Es gab in den letzten Wochen Entwicklungsgespräche in der Kita. Beide Gespräche hätten inhaltlich und von ihrer Wirkung auf mich nicht unterschiedlicher sein können. Na klar, meine beiden Kinder sind auch sehr unterschiedlich im Temperament und in der Außenwirkung. Während Kind2 easy-going ist, meistens freundlich und gut gelaunt, wirkt Kind1 eher introvertiert bis schüchtern.
Das Gespräch über Kind2
war dementsprechend angenehm und lustig. Die Erzieherin erzählte Anekdötchen aus dem Kita-Alltag, alles ist prima, Trotzanfälle normal, Kind2 besonders hilfsbereit und kontaktfreudig. Ich bildete mir sogar ein, die Erzieherin sei ein kleines bisschen vernarrt in meinen Schnuffi. Kind2 beteiligt sich liebend gern an Spielangeboten, kommt mit den Kindern in seinem Alter prima aus, schläft mittags gut ein, isst gut. Alles gut. Damit können Erzieher*innen leben. Ist ja auch nett, so ein extrovertiertes Kind, das schon so früh ausdrücken kann, was es möchte, was nicht, welche Vorlieben es hat, das seine Erzieherin gern hat, sich jeden Morgen auf sie freut und das auch zeigen kann. Kind2 lächelt, zwinkert und schäkert, er singt gern, spielt gern und sieht selbst wenn er bockig ist, süß aus.
Das Gespräch über Kind1
Kind1 hingegen scheint ein Kind zu sein, auf das Erzieher nicht vorbereitet sind. Oder diese Erzieher hier nicht. Oder dieser eine Erzieher. Alle hier lesenden Erzieher*innen mögen mir diese Bemerkung nachsehen. Oder es war nur dieses Gespräch. seufz.
Ich muß hier vorweg erzählen, wie ich meine Tochter wahrnehme: Meine Tochter ist ein tolles, wunderbares Mädchen! Sie ist klug, sehr feinfühlig und beobachtet gerne und gut. Sie ist ein konzentrierter Geist, kann sich Sachen gut merken, spricht besonders gut, hat einen großen Wortschatz, nahezu perfekte Grammatik, überlegt sich immer sehr gut, was und wie sie es sagt. Aber sie ist in der Kita wohl sehr still, in sich zurück gezogen und spielt gerne für sich. Andererseits spiele sie auch gerne mit den älteren Jungs in der Bauecke oder im Hof beim Buddeln mit Spaten im Garten. Sie hat auch Freundinnen, insbesondere eine, aber sie ist in ihrer Altersklasse die Einzige. Die anderen Kinder sind entweder 6 Monate älter oder jünger. Vielleicht macht auch das etwas aus.
Bei meinem Kind1 muß man aber genauer hingucken. Ihre Mimik verrät nicht viel, ihr Gesichtsausdruck ist eher neutral, in sich gekehrt. Ruhig, nicht frustiert, nicht traurig, nicht schlecht gelaunt. Das war selbst als Baby so. Wie oft mußten die Großeltern darüber schmunzeln, wie vermeintlich „cool“ und regungslos sie auf die Bespaßung reagierte. Wir als Eltern konnten die Gefühle und Regungen unserer Tochter aus den kleinsten Augenbewegungen ablesen, ich wußte, wann sie gleich anfängt zu lachen oder zu weinen. Ich fand ihre Mimik zwar auch sparsam, aber trotzdem deutlich. Die wenigen Engelslächeln, die ich von ihr in den ersten Wochen bekam, kann ich an einer Hand abzählen, aber so was das halt. Dabei war Kind1 schon als Baby niemals desinteressiert oder weggetreten oder so was. Sie schaute schon als Baby äußerst aufmerksam und konzentriert und saugt alles auf wie ein Schwamm. Das ist noch heute so. Besonders dann, wenn sie sich nicht so richtig wohl und aufgehoben fühlt, ist ihre Mimik minimalistisch.
