Die ersten drei Wochen Schulzeit sind absolviert. Drei Wochen voller Ankommen und Kennenlernen. Als Familie kommen wir morgens so langsam in etwas, das sich ansatzweise Routine nennen dürfte, die ersten Nachmittagsverabredungen sind getroffen worden und der erste Elternabend steht nächste Woche an. Zeit für eine allererste, vage Bilanz.
Morgenroutine
Nunja, sie ist ausbaufähig. Immerhin kommt das Kind tiptop angezogen, gewaschen, frisiert, gefrühstückt und mit geputzten Zähnen in die Schule. Die Schulsachen sind vollständig, das Pausenbrot liebevoll belegt, sie hat ein Obststück und zu Trinken dabei. Ich selbst trage kein Nachthemd mehr, bin geduscht und habe ebenfalls die Zähne geputzt. Soweit so gesellschaftsfähig. Oder?
Morgens wird es bei uns irgendwann immer hektisch, egal wie weit nach vorne wir die Weckzeit legen. 45 Minuten Zeit reichen dem Schulkind nicht, um sich zu waschen, Sommerklamotten anzuziehen, ein Brot zu essen, Zähne zu putzen. Nächste Woche wird sie testweise um 6.45 geweckt werden. Vielleicht hilft das ja.
Freundinnen
In den ersten Tagen fand das Schulkind gleich eine neue Freundin. Das war toll. Sie spielten nach der Schule noch zusammen. Auch ihre beiden älteren Freundinnen spielten mit. Die Kinder begrüßten und verabschiedeten sich überschwänglich. Die ersten Nachmittagsverabredungen fanden statt. Alles war sonniglich.
Bis vor zwei Tagen. Da erzählte das Schulkind, dass die beste und älteste Freundin plötzlich nicht mehr mit ihr spräche weil das Schulkind eine weitere neue Freundin gefunden hätte. Die älteste Freundin und die neueste Freundin sind sich anscheinend nicht ganz grün und kennen sich auch schon länger von irgendwoher. Anscheinend fordert die älteste Freundin vom Schulkind nun Loyalität ein, ansonsten – Sendepause. Das Schulkind ist traurig darüber. Mit der ältesten Freundin will es nicht das Gespräch suchen, sie scheut die Abwehr oder den Konflikt.
Schule und Lernen
„Warum kann man denn die Schule nicht schwänzen, Mama? So viel verpasst man an einem Tag doch gar nicht?“ Das fragte mich das Schulkind letzte Sonntag, als sie bemerkte, dass am nächsten Tag doch wirklich Montag sei und sie somit Schule habe.
Ist sie einfach nur klug (denn ist stimmt ja grundsätzlich) oder ist sie schon desillusioniert? Macht Ihr die Schule nicht ausreichend Spaß? Hat sie das Gefühl, nicht genügend zu lernen?
Lernen fühlt sich für das Schulkind anscheinend ganz anders an, als erwartet. Die Aufgaben langweilen sie und scheinen sie (noch) nicht anzuspornen.
Auf meine Frage, wie ihr die Schule gefallen, was heute das Schönste war oder das Döfste, kommt meist nur ein eher wortkarges „schön“ oder „gut“. Meistens noch ein „Freiarbeit ist langweilig“ oder „die Aufgaben sind langweilig“.
Das Lernen lernen
Ich traf die Lehrerin letztens während der Pause. Wir kamen ins Gespräch und ich erzählte ihr, was und wie mein Kind von der Schule erzählt. Die Lehrerin war erstaunt, nickte aber. Ja, die eine fehlende Arbeitsbereitschaft sei ihr aufgefallen. Findet sie für die Anfangszeit aber noch normal. Manche Kinder müssen das Lernen erst lernen. Auch das konzentriert sein. Manche Kinder stürzen sich auf die Aufgaben und die Hefte, mein Schulkind eher nicht. Sie sei langsam und träume viel vor sich hin oder quatsche mit der Freundin. Sie nahm mein Erzählen aber als Anregung auf. Anscheinend fühle sich mein Kind noch nicht abgeholt genug oder habe die Möglichkeit noch nicht verstanden, sich selbständig neue / andere Aufgaben zu beschaffen. Mit einem späteren Lern- und Arbeitsverhalten habe das noch nichts zu tun. Das könne sich noch ändern.
Nach dem Gespräch hatte ich mehr Wissen und Einsicht und konnte meinem Kind ganz andere Fragen stellen. Wir unterhielten uns über die unterschiedlichen Aufgaben und was sie so mache, in der Schule. Ich erzählte ihr, dass es nach den ersten Aufgaben ja weiterginge. Und dass das jetzt die Grundlagen seien, damit sie damit mal richtig Lesen und Schreiben und Rechnen lernen könne.
Einen Tag später kam von der Lehrerin im vorübergehen tatsächlich ein „Das war schon viel besser heute“. Und prompt erzählte mir später das Schulkind stolz von einer großen Aufgabe, die es vervollständigt habe.
Abholzeit und immer noch ein Seufzen
Das Schulkind geht in eine Ganztagsklasse. Bisher habe ich sie um 13.30 Uhr abgeholt. Zum einen, um ihr eine Eingewöhnungszeit zu ermöglichen und zum anderen auch, weil wir bis gestern noch an die 30 Grad und mehr hatte.
