Kennt Ihr sowas? Das Kind ist wütend, enttäuscht oder einfach nur schlecht gelaunt. Irgendetwas gelingt nicht oder ich verlange, dass es etwas vom Boden aufhebt, sich die Jacke anzieht oder seine Schwester nicht haut. Dann kommt es: „MAMA! Du biss niss mehr mein Freund! Du darfst nicht mehr zu meinem Geburtstag kommen. Nur Papa!!! Und Kind1!“
Uff! (Hashtag: ErziehungsratlosigkeitGALORE!) Ich bin die Dumme in dieser Sache, der Papa ist selten dran, ich bin die, der die Freundschaft gekündigt wird und nicht zu Party kommen darf. Einmal war ich so gefrustet, weil ich den Spruch an dem Tag schon öfter gehört hatte, dass ich fragte:“ Und wer soll dann den Kuchen backen und die Wohnung schmücken? Hä?!“ Das Kind daraufhin, ziemlich ungerührt: „Du, Mama. Aber Du darfst nicht zu meinem Geburtstag kommen.“ Na toll. Meine Pflicht darf ich tun, mitfeiern nicht. Da habe ich ja mächtig etwas vergeigt.
Ein gelegentliches „Blöde Mama“ geht ja noch
Der Junge wird im August 4 und ich spüre ganz deutlich: er weiß, dass es verletzend ist, was er da sagt. Er will austeilen, er ist frustriert und wütend und findet es offensichtlich ungerecht, was ich da von ihm verlange. Ich habe mich schon überprüft: Bin ich zu streng mit ihm? Verlange ich zu viel? Selbst Einlenken oder ein Kompromiss ist dann nicht mehr möglich. Er will weder reden, noch zuhören, ich darf nicht zu seinem Geburtstag kommen und damit basta.
Also, bin ich zu streng? Ich finde nein. Ich schätze, ich bin einfach nur die Doofe, die für Struktur sorgt, die die Uhrzeit im Blick hat und das Chaos der Wohnung in Schach halten will. Irgendwann, nach einigen Tagen immer wieder Ausgeladen werdens, wurde ich nur noch sauer, als mir das nächste „Du darfst nicht zu meinem Geburtstag kommen“ entgegen schallte. Ob das ein Juulscher Moment pädagogisch wertvoller Authentizität war oder die unpädagogischste Reaktion ever – in dem Moment war es mir egal. Ich sagte ihm, dass es mich verletzt und traurig macht. Und dass ich das nicht mehr hören will. Wir sind eine Familie und wir feiern auch die Geburtstage miteinander, weil wir zusammen gehören. Basta. Dammichnochmal. „Und das möchte ich nicht mehr hören!“ „Pffffrrrrt!“ der Sohn, Zunge raus gestreckt mit Spucken. Halleluja. Pubertät mit 3. Und jetzt? Wie geht sowas? Ich hab es ihm einfach bei der nächsten Gelegenheit wieder so gesagt.
Sollen wir uns wieder vertragen? – Irgendwie muß die Partyplanung ja anfangen
Aber irgendwann, nachdem ich ihm öfter, teils auch heftig gesagt habe, dass mich das verletzt, dass ich das nicht hören will und dass wir alles zusammen feiern, kam er mit etwas Neuem: Er kam zurück zu mir. Sagte in leisem Ton: „Ich will mich entschuldigen Mama. Ich wollte das nicht.“ Huch! „Aha“, sage ich freundlich. „Das ist aber schön.“ „Du darfst jetzt doch zu meinem Geburtstag kommen“.
Bevor ich mich freuen oder gar gerührt hätte sein können, begann er mit der Geburtstagsplanung: Er möchte interessanterweise sowohl Jungen als auch Mädchen einladen. Insgesamt 8 Kinder. (hust) Er möchte eine Schnitzeljagd und einen Kuchen mit Schokolade. Kein Obst. Aber Kakao und Schorle. Es muß mit Girlanden geschmück werden, so ist es bei uns Brauch. Und er möchte so schöne Einladungskarten wie der Levin! – Ohne Quatsch. Genau so, mit deutlich mehr Worten und todernst hat er mir das gesagt. Und er malte sich aus, wie er die Einladungskarten dann an die Freunde in der Kitagruppe verteilen würde. Papa, Mama und Schwester würden auch eine Karte bekommen. Und eine Mitbringseltüte. (Warum, nochmal, muß ich kleine Billigteile für die Gäste kaufen?) Soweit so gut, wir sind uns einig geworden und lächelten uns an.
Leider war das schöne Verhandlungsergebnis beim nächsten Streit vergessen. Den Anlass weiß ich nicht mehr. „MAMA! Du bist nicht mehr mein Freund! NURDERPAPAAA! Du darfst nicht zu meinem Geburtstag kommen“.
Und ja, es ist diese eigentümlich Mischung aus darüber lächeln können und es süß finden und verletzt sein. Es tut weh das zu hören. Ich WILL zu dieser Geburtstagsparty! :)
Was.Mache.Ich.Falsch?!