Doch gerade im letzten Jahr ist das Kind (und ihre Mimik, das scheint so viele zu irritieren) von Kind1 so viel freier und offener geworden! Sie ist so viel lebhafter geworden und erzählt Geschichten auch mal von sich aus. Zu Hause war sie eh immer lebhafter und offener als woanders, ist ja klar. Wir unterhalten uns sowieso die ganze Zeit. Wobei die wirklichen Gespräche bei uns noch eher selten sind, wie ich schonmal erwähnte. Das ist halt bei Kind1 so. Dennoch stellen wir eine deutliche Entwicklung bei ihr fest, gerade im letzten Jahr. Übrigens kann sie ihre Gefühle besonders gut in Worte fassen. Das fing bei ihr schon mit 2,5 Jahren an. „Ich bin sauer mit Dir!“, „Ich bin so traurig darüber“, „Das ist lustig! Ich freue mich“.
Kind1 hat zwei enge Freundinnen, außerhalb der Kita. Beide kennt sie seit ihrer Geburt. Mit denen ist sie ganz gelöst, lebhaft, hat eine starke Mimik, spricht viel, lacht, macht selber Spielvorschläge und ist mit ihnen die ganze Zeit in Action. Sie klettert gerne auf Gerüste, rennt, spielt fangen, schaukelt gerne „bis hoch zu den Bäumen“ und nimmt sich ihren Raum. Zu den Müttern (und dem einen Vater) der beiden hat sie ebenfalls ein ganz übliches, aufgeschlossenes Verhältnis.
Letztens besuchte uns eine alte Freundin zum Abendessen. Unsere Kinder und sie waren sich noch nie vorher begenet. Diese Freundin ist ein besonderes Original, das muss man dazu sagen. Sie hat außerdem offensichtlich die Gabe, was ich vorher nicht von ihr kannte, Kinder einfach „echt“ zu nehmen, sie ernst zu nehmen und ganz auf Augenhöhe mit ihnen zu kommunizieren. Kind1 liebte sie auf den ersten Blick und fing nach wenigen Sekunden (!) an, der Frau Geschichten von ihrem Tag und aus ihrem Leben zu erzählen. Ohne Witz. Mein Kind, das selbst wenn ich sie aus der Kita abhole, ungern von ihrem Tag erzählt, weil sie dann einfach müde und maulfaul ist. Die, wenn ich versuche, sie in ein Gespräch zu verwickeln, irgendwann sagt: „Ich will nicht weiter erzählen. Keine Lust. Der Rest soll ein Geheimnis sein.“ Das akzeptiere ich natürlich jedes Mal. Die Mama muß halt nicht alles wissen. Mit dieser Freundin konnte sie! Aber wie! Wenn doch nur auch eine Erzieherin in der Kita sie so nehmen könnte!
Was ich mit all dem Erzählen eigentlich auf den Punkt bringen will: Kind1 ist wählerisch. Entweder sie hat eine Wellenlänge zu einem Menschen und öffnet sich, oder nicht. Abgesehen davon muß man bei ihr einfach den Moment erwischen, in dem sie sich öffnen möchte.
Jetzt nochmal zum Entwicklungsgespräch von Kind1. Ich finde Entwicklungsgespräche gut, ganz uneingeschränkt. Ich möchte die Sicht der Erzieher auf mein Kind erfahren, wissen, wie es sich in der öffentlichen Welt dieser Einrichtung bewegt, wie sie sich verändert hat, was in der Kita passiert ist. Was ich an den Gesprächen nicht mag, ist ihre Problemorientiertheit. Das scheint man dann besonders bei den Kindern zu merken, die eben nicht freudestrahlend jedes Spielangebot wahrnehmen.
