Béa Beste heißt wirklich so. Ihr Name ist Programm. Wenn ich daran denke, wie selbsterfinderisch sie immer gewesen sein muß – und wie ich sie auch heute erlebe in ihrer Neu-Erfindung als Tollabea, wird mir ganz schwindelig! Welch ein Tempo sie vorlegt! Davon kann ich mir eine Scheibe abschneiden. Vielleicht färbt ja dieses Interview ab? ;) In den hier vorliegenden Antworten auf meine Fragen kann ich ihre riesengroße, freundliche Energie und gute Laune förmlich spüren. Ich hatte schon das Vergnügen sie persönlich treffen zu dürfen und kann verraten: ihre gute Laune ist ansteckend und inspirierend! Béa ist einfach tolla! Ich glaube, das ist ihr zweiter Vorname, Béa Tolla Beste! <3
Liebe Béa, vielen Dank für dieses Interview. Wie viele Berufe hattest Du bisher eigentlich?
Keinen! Ich hatte immer eine Berufung… Ich bin Unternehmerin. Folgende Jobs hab ich schon mal gemacht:
- Trendforscherin
- Product Manager TV
- Beraterin
- Vorstandsvorsitzende
- Geschäftsführerin
… und natürlich war ich für eine kleine, süsse Chefin schon mal Ernährungsbeauftragte, Putzfrau, Chef de Cuisine, Chauffeuse, Trainerin, Friseurin, Streitschlichterin. – Die ganze Liste.
Kannst Du uns etwas über Deinen beruflichen Werdegang erzählen? Was waren für Dich bisher die wichtigsten Meilensteine?
Ich habe erst Wirtschaftsingenieurwesen und dann Kommunikation studiert. Mit 21 habe ich meine Tochter bekommen, mitten im Studium… und kurze Zeit danach war ich auch vom ihren Vater getrennt. Grösstes Problem: Ich konnte nicht so gut ausgehen, Babysiter waren teuer. Lösung: Ich habe einer Agentur ein Trendforschungsmonitor verkauft und wurde fürs Ausgehen bezahlt.
Nach dem Studium habe ich als Produkt Manager bei SAT.1 gearbeitet und als Beraterin bei The Boston Consulting Group. 2006 habe ich die Phorms Schulen mitgegründet. 6 Jahre habe ich sie als CEO geleitet, 2011 hat ein Profimanager übernommen. Danach habe ich die Tollabox gegründet.
Aus welchen Berufs/Zeit-Abschnitten hast Du am meisten mitgenommen?
Der Job in der Beratung hat mir beigebracht, dass ich mich in die komplexesten Fragestellungen in kürzester Zeit einfuchsen kann auch ohne die Materie zu kennen.
Wichtig: Aus jedem Abschnitt, aus jedem Projekt habe ich Freude am Tun mitgenommen und Können, Erfahrung, wertvolle Kontakte. Auf diesem ganzen Weg habe ich tolle Menschen kennengelernt, mit dem mich viel verbindet. Ich arbeite gern. Schon immer.
Du hast schon Schulen gegründet. Wie kommt man denn auf so eine Idee?
Siehe oben. Die Idee ist damals mit meinem Co-Founder Alex Olek entstanden, wir wollten beitragen, dass das Schulsystem in Deutschland besser wird, dass wir bessere Lernumgebungen und -bedingungen für Kinder schaffen.
Seit wann bist Du selbständig? Was gefällt Dir daran so gut?
Das war ich schon immer ;-) Also: Ich bin auch an die Angestelltenjobs mit einer sehr „selbstständigen“ Mentalität angegangen, konnte immer, gerade als Mutter, dabei sehr viel Flexibilität aushandeln, was Arbeitszeiten etc. anbelangt. Richtig unternehmerisch selbständig bin ich seit 2006. Ich schätze die Freiheit und die Gestaltungsmöglichkeiten.
Welche Herausforderungen hast Du in Deinem bisherigen Berufsleben meistern müssen? Gab es zB. die „traditionellen“ Männer-Frauen-Konflikte?
Klar gab es sie, in „old boys clubs“ vorzudringen ist nicht einfach… vor allem, wen man Fussball und Autos nicht so mag. Aber hey: Die Arbeitswelt hat einfach Herausforderungen und ruft Konflikte hervor. Grundsätzlich. Jammern hilft nichts…
Deine Tochter ist heute eine erwachsene, junge Frau. Wie war es für Dich früher, berufstätige Mutter zu sein? Warst Du auch alleinerziehend?
Ich war selbstverständlich berufstätig, ich habe mein Anspruch darauf nie in Frage gestellt. „Alleinerziehend“ war ich nie, auch wenn ihr Vater und ich getrennt sind seit sie 2 Jahre alt war. Ich habe immer alle im Familien- und Freundeskreis eingespannt, um mir zu helfen.
