Die Kinderhilfsorganisation World Vision fragte mich, ob ich einen Beitrag zum Thema Kinderpatenschaft schreiben möchte, und ich sagte zu. Da ich mich aus diesem Anlass ein bisschen näher mit dem Für und Wider von Kinderhilfsorganisationen, Kinderpatenschaften und zweckgebundene Spenden befasst habe, möchte ich dies gerne am Beispiel von World Vision mit Euch teilen. Die Entscheidung, ob eine Kinderpatenschaft sinnvoll ist, ob man sich damit identifizieren kann oder ob man lieber anders spenden und helfen möchte, muß und kann nur jeder für sich selbst erörtern und entscheiden. Sinnvollerweise erst nach einer eigenen Recherche und Überlegungen zum Thema. Meine Recherche und Überlegungen stelle ich Euch hier vor.
Wer sich fragt, warum ich hierüber schreibe: Es ist Ende Dezember und die Spendenaufrufe flattern ins Haus, Kinder aus Entwicklungsländern blicken uns von Plakatwänden aus an, Spots laufen im Netz und im TV. Ich finde es darüber hinaus einfach auch wichtig, dass wir, meine Familie, Ihr, wir, nie vergessen, was für ein Glück wir haben. Wie gut es uns eigentlich geht.
Ich denke, dass es grundsätzlich richtig und wichtig ist, sich privat auf internationaler Ebene sozial zu engagieren – egal mit welchem Budget. Noch haben wir keine Kinderpatenschaft in unserer Familie, aber wir möchten das gerne übernehmen. Meine Eltern hatten immer eine Patenschaft, die meines Mannes auch. Und zwar auch immer für ein spezielles Kind, also nicht nur allgemeine Spenden.
Wie würde ich mir eine Kinderhilfsorganisation aussuchen?
Das wichtigste wäre es für mich zu wissen, wie schlank und effizient die Organisation arbeitet – also wie viel meines Spendenbetrags bei den Menschen ankommt.
Selbstverständlich würde ich mir auch die Webseite anschauen, in diesem Falle die von World Vision. Es ginge mir grundsätzlich darum, ob ich der Organisation vertrauen kann, ob mir die Ziele und Leitlinien gefallen, wie sie sich selbst beschreibt, welcher Fokus die Arbeit hat und solche Dinge. Bei World Vision geht es insbesondere auch um die Hilfe für Säuglinge und Kleinkinder. So werden in die bedürftigen Regionen als einer der ersten Schritte immer Hebammen und Krankenpfleger*innen, um den Schwangeren und jungen Müttern in Punkto Säuglingspflege und Hygiene sowie in der medizinischen Erstbetreuung weiterbilden zu können. Hier ist ein Beispiel einer gelungenen Projektarbeit bei Word Vision, im Menü oben findet Ihr noch weitere.
Thema Transparenz und Kontrolle
Darüber hinaus würde ich gerne wissen wollen, wie gut die Organisation bei bestimmten Prüfungsverfahren abschneidet.
- Erster Blick gilt dem Prüfsiegel für Spenden der DZI (Stiftung Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen). World Vision hat das DZI-Siegel verliehen bekommen. Auf der DZI-Webseite gibt es auch eine sehr gute und übersichtliche Spenderberatung, darunter „Die 7 wichtigsten Tipps für Spender.“
- World Vision hat außerdem den 1. Platz in der Studie zum Thema Transparanz einer Spiegel Online Studie zum Thema erhalten. Die Ergebnisse der Studie könnt Ihr hier im Spiegel Online Artikel einsehen.
- Weitere gute Transparenz-Ergebnisse: Auch die Zeitschrift Capital und Prize Waterhouse Cooper in Zusammenarbeit mit der Uni Göttingen haben World Vision für ihre Transparenz ausgezeichnet.
- Jährlich veröffentlicht World Vision ihren Wirkungsbericht. Hier ihr Wirkungsbericht 2014.
- Die Organisation ist auch selber Mitglied und Teilnehmer in diversen Organisationen und sozialen Netzwerken, die eine gewisse Objektivität und Überprüfbarkeit sicherstellen.
- Seit neuestem bietet die Organisation World Vision ein soziales Netzwerk für Paten an, „Mein Patenportal“, in dem sie ihre Patenschaft teilen und neue Information über das Kind und seine Gemeinschaft erfahren können. Hier eine Beispielseite des Paten-Portals.