Es wurde bemängelt, dass Kind1 in der Kita so still ist und wenig erzählt. Dass sie Spielangebote öfter ablehnt und für sich spielen möchte. Dass sie wenig Hilfsbereitschaft zeigt, wenn es beispielsweise darum geht, den Essenswagen aus der Küche zu holen. Wenn Sie ihre Tischdienste und sowas hat, funktioniert das aber im normalen Rahmen. Es wurde ebenfalls bemängelt, dass sie gerne noch „die Kleine“ sein wolle und nicht danach strebe, in der Gruppe eine der „Größeren“ sein zu wollen. Sie ist vier und wird im Herbst fünf. Sie wird erst 2016 eingeschult, was die Erzieher auch wissen. Trotzdem wurde darauf hingewiesen, dass sie ja (theoretisch) auch ab Sommer schon ein Vorschulkind sein könnte und diese Rolle aber noch nicht ausfüllen würde. Ihr Interesse an Schrift und Zahlen ist normal, aber nicht besonders ausgeprägt. Ihre Auge-Hand-Koordination ist gut. Sie kann sich sehr gut konzentrieren, sich gut Sachen merken. Aber, und das ist der einzige Punkt, der mich persönlich wirklich beunruhigte, sie ist in der Gruppe noch wenig selbstbewußt. In sich wäre ihr Selbstwertgefühl aber sehr gut, (finde ich definitiv auch!) Für sich sei sie selbstbewußt.
All das würde ich soweit bestätigen, aber eben ohne Problemorientiertheit. Und genau das ist auch der Grund, warum ich sie nicht ein Jahr früher (sie ist ein „Kann-Kind“) in die Schule schicken würde. Sie ist halt schüchterner in großen Gruppen und es wird ihr gut tun, noch ein Jahr länger Selbstbewußtsein aufzubauen und zu tanken.
Hinzu kommt eine Problematik, die ich im Gespräch selber noch gar nicht formulieren konnte, weil ich viel zu beschäftigt war, alles zu verarbeiten und für mich zu sortieren. Kind1 hatte mit den Betreuern und einer schlimmem Fluktuation in ihrer Kita-Gruppe auch besonders Pech gehabt. Ich bin grundsätzlich sehr zufrieden mit dieser Kita, in keiner Gruppe gibt es Fluktuation, außer die üblichen Jahrespraktikanten. Bei Kind1 war von Anfang an der Wurm drin.
2-3 Monaten nach ihrer Eingewöhnung kam ein männlicher Erzieher hinzu, eine der beiden Erzieherinnen, mit denen Kind1 gut konnte, zog sie aus der Gruppe zurück und wurde stellvertretende Leiterin der Kita. 1 Jahr nach der Eingewöhnung ging die Jahrespraktikantin, wie üblich. Eine der Erzieherinnen der Gruppe war im 1. Kitajahr besonders lange krank und fehlte viel. Im neuen Kitajahr ging eben diese Erzieherin, mit der Kind1 auch gut klar kam, wegen Schwangerschaft. Seitdem gab es 2-3 neue Erzieherinnen, die stellvertretend kamen und gingen. Der Erzieher, der nach 3 Monaten neu hinzu kam, hat die Kita zum Ende dieses Monats verlassen, da er in den Süden der Republik zieht. Die neue Erzieherin ist auch bereits seit 3 Wochen da.
Wie soll ein feinfühliges, introvertiertes, schüchternes Kind da auftauen, redselig werden und Selbstbewußtsein zeigen können?! Sie war das zwar auch in der Zeit nicht wirklich, als die Erzieherin vor ihrer Schwangerschaft noch da war. Da hatte Kind1 aber auch schon 1-2 Wechsel erlebt, alles innerhalb ihres ersten Kitajahres.
Dazu kommt noch, dass sie mit all diesen Erzieherinnen nicht so wirklich warm geworden ist. Nicht mit dem Mann und nicht mit den beiden Frauen, die jetzt die letzte Zeit fest in der Gruppe waren. Diese Erzieher strahlen einfach wenig Wärme aus, bieten keinen körperlichen Kontakt, keine Umarmung, keinen herzlichen Willkommensgruß an. Einmal war Kind1 10 Tage krank und kam zurück in ihre Gruppe. Es wurde zwar freundlich „Hallo Kind1 gesagt“ und sie auch freundlich angeschaut dabei. Aber das war es. Keine Umarmung. Kein „Schön dasss Du wieder da bist!“, Kein, „Du warst aber lange weg. Und jetzt geht es Dir wieder gut?“-Blabla. Nichts. Kind1 guckte so in sich gekehrt, und wie ich fand, traurig, dass ich der Erzieherin ein „Kind1 war ja soo lange weg, aber jetzt ist sie wieder da!“-Gespräch aufzwang um Kind1 so irgendwie ab- und in die Kita rein zuholen. Ich hätte meine Tochter am liebsten wieder mit nach Hause genommen, an diesem Tag.
