Hallo, ich bin Sonja und ich bin wütend. Eltern wie ich leisten gerade jetzt in der Corona-Gesundheitskrise einen wichtigen Beitrag für Gesellschaft und Wirtschaft. Dafür erhalte ich weder Anerkennung, noch politisches Mitspracherecht und schon gar kein Geld.
Na? Wer hat sich auch gestern über die zynisch anmutenden Muttertags-Tweets vom Familien- und Gesundheitsministerium geärgert? Ein Rollenverständnis von 1950, laue Dankbarkeit an einem Tag im Jahr, selbstverständliches Homeschooling zur Corona-Krise aus Mutterliebe. Dazu abwesende Väter, abwesende politische Unterstützung, abwesende Entlohnung für eine zusätzliche Arbeitsleistung wie Betreuung und Homeschooling.
Dass ich mich über den Muttertag und sein grottiges Rollenverständnis aufrege, ist ja nichts Neues. Neu ist es aber, dass wir Eltern, insbesondere sind hier Frauen die Leistungs- und Leidträgerinnen, zur Pandemiezeit ungefragt die Beschulung der Kinder übernehmen müssen.
Die Schulschließungen sind selbstredend wichtig für Unterbrechung der Ansteckungsketten gewesen und ich hielte sie auch noch für weitere Wochen für richtig. Aber das nur nebenbei.
Corona Eltern sind mehrfach überbelastet
Was der Skandal ist: Eltern leisten seit rund 9 Wochen unglaubliches: Erwerbsarbeit im Homeoffice und Beschulung von teilweise mehreren Kindern. Und zwar alles gleichzeitig. Jeden Tag zusätzlich zur eigentlich Kernarbeitszeit Mittagessen kochen, gestiegenes Haushaltsaufkommen abarbeiten und spätabends und nachts den Rest der eigenen Erwerbsarbeit leisten.
Das Private ist politisch, weil …
Pflegearbeit wie Kinderbetreuung und -Erziehung ist eine wichtige Grundlage für alle anderen Wirtschaftsleistungen. Denn Familie ist auch Wirtschaft. Wir Eltern müssen arbeiten gehen können. Kinder werden zu Rentenzahler*nnen, zu Wähler*innen. Die Familie ist die wirtschaftliche Kerneinheit des Staates.
Die Coronakrise zeigt deutlich, wie wenig Frauen und Familien, Kinder und ihre Betreuung dem Staat wert sind. Familien und hier insbesondere Frauen, leiden zwar am meisten unter der Last von Home Office, Homeschooling, gestiegenen Kosten, gesunkenem Gehalt, Existenzsorgen usw., haben aber kein Mitspracherecht im Coronakabinett. Das Familienministerium ist dort nicht zugelassen. Stattdessen werden Subventionen für die sehr starke Automobilbranche und für die Lufthansa besprochen, die Bundeslige wird mit großem Gewese und Sicherheitsmaßnahmen realisiert – und Spargel wird’s geben, ganz wichtig.
In der Coronakrise mussten Eltern von heute auf morgen einspringen und die Betreuungs- und Beschulungsleistung von Kitas und Schulen auf unbestimmte Zeit übernehmen. Gleichzeitig müssen sie aber auch weiterhin der Erwerbsarbeit nachkommen. Regelungen oder Ansagen der Kanzlerin an die Arbeitgeber*innen bezüglich Eltern und deren Verantwortung gab es nicht.
Die Lockerungen machen Eltern nicht lockerer
Die Lockerungen für diverse Wirtschaftszweige und die Schulöffnungen erleichtern es den Eltern kein bisschen. Die Betreuung und Beschulung der Kinder ist nämlich keinesfalls in vollem Umfang wie vor der Coronakrise möglich (aus verständlichen und sinnvollen medizinischen Gründen). Nein, die Schulzeiten sind kürzer und finden nicht an jedem Wochentag statt, um die Lerngruppen klein halten zu können. Wer mehrere Kinder hat, kommt also durch ein rollierendes System und ggf. unterschiedlichen Klassen und Institutionen nicht wirklich zum Arbeiten. Im Zweifel muss noch ein Kind zu Hause zu betreuen werden, während das andere Kind gebracht und abgeholt werden muss.
Nur, falls sich wer gefragt hat, warum für Eltern jetzt nicht alles besser ist.