In der nächsten Woche werde ich sie aber um 16 Uhr bzw. an zwei Tagen um 15 Uhr erst abholen.
Insgesamt ist mir immer noch mulmig bei der Vorstellung, dass mein Kind vom morgens 8 Uhr bis nachmittags um 16 Uhr in der Schule sein wird. (Das habe ich bereits hier und hier beschrieben.)
Meine – oder vielmehr unserer – Entscheidung ist trotzdem so ausgefallen, da sie im Hort nach der Halbtagsklasse nicht gut genug betreut wäre. Sie hätte dort zum einen kein warmes Mittagessen und ich müsste abends warm kochen. Außerdem gibt es nicht genügend betreute Hausaufgabenplätze in dem Hort. Im worst case hätte ich sie zwar um 15 Uhr oder auch mal 14.30 Uhr abholen können, sie hätte dann aber noch Hausaufgaben erledigen müssen und ggf. meine Hilfe benötigt. Ich hätte das dann mit ihr zur Hause nachholen können, vorher oder währenddessen aber auch Kind2 aus der Kita holen müssen. Vor 16 Uhr wären wir also niemals startklar mit erledigten Hausaufgaben unterwegs gewesen.
Im Gegenteil, für mich wäre es ein zusätzlicher Stress mit vielem Hin- und Herfahren, Hausaufgabenbetreuung und abends einem Koch-Job für den Mann oder mich. Jetzt hole ich erst Kind2 ab, dann Kind1 um 16 Uhr aus der Schule und wir haben frei.
Ich muss es mir selbst immer wieder so aufzählen, denn eigentlich würde ich ihr immer noch gerne die Nachmittage anbieten, wie ich sie in meiner Kindheit verbringen durfte.
Das Kind und seine Entwicklung
Last aber natürlich by no means least: mein Kind. Sie ist stolz wie Bolle auf sich und ihr Schulkinddasein. Sie ist stolz auf ihren Schulranzen und damit morgens auf ihrem Rad in die Schule zu fahren. Sie ist stolz darauf, die Verkehrsrgeln zu beherrschen (falls sie nicht von zufällig vorbeilaufenden Freund*innen abgelenkt wird und ohne zu Schauen über die Straße radeln möchte!). Sie freut sich auf ihre neuen und alten Freundinnen und immer noch darauf, bald Lesen und Schreiben und Rechnen zu lernen.
Sie findet, sie kann eigentlich schon rechnen und macht mir das vor mit „20 +20“ oder „2+5“. Bisher haben wir sie immer dafür gelobt, auch wenn sie stolz kam und uns Buchstaben aufgemalt hatte. Jetzt überlege ich, das Loben umzuverlagern auf Dinge wie das Bemühen, das Wiederholen und Üben und das am Ball bleiben. Weg vom Endergebnis, hin zur Freude am Lernen und stolz sein können auf seine eigenen Bemühungen.
Das Schulkind freut sich auf den Sport- und den bald stattfindenden Schwimmunterricht. Bald wird sie ihre AGs wählen können und ich bin gespannt, wie sie ihre freie Zeit verbringt und welche Kreativ- oder Bewegungsangebote sie nutzen wird.
In den ersten Wochen kam sie immer mit dem Schulranzen aus dem Gebäude auf mich zu gerannt. „Mama!“ rief sie und warf sich in meine Arme. Gestern und vorgestern ging sie und unterhielt sich dabei mit ihren Freundinnen. Eine Umarmung wurde nur meinerseits durchgeführt. Ich werte das als ein weiteres Angekommen sein.
Die Schulzeit macht mich gerade zu Helicopter Mum, denn ich beobachte und begleite, spreche mit der Lehrerin und hoffe bang, dass das Lernen ihr auch wirklich Spaß machen werde. Gleichzeitig sehe ich sie sich freuen und stolz sein. Ich freue mich über ihr immer größer werden und bin mir andererseits so sicher, dass sie das Lernen und das Freundschaften halten und sich selbst wahren gut für sich ausklamüsern wird.
Heute Nachmittag gehen wir zum Optiker, ihre Brillengläser sind angekommen. Sie wird jetzt Brillenträgerin und sich vermutlich dadurch auch optisch ganz von dem Kindergartenkind unterscheiden, das sie mal war.
Danke fürs Aufschreiben, das macht mir nach den ersten Schultagen und den Eingewöhnungsschwierigkeiten meines sehr schüchternen Schulkindes Mut!
Toll zu sehen, dass du bei deinen Kindern in der Schule auf eine gesunde Ernährung achtest. Ich sehe es leider viel zu oft, dass Kinder in der Schule ungesundes Essen von zu Hause mitbekommen.
Dabei ist es gerade in diesem Alter so wichtig, dass die Kinder sich gesund und ausgewogen ernähren.
Soweit sind wir Gott sei Dank noch nicht, wir kommen jetzt erst in den Kindergarten.
Wichtig ist, die von Dir angesprochene Morgenroutine. Wenn ich mich an meine Schulzeit erinnere, erkenne ich im Nachhinein, dass ich auch mal gerne morgens etwas langsamer beim Wachwerden war.
LG
Danke für die tollen Beiträge. Wirklich wichtig ist die Ernährung gerade in den jungen Jahren.