Entweder meine Brille war verschmiert oder die Fotos waren sehr dunkel. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass ich von alledem nichts wußte: Ich bestellte Schuhe im Internet für meinen Sohn. Da es neben den sehr teuren Modellen auch ein Angebot einer meiner bevorzugten Schuhmarken gab, wählte ich das grau-grüne Modell für den Jungen aus. In Lila gab es die auch, allerdings dann mit Blümchen an der Seite. Es spricht auch nichts gegen lila für Jungs, und Blumen sind auch für beide Geschlechter da, so grundsätzlich. Aber ich kaufte, ganz konform, grau-grün, wie gesagt.
Nunja, und dann packte ich das Paket aus: Huch, lilafarbene Nähte, Nieten und eine Blumenapplikation an der Seite! Der Rest war allerdings grau-grün, hab ich doch genau gesehen, dass es grau grün war. Ach, und Leo-Print oben am Schaft. Rroaarr!
Mir gefallen die Schuhe. Sie sind gut verarbeitet, haben ein gutes Profil für diese Jahreszeit und die Blütenapplikation mit den beiden Nieten finde ich hübsch. Für meine Tochter hätte ich keinen zweiten Gedanken darüber verschwendet, ob ich sie behalten soll, oder nicht.
Ich finde im Winter und Herbst dunkle Farben für Schuhe grundsätzlich praktischer als helle, weil man natürlich die Flecken nicht so sieht. Die Schuhe meiner Tochter sind dieses Jahr braun, letztes Jahr waren sie schwarz-blau. Genau, ein Jungsmodel. Mein Sohn trägt viele abgelegte Sachen seiner Schwester, allerdings nicht die ganz typisch mädchenhafte Sachen.
Gender, Kindermode und Blumen für alle
Wie Ihr wahrscheinlich schon bei mir gelesen habt, finde ich diese deutlich genderisierte Mode oder Spielzeug total übertrieben und nicht kindgerecht. Besonders typische Mädchen- und Jungssachen versuche ich für beide Kinder zu vermeiden. Es ist eine Form der Sexualisierung von Kindersachen, die nichts mit der tatsächlichen Unterscheidung zwischen Jungs und Mädchen zu tun hat, finde ich. Inwieweit man eine Blume, lila Nähte und 2 Nieten am grau-grünen Schuh sexualisiert findet oder nicht, muss jeder selbst entscheiden. Ich fand es zumindest nicht zu mädchenhaft, um es meinem Jungen anzuziehen.
Und da es ja erstens meine Schuld war, welche Schuhe ich bestelle und sie mir und meinem Sohn gefallen, habe ich sie behalten. Theoretisch hätte ich sie auch (unbenutzt natürlich) zurück schicken und gegen ein anderes Modell austauschen können. Aber das fand ich übertrieben.
Also, genug der Genderplauderei. Auf ging es heute Morgen zum Markt! Ich hatte Kinderdienst und ging nach einem ersten Frühstück der Kinder mit beiden raus. Es regnete und die Tochter knatschte und war unzufrieden. Das Fahrradfahren klappte nicht, sie war frustriert und wollte schließlich ganz aufgeben. Trotzanfall mit 4,5 Jahren. Hach, schön. Ich war nicht besonders geduldig und stellte sie daher vor die Wahl: Fahrradfahren oder das Rad zurückbringen und zum Markt laufen. Letzteres, also alle Umkehren. Zu Hause angekommen ging die Knatscherei weiter und so ließ ich sie kurzerhand beim gerade aufgestandenen Papa.
Sohni und ich zogen also alleine los. Selten genug ist es ja, wenn wir mal zu zweit unterwegs sind.
Am Markt angekommen, gab es erstmal Kaffee, Kakao und Croissant. Der Junge mümmelte außerdem Sesamring. So ist es unterm Schirm meines Lieblingskaffeerösters auch im Regen schön!