Mir fehlen überzeugende und durchdachte politische Lösungen
Es sei noch einmal deutlich gesagt, dass sich meine Kritik nicht an Lehrer*innen oder die Schulen richtet. Die leisten größtenteils einen engagierten Job! Meine Kritik richtet sich an die Bildungsministerien der Bundesländer und hier insbesondere auch an die Landesminster*innen. Looking at you, Armin!
Der Staat kann also immer noch nicht seinem Bildungsauftrag nachkommen. Auch gesetzlich garantierte Kitaplätze sind davon nicht ausgenommen. Die Kinder bleiben weiterhin zu Hause und müssen dort beschult werden. Die Schulpflicht wird zu einer Beschulungspflicht für Eltern.
In manchen Schulen sind Elterngespräche gefragt, die dann in Kopie den Jahreszeugnissen der Kinder begeheftet werden sollen. Damit hat der staatliche Bildungsauftrag dann vollends versagt.
Wie lange das noch so geht, kann aus verständnlichen Gründen niemand sagen.
Als Mutter steht die Gesundheit meiner Kinder ganz oben auf der Prioritätenliste. Für mich ist es derzeit keine Lösung, die Schulen noch weiter zu öffnen. Die Virenschleuder von vielen Personen (wenn auch mit kleineren Klassen) ist ein Risiko, von dem auch viele Virolog*innen warnen.
Die Politik hat es versäumt, ihrem Bildungsauftrag nachzukommen und innerhalb der vergangenen zwei Monate stimmige, digitale Bildungsangebote zu entwickeln, die in den nächsten Monaten tragen. Das muss dringend nachgeholt werden.
Die Politik hat es außerdem bisher versäumt, den Familien und vorallem Frauen ein Mitspracherecht an der Bewältigung der Krise einzuräumen.
Backlash des Feminismus? Es reicht. Corona Eltern rechnen ab
Anachronistische Dankestweets zum Muttertag von Ministerien, die eine emsig schaffende Mama und einen abwesenden Vater zeigen, tragen da nur zum Alarmklingeln in meinem Kopf bei: Der Backlash der Rollenzuweisungen ist ganz überdeutlich. Wer sollte nochmal zur Maskenproduktion herhalten, die die Politik bis heute nicht sichergestellt hat: „Die Mami“, so Wortlaut Söder.
Es kann nicht sein, dass Eltern und Kinder, Lehrer*innen und Erzieher*innen das einfach alleine wuppen sollen!
Wir (Karin Hartmann, Rona Duwe von Phönix Frauen und ich) werden daher von heute an dem Staat bzw. unserem Bundesland die zusätzlich erbrachte Betreuung und Beschulung unserer Kinder monatlich in Rechnung stellen.
Das Rechnungsstellen ist unsere Form von Protest, die wir in Zeiten von Corona von unserem Küchentisch aus führen können. Wir machen unseren Protest deutlich in den Blogs und auf Social Media.
Wenn ich als Steuerzahlerin finanzstarken Industriezweigen aus der Krise helfen soll, steht auch mir für meine Krisenleistungen staatliche Unterstützung zu.
Ich lehne jedes Rollenverständnis ab, das Geschlechtern Tätigkeiten zuweist. Ich lehne auch eine Krisenbewältigung ab, die nach dem so genannten „starken Mann“ giert und keine Expertin mehr anhört. Ich lehne aber vorallem politische Entscheidungen ab, die auf dem Rücken der Familien ausgetragen werden und dabei (siehe unüberlegte Schulöffnungen) auf dem Rücken unserer gesundheitlichen Absicherung.
Carearbeit ist immer, nicht nur in Krisenzeiten, ein wesentlicher Teil, der mit zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt. Der wird auch üblicherweise unter den Tisch gekehrt. Dass Frauen Angehörige und Kinder unentgeldlich versorgen, darauf fußt unser Wirtschaftssystem. Carearbeit ist eine systemrelevante Leistung, immer, nicht nur in Zeiten von Corona. Würden Frauen diese Arbeit nicht leisten, müssten es andere tun. Aber wer? Und zu welchem Preis? Carearbeit darf nicht kostenlos bleiben. In Zeiten einer Gesundheitskrise und gleichzeitigen Bewältigung von Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung wird dieses Missverhältnis besonders deutlich.