Kinderpatenschaften – Geist des Kolonialismus oder persönlicher Bezug zu ansonsten anonymen Leid?
Kinderpatenschaften werden seit ihrem Bestehen diskutiert. Wie bei allen komplexen Themen gibt es keine unkomplexen Antworten. Es gibt Für und Wider und ich finde es wichtig, sich damit zu beschäftigen, bevor man eine Patenschaft oder Spende eingeht.
In einem Beitrag des Deutschlandfunks mit dem Titel „Die Macht der Kulleraugen“ wird das Dilemma deutlich: Die traurigen Kinderaugen stehen meistens nicht nur für sich selbst: Wer eine Kinderpatenschaft übernimmt, spendet meist nicht nur dem Kind selbst, sondern der Gemeinschaft, z.B. dem Dorf, in dem es lebt. Die Kinder sind einerseits Teil der Marketingstrategie der Hilfsorganisation, Spender für sich zu gewinnen, andererseits wird in einer Kinderpatenschaft tatsächlich auch, unter anderem und in Folge der projektbezogenen Hilfsaktion, diesem einen Kind mitgeholfen.
„Natürlich gibt es einen Wettbewerb darum, wer Spender am leichtesten für sich gewinnen kann. Wir haben für uns beschlossen, dass wir auch angetreten sind, die Strukturen zu verändern, die hinter Armut und Hunger liegen, das ist nicht immer einfache Kost, das macht unser Geschäft mühsamer, gerade angesichts des Trends zur Einzelfallhilfe, aber wir werden daran nichts ändern, das ist unser Auftrag.
Wenn sich alle nur auf Kinderpatenschaften oder Kinderprojekte beschränken würden, würde ein Gutteil der Aufgaben, die ansteht, einfach nicht finanziert, und das wäre fatal, das wäre ganz, ganz schlimm.“
Zusammen mit dem DZI hat World Vision einen Beitrag zum Thema „Kinderpatenschaften“ herausgegeben. Den Text könnt Ihr als pdf unter diesem Link hier finden. Auf der letzten Seite wird das DZI mit Tipps zum Thema Kinderpatenschaft zitiert:
DZI-Tips zum Thema Patenschaften
Das Deutsche Zentralinstitut für Soziale Fragen (DZI) bietet Beratung und Auskünfte zum Spendenwesen im sozialen Bereich an und erteilt zum Thema Kinderpatenschaften für die Dritte Welt folgende Auskunft:
Patenschaften fördern durch den persönlichen Kontakt in besonderem Maße die Hilfsbereitschaft sowie das Interesse und Verständnis für fremde Kulturen. Jedoch sollte ein Spender, der sich für diese Form der Unterstützung interessiert, folgende Aspekte berücksichtigen:
- Die Übernahme einer Patenschaft, die den persönlichen Kontakt zu einem Kind in einem Entwicklungsland einschließt, bedeutet in der Regel nicht, dass der Patenschaftsbeitrag dem jeweiligen Patenkind unmittelbar zugute kommt.
- Aufgrund der Erfahrungen der Vergangenheit werden aus den Patenschaftsbeiträgen heute zumeist Projekte finanziert, die der ganzen Gemeinschaft, in der das entsprechende Kind lebt, zugute kommen (z.B. Dorfentwicklungsprojekte). Diese Art der Förderung vermeidet die Bevorzugung und Hervorhebung Einzelner, die früher im Zusammenhang mit Patenschaften häufig kritisiert wurde.
- Gleichwohl werden auch heute noch Patenschaften angeboten, die direkt einzelnen Personen zugute kommen, sei es in Form von Heimplätzen für Kinder oder als Ausbildungshilfe für Jugendliche und junge Erwachsene. Der Spender sollte der Werbung der jeweiligen Organisation in jedem Fall eindeutig entnehmen können, in welcher Form seine
Patenschaftsbeiträge Verwendung finden. - Patenschaften, die mit der persönlichen Kontaktpflege zu einem Kind verbunden sind, verursachen zusätzliche Verwaltungskosten (Abrechnung, Koordination, Korrespondenz, Übersetzung). Besonders aufwendig ist es, wenn Pateneltern „ihre“ Kinder besuchen wollen. Das DZI rät von dieser Form der Kontaktaufnahme deshalb ab.
