Trotzbloggen! Das Wort habe ich ich erfunden, damit wir das gleich einmal festhalten. Wenn Bockigkeit und Autonomiewille zum Bloggen führen. Eigentlich traue ich mich gerade nicht zu bloggen. Alles zu privat. Aber gar nicht Bloggen ist auch keine Lösung.
Ich komme mit dem Editor von WordPress nicht mehr klar, so lange habe ich schon nicht mehr gebloggt. Darf ich mich eigentlich noch Bloggerin nennen, fragte ich mich heute abend angesichts des letzten gebloggten Textes von vor vier Monaten. Schwupp! Einsetzen eines Trotzdem und Jetzt-erst-recht-Gefühls.
Die Sache ist die. Ich habe jetzt ein Privatleben. Ich bin alleinerziehend und so frei wie ein Vogel. Abgesehen von meinen Verpflichtungen als Mutter und so. Aber über mein Privatleben bloggen? Mein Arbeitsleben, oder wie das mit dem Vater läuft? Sicherlich nicht!
Die Sache mit den Kindern ist auch so ein Ding. Die haben nämlich auch ein Privatleben und das gehört in keinen Blog mehr. Dabei würde ich mir so gerne die Sorgen und Nöte von der Seele bloggen, oder erzählen, was sie schon alles können, diese wundervollen Kinder. Sie sind so super. Ich lieb die so! Sie treiben mich immer noch in den Wahnsinn. Mehrmals am Tag. Aber das lieb ich auch. Ich kann also nicht verbloggen, wie wir das hier mit Alltag, Schule und Gedöns hinbekommen, was ich mache, wenn die Kinder vollpubertäre Züge zeigen, obwohl die noch nicht an der Reihe ist, entwicklungsschritt-technisch gesehen (wie ich finde). Oder wie ich versuche, pädagogisch wertvoll bei eigener Vollgenervtheit zu bleiben. Wie einige von Euch (seid Ihr noch hier?!?! Hallo?) vielleicht noch erinnern: es war noch nie meine Spezialität. Aber die Kinder und ich reden drüber.
Letztens hab ich den Kindern geraten, dass wenn ich morgens „Schnell schnell!“ rufe oder etwas in dem inhaltlichen Bereich und sogar klare Handlungsanweisungen erteile wie „Zähneputzen jetzt! Dann Haare kämmen! Und danach Jacken an!!“, dann heiße das nicht, in seelenruhe das Kuscheltier zu verabschieden oder mir Zeichnungen aus dem Toni zu holen und zeigen zu wollen. All die Weil ich vor dem Spiegel stehe und versuche, mich doch noch zu schminken und halbwegs kultiviert auszusehen. Ganz schlecht ist es auch, hab ich meinen Kindern geraten, während der morgendlichen Eile, den Schminkversuchen und dem Tisch abdecken während die Augencreme trocknet, mir philosophische, metaphysische oder mathematische Fragen zu stellen. Die Kinder waren sehr erstaunt! Ich würde den Tisch ja nicht mit dem Mund abdecken und warum könnte ich denn nicht antworten. Sie könnten ja auch mit Zahnbürste im Mund fragen.
Glücklicherweise haben wir beim Nachmittagstee (es gibt bei uns nie Tee, das heißt nur so. Die Kinder trinken Wasser, ich Kaffee. Aber völlig egale Nebeninformation eigentlich). Also wir sprachen in einem ruhigen Moment und ich konnte darüber lachen.
Wenn ich es eilig habe weil wir locker 10 Minuten zu spät sind und wir das gleich in einem Fahrradsprint einholen wollen, die Kinder noch Zähneputzen sollen und ich die 2 Minuten mit ungefähr 10 Tabs in meinem Hirn sinnvoll ausnutzen möchte (1. erst Augencreme, 2. dann Concealer, 3. Kajal oder Lidschatten oder dafür keine Zeit?, 4. Tisch abdecken, 5. Spülmaschine an oder noch Platz?, 6. Mist ich muss die eine Überweisung noch machen, 7. im Büro muss ich als erstes Media schalten, 8. putzen die Kinder auch wirklich die Zähne, 9. sind die Pausenbrote geschmiert, 10. verdammt ich muss die Pausenbrote noch schmieren, 11. wo ist meine Handtasche?), währenddessen ich das Zahnputzverhalten der Kinder beaufsichtige, die Tabs abarbeite und in einem ausgeklügelten System hin und her springe, … also wenn man mir dann mit Kuscheltier im Arm und plötzlich wieder ohne Hose dahstehend fragt, warum Pluto kein Planet mehr ist, warum die Atombombe gebaut wurde, warum im Klassenrat der Name eines Kindes nicht genannt werden soll, wenn man sein Verhalten kritisiert und wieso so viele Lieder von Liebe und Küssen handeln, dann … ähm … dann ist es Zeit für meinen mütterlichen Zen Buddhismus. Einatmen, ausatmen, Stress von mir lassen, mir zulächeln, Mitte finden, Dankbarkeit finden und das innere Meeresrauschen hören und so. Kennt Ihr, ne? Also, ich nicht. Ich kenne das dann gar nicht. Deshalb kommt der Zen Buddhismus zu mir nie. Ich flippe auf meine eigene, charmante Art aus. Ich werde laut.
Die Kinder verwundert das. Mich nicht und das versuchte ich letztens beim Nachmittagstee zu erklären. Die Kinder schüttelten die Köpfe, zuckten mit den Schultern, sagten wohlwollend „Och, Mama!“ und versprachen mir, sich das demnächst zu merken wenn ich morgens zu Eile mahne und hatten es dann sofort wieder vergessen. Sowas kann ich ihnen nämlich ansehen.
So.
Jetzt hab ich gebloggt.
Tschakka.
Was ich hier verbloggen will, weiss ich immer noch nicht. Es gilt alles, was ich bereits im Sommer 2019 sagte. „Das kommt alles beim Verputz“. Auf den warte ich ja schon seit Längerem. Fachkräftemangel. An allen Ecken und Enden.
Also blogge ich jetzt Trotz.
Titelbild: Teebeutelhalter sind das neue Kalenderblatt. Oder WTF?!