Die heutige BlogLeseLiebe ist sehr lang geworden und sehr – ambivalent. Oder vielfältig. Ich wollte aber nichts von der Tischkante fallen lassen, also ist alles drin, was mich in den letzten Wochen berührt und erfreut hat. Bitte sehr, viel Spaß beim Lesen.
Fangen wir mal mit Mama Schulze an. Sie ist nicht nur bloggende Zweifach-Mama, die von ihrer Multiple Sklerose-Erkrankung und ihrem Familienleben schreibt, sie postet auch unfassbar lecker aussehende Frühstücksfotos auf Instagram. Grüne Smoothies, Müsli ohne Kuhmilch, Obst ohne Ende, das volle Programm. Also bat ich sie eines Tages kackdreist, mir mal Rezepte und Einkaufszettel zu schreiben. Hat sie getan, herzlichen Dank! <3
Wenn nach Ostern Schule und Kita wieder losgehen und Ihr Butterbrote für Eure Kinder schmieren müßt, möchte ich Euch ein neues Blog ans Herz legen: LunchboxDiary. Das ist ein neues Blog von Berlinmittemom und Elfenkind über „bunte, gesunde, clevere und verspielte Brotdosenideen für den täglichen Kita- und Schulalltag“. Die Lunchboxen sind sicherlich genauso sagenhaft schön, wie das, was ich bereits von Instagram kenne. Und ja, ich werde auch hier jedesmal hungrig.
Eltern, Blogger und glückliches Scheitern
Die Grossenköpfe riefen zur Blogparade „Geschichten vom Scheitern“ auf, dort stehen mittlerweile viele tolle Texte. geht mal lesen. Auch ich habe genau am letzten Tag noch einen Text über mein Scheitern fertig bekommen, dabei hatte ich die Deadline gar nicht im Kopf. Ha! Was ist das Gegenteil von Scheitern? Glücklicherweise hat Annelu verlängert und Ihr könnt noch bis zum 30.4.2015 Eure Scheitern-Texte einreichen.
Zwar gehört der Text nicht zur Scheitern-Blogparade, aber Patricia Cammarata alias Dasnuf hat mal wieder einen tollen Text geschrieben, diesmal über Gelassenheit. Dann kommt das mit dem Scheitern gar nicht erst auf. Super, wenn sie das so macht, darf ich das auch! :)
Kein Scheitern ist es allerdings, wenn das Baby nachts oft aufwacht. Etwas, das alle jungen Eltern wissen sollten!
Journalismus: Von Mittelfingern, Witwenschütteln und Vertrauensverlust
Letzte Woche Dienstag ist ein schreckliches Flugzeugunglück passiert, das viele Menschen sehr berührt. Die Tragik des Unfalls ist riesig und ebenso riesig ist der Schock. Riesig ist aber, leider zurecht, auch die Empörung über das Verhalten vieler Medienvertreter gegenüber den Trauernden. Frau Meike hat es treffend beschrieben, auch der Internet Law Blog benennt es.
Die Empörung über die Klarnamensnennung des Co-Piloten, Abdruck seines Portraits, falscher Porträtfotos und der kaltherzigen Praxis vom so genannten „Witwenschütteln“, heftigster Einschüchterung von Schülern seitens Journalisten und vor allem das skandalöse Belagern der Trauendern ist so groß, dass Hans Hoff sagt: Der Journalismus existiert nicht mehr. Tatsächlich sieht es so aus.
Der Freitag bescheinigt den deutschen Elite-Journalisten vielmehr „Selfies mit Stars“ als echte Fragen, Inhalte und Positionen.
In diesem Zusammenhang steht auch ein offener Brief von Andy Neumann des Vorsitzenden des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, Andy Neumann, an Bild-Chefredakteur Kai Diekmann:
Ich gebe Ihnen die einmalige Gelegenheit, zu verstehen, wie ein erfahrener Ermittler das sieht, was Sie zu sehen glauben, lieber Herr Diekmann. Und ich betone, dass sich alles, was ich schreibe, tatsächlich nur auf das bezieht, was man den Medien entnehmen kann!
Der Ermittler sieht eine unfassbare Tragödie. Eine Tragödie, die vielleicht, aber auch nur vielleicht, ein Verbrechen sein könnte. Konjunktiv eins!
Er hört von möglichen Abläufen, dargestellt aus berufenem Munde, die noch immer unheimlich viele Fragen offen lassen, und denkt sich: Wenn das so gewesen wäre, wäre das entsetzlich. Konjunktiv zwei!
