13.140 Mal habe ich in meinem Leben ein Kind gewickelt, so über den Daumen gepeilt. Zwei Kinder, insgesamt rund 3 Jahre lang gewickelt, durchschnittlich 6 Mal am Tag (als Baby mehr, als Kleinkinder auch weniger). Eigentlich hätte ich mit mehr gerechnet, denn gefühlt habe ich ungefähr 3 Millionen mal die Windeln gewechselt.
Für meinen Kooperationspartner Lillydoo, ein innovativer Anbieter für vegane und verträgliche Babywindeln, habe ich mir mal überlegt, welche Tipps ich alte Wickel-Häsin geben würde. Denn momentan lese ich viele Texte über liebevolles, geborgenes Wickeln voller Nähe und bedeutenden Eltern-Kind-Momenten. Ich als junge Mutter hätte da ja schon wieder Schiss bekommen, dass ich das doch falsch mache mit dem Wickeln. Denn gefühlt ist es ja bei einem selbst immer anders, als im Film, im Ratgeber oder auf dem Mamablog.
Also, waren die gefühlten drei Millionen Mal Wickeln in meiner Mutterkarriere immer liebevolle Momente voller Zweisamkeit, Nähe, Liebe und Entspannung, wie das Wickeln im Idealfall sein sollte? Äh – nein. Wir sind ja Menschen, meine Kinder und ich. Die haben auch rumgebrüllt, die Kinder, dochdoch. Und ich hatte es hin und wieder auch mal eilig, hatte schlechte Laune oder war mit den Gedanken woanders.
Aber, und darauf kommt es ja auch an, so grundsätzlich war unser Wickeln immer ein Ort für Kitzeln und Kuscheln, Kommunikation und Singen, Quatschmachen und Streicheln oder einfach auf Sophie der Giraffe rumkauen.
Darum habe ich mir gedacht, ich schreibe mal meine Tipps zusammen, was ich zum Vorgang des Wickelns so raten würde.
1. Ihr könnt nichts falsch machen
Wirklich nicht. Solange ich das Baby liebevoll anfasst, nicht erschreckt, es nicht zu kalt oder zu heiß (unter der Wärmelampe) ist, ist alles gut. Ihr dürft gute Laune haben und Karnevalslieder umtexten oder schlechte Laune haben und nur bemüht freundlich gucken. Es ist ok. Echt. Es ist für alles eine Zeit, selbst für das angestrengt-sein der Eltern.
Ansonsten kann man ja meistens eh nicht anders, als das Baby anstrahlen und „Oh, was hast Du für süße kleine Ärmchen“ gurren. Oder leise zu quietschen. Oder kuscheln. Und Zack – Bonding, bedeutende Eltern-Kind-Momente, Liebe. ;)
Das mit der Wärmelampe empfehle ich übrigens für alle Winterbabys in Altbauten. Das machte bei uns einen riesigen Unterschied, was die Unruhe beim Wickeln anbetraf.
2. Zeit zum Spielen
Irgendwann, wenn das Baby sich anfängt beim Wickeln zu langweilen, muss Wickelspielzeug her. Das muss nichts besonderes sein. Ein kleiner Löffel, eine kleine Rassel, ein Kaudingsbums für das erste Zahnen, ein kleines Kuscheltier, irgendetwas. Damit ist das Kind beschäftigt, kann etwas erkunden und erleben. Wenn es die Aufmerksamkeit seiner Eltern möchte, wird es das in diesem Alter schon gut mitteilen können: nämlich Spielzeug wegschmeißen und Geräusche machen bis schreien. Im besten Fall wird man vom Baby aufmunternd angestrahlt.