Einmal kam ich mit den Kindern nicht um 9.00 in die Kita, sondern erst nach dem Frühstück und Morgenkreis um 10 Uhr. Das ist keine übliche Bring-Zeit in unserer Kita und das Morgenprogramm (freies Spielen draußen im Hof) war im Gange. Im Hof waren gerade eine Erzieherin und die Jahrespraktikantin, die Kind1 auch schon seit letzten Sommer kennt. Keine ging auf sie zu, niemand „holte sie ab“. Sie wurde zwar begrüßt, aber nicht „hinüber geholt“. Sie kuschelte sich an mich und brauchte mich noch als Übergang, bevor sie in die Gruppe der spielenden Kinder gehen wollte. Genau das bemängelte der Erzieher später im Gespräch. Kind1 wollte noch so lange klein bleiben, sie müßte da weiter sein, sie sei ja schon länger in der Gruppe.
Nachdem ich das einen Abend und einen weiteren Tag für mich ausklamüsert hatte, bat ich die stellvertretende Kitaleiterin und die neue Erzieherin um ein weiteres Gespräch.
Was mein Kind braucht, ist eine echte, warmherzige Bezugsperson in der Kitagruppe, die Interesse am Kind zeigt. Meine Tochter ist halt nicht eines der Kinder, das nach einem Jahr alleine läuft und keine engere Bezugsperson mehr braucht. Besonders, da ihre alte Betreuerriege aus dem ersten Kitajahr in ihrer Gruppe gar nicht mehr existiert, ist das besonders schwer für sie. Und die Bezugsperson, die sie im ersten Jahr theoretisch hätte haben können, fehlte wegen Krankheit, die andere wurde stellvertretende Leiterin….
Ich bin mir sicher, dass wenn die neue Erzieherin, die eine wärmere und herzlichere Art hat, als die aktuellen Erzieherinnen, auf Kind1 zugeht und sich als Bezugsperson „anbietet, dass sich dann mein Kind gebundener und sicherer in der Gruppe fühlen und somit stärker aus sich heraus gehen wird.
Mein Vorhaben im zweiten Gespräch
Genau das will ich versuchen, der neuen Erzieherin und stellv. Kitaleitung zu erklären und hoffe, die fühlen sich nicht auf den Schlips getreten. Mir geht es darum, dass mein einerseits scheu wirkendes Mädchen, das andererseits so wild und laut spielen und toben kann, genau das Selbstbewußtsein aufbaut, dass ihr heute noch oft fehlt. Sie wird vermutlich noch länger ein eher schüchterner Mensch sein und das ist ja auch ok so. Kann doch nicht jeder extrovertiert sein! Der Mann war das bis in seine 20er hinein. Aber etwas aus sich heraus kommen und in der Gruppe Selbstbewußtsein ausleben und kleine Erfolge damit haben, das wünsche ich ihr.
Sie fängt übrigens an, in den Spielen mit den Kitafreunden bestimmen zu wollen. Nach dem Motto „Du wärst jetzt die Mama und machst so und ich mache so“. Das klappt aber nicht so richtig und die Kinder machen nicht immer mit, heißt es. Auch das wurde kritisiert, was ich ja gar nicht verstehe. Natürlich ist ein gemeinsames Entwickeln des Spieles besser als ein Bestimmen wollen, aber so fängt es doch an, wenn man das noch nicht gut kann. Moaan ey!
Das Bestimmen-wollen kenne ich aus ihrem Spiel mit ihrem jüngeren Bruder und konnte dies auch an gleichaltrigen Freunden auf dem Spielplatz beobachten. Die machten teilweise, was Kind1 sagte und teilweise widersprachen sie ihr und machten Gegenvorschläge. Kind1 ging dann immer darauf ein und spielte fröhlich und genauso interaktiv weiter, wie zuvor. Wo. Ist. Das. Problem?!
