Features im Netz. Kenne Dich aus.
- Eltern sollten mit den Kindern zusammen die Apps und Spiele durchgehen und schauen, ob sie für ihre Kinder geeignet sind. Manchmal ist ein Spiel durchaus in Ordnung, aber die Werbebanner verweisen auf Dating-Sites für Erwachsene. Das kann man nur herausfinden, wenn man das Spiel selber ausprobiert.
- Eltern sollten sich auch mit den Social Media Plattformen, Apps und den Features auskennen, die ihre Kinder nutzen. Nur so können sie ihre Sprößlinge auf Risiken aufmerksam machen.
- Passwort-Management. Das gilt übrigens auch für Eltern! Habt ein gutes, sicheres Passwort, das niemandem verraten wird. Nicht der Lehrerin und nicht den besten Freunden. So kann es auch nicht zu Missbrauch kommen.
- „Kennt Ihr alle Freunde persönlich?“ ist die Frage, die sich die Kinder stellen sollten, wenn sie im Netz unterwegs sind. „Ich spreche nicht mit Fremden. Das gilt auch im Internet“, könnte eine einfache Regel sein. Wen das Kind im analogen Leben nicht kennt, muß es auch im Netz nicht „befreunden“. Die Kinder sollten daher natürlich auch offen und ehrlich über die Risiken informiert werden, wenn sie Privates mit wildfremden Menschen aus dem Internet teilen.
- Es ist Geschmacksache, ob Kinder auch Eltern ihrer Freunde befreunden sollten. Kinder und Jugendliche sollten ihren eigenen Raum haben, das ist in Ordnung so. Ich weiß nicht, ob ich es möchte, dass fremde Eltern Einblicke darin hat, was mein Kind im Internet teilt und wie es kommuniziert.
- 2-Wege-Authentifizierung: Tonys großer Favorit. Für Facebook-Deutschland funktioniert es wohl noch nicht, ist aber eine besonders sichere Sache, um die Accounts für Missbrauch zu schützen.
- Bei kleineren Kindern, die gelegentlich schon am Tablet spielen dürfen, wäre eine Kindersicherung des Geräts oder des Wifi spots sinnvoll.
Mit IOS8 kann man auf Apple Geräten seine Sicherheitseinstellungen leichter vornehmen. Wußte ich noch nicht, hat Tony mir erklärt und diesen Link von Apple dazu geschickt.
YouTube
Tony erzählt, wie er das Thema Youtube mit seinem 14jährigen Sohn angeht: Selbstverständlich könnte der Junge alles auf Youtube anschauen, eine Art Kindersicherung ist nicht möglich. Da hilft es nur, in engem Kontakt mit dem Jugendlichen zu bleiben und darüber zu sprechen, warum es gefahrvoll sein kann, sich bestimmte Videos anzuschauen. Tony wählt dazu einen spaßigeren Weg: Er schickt sich mit seinem Sohn Messages, „Hier kennst Du das Video schon…?“ So bekommt er einen guten Einblick in das, was seinem Sohn gefällt. Auch wenn er sicher sein kann, dass der Junge nicht alles mit seinem Dad teilen wird, was er seinen Freunden zeigt. Schließlich ist er 14 ;)
Snapshot
Ich wußte gar nicht richtig, was Snapshot so ist, also erklärte Tony es mir: Snapshot ist sowas wie eine Mischung aus Fotoplattform und Whatsapp. Man kann sich Fotos schicken, die sich aber nach dem ersten Anschauen selbst löschen. Pro Snapshot: Die nächste Generation denkt darüber nach, den Content im Netz nicht für immer zugänglich zu machen. Das wird eines der Themen in der nächsten (oder weiteren) Zukunft sein. Contra Snapshot: Die Jugendlichen denken, sie könnten teilen, was immer sie wollten. Aber, selbstverständlich können Screenshots gemacht werden. Screenshots meldet Snapshot an den Absender. Immerhin weiß derjenige dann, wer einen Screenshot gemacht hat, kann das aber nicht mehr unbedingt verhindern. Allerdings können Bilder natürlch auch durch eine andere Kamera abfotografiert werden, davon erfährt der Absender dann nichts. Hier hilft nur: Im Gespräch sein mit dem Kind und auf Risiken sowie auf ethische Verantwortung sensiblisieren.
Egal um welche Apps oder Features es geht, wichtig ist die virtuelle Aufklärung, nicht nur, wie das Netz und seine User funktionieren, sondern auch, wie man sich und seine Inhalte schützen kann.
Es ist wirklich ähnlich wie mit der Liebe: Teilen ist schön, aber die Sicherheit nicht vergessen ;)
Dieser Text entstand in Kooperation mit AVG. Text und Meinung sind von mir.
Da ich selber im Online Bereich tätig bin, weiß ich sehr gut über die Gefahren des Netz Bescheid. Möglicherweise bin ich deshalb auch besonders vorsichtig, was den Umgang meiner Kinder mit dem Internet angeht – eben weil ich die Risiken ganz genau kenne. Sehr kritisch betrachte ich Social Media Plattformen. Mobbing Attacken auf dieser öffentlichen Ebene können das Selbstwertgefühl massiv schädigen, was meiner Erfahrung nach immer öfter vorkommt. Auch wenn das Netz viele Vorteile bringt, sollte man als Elternteil die Gefahren nicht aus den Augen verlieren…
Absolut. Da gebe ich Dir recht! Ein Punkt, den man besonders besprechen sollte. Denn SoME einfach zu verbieten, geht ab einem bestimmten Alter schlicht nicht mehr.