Ich bin gar nicht etepete. Wenn ich im Sommer mit meinen Kindern am Spielplatz bin und diese im Sand gespielt haben, was nahezu täglich passiert, rieselt abends, wenn ich mich umziehe, Sand aus meinem BH. Tja. Das sind komplexe physikalische Teilchenwanderungen, die da passieren. Und nach dem ersten Erstaunen war es mir egal.
Egal ist es mir aber nicht, wenn der Sand schon in den Klamotten steckt, die ich morgens anziehen möchte, wenn ich morgens noch vor dem Kaffee weit laufen muß, um auf die Toilette oder unter die Dusche zu kommen und wenn mich dabei jemand außerhalb meiner Familie sieht. Ich. Mag. Das. Einfach. Nicht.
Nette Eltern der wirklich tollen Kita meiner Kinder haben ein Zeltwochenende ausgerufen, wie jedes Jahr im Juni, und alle sind begeistert. Naja, alle Kinder. Der Mann ist mittel begeistert und ich bin vom Campen total abgetörnt.
Der Mann warf zu Bedenken ein, dass ich schon mitkommen müsse, da er sich mit zwei kleinen Kindern unter gefühlt 40 weiteren kleinen Kindern überfordert fühlt. Verstehe ich. Unsere Kinder haben kein bisschen Verlustangst und rennen, soweit ihre Beinchen sie tragen. In zwei verschiedene Richtungen, auf Bauernwiesen am Waldrand, in Landstraßennähe. Das muss nicht sein. Ich rang tage- nein wochenlang mit mir. Aber der Campingplatz ist noch nichtmal einer. Es ist eine nur eine Wiese und die nächste Ziegenkoppel ist näher als das Badehäuschen. Das ist nichts mehr für mich. Ich habe das alles in meiner fern liegenden Jugend durchgemacht.
Im letzten Jahr bin ich mit dem Auto und dem unter 2 Jahre alten Kind2 abends wieder nach Hause gefahren und morgens wiedergekommen. Mit Kaffee intus und in aller Privatheit geduscht. Dieses Jahr wäre Kind2 zwar immer noch ein kleines bisschen zu jung für so aufregende Nächte, andererseits hätte er wohl die wenigsten Probleme mit ihnen. Dieses Jahr haben wir allerdings kein Auto mehr und diese Goldlösung wird schwieriger. (Da ist uns jemand reingefahren. Totalschaden. Wir waren das nicht!)
An dieser Stelle möchte ich auf meine Wildlife-Qualitäten hinweisen.Die sind nämlich beachtlich: Ich verfüge nicht nur über eine jahrelang Pfadfindererfahrung, sondern über noch ausgefeiltere Interrail-Experience! Teenager, Rucksack, Zelt, Zug und Europas Städte und Weiten. Hach. Die Älteren unter Euch werden jetzt versonnen nicken. Ich konnte mit meinen Freundinnen auch bei Sturm und Regen in der Nacht, ohne Taschenlampe, ein Zelt aufbauen. Und das hielt dann! Ich habe Wäsche per Hand gewaschen, mein Haar teilweise nur mit eiskaltem Wasser, ich habe 14 Tage Plumpsklo-Erfahrung, ein Survival-Training im Regen Dänemarks absolviert, ich kann mit dem Kompass umgehen und weiß theoretisch, wie man auch ohne Streichhölzer ein Feuer anzünden kann. Ich kann sicher einen Grill ohne Grillanzünger anzünden und konnte in meinen jungen Jahren auf einer dünnen (nicht mit Luft gefüllten) Isomatte zwischen zwei Zugabteils (genau, da, wo früher noch keine Tür, sondern nur so eine Metallschiene war) schlafen. Damals, anno Neunzenhundert-irgendwas in Portugal. Doch doch. Aber ich bin durch damit. Ich möchte das nicht mehr. Gar nicht.
Und nun? Heute Abend war Elternabend und wir Eltern saßen bei Bier und Wasser entspannt in der Sonne, teilten die Einkäufe von Würstchen, Brötchen, Kaffee, Kohle, usw. unter den Teilnehmerna auf. Fackellauf und Schnitzeljagd sind für die beiden Abende geplant, tagsüber freies Spielen und Toben auf der Wiese des Bauernhofs. Ja, es klingt wunderbar und Kind1 erinnert sich noch an letztes Jahr und ist Feuer und Flamme.
Und dann habe ich heute Abend nicht nur eine Mitfahrgelegenheit für uns autolose Familie gefunden, sondern auch noch eine Hin- und Rückfahrgelegenheit für mich und Kind2 am Freitagabend, Samstagmorgen und Samstagabend gedeichselt.
Tadaaaa und Halleluja!
Ich freue mich wie irre auf die schönen Tage mit netten anderen Eltern und komplett fröhlich und frei spielenden Kindern. Ich freue mich auf das Campingerlebnis für meine Tochter und die Möglichkeit für den Kleinen tagsüber dabei zu sein. Und das beste: ich habe Dusche, WC und meinen ersten Kaffee zu Hause! Ha!
Es ist eine mir schon immer sehr sympathisch gewesene Mama eines lieben Kitakumpels von Kind2. Sie macht es auf mein Erzählen hin dieses Jahr so wie ich im letzten Jahr und nimmt uns mit. Mann und Kind1 bleiben dort.
Die andere Mama und ich werden am Samstagmorgen mit frischen Brötchen und Nutella zum Campingplatz zurückfahren und damit wahrscheinlich für viel Freude sorgen.
Jetzt hör aber mal auf, dich zu rechtfertigen!
Ich bin n paar Tage jünger als du und sicher nicht empfindlich. Aber spätestens bei Kaffee und Dusche endet meine Bereitschaft für Zugeständnisse: Wer so seine Freizeit verbringen will, soll das tun. Ich will das alles nicht mehr.
Drum finde ich auch eure Zwischenlösung völlig okay und super für die Kinder. Besser so, als ihnen Erlebnisse vorzuenthalten!
Kicher. Sowas ist bisher zum Glück an mir vorbei gegangen, obwohl Camping mit Kindern und Eltern schon mehrfach im Gespräch war. Und wie du bin ich nicht etepetete, und kann mehrfache Interrail-Erfahrung mit Rucksack, Zelt und Isomatte vorweisen. Aber nee, nicht mehr mit über 45 im Zelt auf dem Boden, echt nicht. Bei aller Liebe. :)
Gern gelesen, gegrinst, und ganz viel Sympathie für dich. Haste schlau gelöst!
Viele Grüsse, Christine
Glückwunsch zur win-win- Situation :D
Ich bin da ganz bei dir. Ich hasse Camping. Ich hoffe, das hat nichts mit etepetete zu tun, denn ich mochte es noch nie. Ich bin früher auch ein bisschen rumgereist, habe zwischen Köln und Krakau auf Fußböden, Isomatten und Matratzen geschlafen. Aber auf Dach, Wände und ein nahes Badezimmer musste ich selten verzichten. Na, da steht mir ja noch was bevor. :-)
Klingt super! Viel Spaß euch.
Schön, dass Ihr eine Lösung gefunden habt. Für mich ist Zelten auch etwas, das ich heute nicht mehr brauche;-)
Viel Spaß!!!
Jetzt habe ich es auch gelesen! :-) Superklasse Idee!!! Würde ich GANZ GENAUSO machen! ;-)