Beteiligt Euch! Empört Euch! Stellt Eure Arbeitsleistung in Rechnung!
Wir rufen Euch auf, Euch unter dem Hashtag #CoronaElternRechnenAb an dieser Aktion zu beteiligen! Schreibt von heute an monatlich eine Rechnung an das Kultusministerium (für Schulkinder) und/oder an das Familienministerium (Kitakinder) Eures Bundeslands. Sendet eine Kopie Eurer Rechnung an das jeweilige Bundesministerium.
Bringt Eure Situation und Euren Beitrag für die Bewältigung dieser Krise in Social-Media zum Ausdruck. Nutzt Instagram, Facebook, TikTok oder Twitter (oder wo auch immer Ihr seid) zur Bekanntmachung. Nutzt den Hashtag #CoronaElternRechnenAb!
Zeigt Eure Leistungen und Rechnungen (Beträge können gern geschwärzt werden). Zeigt, wie ihr Eure Briefumschläge in den Postkasten werft, veröffentlicht Videos, in denen Ihr Euren Unmut deutlich macht und Eure Rechnungsstellung ankündigt.
Lasst uns gemeinsam aktiv werden und echte Entlastung und Wertschätzung für Frauen und ihre Familien einfordern!
Eine Rechnung über zusätzlich erbrachte Leistung können alle Bürger*innen stellen. Egal ob Angestellte, Hausman, Hausfrau oder Angestellte.
Weitere Beiträge und Aktionen zu #CoronaElternRechnenAb:
Rona Duwe vom Blog phoenix-frauen.de ist Mitinitiatorin der aktuellen Aktion. Ihren Blogbeitrag „Coronaeltern rechnen ab findet“ Ihr hier. Auf ihrem Instagram-Profil wird sie morgen ihre Rechnung schreiben und abschicken.
Karin Hartmann als weitere Mitinitiatorin hatte die Idee, unsere Leistungen in Rechnung zu stellen. Sie wird hauptsächlich auf Twitter und auf Instagram aktiv sein.
Ich selbst werde neben dem Blog auf Twitter, Facebook und Instagram aktiv sein und mein Rechnungsschreiben begleiten.
Im März hat bereits die Bloggerin Silke Widmer von gut-alleinerziehend eine sehr ähnliche Idee. Wir haben im Nachhinein von ihrer Aktion erfahren, stehen mit ihr im engen Austausch und unterstützen die gemeinsame Sache. Sie hat außerdem auch viele nützliche Tipps und ebenfalls eine Vorlage.
Weitere Blogposts zum Thema:
Mama streikt:#CoronaEltern stellen Rechnungen an die Politik
Frische Brise hat in einem Internettipp auf uns verwiesen.
#CoronaElternrechnenab – denn wir sind nicht nur wirtschaftlich relevant
Familie.de: Corona Eltern rechnen ab. Interview
Mehrarbeit während Corona: Mütter stellen Gehalts-Rechnungen an den Staat
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Serviceteil – Rechnungsstellung
Download einer Rechnungsvorlage zur individuellen Anpassung.
Welchen Stundensatz?
Wir haben hier auch eine Auflistung der Tarifgehälter von Lehrer*innen und Erzieher*innen zur Orientierung.
Ich selbst werde mich an meinem Einkommen orientieren und dies beziffern.
Link zu den Ministerien auf Landesebene.
Liste der Kultusministerien.