3. Zeit zum Quatschmachen
Hab ich irgendwann mal darüber geschrieben, dass meine Kinder jedes Mal total aufdrehen, wenn sie abends ins Bett sollen? Vermutlich habe ich mir das selbst eingebrockt, denn beim abendlichen Wickeln habe ich immer selbst aufgedreht und Quatsch gemacht. Wenn so ein müdes aber zufriedenes Kleinkind im Schlafanzug vor einem liegt, so schön präsentiert auf dem Wickeltisch, da muss man doch kitzeln, oder? Verstecken spielen hinter einer (sauberen, vorzugsweise) Windel geht auch sehr gut und sorgt immer für Erheiterung.
4. Singen, Fingerspiele, Babymassage und Co.
Also alles, wofür ich erstmal nachschlagen gehen musste, wie das geht. Kinderlieder zu erlernen ist glücklicherweise schnell gemacht, gibts im Internetz. Fingerspiele gibts auch im Internet, ich habe sie mir von meiner Oma und Mutter zeigen lassen. Fingerspiele zeigen aber auch insbesondere macht die Pekip-Tanten und -Onkels sehr gern. Oder Youtube. Eine Babymassage gibts auch auf Youtube, man kann aber auch einen Kurs machen. Wenn man nicht so ein kitzeliges Kind hat, wie ich. Kind2 war so dermaßen kitzelig und aus irgendwelchen Gründen bereits 2 Monate älter als der Altersdurchschnitt der anderen Kinder. Er gluckste und brüllte vor Lachen bei der Babymassage – und ich natürlich auch sowie viele andere der anwesenden Eltern. Lachen ist ja ansteckend.
Überhaupt, das Baby lachbrüllen zu hören ist einfach der Hammer. Nie, nie, niemals werde ich dieses Glücksgefühl vergessen.
Und wenn Ihr jetzt einigermaßen entspannt seid und wisst, dass ich Euch beim Wickeln einfach so fühlen dürft, wie Ihr Euch fühlt und die Nähe, Zuneigung, das leise Bonding oder auch das laute Lachbrüllen dann ganz von allein kommt. Dann könnt Ihr auch gerne ein paar der Ratgebertexte über entspanntes, liebevolles und geborgenes Wickeln lesen. Darin habe ich nämlich gelernt, was ich beim nächsten Kind, was nicht kommt, aber eben hypthetisch und so, anders machen würde:
5. Nicht einfach aus dem Spiel rausreißen
Klingt eigentlich logisch. Das Kind Spiel, die Buxe ist voll und es muß gewickelt werden. Eigentlich ist es ja eine normale menschliche Sache, zum anderen Menschen zu gehen und erstmal zu sprechen. Also so, vielleicht. „Du, Kind, es wird Zeit für eine neue Windel. Komm bitte mal kurz mit mir.“ Je nachdem, wie sehr Wille und Autonomiephase voran geschritten sind, kann es da zu einer kleinen Auseinandersetzung kommen. Ich würde zum Kompromiss raten. „Du kannst Dein Spiel noch zu Ende spielen, danach gehen wir wickeln, ok?“ Oder so.
Es ist übrigens normal, dass ein Baby und Kleinkind mal nicht gewickelt werden will. Nicht nach dem Spiel, nicht nach fünf Minuten, nicht mit Singen oder Spielzeug. Keiner will oder kann einfach immer nur funtionieren und kooperieren. Was macht man da? Ganz ehrlich? Wickeln. Liebevoll und mit Erklärung, aber wickeln.
6. Nicht am Po riechen, sagen viele. Ich sehe das etwas anders
Ich habe oft gelesen, dass am Po eines Babys oder Kleinkindes zu riechen respektlos sei. Würde man bei einem Erwachsenen auch nicht machen. Man könne auch anders feststellen, ob die Windel voll sei oder nicht.