Warum ist ein eher schüchternes Kind so schweirig für Erzieher? Sie ist doch nicht der erste schüchterne Mensch auf dieser Welt, meine Güte!
Hallo
was mir auf Basis Deiner Schilderung auffällt:
Ich finde die Punkte, die er bemängelt, wirklich fragwürdig. Es riecht so nach „mangelnder Gehorsam“. Wenn sie ihre abgesprochenen Pflichten wahrnimmt, scheint es kein Problem zu geben damit sich an Regeln zu halten. Aber eine Bitte auszuschlagen oder Angebote abzulehnen, genauso wie das Spiel bestimmen zu wollen, das zeugt davon, dass sie ein gewisses Durchsetzungsvermögen zeigt. Und ich frage mich, ob sie das bei einem Jungen auch so monieren würden? Sich durchzusetzen ist ja ein recht komplexes Unterfangen. Dafür muss man etliche soziale Regeln, situative und individuelle Momente miteinander in ein stimmiges Verhältnis bringen. Und ich finde es bemerkenswert, dass Deine Tochter die regelmäßigen Tischpflichten wahrnimmt und außerplanmäßige Bitten ausschlägt. Mich würde es sehr interessieren, was sie sich dazu denkt. Denn dahinter steckt ja eine gewisse soziale Regel. Es gibt ein Prinzip der Arbeitsverteilung. Jeder muss es mal machen, zu geregelten Zeiten. Aber warum wurde sie außerplanmäßige gefragt? Kinder können da ein ganz feines Gerechtigkeitsempfinden entwickeln. Die Erzieher achten vielleicht nicht darauf, wen sie da immer wieder bitten. Dass ggf. einige nie gefragt werden. Aus unterschiedlichsten Gründen.
Was mich zum letzten Punkt führt: hat er denn im Gespräch reflektiert, wie chaotisch die Situation war? So viele Personalwechsel? Das muss man doch einbeziehen in die Einschätzung Deiner Tochter.
Ich würde auch ruhig mal nachfragen, warum so ein unherzliches Verhältnis zu ihr gepflegt wurde. Waren die einfach unmotiviert? Oder betraf es nur Deine Tochter? Oder bestimmte Kinder? Oder hatte Deine Tochter die Nähe abgelehnt? Ich war als Kind selbst schüchtern. Und ich bin nicht gut in Begrüßungen und Verabschiedungen. Ich war damals immer echt froh, dass die Erzieherinnen kein großes Ding aus meiner Abwesenheit oder Verspätung gemacht haben. Lieber haben sie dann später mal unauffällig nachgefragt, wenn ich aufgetaut war. Und ich wollte auch von Leuten nicht bekuschelt werden, die nicht zum engsten Umfeld gehörten. Am Besten gar nicht anfassen.
Ich hoffe Dein weiteres klärendes Gespräch bringt mehr.
LG
Esther
Danke für Deinen Kommentar. Was Dir aufgefallen ist, sind auch meine wichtigesten Punkte und es bestärkt mich gerade sehr für das 2. Gespräch.
Wenn zwischendurch Hilfe erbeten wird, ist es zwar ein Akt der Höflichkeit, dem nachzukommen, WENN es nicht nur „immer sie“ trifft. Aber das muß ein Kindergartenkind noch lernen und ich finde Höflichkeit in der Form hat keine Priorität! Ihr selbstgewähltes Spiel und die Fähigkeit „nein“ zu sagen, finde ich viel besser und werde das auch so ausdrücken.
Die unherzliche Art betraf alle Kinder, meiner Beobachtung nach. Ich werde das trotzdem ansprechen. Wobei ich auch schon bemerkt habe, dass die eine Erzieherin etwas herzlicher geworden ist und die neue auch herzlicher zu sein scheint, werde das positiv verstärkend erwähnen. ;)
Und der große Punkt: Nein, den Personalwechsel haben sie gar nicht angemerkt und ich war echt zu beschäftigt, diese ganze unterschwellige Kritik an meinem Kind zu verarbeiten, als diese anderen Punkte anzusprechen.