Twitteraccounts der Landesministerien für Bildung:
NRW | Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen | @bildungslandNRW
Schleswig-Holstein | Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur | @bildung_SH
Sachsen-Anhalt | Ministerium für Bildung in Sachsen-Anhalt | @MBSachsenAnhalt
Thüringen | Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport | @BildungTH
Berlin | Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familien | @SenBJF
Rheinland-Pfalz | Ministerium für Bildung | @Bildung_RLP
Saarland | Ministerium für Bildung und Kultur | @MBK_Saar
Hamburg | Behörde für Schule und Berufsbildung | @HH_bsb
Bayern |Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus | @KM_Bayern
Hessen | Hessisches Kultusministerium | @RegHessen (kein eigener Account)
Sachsen | Sächsisches Staatsministerium für Kultus | @Bildung_Sachsen
Brandenburg | Ministerium für Bildung, Jugend und Sport |@MBJSBrandenburg
Mecklenburg-Vorpommern | Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes MV | @manuelaschwesig (keine Twitter-Accounts der Ministerien)
Niedersachsen | Niedersächsisches Kultusministerium | @MKNiedersachsen
Bremen | Die Senatorin für Kinder und Bildung | @skb_bremen
Baden-Württemberg | Ministerium für Kultus, Jugend und Sport | @KM_BW
Vorab: ich habe selbst drei Kinder und ähnliche Probleme zu bewältigen. Was ich aber nicht verstehe, ist der Genderismus an dieser Stelle. Wo sind denn eure Männer, die ihr euch selbst ausgesucht habt? Kommuniziertes Rollenbild hin oder her, was ihr im Alltag daraus macht, habt ihr doch selbst in der Hand, oder nicht? Wie haben es denn unsere Großeltern gehandhabt? War es nicht ganz normal Kinder zu bekommen (und davon möglichst viele) und diese irgendwie zu halbwegs brauchbaren Individuen zu erziehen? Warum zetert ausgerechnet unsere Kuschelgeneration so rum, wenn man sich mal um den eigenen Nachwuchs kümmern muss? Wir haben Kindergeld und davon viel. Wir bekommen Elternzeit und Elterngeld und meistens sogar Betreuungsangebote. Ich sehe hier trotzdem keinen staatlichen Bildungsauftrag. Wenn man Bildung und dazu gehört insbesondere der Prozess der „Menschwerdung“ im gesellschaftlichen Sinne, staatlichen Institutionen überlässt, sind deine Kinder komplett verloren. Du findest Lehrer sind gerade engagiert? Das reicht nicht. Ihr Job ist eben nicht damit getan den Kleinen rechnen beizubringen. Es geht um gesellschaftliche Kompetenzvermittlung. Ja, verdammt, auch um Digitalkompetenz. Es mag einige geben, die das gerade besser hinkriegen als andere, im wesentlichen machen es die Meisten aber einfach nur richtig schlecht, weil sie die Schuld für ihr eigenes Versagen an Leute weiterschieben, die es noch schlechter machen: Politiker. Vor diesen Hintergründen finde ich die Idee zwar ganz nett, aber eben auch nicht zielführend. Im übrigen warne ich davor irgendwelche „Rechnungsdokumente“ zu verschicken, wenn diese nicht als Satire oder Protest gekennzeichnet sind. Ansonsten habt ihr ganz schnell das Finanzamt an den Hacken, dass dann die nicht vereinnahmte Steuer von euch haben will.
Danke, Jakob, ich sehe es ähnlich und bin froh, das ein Mann etwas zu diesem Thema sagt. Ich frage mich auch jedes Mal, wo denn in dieser Diskussion – wieder – die Männer bleiben, und warum man sich selbst so in der Opferrolle gefällt. Und ich stelle sowohl im persönlichen Umfeld als auch bei Accounts, denen ich folge, fest, dass nicht plötzlich und unerwartet die Frauen die größte Last tragen. In den allermeisten Fällen ist es so, dass dieses Ungleichgewicht der Arbeitsverteilung schon vorher da war, und in der aktuellen Situation nur verstärkt zu Tage tritt. Und ja, ich habe auch mehrere Kinder, und nein, ich leide nicht, da mein Mann und ich sich die Arbeit auch vor Corona schon geteilt haben. Keiner opfert sich auf, weil jeder seinen Teil beiträgt. Dass es einfach ist, hat keiner behauptet, aber darum geht es auch nicht.
Ich lese Dich ja total gern. Aber diese Sichtweise, dass Carearbeit bezahlt werden muss, teile ich überhaupt nicht. Kenne aus meinem Umfeld Pflegefamilien, die möglichst viele Kinder aufnehmen, weil jedes bares Geld bringt, und das nicht zu knapp. Mit Liebe hat das nichts zu tun. Familien sollen gut leben können, und dafür wird auch finanziell viel getan. Auch der Kampf um Gleichberechtigung ist so wichtig. Aber Elternschaft ist kein Job wie Busfahrer oder Wasauchimmer. Wer soll das auch zahlen, dass Eltern ihre eigenen Kinder versorgen? Der Staat, das sind doch wir alle. Und würde es nicht Grad dazu führen, dass Frauen wieder am Gerd bleiben, wenn sie Geld pro Kind bekommen? DAS ist eine richtige 50er Jahre-forderung.