- Einige Organisationen bieten als Alternative Patenschaften für Projekte an. Diese Form der Patenschaft, zuweilen auch als „Partnerschaft“ bezeichnet, verzichtet zwar auf die Herstellung eines persönlichen Kontaktes, ermöglicht jedoch gleichzeitig die gezielte Förderung eines Vorhabens.
- Die Dauerspende, sei es in Form einer Patenschaft, Partnerschaft oder auch ganz ohne besondere Zweckbindung, hat gegenüber Einzelspenden den Vorteil, dass nicht für jeden einzelnen Spendenvorgang gesondert und kostenträchtig geworben werden muß.
Für wen oder wann ist eine Kinderpatenschaft richtig?
Diese Empfehlungen oben tragen für mich die Beantwortung zusammen, ob Kinderpatenschaften ein Überbleibsel des Kolonialismus sind oder sinnvolle Partnerschaft mit persönlichem Bezug: Ja und ja.
Meine Meinung ist die: Kolonialismus war (und ist) rassistisch und ungerecht und wirkt sich bis heute aus. Auch Entwicklungshilfe wird aufgrund seiner paternalistischen Struktur („die Weißen zeigen den Einheimischen, wie es geht“) immer wieder kritisiert und überarbeitet. Ein norwegischer Hilfsdienst beispielsweise will die Marketingstrategien der gängigen Hilfsorganisationen ändern. Er prangert mit einem Negativpreis klischeehafte Kampagnen an, die Hilfsempfänger entwürdigen. Und zeigt mit einem eigenen Clip, wie es auch anders geht.. Zwar ist Hilfe zur Selbsthilfe ein Schlagwort, das bereits ich aus meinen Kindertagen kenne, aber abschließend fertig ist die Welt damit nicht. Für mich ist es unumstritten, dass ich nicht nur regional und lokal helfen möchte, sondern auch international. Ich bewege mich hier auf dünnem Eis: Leid ist weder vergleichbar noch bewertbar, aber die unsägliche Armut in machen Regionen der Welt, das Elend, die Unterversorgung, die Krankheiten und alle persönlichen sowie familiären Konsequenzen für jeden einzelnen Menschen dürfen mir nicht egal sein. Wer „mit syrischen Flüchtlingen sprechen“ eine Kinderpatenschaft generell vorzieht, ist mir zu plakativ, auch wenn ich die Grundüberlegungen des verlinkten Textes teile. Zum anderen habe ich bisher nichts gefunden, was eine Kinderpatenschaft oder eine Dauerspende in bestimmte Regionen ersetzen könnte. So empfinde ich und genau so möchte ich auch meine Kinder sensibilisieren.
Wer spenden möchte, muß einfach wissen, dass bei eine Kinderpatenschaft der Spendenbeitrag nicht unmittelbar dem Kind zugute kommt, sondern dass der Betrag Projekte finanziert, in die das Kind und sein Wohl eingebunden sind. Darüber hinaus sollte man wissen, dass der persönliche Kontakt sowie die Zweckgebundenheit der Spende (dieses bestimmte Kind, dieses bestimmte Projekt) einen erhöhten Organisations- und Buchhaltungsaufwand mit sich ziehen.
Wer eine Kinderpatenschaft eingeht, „kauft“ den Dialog und den persönlichen Austauch mit dem Kind mit. Kaufen im Sinne davon, dass auch dieser Aufwand bezahlt und organisiert werden muß. Aber für diesen Mehraufwand kann es gute und angemessene Gründe geben: die eigene Motivation, diese Spendenbereitschaft auch über längere Zeit aufrecht zu erhalten; oder aus didaktischem Interesse für die eigenen Kinder, beispielsweise.
Für mich wäre eine Kinderpatenschaft richtig, weil sie im Gegenzug zu den ganzen anonymen Bedrohungen und Gefahren „der Hunger in der dritten Welt“, „die Ebola Waisen“, „die Flüchtlinge“ etc. zeigt, worauf es wirklich ankommt: Auf den einzelnen Menschen. Jede Katastrophe und Gefahr hat persönliche Auswirkungen. Es sind die Menschen, um die wir uns kümmern müssen. Und es ist genau das, was ich über die Kinderpatenschaften meiner Eltern gelernt habe und was ich gerne an meine Kinder weiter geben möchte.
