Erziehung & Beziehung

Entwicklungsgespräch in der Kita oder: Warum muß ich Erziehern Schüchternheit erklären?

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Comments (17)
  1. Esther Uiuiui sagt:

    Hallo
    was mir auf Basis Deiner Schilderung auffällt:
    Ich finde die Punkte, die er bemängelt, wirklich fragwürdig. Es riecht so nach „mangelnder Gehorsam“. Wenn sie ihre abgesprochenen Pflichten wahrnimmt, scheint es kein Problem zu geben damit sich an Regeln zu halten. Aber eine Bitte auszuschlagen oder Angebote abzulehnen, genauso wie das Spiel bestimmen zu wollen, das zeugt davon, dass sie ein gewisses Durchsetzungsvermögen zeigt. Und ich frage mich, ob sie das bei einem Jungen auch so monieren würden? Sich durchzusetzen ist ja ein recht komplexes Unterfangen. Dafür muss man etliche soziale Regeln, situative und individuelle Momente miteinander in ein stimmiges Verhältnis bringen. Und ich finde es bemerkenswert, dass Deine Tochter die regelmäßigen Tischpflichten wahrnimmt und außerplanmäßige Bitten ausschlägt. Mich würde es sehr interessieren, was sie sich dazu denkt. Denn dahinter steckt ja eine gewisse soziale Regel. Es gibt ein Prinzip der Arbeitsverteilung. Jeder muss es mal machen, zu geregelten Zeiten. Aber warum wurde sie außerplanmäßige gefragt? Kinder können da ein ganz feines Gerechtigkeitsempfinden entwickeln. Die Erzieher achten vielleicht nicht darauf, wen sie da immer wieder bitten. Dass ggf. einige nie gefragt werden. Aus unterschiedlichsten Gründen.
    Was mich zum letzten Punkt führt: hat er denn im Gespräch reflektiert, wie chaotisch die Situation war? So viele Personalwechsel? Das muss man doch einbeziehen in die Einschätzung Deiner Tochter.
    Ich würde auch ruhig mal nachfragen, warum so ein unherzliches Verhältnis zu ihr gepflegt wurde. Waren die einfach unmotiviert? Oder betraf es nur Deine Tochter? Oder bestimmte Kinder? Oder hatte Deine Tochter die Nähe abgelehnt? Ich war als Kind selbst schüchtern. Und ich bin nicht gut in Begrüßungen und Verabschiedungen. Ich war damals immer echt froh, dass die Erzieherinnen kein großes Ding aus meiner Abwesenheit oder Verspätung gemacht haben. Lieber haben sie dann später mal unauffällig nachgefragt, wenn ich aufgetaut war. Und ich wollte auch von Leuten nicht bekuschelt werden, die nicht zum engsten Umfeld gehörten. Am Besten gar nicht anfassen.
    Ich hoffe Dein weiteres klärendes Gespräch bringt mehr.
    LG
    Esther

    1. Mama notes sagt:

      Danke für Deinen Kommentar. Was Dir aufgefallen ist, sind auch meine wichtigesten Punkte und es bestärkt mich gerade sehr für das 2. Gespräch.

      Wenn zwischendurch Hilfe erbeten wird, ist es zwar ein Akt der Höflichkeit, dem nachzukommen, WENN es nicht nur „immer sie“ trifft. Aber das muß ein Kindergartenkind noch lernen und ich finde Höflichkeit in der Form hat keine Priorität! Ihr selbstgewähltes Spiel und die Fähigkeit „nein“ zu sagen, finde ich viel besser und werde das auch so ausdrücken.
      Die unherzliche Art betraf alle Kinder, meiner Beobachtung nach. Ich werde das trotzdem ansprechen. Wobei ich auch schon bemerkt habe, dass die eine Erzieherin etwas herzlicher geworden ist und die neue auch herzlicher zu sein scheint, werde das positiv verstärkend erwähnen. ;)
      Und der große Punkt: Nein, den Personalwechsel haben sie gar nicht angemerkt und ich war echt zu beschäftigt, diese ganze unterschwellige Kritik an meinem Kind zu verarbeiten, als diese anderen Punkte anzusprechen.
      Dafür hoffentlich bald ein zweites Gespräch.