Am Herd natürlich
Der Blick auf unsere Großeltern zeigt, dass Genderismus schon lange angezeigt ist, besonders mit Blick auf die Großmütter. Viele von ihnen leben heute in Altersarmut, gesegnet mit einer längeren Lebenszeit.. Oder sie kleben notgedrungen an ihren alten Männern, von denen sie finanziell abhängig sind. Die Großväter haben kein Problem mit einer zu niedrigen Rente. Hier zeigt sich, dass unser System nicht mehr funktioniert. Oder welcher Mann möchte sich unsicher sein, ob seine Frau noch freiwillig mit ihm zusammen ist oder nur noch aus finanziellen Gründen? Leider leben wir in einer Gesellschaft, wo Wertschätzung ohne finanzielle Hinterlegung nicht mehr funktioniert. Erst wenn Care-Arbeit beziffert wird, gilt sie als „Arbeit“. Und die Mehrzahl der Männer, so lässt die Statistik vermuten, wird sie sich erst dann für Care-Arbeit interessieren. Frauen übernehmen heute im Durchschnitt über alle Haushaltstypen hinweg 52% mehr Care-Arbeit als Männer. Ich denke, die Großmütter haben am Ende mehr gearbeitet als ihre Männer. Das möchte die Kuschelgeneration eben nicht wiederholen.
Hallo Karin,
ich würde gern verstehen, was Du mit diesem Kommentar aussagst bzw. einforderst. Also sollte Deiner Meinung nach care-Arbeit bezahlt werden? Und WER genau soll das zahlen? Pro Kind oder pro Familie? Was wäre das für eine gigntische Umverteilungs-Maschinerie? und wenn es Geld dafür gibt, hat man dann noch Anrecht auf Kitaplatz und Schule, oder kann Mama das dann kompetent komplett zuhause machen? Inklusibe Altersabsicherung.
Das wird einfach nicht funktionieren. Ein Lehrer beschult 25 Schüler, nicht eins oder zwei. Er ist dafür usgebildet. Kinder zu bekommen ist eine freiwillige Entscheidung. Für ihre Betreuung zu zahlen schafft weder eine Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau noch ist es finanzierbar. Echte Emanzipation wird geschaffen durch gute (externe) Kinderbetreuung, gesellschaftliche Akzeptanz von Familien und Gleichberechtigung von Mann und Frau, dass sich beide in der Familie UND in der Arbeitswelt beweisen können.
Kleine Kinder hat man ja auch nur eine sehr begrenzte Zeit im Leben, die Anforderung, sich auch außerhalb der Familie zu beweisen, würde sich durch bezahlte „Care-Arbeit“ ja nur nach hinten verschieben. Und da wird es keinesfalls leichter, sich im Job zu beweisen.
„In der Coronakrise mussten Eltern von heute auf morgen einspringen und die Betreuungs- und Beschulungsleistung von Kitas und Schulen auf unbestimmte Zeit übernehmen.“
Kitas und vor allem Schulen leisten deutlich mehr, als du denkst. Es ist nicht so, dass du deren volle Arbeitsleistung übernimmst, denn du bist nicht dazu ausgebildet. Du kannst das nicht vergleichen mit zum Beispiel Haare schneiden, wo du einen Friseur ersetzt, wehr oder weniger gut. Die Betreuung (und Ausbildung deienr Kinder) gestaltet sich deutlich komplexer in der Schule.
Außerdem geben Lehrer sehr wohl Aufgaben und Fahrpläne vor, kontrollieren die abgegebenen Aufgaben (wenn es eine gute Schule ist) und stehen über Video oder Telefonate mit den Schülern in Kontakt. Du denkst, sie unterstützen dich momentan, aber ich denke, du unterstützt die Lehrer. Dass du dich neben deiner Arbeit im Home-Office um DEIN EIGENES Kind kümmerst, was Essen und manchmal auch Hilfe bei den Aufgaben angeht, ist zumutbar und wird mit dem Kindergeld doch ganz gut honoriert, im europäischen Vergleich. Und wenn du finanziell tatsächlich jetzt an deine Grenzen kommen solltest, kannst du Hartz IV beantragen oder Zuschuss zum Kindergeld und Wohngeld.