Zwar könnte ich auch eine allgemeine Spende an World Vision oder andere Organisationen schicken und meinen Kindern versuchen zu erklären, was mit dem Geld gemacht wird. Aber tatsächlich ist der persönliche Bezug zu diesem Kind, seiner Familie, seinem Dorf, seiner Gemeinschaft, auch eine Hilfestellung meine Kinder zu sensibilisieren, wie es anderen Kinder in ihrem Alter geht. Ich möchte sie lehren, dass es wichtig ist Verantwortung zu übernehmen, gerade weil es uns so gut geht. Egal, ob wir die Menschen persönlich kennen oder nicht, Verantwortung entsteht dann, sobald wir geben können.
Und ja, es sind die Strukturen, die wir bearbeiten müssen. Das ist ein weiter, politischer Weg, den ich bis auf wenige Dinge nur mit großem Aufwand mitgestalten kann. Abgesehen vom fairen und biologisch umsichtigen Konsum kann ich mich über politische Aktivitäten dem System entgegen stellen. Das ist ein ganz wichtiger, wenn nicht gar zentraler Punkt: Änderung der Systeme und Strukturen. Aber das schließt eine aufmerksam gewählte Spendenbereitschaft oder Kinderpatenschaft nicht aus, finde ich.
Wie macht Ihr das? Spendet Ihr regelmäßig oder habt sogar eine Kinderpatenschaft? Was sind Eure Überlegungen zu dem Thema, wozu und wie habt Ihr Euch entschieden zu helfen? Ich freue mich auf Eure Kommentare!
An World Vision stört mich nur wieviel werbung sie machen. Das Kostet auch Geld.
Ich Spende gerne wenn ich kann. An keine besondere Organisation. Ich habe jetzt auch eine Sammelaktion für Unicef gestartet die sehr gut gelaufen ist.
Ich bin ehrenamtlich bei einer Hilfsorganisation tätig, die auch Projekte im In- und Ausland unterhält, darunter Mittagstische für Kinder, ein Schulprojekt in Albanien und eine Leprakolonie im Südsudan. Zu allen Projekten besteht durch die Mitarbeiter vor Ort direkter Kontakt und so wird klar, was mit unseren Spenden passiert.
Ich selbst spende in diesem Zusammenhang kein Geld, sondern Zeit, die ich schon seit meiner Jugend investiere. Mir ist wichtig, dass mein Sohn für sich mitnimmt, anderen im Rahmen seiner Möglichkeiten zu helfen, und dass das nicht unbedingt finanziell, sondern auch durch aktives Tun sein kann.
Danke für den umfassenden Artikel. Ich mache mir auch gerade Gedanken um eine Patenschaft, da waren das interessante Gedanken.
Hallo, ich bin über den Blogroll eines anderen Blogs auf diesen Beitrag gestoßen. Wir spenden seit einigen Jahren an HSCV (Humanitarian Services for Children of Vietnam). http://www.hscv.org/index2.php#!/2/About_Us/1
Das ist eine kleine Hilfsorganisation in Vietnam, die von einem Amerikaner gegründet wurde. Diese Organisation beschränkt ihre Hilfe auf Hanoi und Umgebung. Sie machen nur Werbung über’s Internet und die Mitarbeiter bekommen ihr kleines Gehalt von einem größeren Sponsor.
Wir waren schon dort (Vietnam ist unser Heimatland) und haben unser Patenkind besucht. Dort wird wirklich jeder Cent für die Kinder und deren Familien genutzt. Jeden Monat fährt eine Mitarbeiterin mit dem Bus zu einer bestimmten Region und verteilt dort die Reissäcke und weitere Geschenke von den Sponsoren. Man muss sich auch nicht binden, sondern kann z.B. Fahrräder, Rollstühle, Hühner etc. schenken. Im Gegenzug erhält man stets ein Foto von der „Übergabe“ und Details zu dem Beschenkten.
Ich weiß, es hört sich jetzt wie Werbung an, aber wir sind wirklich überzeugt von dieser Organisation, weil sie eben keine große Organisation ist, die das meiste Geld für Werbung ausgibt. Und da wir an den politischen Strukturen dort (noch) nicht rütteln können, wollen wir wenigstens ein paar armen Menschen dort helfen, ihr Glück zu finden. Wenn du mehr darüber wissen willst, kannst du mir gerne eine E-Mail schreiben.