„Feeeertisss!“ Sohni will weiter. Also, ab zum Blumenstand. Und wieder eine Wunderkur gegen den nasskalten Winter. Ich lasse einfach mal die Blumen sprechen.
Nach dem Kauf eines schönen, großen Tulpenstraußes zogen wir weiter. Im Regen war der Spielplatz zu nass, um von Sohni bespielt zu werden, also gingen wir spazieren.
Die Handetasch‘ muss übrigens lebendig sein! Das war auch so ein Gender-Erlebnis, als der Sohn die Tasche unbedingt in die Kita mitnehmen wollte und einer der Erzieher fragte: „Aber da sind ja wohl hoffentlich Autos drin?“ Und ich: „Nee, seine Puppe!“ Dann ärgerte ich mich über seine Bemerkung und fügte noch hinzu: „Tja, Selbstentfaltung der Kinder, oberste Priorität!“. Darauf grinste er so komisch. Darüber habe ich mich schon auf der Mama notes Blog-Seite auf Facebook ausgelassen und netterweise viel Bestätigung für meine Empörung über diese Bemerkung erhalten.
So: Diese Schuhe sind jetzt übrigens eingeweiht: Pfützen!
Wir gingen noch Einkaufen und danach zurück nach Hause. Sohni hatte alle Hände voll zu tun: Beide Puppen und die Tasche festhalten!
Übrigens, im Kindergarten gestern und vorgestern hatte Sohni die Schuhe schon an. Seiner Erzieherin erzählte ich meine Scheelsicht beim Einkaufsklick. Sie lachte darüber und fand die Schuhe auch schön. Ebenso mein Mann (und Papa) sowie eine Freundin von mir. Die Welt ist also nicht so streng durchgegendert und das ist auch gut so.
Habt alle ein schönes Wochenende!
So eine tolle Tasche würd ich an seiner Stelle auch nicht hergeben! Und das mit der geschlechterspezifischen Kindermode nervt mich auch, es gibt ja kaum noch neutrale Klamotten zu kaufen, grummel! Mein Sohn hat zwar keine rosafarbenen Klamotten, aber wenn er die haben will, kauf ich ihm die. Er ist auch stolzer Besitzer eines rosa Duplo-Familienhauses, „speziell für Mädchen“ (oder so) stand in der Produktbeschreibung, tss..)
Genau solche Tulpen habe ich mir auch heute gekauft, sitze ja quasi an der Quelle ;-)
Schöne Grüße,
K.
Ich sehe das Ganze genauso. Unser Ältester hat nun auch blaue Gummistiefel mit grünen Schmetterlingen bekommen und ich finde es ganz prima. Dürfen Jungs nur Klamotten tragen, auf denen Autos und Bagger zu sehen sind? Mädchen nur Prinzessinnnenkleider tragen? Unsere Jungs bevorzugen zum Essen auch immer die pinken, lilafarbenen uns rosa Plastiklöffel, ich finde das weder peinlich, noch muss ich angst haben, dass die Beiden später aus diesem Grund schwul werden (und wenn es trotzdem so ist, dann ist das auch ok, aber dann liegt es weder an Mädchen-Löffel-Farben oder Schmetterlingen auf Gummistiefeln im Kleinkindalter). Wir sollten lieber froh sein, dass unsere Kinder die GANZE Welt entdecken wollen. Und die beinhaltet alle Farben, alle Formen und alle Tiere.
Vielen Dank für diesen Bericht und Ihr Statement!
Liebe Grüße
Christine
Ich habe meinen Teddy lilla Schuhe mit weisser Sohle gekauft. Halber Preis ist halber Preis. Und ja, er trägt so viele Unisex Sachen dass viele fragen ob es ein Mädchen sei… ist er nicht, und das sieht man ihm auch an finde ich. Seine Puppe ist noch nicht so interessant, aber sie hat rote Haare und wird sicherlich irgendwann seine Freundin ;-)