Er nimmt wahr, dass eine Person im Raum steht, die möglicherweise allein für diese Tragödie verantwortlich ist. Er ist fassungslos und denkt sich: Bitte, lass das nicht wahr sein! Ist froh, dass noch zu viele Fragezeichen bleiben, um mit Sicherheit davon auszugehen. Und denkt sich: Okay, es könnte immer noch anders gewesen sein. Konjunktiv drei!
Den Vertrauensverlust, den die deutschen Medien derzeit erfahren, ist umfassend, nicht neu und alarmierend. Leider nehmen die Medien das so gar nicht ernst, wie ein Text aus der Telepolis zeigt: „Medien: Der verdrängte Vertrauensverlust“.
Apropos nicht ernst nehmen: Wir sind das Land, in dem sich ein Günther Jauch Journalist nennen darf. Bevor das unsägliche Verhalten nach dem Flugzeugabsturz losging, setzten Jauch, die Blöd-Zeitung und viele andere den Stinkefinger-Skandal in die Welt. Ihr erinnert Euch? Varoufakis! Eine Geste, die komplett aus dem Zusammenhang gerissen und bereits zwei Jahre alt war. Auf den Punkt gebracht, was da eigentlich betrieben wird, hat das Jan Böhmermann in seinem Video „Varoufakis and the fake finger #varoufake“:
„Liebe Redaktion von Günther Jauch. Yanis Varoufakis hat unrecht. Ihr habt das Video nicht gefälscht. Ihr habt einfach das Video nur aus dem Zusammenhang gerissen und einen griechischen Politiker am Stinkefinger durchs Studio gezogen. Damit sich Mutti und Vati abends nach dem Tatort noch mal schön aufregen können: ‚Der Ausländer! Raus aus Europa mit dem! Er ist arm und nimmt uns Deutschen das Geld weg. Das gibt’s ja wohl gar nicht. Wir sind hier die Chefs! So!‘ Das habt ihr gemacht. Und der Rest ist von uns.“
Warum notiere ich mir das jetzt hier in meinem Blog? Weil es mir wichtig ist. Weil mir die Nachrichtenproduktion gehörig gegen meinen demokratischen Strich geht, weil wir guten, echten und ethisch getriebenen Journalismus brauchen. Ein Journalismus, der wirkliche Themen aufdeckt, Position bezieht und Diskurse eröffnet. Bitte, dafür sollte nicht allein die Satire in Deutschland zuständig sein!
Die Anstalt – oder das Ende vom Spaß
Fakten aufdecken, die Wirklichkeit beleuchten, Diskurse eröffnen? – Seht Euch die Sendung vom 31.3.2013 an, und lest vorher oder nachher diesen Text darüber: Und plötzlich ist der Spaß vorbei.
Claus von Wagner, einer der Kabarettisten der Anstalt, empfiehlt über sein Facebook-Profil: „Wer nach der Sendung nun mehr zu Reparationen, Zwangskredit und dem Verhalten der deutschen Bürokratie gegenüber Griechenland nach 1945 lesen möchte, dem seien die Arbeiten des Historikers Hagen Fleischer empfohlen. Der folgende Artikel ist eine gute Einführung und enthält zudem eine Literaturliste.“
„Wenn Ihr Euch erinnert, können wir vergessen.“
Achtsamkeit und emotional First Aid
Wir bringen unseren Kindern bei, dass sie sich die Zähne putzen müssen und man eine blutende Wunde versorgen muß. Aber was bringen wir ihnen bei, wenn es um Gefühle geht, wie Schuldgefühle, Verlust oder Einsamkeit? Bringen wir ihnen ausreichend bei, Gefühle immer ernst zu nehmen, auf sich selbst zu achten und Selbstheilungsprozesse zu fördern? Ach, Selbstheilung? Kennen wir das? Bei einer Erkältung gehen wir zum Arzt. Warum holen wir uns nicht auch für emotionale Wunden professionelle Hilfe?
Achtsamkeit und „emotional hygiene“ als die Art, wie wir auf unsere Gefühle und unseren Geist achten können, so wie auf unseren Körper.
Geschlechtsneutrale Pronomen Superhelden und Street Artists
Antje Schrupp sagt: „Tolle Sache: Schweden nimmt das geschlechtsneutrale Pronomen „Hen“ ins Wörterbuch auf“.
Und zum Schluß wie immer ein paar schöne Bilder zum Anschauen:
Warum heißen „weibliche Street Artists“ eigentlich nicht „Street Artists“?
Gerade erst entdeckt. Vielen Dank fürs Teilen und noch ein schönen Ostermontag :-) LG JuSu
Wieder eine tolle Zusammenstellung, danke! Lektüre für den Feierabend heute :)