Ich finde, es gibt wie immer Grauwerte. Das Kind demonstrativ aus dem Spiel zu reißen, über den Kaffeetisch vor aller Augen zu halten und am Po zu riechen finde ich jetzt auch nicht wirklich angemessen. Aber wenn ein Kind eine empfindliche Haut hat oder aus irgendwelchen anderen Gründen feststellen möchte, ob die Windel voll ist, finde ich ein dezentes dran riechen kein Problem. Was ich wichtig finde und wozu ich raten würde, so immer und grundsätzlich: Wenn ich mich dem Kind nähere und Körperkontakt aufbauen möchte, um das mal technisch und allgemein auszudrücken, sollte ich mit dem Kind reden und bestenfalls erklären, was man gerade machen möchte. Dabei kann man auch auf die Abwehrhaltung vom Kind eingehen und notfalls unter 5. mit Kompromissfindung weitermachen.
Das am Po riechen ist irgendwie nicht das Problem, eher das nicht erklären, nicht reden und im Moment zu schnell sein für die Wahrnehmung des Kindes. Das wären meine 2 Cent dazu.
3 Fragen über das Wickeln an Sissi Rasche, Lillydoo-Hebamme und Babypflege Expertin
1. Wickeln ist auch Körperpflege: Was empfiehlst Du, um wunde Haut vorzubeugen?
Regelmäßiges Wickeln ist sehr wichtig für die empfindliche Babyhaut. Eltern sollten darauf achten, dass mindestens einmal am Tag ihr Kind etwas länger ohne Windel strampeln kann und somit viel Luft an den kleinen Po kommt.
Zum Reinigen empfehle ich Wasser. Für unterwegs und wenn es mal schnell gehen muss, sind unsere wunderbaren Lillydoo Feuchttücher, die ohne Parfüme, Parabene und PEG-Emulgatoren sind und somit super hautfreundlich und pflegend. Wenn die Windel wieder angelegt wird, sollte auch darauf geachtet werden, dass der Windelpo trocken ist und nicht feucht in die Windel geht. Auch bei der Wahl der Windel sollte man auf Hautfreundlichkeit achten. Daher verzichten wir auch bei unseren Windeln ganz bewusst auf Parfüme und Lotionen.
2. Wickeln ist ebenso die Zeit von Nähe und Kuscheln. Warum ist das so besonders wichtig?
„Wir müssen unsere Babys so nähren, dass sie wirklich satt werden, innen wie außen“ Frederick Leboyer
Eine sichere Bindung entsteht in der regelmäßigen Begegnung von Eltern und Baby im Alltag. Dazu gehört auch das Wickeln und es kommt zu einem gefühlsmäßigen und spielerischen Austausch zwischen dem Säugling und seinen Eltern, der, ähnlich wie intensive Gespräche beim Erwachsenen, dazu führt, dass sich beide immer besser kennenlernen. Ruhe und Zeit sowie volle Aufmerksamkeit sollte man sich mindestens einmal am Tag beim Wickeln nehmen. Dabei ist es wichtig immer im Kontakt mit dem Baby zu sein, mit ihm zu sprechen und den Blickkontakt aufzubauen. Außerdem sollte der Raum warm sein, damit das Baby vollkommen entspannen kann. Diese kleine Wellnesspause kann einmal am Tag mit einer wunderbaren Babymassage ergänzt werden. Das ist das perfekte Programm für eine sichere und liebevolle Bindung.
3. Was tun, wenn man es beispielsweise morgens einfach mal eilig hat? Ist auch „schnelles Wickeln“ erlaubt?
Ich finde es schön, auch wenn es schnell gehen muss, dass Eltern mit ihren Kindern beim Wickeln reden und erklären was der nächste Schritt ist. Die meisten Babys hören aufmerksam zu und es gibt ihnen Sicherheit. Gerade wenn sie etwas älter sind kann man sie spielerisch mit einbinden. Es ist klar, dass es oft schnell gehen muss, trotzdem sollte man immer darauf achten, das die Hautfalten gut gesäubert sind und trocken wieder in eine neue Windel verpackt werden. Andernfalls kann es schnell zu einem wunden Po kommen.