Hallo, mein Mann und ich haben für ca 1 Jahr die Patenschaft für ein Mädchen aus Bolivien übernommen. Es war über einen österreichischen Verein. Was ich sehr, sehr schade fand, man wurde immer irgendwie nicht richtig in das Ganze involviert. Klar, es kamen Briefe und Zeichnungen (ca 1x im Monat) aber nie Fotos des Kindes. Erst nach einem Jahr! wurde uns einmal wieder ein aktuelles Foto zugeschickt aus Privatarchiv, da es ein normales Familienfoto mit Mutter und einer Schwester war. Sie wirkten total eingeschüchtert. Zum Geburtstag haben wir ca 60 Euro bezahlt, damit ein Fest gemacht wird. Uns wurde gesagt, was es ca kostet um alle Schulfreunde daran teilhaben zu lassen. Wir wissen bis heute nicht, ob es wirklich für unser Patenkind gemacht wurde, oder das Geld einfach für ein x-beliebiges Fest verwendet wurde. Und zum Dank bekamen wir ein Foto mit einem fremden Jungen darauf. Mich hat es einfach so geärgert, dass wir dann für uns sagten, dass es nicht Sinn der Sache ist das Geld fremden Menschen zuzuspielen.
Wenn ich dort unten Urlaub gemacht hätte und hätte die Familie kennengelernt, dann könnte man zb jeden Monat etwas aufs Konto überweisen, dann kenne ich die Menschen hinter der Sache. So leider nicht.
Wir machen es jetzt so, dass wir das Geld lieber unseren österreichischen Kupfermucken Verkäufern (Verkauf von einer Obdachlosenzeitung) zukommen lassen, denen wir das Geld selber in die Hand drücken.
ich hatte eine Patenschaft in Uganda…mir wurden die ganze Lebensgeschichte des kleinen Mädchens erzählt…ihre Eltern sind an Aids gestorben, sie (damals 3 Jahre alt) und ihr kleiner Bruder waren im Dorf ausgestoßen und sie wurden von der Tante liebevoll in einer Hütte am Dorfrand versorgt. Immer wieder bekam ich Fotos von der Tante mit den beiden Kindern, einmal das kleine Mädchen in einem schneeweißen Kleid, mit viel zu großen Flip-Flops an den Füßen. Die Tante konnte sich ein gebrauchtes Fahrrad leisten (alles angeblich von meinen Spendengeldern..die ich wirklich gerne gab). Ich konnte an dem Leben der Kleinen teilnehmen. Bis ich eines Tages Post von der Organisation erhielt: sie wären sehr traurig, mir mitteilen zu müssen, dass es dieses Kind, mit diesem Namen gar nicht gäbe !!! Die Sekretärin vor Ort hätte Fotos von ihrer eigenen Tochter angefertigt undmir geschickt und sie bäten mich nun darum, ob sie das Geld trotzdem behalten dürften. Ich war so sauer…richtiggehend wütend..ich habe das komplette Geld von 2 Jahren zurückgefordert und habe es hier vor Ort dann gespendet. Ich bin immer noch wütend, wenn ich an den Vorfall denke..der inzwischen mehr als 10 Jahre zurückliegt. Trotz aller Spendensiegel, Berichten, Kontrollen usw. usw. war diese Art von Betrug bzw. Korruption möglich. Ich habe als Kind schon davon geträumt, ein Patenkind in Afrika zu haben…diese romantische Vorstellung ging relativ schnell verloren.
Selbst genaueste Kontrolle scheint keine Sicherheit zu geben…
Ich verstehe nicht genau warum du so wütend bist? Das Geld ging doch an das Kind, von welchen du die Fotos bekommen hast. Un anscheinend hatte die Familie es auch sehr dringend gebraucht. Nur weil da keine überzogen rührselige Geschichte hintersteckt, möchtest du jetzt dein Geld zurück?
Möchtest du Menschen helfen, oder dich nur besser fühlen ?
Denn so hört es sich leider an. „Ich habe als Kind schon davon geträumt ein Patenkind in Afrika zu haben…“ Es ist doch nichts wünschenswertes daran.
Bin ehrlich geschockt von deinem Kommentar..