Dafür hoffentlich bald ein zweites Gespräch.
Ja, das hast du schön auf den Punkt gebracht. Sensible Kinder und auch Erwachsene sind eben nicht die „Sonnenschein-Menschen“, die locker flockig jeden Raum betreten und nen flotten Spruch über die Lippen bringen.
Sensibilität und Zurückhaltung sind Eigenschaften, mit denen nicht jeder umgehen kann. Man fühlt sich anders als die anderen und manchmal auch ausgegrenzt.
Dabei haben auch oder gerade diese Kinder/ Erwachsene ganz feinfühlige Antennen gegenüber den Emotionen der Mitmenschen. Sie merken schnell, wie jemand sich fühlt und man kann sich lange mit ihnen beschäftigen und unterhalten. Dafür müssen sie sich allerdings richtig wohl fühlen und vertrauen lernen und ihnen muss mit Nähe und Geduld begegnet werden.
Das ist bei mir auch so und ich öffne mich auch erst, wenn ich sicher bin, dass es sich lohnt und ich wertgeschätzt werde.
Ich wünsche dir für das 2. Gespräch viel Erfolg und das erhoffte Verständnis.
Liebe Grüße,
Renate
Danke auch Dir für den Kommentar. Genau, wie Du es sagst. Schüchterne Menschen müssen sich rundum wohl fühlen, damit sie sich öffnen können. Und darauf will ich den Fokus setzen und nicht darauf, dass mein Kind das „immer noch nicht macht“ obwohl sie schon soundso alt ist und soundso lange im Kindergarten….
Hallo Mama! Oh das kenne ich, meine Tochter ist ganz ähnlich und mit unserer Kita gibt es die selben Schwierigkeiten zB beim Ankommen und in die Gruppe aufgenommen werden und auch die Fluktuation. Ich versteh auch nicht, warum es für Erzieherinnen so schwer verständlich ist, dass manche Kids sich von einem simplen „Guten Morgen, Kind“ nicht herzlich empfangen fühlen und Mama/Papa loslassen. Wir hatten darüber schon mehrere Gespräche und es wurde besser. Es ist so einfach eigentlich! Erklär Dich, Deine Sicht auf Dein Kind und Dein Empfinden und wie Du schon sagtest, ändere diese ProblemProblem!-Sichtweise! Die scheint sich in einigen Erzieherinnen automatisch zu entwickeln, sobald ein Kind mal nicht „funktioniert“ – alte Schule?! Aber es ist mit ein wenig Offenheit recht einfach zu verändern ;) alles Gute!
Dankeschön!
Hey ;) ich arbeite wie du vielleicht weißt momentan auch in einer KiTa und zwar auch in einer Grippe, in der die „alten“ Erzieherinnen weder herzlich noch verständnisvoll sind. Mir ist aufgefallen, daß die Kinder mir gegenüber recht verschlossen waren und lange gebraucht haben, mich überhaupt näher heranzulassen. Wenn ich jetzt in die Gruppe komme, werde ich angesprungen und zu Boden geworfen ;) Soll heißen: da kann deine Maus wirklich nix dafür, das ist eine verdammt schlaue Strategie von ihr, sich selbst zu schützen. Wenn sie in die Schule kommt und eine gute Lehrerin (oder Lehrer) bekommt wird sich das ganz bestimmt geben! Ich finde es toll daß du sie verteidigen möchtest und das ist gut und wichtig. Das machen leider viel zu wenige Eltern… ich hoffe du stößt auf Verständnis!
Liebe Grüße, Janina
Wow, haargenau unser Thema! Unsere Tochter wird im August 5 und ist wie deine Tochter, ich erkenne sie genau wieder!
Nach dem Kita-Gespräch stand der Verdacht auf Mutismus im Raum, woraufhin wir beim Psychiater waren. Der war sich aber nicht sicher. Wir könnten eine Therapie starten, wir könbten aber auch noch warten. Auch bei uns gab es viele verschiedene Erzieherinnen, die nur kurz da waren. Und ihre Herzens-Erzieherin ist seit 10 Monaten erkrankt :( Danke für deinen Artikel, er hilft mir sehr, dass Ganze noch einmal neu zu überdenken und meinem Mädchen einfach noch etwas Zeit zu geben :-)
Hallo nochmal!