Nicht zuletzt: Eine Rechnung muss eine Steuernummer enthalten, sonst ist sie ungültig. Daher ist dein Aufruf leider auch nicht bis zu Ende gedacht. Wenn nur Gewerbetreibende und Freiberufler Rechnungen stellen, ist es ungerecht gegenüber allen anderen Eltern – daher die normalen Absicherungen wie Kindergeld und Zuschuss,
Greta schrieb:
„Außerdem geben Lehrer sehr wohl Aufgaben und Fahrpläne vor, kontrollieren die abgegebenen Aufgaben (wenn es eine gute Schule ist) und stehen über Video oder Telefonate mit den Schülern in Kontakt.“
So’n Quatsch. Mein Sohn (14, Gymnasium) ist seit 11 Wochen zu Hause. Kein Lehrer kontrolliert seine erledigten Aufgaben (sie sollen sie nicht mal an die Lehrer schicken), es gab keine Videokonferenzen und schon gar nicht Telefonate.
11 Wochen lang Funkstille außer Emails mit PDFs und Arbeitsanweisungen.
So sieht Schule eben auch aus.
Und wenn man dann noch zwei Kinder mit Unterstützungsbedarf hat, dann geschieht das Homeschooling eben nur in der 1:1 Betreuung. Nix mit Eigenständig Arbeiten und Mama kann ja solange dann ihren Bürojob im Homeoffice erledigen.
DAS ist auch Realität.
„So’n Quatsch. Mein Sohn (14, Gymnasium) ist seit 11 Wochen zu Hause. Kein Lehrer kontrolliert seine erledigten Aufgaben (sie sollen sie nicht mal an die Lehrer schicken), es gab keine Videokonferenzen und schon gar nicht Telefonate..“
Nur weil deine Schule das anders handhabt, ist mein Beitrag ja nicht „Quatsch“. Finde deine Aggression an dieser Stelle unnötig.
Ich habe drei Schulkinder, auch eines am Gym, 9. Klasse, und dort ist die Kontrolle und Zusammenarbeit sogar noch enger als ich es beschrieben hatte. Es kommt halt auch auf die Schule an., wie gut das Homeschooling funktioniert. Du müsstest dich eher an deine Schule wenden, an die Elternvertretung in deinem Land oder an das Kultusministerium, aber es macht keinen Sinn, irgendwelche fiktiven Rechnungen zu schreiben, die dir sowieso niemand bezahlt. Steck deine Energie lieber in die konkreten Belange deiner Kinder.
Ich bin auch der Meinung, dass jetzt Probleme zu Tage treten, die es vorher schon gab. Es ist doch so: Selbst Frauen, die ziemlich rückständige (in Sachen Geschlechtergerechtigkeit, meine ich) Männer haben, konnten bisher arbeiten gehen und zumindest ein wenig Gleichbehandlung erfahren, nämlich durch den Staat. Jetzt, wo die Entlastungen durch Kita usw. wegfallen, sind sie wieder auf die Aushandlung mit ihrem Partner angewiesen. Und das läuft in vielen Fällen anscheinend zum Nachteil der Frauen, leider. Das zeigt: In den Köpfen läuft immer noch was falsch. Und darauf muss man hinweisen! Trotzdem muss ich sagen: Ich bin absolut GEGEN die Ökonomisierung von Care-Arbeit!! Zumindest, wenn das so gehandhabt wird, wie die jetzige Erwerbsarbeit. Das würde nämlich bedeuten, dass dieser ganz private, sehr intime Bereich der Kernfamilie ökonomischen Prinzipien unterworfen wird. Man müsste nachweisen, was man tut, wie lange oder intensiv man es tut, es entstehen ganz neue finanzielle Interessen usw. Anders gesagt: Natürlich muss Care-Arbeit Wertschätzung erfahren, auch finanzielle. Aber wie genau das aussehen soll, muss sehr gut überlegt sein.
In der schwierigen Zeit werden wir wohl alle unter deftige Probleme gestellt. Ich habe aber das Gefühl, dass man ertsmal wieder merkt, was für ein absolutes Luxusleben man sonst hat.