Interessanter Blog und interessante Diskussion. Ich möchte meinem Sohn (8) so eine Patenschaft schenken. Wenn ich mehr zahlen muß, damit die Spende an ein bestimmtes Patenkind geht und eine Kommunikation zwischen den beiden ermöglicht wird, ist das genau das, was ich möchte.
Man kann sagen: Warum xy EUR für so etwas spenden, wenn n% davon für den Verwaltungsmehraufwand und die Kommunikation draufgehen – lieber alles für die Kinder. Aber das trifft es nicht. Wir können ohnehin nicht allen helfen. Ich will ja gerade, dass mein Sohn etwas lernt und dafür hätte ich gerne eine echte Langzeitpatenschaft, d. h. im Idealfall, dass zusammen ihre Kindheit durchlaufen und sich vielleicht mal als Jugendliche/Erwachsene treffen.
Hi,
gut geschrieben und ich finde auch gar nicht werbelastig. Das ist m.E. echt wichtig, damit niemand den Eindruck bekommt, dass es hier nur um Provisionen oder ähnliches geht. Wir hatten dazu auch hier was geschieben: http://gadsumo.de/kinderpatenschaft-warum-wir-endlich-etwas-tun-sollten/
Bei unserem Artikel haben wir ganz beuwsst auf das Nennen jeglicher Anbieter vollständig verzichtet. Aber ich muss sagen, dass dein Beitrag mit dem Aufhänger von WorldVision ebenfalls top ist! Es ist total wichtig, dass man die Leute mal aufklärt was in der Welt überhaupt abgeht. Viele wissen glaube ich nichts von dem ganzen Elend – woran wir durch unser Konsumverhalten zum Teil sogar noch Mitschuld sind, oder?!
„oder aus didaktischem Interesse für die eigenen Kinder, beispielsweise“ . Meinem Kind möchte ich vermitteln, dass Armut Gründe hat und ihm nicht ein einzelnes Kind (oder auch ein einzelnes Dorf) am anderen Ende der Welt als Almosenempfänger präsentieren. Auch wenn es komplizierter und schwerer ist, wir können sehr wohl etwas gegen ungerechte, Armut und Hilflosigkeit reproduzierende Strukturen tun und auch konkret helfen ohne kontraproduktive Barmherzigkeitsrituale: Eine regelmäßige Spende an UNHCR zum Beispiel (Ende 2015 musste der UNHCR aus Geldmangel die Lebensmittelrationen in den Flüchtlingslagern rund um Syrien reduzieren), an UNICEF, Brot für die Welt oder Amnesty International. Keine Schokolade aus Kinderarbeit kaufen und sich gemeinsam mit seinem Kind für Veränderungen im Kakaohandel einsetzen (http://de.makechocolatefair.org/), Selber Fair Trade Kaffee trinken. Kein Fleisch aus Massentierhaltung, Das Kind darüber informieren, was Schutzzölle sind, was Währungen sind und warum es für überschuldete Staaten fast unmöglich ist, wieder leistungsfähig zu werden und für ihre Bürger zu sorgen. Dass es Menschen gibt, die sich für einen Schuldenerlass für sehr arme, überschuldete Staaten einsetzen. Etc. etc. Alles zu seiner Zeit und altersangemessen und auch sich selber regelmäßig und kritisch informieren …
Das ist vielleicht nicht so spontan befriedigend wie der Brief von einem dankbaren Almosenempfängerchen, aber es hat etwas mit Wahrhaftigkeit zu tun und mit Gerechtigkeit – Bedürfnisse, die Kinder glücklicherweise noch tief im Herzen tragen.
Vielleicht sind solche Almosen besser als nichts, aber ich fürchte, sie sind schlimmer, und vor allem, was könnte alles bewegt werden, wenn diese Milliarden an gutwilligen Spenden Organisationen zugute kämen, die wirklich die Strukturen in den Blick nehmen!
Liebe Sonja, ich finde es super, wie du beschreibst, dass sich auf der einen Seite Änderungen von Systemen und Strukturen und auf der anderen Seite Kinderpatenschaften nicht ausschließen. Ich persönlich denke genauso und habe deshalb eine Patenschaft bei ChildFund, einer nicht ganz so großen, aber dafür sehr persönlichen Organisation. Ich habe damit bis jetzt nur positive Erfahrungen gemacht und würde das auch jedem weiterempfehlen!