  2. Renate sagt:

    Ja, das hast du schön auf den Punkt gebracht. Sensible Kinder und auch Erwachsene sind eben nicht die „Sonnenschein-Menschen“, die locker flockig jeden Raum betreten und nen flotten Spruch über die Lippen bringen.
    Sensibilität und Zurückhaltung sind Eigenschaften, mit denen nicht jeder umgehen kann. Man fühlt sich anders als die anderen und manchmal auch ausgegrenzt.
    Dabei haben auch oder gerade diese Kinder/ Erwachsene ganz feinfühlige Antennen gegenüber den Emotionen der Mitmenschen. Sie merken schnell, wie jemand sich fühlt und man kann sich lange mit ihnen beschäftigen und unterhalten. Dafür müssen sie sich allerdings richtig wohl fühlen und vertrauen lernen und ihnen muss mit Nähe und Geduld begegnet werden.
    Das ist bei mir auch so und ich öffne mich auch erst, wenn ich sicher bin, dass es sich lohnt und ich wertgeschätzt werde.
    Ich wünsche dir für das 2. Gespräch viel Erfolg und das erhoffte Verständnis.

    Liebe Grüße,
    Renate

    1. Mama notes sagt:

      Danke auch Dir für den Kommentar. Genau, wie Du es sagst. Schüchterne Menschen müssen sich rundum wohl fühlen, damit sie sich öffnen können. Und darauf will ich den Fokus setzen und nicht darauf, dass mein Kind das „immer noch nicht macht“ obwohl sie schon soundso alt ist und soundso lange im Kindergarten….

  3. Pina sagt:

    Hallo Mama! Oh das kenne ich, meine Tochter ist ganz ähnlich und mit unserer Kita gibt es die selben Schwierigkeiten zB beim Ankommen und in die Gruppe aufgenommen werden und auch die Fluktuation. Ich versteh auch nicht, warum es für Erzieherinnen so schwer verständlich ist, dass manche Kids sich von einem simplen „Guten Morgen, Kind“ nicht herzlich empfangen fühlen und Mama/Papa loslassen. Wir hatten darüber schon mehrere Gespräche und es wurde besser. Es ist so einfach eigentlich! Erklär Dich, Deine Sicht auf Dein Kind und Dein Empfinden und wie Du schon sagtest, ändere diese ProblemProblem!-Sichtweise! Die scheint sich in einigen Erzieherinnen automatisch zu entwickeln, sobald ein Kind mal nicht „funktioniert“ – alte Schule?! Aber es ist mit ein wenig Offenheit recht einfach zu verändern ;) alles Gute!

  4. Herzmutter sagt:

    Hey ;) ich arbeite wie du vielleicht weißt momentan auch in einer KiTa und zwar auch in einer Grippe, in der die „alten“ Erzieherinnen weder herzlich noch verständnisvoll sind. Mir ist aufgefallen, daß die Kinder mir gegenüber recht verschlossen waren und lange gebraucht haben, mich überhaupt näher heranzulassen. Wenn ich jetzt in die Gruppe komme, werde ich angesprungen und zu Boden geworfen ;) Soll heißen: da kann deine Maus wirklich nix dafür, das ist eine verdammt schlaue Strategie von ihr, sich selbst zu schützen. Wenn sie in die Schule kommt und eine gute Lehrerin (oder Lehrer) bekommt wird sich das ganz bestimmt geben! Ich finde es toll daß du sie verteidigen möchtest und das ist gut und wichtig. Das machen leider viel zu wenige Eltern… ich hoffe du stößt auf Verständnis!

    Liebe Grüße, Janina

  5. Jutta sagt:

    Wow, haargenau unser Thema! Unsere Tochter wird im August 5 und ist wie deine Tochter, ich erkenne sie genau wieder!
    Nach dem Kita-Gespräch stand der Verdacht auf Mutismus im Raum, woraufhin wir beim Psychiater waren. Der war sich aber nicht sicher. Wir könnten eine Therapie starten, wir könbten aber auch noch warten. Auch bei uns gab es viele verschiedene Erzieherinnen, die nur kurz da waren. Und ihre Herzens-Erzieherin ist seit 10 Monaten erkrankt :( Danke für deinen Artikel, er hilft mir sehr, dass Ganze noch einmal neu zu überdenken und meinem Mädchen einfach noch etwas Zeit zu geben :-)

  6. Esther Uiuiui sagt:

    Hallo nochmal!