Knifflig fand ich es, wenn sie krank war. Da klappte mein Betreuungskonzept in sich zusammen… Zum Glück war sie das nicht oft!
Gibt es einen Unterschied der Kinderbetreuung von „damals“ zu heute?
In Berlin der 90er waren die Kitaplätze noch knapper…
Hattest Du jemals das Gefühl, dass Dich Dein Muttersein im Leben ausbremst?
Ich habe mein Kind niemals als Karrierebremse empfunden. Im Gegenteil: Dass es meine Tochter Carina gab, hat mich schneller, effizienter und fokussierter gemacht. Ich konnte Dinge besser anpacken als vorher. Ich habe das, glaube ich, ausgestrahlt. Und ich habe nahezu ausschließlich auf Kunden und Arbeitgeber getroffen, die sehr viel Flexibilität gezeigt haben.
Es ist ein Geben und Nehmen, und ich habe das stets artikuliert: „Ich bin schnell und gut in dem, was ich mache, und Sie können auf Ergebnisse und Anwesenheit nach Absprache verlassen. Für den Rest brauche ich Flexibilität. Wenn es ihnen nicht passt, können Sie mir kündigen. Sie können sich darauf verlassen, dass ich keine Schwierigkeiten mache.“
Selbst in der Top Management Beratung hat das gut geklappt…
Carina und Béa beim BloggenBitte erzähle uns, was Du jetzt machst? Was passiert auf Tollabea.de, Deinem Kreativblog?
Reorientierungsphase ist jetzt angesagt! Also: Den Blog erhalte ich, um noch den ehemaligen Kunden kreative Ideen und Elterntipps zu bringen, und auch für mich… um mit ihnen noch verbunden zu sein. Insgesamt schaue ich mir neue Business-Modelle an: Digital Publishing, auch Kinderapps, und Bloggerplattformen. Nebenbei arbeite ich als Markenberaterin – ich war früher mal 6 Jahre bei der Boston Consulting Group und bei dieser Alma Mater gibt’s immer Spannendes zu tun, mit höchster Hirnzellenaktivierung, das tut mir gut und füllt den Kühlschrank!
Machst Du den Blog alleine oder arbeitest Du im Team?
Mir hilft noch Desi, unsere frühere Grafikerin und gelegentlich meine Tochter – ich werde jetzt auch mal einige Kooperationen angehen, damit ich das auch hoffentlich auch honorieren kann…
Wie sind Deine weiteren Pläne, liebe Béa?
Es gibt einen übergeordneten Plan, tatsächlich: Ich möchte mich im Winter so viel wie möglich in der Wärme aufhalten, in südlichen Gefilden arbeiten. Deswegen erwäge ich ausschließlich Digital-Businesskonzepte. Kein physisches Zeug mehr!
Béa – am besten in der WärmeWenn Du Deinem Leben ein Motto geben müsstest, welches wäre das?
Mit guter Laune klappt alles besser.
Hier findet Ihr Béa im Netz:
Liebe Béa, ich finde Dich erstaunlich erfrischend und inspirierend. Solche Menschen gibt es so selten, die so voller Leidenschaft das tun, was sie tun. Ich wünsche Dir für Deine/Eure Zukunft weiterhin viel Fröhlichkeit und dazu noch eine Menge Erfolg…. Ganz liebe Grüße, Christiane
Ganz grandios, die Frau macht süchtig. Große Frauenliebe <3
Ein sehr schönes Interview!
Hallo Sonja,
es tut mir Leid, aber hier muss ich doch noch mal eben ein bisschen Wasser in den Wein schütten.
Klar, Bea ist ein bemerkenswerter Mensch. Aber selbst bemerkenswerte Menschen haben auch nicht immer Erfolg, wie das (wirtschaftliche) Scheitern der Ideen Phorms-Schulen und leider auch der Tollabox zeigt.
Dazu hätte ich auch gerne etwas erfahren, eben über das was nicht so toll gelaufen ist, woran es ihrer Meinung nach gelegen hat, welche Konsequenzen sie ziehen will, alternative Pläne, usw. .
Leider hast Du hier (bewusst ?) problematische Punkte in Deinem Interview ausgespart, das fand ich jetzt nicht so toll.
Viele Grüße
Dirk
Danke für Deine Antwort. Kann ich verstehen, das ist spannend, vorallem, weil wir Bea so gut kennen. Aber eigentlich ist der Schwerpunkt Vereinbarkeit und nicht Unternehmertum. Bea hat aber auf ihrem Blog zum Thema Tollabox und auch ihr Scheitern geschrieben. Wenn es Dich interessiert, geh da mal gucken.