LG Vivian
Und wieder Mal ein Thema, das zum Elternbashing genutzt wird. Als Elternteil hat man sich nämlich nicht aufzuregen. Was die vergessen, die hier schön mit Großelterngenerationen vergleichen, wo doch auch jeder selbst auf sein Kind aufpassen musste, ist die Tatsache, dass die Großeltern das sicher nicht tun mussten, während sie auch noch in Vollzeit Homeoffice betreiben, alle Betreuungsmöglichkeiten innerhalb und außerhalb der Familie fast unmöglich sind wegen Lockdown und Schutz von Risikogruppen (wozu Omi und Opi nun mal zählen) und man seine Kinder auch noch selbst unterrichten muss. Und manche Eltern sind auch nicht zum Spaß zu Hause, sondern haben chronische Erkrankungen oder andere Einschränkungen für die es im Moment keinerlei Lösung gibt. Da hilft es auch nichts, es auf einen Mann-Frau-Konflikt zu reduzieren. Wenn Mann und Frau nur noch abwechselnd schlafen und arbeiten und Kinder betreuen, dann leisten wohl beide etwas und kommen trotzdem nicht auf ihre acht Stunden Arbeit am Tag, wenn die kleinen Kinder beaufsichtigt und die großen Kinder unterrichtet werden müssen und all das, ohne dass man sie mal zu anderen Eltern oder Freunden geben kann oder sie sich im Park herumtreiben dürfen oder sonst irgendwas von dem, was man „früher“, als es noch normal war seine Kinder selbst zu betreuen, sehr wohl tun konnte. Denn das war damals normal und kein überraschender Lockdown, mitten in einem eingerichteten Alltag, wo nun mal oft beide arbeiten und das auch weiterhin tun sollen. Außerdem sollte das alles auch in dem Kontext gesehen werden, dass Kindergärten und Co ohne wissenschaftliche Grundlage geschlossen wurden, einfach weil es geht. Bisher gibt es keine Hinweise, dass Kinder eine Risikogruppe sind oder bei der Übertragung eine besondere Rolle spielen, auch wenn sich einzelne Wissenschaftler an realitätsfernen Gegenbeweisen versuchen, die dennoch keinerlei Cluster um Schulen und Kindergärten zeigen, wo Kinder Infektionsquellen waren. Man sollte sich dann auch mal aufregen dürfen, warum man das alles auf sich nehmen muss. Vor allem, wenn ein Ende immer noch nicht in Sicht ist und es nicht die einzigen Restriktionen sind, die Mütter und Väter treffen. Was ist mit der Tatsache, dass Frauen ohne Mann und mit Schutzmaske (und die behindert sehr wohl die Atmung bei Presswehen!) gebären sollen? Das sind auch Eltern, die gerade Einiges durchmachen. Oder ist das auch voll okay, schließlich wurde bei den Großmüttern noch fleißig in den Damm geschnitten und die haben das auch alle ausgehalten und die Männer ließ man auch vor der Tür. Ab ins Mittelalter, nur leider mit den Anforderungen der Arbeitswelt und des Bildungssystems der Neuzeit! Yeah. Eltern leisten gerade viel. Und das macht sie nun mal wütend. Das kann man auch einfach mal so gelten lassen, alle anderen regen sich auch fleißig auf, wenn sie beim Einkaufen mal keine Seife mehr bekommen oder sich jemand nicht an den Abstand gehalten hat oder jemand den Abstand eingefordert hat oder was auch immer… Menschen in Altenheimen regen sich auf, wenn sie keinen Besuch haben. Gut so. Viele haben es gerade schwer. Ist einfach so. Es hilft überhaupt niemandem, das Los der anderen klein zu reden, nur weil es einen selbst nicht trifft oder man meint, es noch schwerer zu haben. Wenn nun Kinder sich öffentlich beklagen würden, dass sie ihre Freunde im Kindergarten vermissen oder Angst vor dieser komischen Krankheit haben, sagt ihr dann auch alle: Früher waren die Bälger auch alle zu Hause (durften sich zwar trotzdem sehen, aber bitte) und es gab Krankheiten, die waren noch viel schlimmer! Wahrscheinlich schon.
That is really nice to hear. thank you for the update and good luck.
Ja es wird immer schwerer mit Corona. Auch als Mama
Definitiv kein gutes Jahr für Schüler, Lehrer und für Eltern, um die Einstellung des Lernens zu ändern. Ich bin mir sicher, dass es für Mütter eine Herausforderung ist, einem Kind oder sogar zwei Kindern etwas beizubringen, aber mit der Zeit wird sicher jeder seinen Weg finden, es sich leichter zu machen.