    Ich verstehe Dich vollkommen. Mein Kind kommt diesen Sommer in die Kita. Im Vorgespräch hat uns der Leiter auch bereits diese Entwicklungsgespräche angekündigt. Ich habe mir darunter dann nicht vorgestellt, dass mein Kind dabei auf dem Prüfstein steht. Er betonte auch es würde darum gehen, wie sich das Kind in der Kita verhält und man würde sich immer dafür interessieren, wie es im Kontrast dazu daheim wäre. Würde mir das passieren, was Du erfahren musstest, ich wäre wie vor den Kopf geschlagen und müsste es erstmal verdauen. Daher finde ich das zweite Gespräch auch total sinnvoll. Das findet dann unter ausgeglichenen Vorzeichen statt.
    Ich finde es wirklich erschreckend hier zu lesen, welches Ausmaß an Anpassung anscheinend in einigen Kitas/ von einigen ErzieherInnen von den Kindern verlangt wird, und dann so einseitig.
    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für dieses Gespräch und dass für Deine Tochter (und mit ihr auch den anderen Kindern) bald ein besseres Umfeld in der Kita vorliegt.
    Ich bin wirklich dankbar von solchen Vorfällen zu lesen, dann weiß ich was mir in naher Zukunft passieren könnte. Daher auch liebsten Dank für Deine Offenheit.
    Beste Grüße
    Esther

  7. Den Faden würde ich gerne aufgreifen und weiterführen. Ich finde nämlich, unser gesamtes System in der Gesellschaft geht weitgehend an den Introvertierten vorbei und berücksichtigt diese Persönlichkeitsstruktur nur ganz selten.

    Nach der Kita geht es gleich in der Schule weiter. Da gibt es dann Epochalnoten, womit sich die Schüchternen und Schweigsamen naturgegeben etwas schwer tun. Strenggenommen werden sie dadurch richtig benachteiligt.

    Im Berufsleben verändert sich das auch nicht. Allzuoft kommen auf den Karrierepfaden die Lauten und Extrovertierten zum Zug. Zwar rufen die modernen Managementparadigmen permanent nach Diversity und Vielfalt, aber das drückt sich dann meistens nur im Kontext von Nationalität und Frau/Mann aus.

    Beispielsweise sind mir introvertierte Berater, Projektmanager oder Vorgesetzte nur äußerst selten begegnet. Das wäre aber auch Diversity. Wenn man eher still, schüchtern oder introvertiert ist, braucht man dann ganz schön viel Kreativität, um sich in diesem Umfeld zu behaupten.

    Wir verlieren dadurch sehr viel Potential. Potential, das wir eigentlich bräuchten.

    1. Mama notes sagt:

      Ja, das stimmt. Es gibt auch eine Studie dazu, die bemängelt, dass Introvertierte nicht die Gelegenheit bekommen, ihre Gedanken so zu äußern, dass sie ausreichend Gehör finden. Somit wird das Potential nicht ausreichend für die Produktivität von Unternehmen berücksichtig. Damit sind die meisten unternehmerischen Prozesse zu einseitig auf eine Charakterform ausgerichtet, usw. Klingt alles sehr plausibel, wie ich finde…..

  8. Hallo
    ich bin Erzieherin und Mutter. Und genau das habe ich in der Kita zu hören bekommen. Ich habe auch zwei Kinder und bei uns ist es ähnlich. Unsere Elterngespräche verliefen ähnlich. Die Erzieher wollten mir mir erzählen mit meinem Kind stimmt was nicht. Mein Motto war aber lasst ihn Kind sein. Das ging drei Jahre lang und was war: er hat es geschafft ohne Therapie. Er ist selbstständig und selbstbewusst, aber er sucht sich seine Leute aus.
    Also was ich eigentlich sagen will. Ich habe auf meinem Bauchgefühl gehört und habe mein Kind wahrgenommen wie er ist.
    Und bin stolz darauf.
    Lg

  9. Juli Mi sagt:

    Hallo.
    Ich bin Erzieherin in einer Kita und kann deine Empörung über dieses Verhalten der Erzieher/innen völlig verstehen.
    Ich finde, es ist einfach ein No-Go, wenn man das Kind nicht ordentlich begrüßt, besonders nach einer so langen Zeit, sind immerhin quasi zwei Wochen. Ich kann aus meiner Sicht sagen, dass man vielleicht nicht immer Zeit hat, aus den Umständen, dass man vielleicht allein ist oder so, aber ich finde es dennoch unverständlich, auch diese Situation, wo dein Kind später kam.