Heureka – hast Du mein Kind bei Dir???? Du erzählst definitiv von der Motte. Gib es zu!!!! Das geht hier genau so ab nur in zickig.
Scheint also am Alter zu liegen.
Was ich aber nicht unpädagogisch finde ist, dass dem Kind zu sagen was uns verletzt. Das mache ich auch sehr deutlich. Wenn nicht, dann werde ich wütend und fange irgendwann an laut zu werden – sehr laut. Das wollen wir alle nicht und daher gehen wir auch transparent mit unseren Gefühlen um.
Aber hier ist es ganz genau dieses Spiel und der eh schon immer sehr schmale Grad zwischen süß-frech und schXxX-frech wird sehr auffällig überschritten. Nie lange dafür extrem. Grenzen Testen deluxe sage ich Dir. Und wer ist immer die blöde in diesem Spiel? Genau ich – Scheiß-Rolle!!
Und nein, es hilft auch nicht damit nicht allein zu sein – es tut weh und es macht keinen Spaß, doch irgendeiner muss ja das Zepter in die Hand nehmen – wenn wir alle nachgiebig wären und die Lieblings-Rolle spielen würden, dann wünsche ich uns in einigen Jahren ganz viel Spaß,…. nicht.
Trotzdem – Du bist nicht allein.
Blöde Mama grüßt die ausgeladene Mama
JesSi Ca
Ich bin vom 5. Geburtstag meines Sohnes auch immer mal wieder ausgeladen worden. Als ich irgendwann gesagt habe: „Oh, super! Dann muss ich ja gar nichts vorbereiten“, bin ich schnell wieder eingeladen worden. Aber nicht als Chef. Es war zu der Zeit ganz, ganz, ganz wichtig, wer Chef ist. Da gab es auch Erst- und Zweitchefs. Irgendwann war ich zwar zum Geburtstag eingeladen, aber das Kind schrie voller Wut: „Und du … DU …. du bist nur der Letzt-Chef!!!“
Der darf anscheinend den Geburtstag ausrichten, hat aber nix zu melden… Einen schönen Kindergeburtstag! *hüstel* (Mein Ziel für Kindergeburtstage: überleben. Also zunächst mal ich. Möglichst auch die eigenen und fremden Kinder…) Liebe Grüße
Haaha, hier genau das gleiche…ich wurde ausgeladen, durfte aber backen :-/… Ich glaube, die Kinder finden empfinden das selbst als die schlimmste Drohung – und so gesehen ist das ihr „Laserschwert“, um Frust zu kommunizieren oder sich verbal zu wehren. Irgendwie ist das auch okay, finde ich, besser als ausrasten. Ja, für uns ist das blöd. Andererseits mach ich es ja auch nicht besser, nur dass ich mit Schokoladenentzug drohen kann :-)
PS. Der Geburtstag ist rum. Jetzt heißt es, dass ich KEINE Prinzessin sein kann. Schnüff.
Der Käfer hier wird ebenfalls im August Vier und lässt gerade fast täglich denselben Spruch vom Stapel. Süß war’s aber auch, als die Große damals in äußerster Wut und, ich schätze, waldorfverschuldet in Ermangelung richtig fieser Schimpfwörter drohte: “Du sollst heute Nacht von Frau Mahlzahn träumen!!!“ ….
Hallo,
du bist nicht allein! Das habe ich leider von der Kleinen auch schon gehört. „Ich hab den Papa ganz doll lieb, aber die Mama nicht!“ Bumm, das sitzt. Er lenkt gleich ein und sagt, dass wir alle die Mama ganz doll lieb hätten usw. Doch trotzdem verletzt es mich, auch wenn sie selbst wohl gar nicht versteht, was sie sagt. Und wenn ich dann auch grad einen miesen Tag habe, dann nehm ich es mir noch mehr zu Herzen und dann kullert auch mal eine Träne. Doch zum Glück überwiegen die Momente in denen sich ihre kleinen Arme um mich schlingen, sie mir einen Kuss gibt und mir sagt, dass sie mich lieb hat.
Liebe Grüße, Heike
Ausladen hatte ich noch nicht. Aber nach einem Streit (warum habe ich die Milch eingeschenkt, obwohl er es selbst machen wollte?) ist unser kleiner Wutbürger (3) nach oben gestapft. Papa bekam 5 Min später ein „lass mich in Ruhe“, ich weitere 5 Minuten später ein ruhiges, ernstes „ich suche mir eine neue Mama“…..
Passt vielleicht nicht zum Thema, aber da du ja sicher kunstinteressiert bist, wollte ich unbedingt, dass du von dieser Künstlerin erfährst:
http://phaenomeme.sueddeutsche.de/post/119517442834/intime-fotos-ueber-das-mutterdasein-die-serie
Ich bin von ihr ganz beeindruckt!
Viele liebe Grüße
Kathrin