Ich verstehe Dich vollkommen. Mein Kind kommt diesen Sommer in die Kita. Im Vorgespräch hat uns der Leiter auch bereits diese Entwicklungsgespräche angekündigt. Ich habe mir darunter dann nicht vorgestellt, dass mein Kind dabei auf dem Prüfstein steht. Er betonte auch es würde darum gehen, wie sich das Kind in der Kita verhält und man würde sich immer dafür interessieren, wie es im Kontrast dazu daheim wäre. Würde mir das passieren, was Du erfahren musstest, ich wäre wie vor den Kopf geschlagen und müsste es erstmal verdauen. Daher finde ich das zweite Gespräch auch total sinnvoll. Das findet dann unter ausgeglichenen Vorzeichen statt.
Ich finde es wirklich erschreckend hier zu lesen, welches Ausmaß an Anpassung anscheinend in einigen Kitas/ von einigen ErzieherInnen von den Kindern verlangt wird, und dann so einseitig.
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für dieses Gespräch und dass für Deine Tochter (und mit ihr auch den anderen Kindern) bald ein besseres Umfeld in der Kita vorliegt.
Ich bin wirklich dankbar von solchen Vorfällen zu lesen, dann weiß ich was mir in naher Zukunft passieren könnte. Daher auch liebsten Dank für Deine Offenheit.
Beste Grüße
Esther
Den Faden würde ich gerne aufgreifen und weiterführen. Ich finde nämlich, unser gesamtes System in der Gesellschaft geht weitgehend an den Introvertierten vorbei und berücksichtigt diese Persönlichkeitsstruktur nur ganz selten.
Nach der Kita geht es gleich in der Schule weiter. Da gibt es dann Epochalnoten, womit sich die Schüchternen und Schweigsamen naturgegeben etwas schwer tun. Strenggenommen werden sie dadurch richtig benachteiligt.
Im Berufsleben verändert sich das auch nicht. Allzuoft kommen auf den Karrierepfaden die Lauten und Extrovertierten zum Zug. Zwar rufen die modernen Managementparadigmen permanent nach Diversity und Vielfalt, aber das drückt sich dann meistens nur im Kontext von Nationalität und Frau/Mann aus.
Beispielsweise sind mir introvertierte Berater, Projektmanager oder Vorgesetzte nur äußerst selten begegnet. Das wäre aber auch Diversity. Wenn man eher still, schüchtern oder introvertiert ist, braucht man dann ganz schön viel Kreativität, um sich in diesem Umfeld zu behaupten.
Wir verlieren dadurch sehr viel Potential. Potential, das wir eigentlich bräuchten.
Ja, das stimmt. Es gibt auch eine Studie dazu, die bemängelt, dass Introvertierte nicht die Gelegenheit bekommen, ihre Gedanken so zu äußern, dass sie ausreichend Gehör finden. Somit wird das Potential nicht ausreichend für die Produktivität von Unternehmen berücksichtig. Damit sind die meisten unternehmerischen Prozesse zu einseitig auf eine Charakterform ausgerichtet, usw. Klingt alles sehr plausibel, wie ich finde…..
Hallo
ich bin Erzieherin und Mutter. Und genau das habe ich in der Kita zu hören bekommen. Ich habe auch zwei Kinder und bei uns ist es ähnlich. Unsere Elterngespräche verliefen ähnlich. Die Erzieher wollten mir mir erzählen mit meinem Kind stimmt was nicht. Mein Motto war aber lasst ihn Kind sein. Das ging drei Jahre lang und was war: er hat es geschafft ohne Therapie. Er ist selbstständig und selbstbewusst, aber er sucht sich seine Leute aus.
Also was ich eigentlich sagen will. Ich habe auf meinem Bauchgefühl gehört und habe mein Kind wahrgenommen wie er ist.
Und bin stolz darauf.
Lg
Hallo.
Ich bin Erzieherin in einer Kita und kann deine Empörung über dieses Verhalten der Erzieher/innen völlig verstehen.