    Ich kenne diese Art von Kindern, die Zuhause sehr aufgeweckt und natürlich selbstbewusst sind, weil es eben die Umgebung ist, in der das Kind, optimalerweise, die meiste Zeit des Tages ist und in der Kita eben anders. Dennoch würde ich das niemals an einem Kind bemängeln wollen. Es gibt solche und solche Kinder. Klar, werden die Eltern darüber informiert, aber dass dies in solch einer negativen Weise geschehen ist, tut mir für dich als Mutter wirklich leid, weil man da wirklich Angst bekommt – nach dem Motto ‚Stimmt was mit meinem Kind nicht?‘.

    Ich würde dir empfehlen, nicht nur mit der Leitung zu sprechen, sondern auch mit den 1. Erziehern, die da den Mund im Garten nicht aufgekriegt haben und 2. auch mit den Gruppenerziehern, einfach deswegen, weil ihr quasi in einer Erziehungspartnerschaft steckt und du scheinst mir jetzt auch nicht so rüberzukommen, als wenn man nicht sachlich mit dir darüber sprechen könnte. Teile einfach deine Bedenken, sage auch ruhig mal, was dir nicht passt, weil anders lernen es auch viele Erzieher nicht wirklich.

    Leider ist dieses Prozedere der erkrankten-schwangeren-gehenden Erzieher manchmal nicht abwendbar, aus verschiedenen Gründen. Dass es natürlich so krass war, ist jedoch ziemlich traurig, denn das ist natürlich sehr prägend für ein Kind, keine Bezugsperson zu haben bzw. eine zu haben, die aber immer geht. Sprich einfach mit den Erziehern bzw. auch mit der Leitung darüber, immerhin ist es dein Kind, um das es hier geht.

    Wenn ich irgendwas falsch ausgedrückt habe, tut es mir leid, ich will dich nur darin bestärken, das Problem anzugehen, damit es in dem letzten Kita-Jahr doch noch ein schönes Jahr für dein Kind wird.

    LG Samy

    1. Mama notes sagt:

      Dankeschön. Ja, das habe ich getan. Wir haben mittlerweile wieder eine komplett andere Erzieher-Truppe in dieser Gruppe. EIne noch aus dem letzten Jahr. Die, die den Mund nicht aufgekriegt hatte, ist jetzt in einer anderen Gruppe und eine ERzieherin, die ich sehr mag ist neu dazu gekommen. Vermutlich gibt es in dem letzten Jahr keine Änderungen mehr für mein Kind. Dass es mit dieser Gruppe und den Bezugspersonen nicht gut gelaufen ist, könne man ja nicht mehr ändern, meinte die Leitung…. Komischerweise sieht das nur noch eine weitere Mutter so wie ich. Liegt vielleicht auch an der Mentalität der Kinder. Viele mit jüngeren Kindern haben das ja nicht so krass erlebt. Naja, danke für Deinen Zuspruch!

  10. Juli Mi sagt:

    Gerne gerne, ich versteh nur nicht, wieso die Leitung diese Aussage gibt. Klar kann man es nicht ändern, aber man könnte sich trotzdem für die Geschehnisse entschuldigen, einfach weil du ja für den Platz bezahlst! Du bezahlst für diesen Platz und willst natürlich, dass das Kind die optimalsten Erfahrungen hat. Einfach, weil ich finde, das die Kita so sehr wichtig für die Entwicklung ist.
    Ich hoffe, dass du in dem Jahr noch schöne Erlebnisse für dein Kind sammeln wirst und dass sie den Einstieg in die Schule dann leichter haben wird. Ich wünsche euch beiden trotzdem noch viel Freunde und lass dich nicht unterkriegen ;)

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