Ich finde, es ist einfach ein No-Go, wenn man das Kind nicht ordentlich begrüßt, besonders nach einer so langen Zeit, sind immerhin quasi zwei Wochen. Ich kann aus meiner Sicht sagen, dass man vielleicht nicht immer Zeit hat, aus den Umständen, dass man vielleicht allein ist oder so, aber ich finde es dennoch unverständlich, auch diese Situation, wo dein Kind später kam.
Ich kenne diese Art von Kindern, die Zuhause sehr aufgeweckt und natürlich selbstbewusst sind, weil es eben die Umgebung ist, in der das Kind, optimalerweise, die meiste Zeit des Tages ist und in der Kita eben anders. Dennoch würde ich das niemals an einem Kind bemängeln wollen. Es gibt solche und solche Kinder. Klar, werden die Eltern darüber informiert, aber dass dies in solch einer negativen Weise geschehen ist, tut mir für dich als Mutter wirklich leid, weil man da wirklich Angst bekommt – nach dem Motto ‚Stimmt was mit meinem Kind nicht?‘.
Ich würde dir empfehlen, nicht nur mit der Leitung zu sprechen, sondern auch mit den 1. Erziehern, die da den Mund im Garten nicht aufgekriegt haben und 2. auch mit den Gruppenerziehern, einfach deswegen, weil ihr quasi in einer Erziehungspartnerschaft steckt und du scheinst mir jetzt auch nicht so rüberzukommen, als wenn man nicht sachlich mit dir darüber sprechen könnte. Teile einfach deine Bedenken, sage auch ruhig mal, was dir nicht passt, weil anders lernen es auch viele Erzieher nicht wirklich.
Leider ist dieses Prozedere der erkrankten-schwangeren-gehenden Erzieher manchmal nicht abwendbar, aus verschiedenen Gründen. Dass es natürlich so krass war, ist jedoch ziemlich traurig, denn das ist natürlich sehr prägend für ein Kind, keine Bezugsperson zu haben bzw. eine zu haben, die aber immer geht. Sprich einfach mit den Erziehern bzw. auch mit der Leitung darüber, immerhin ist es dein Kind, um das es hier geht.
Wenn ich irgendwas falsch ausgedrückt habe, tut es mir leid, ich will dich nur darin bestärken, das Problem anzugehen, damit es in dem letzten Kita-Jahr doch noch ein schönes Jahr für dein Kind wird.
LG Samy
Dankeschön. Ja, das habe ich getan. Wir haben mittlerweile wieder eine komplett andere Erzieher-Truppe in dieser Gruppe. EIne noch aus dem letzten Jahr. Die, die den Mund nicht aufgekriegt hatte, ist jetzt in einer anderen Gruppe und eine ERzieherin, die ich sehr mag ist neu dazu gekommen. Vermutlich gibt es in dem letzten Jahr keine Änderungen mehr für mein Kind. Dass es mit dieser Gruppe und den Bezugspersonen nicht gut gelaufen ist, könne man ja nicht mehr ändern, meinte die Leitung…. Komischerweise sieht das nur noch eine weitere Mutter so wie ich. Liegt vielleicht auch an der Mentalität der Kinder. Viele mit jüngeren Kindern haben das ja nicht so krass erlebt. Naja, danke für Deinen Zuspruch!
Gerne gerne, ich versteh nur nicht, wieso die Leitung diese Aussage gibt. Klar kann man es nicht ändern, aber man könnte sich trotzdem für die Geschehnisse entschuldigen, einfach weil du ja für den Platz bezahlst! Du bezahlst für diesen Platz und willst natürlich, dass das Kind die optimalsten Erfahrungen hat. Einfach, weil ich finde, das die Kita so sehr wichtig für die Entwicklung ist.
Ich hoffe, dass du in dem Jahr noch schöne Erlebnisse für dein Kind sammeln wirst und dass sie den Einstieg in die Schule dann leichter haben wird. Ich wünsche euch beiden trotzdem noch viel Freunde und lass dich nicht unterkriegen ;)
Danke Dir! <3