Der Tag war sehr schön und ich habe mir ein paar Gedanken gemacht, die ich gerne mit Euch teilen möchte. Erstmal begann der Pfingstmontag irgendwie falsch, denn der Mann ließ mich ausschlafen. Das war so nicht vorgesehen. Es war 11.30 als ich aus komatösen Schlaf nach kinderunruhiger Nacht erwachte. Diesmal lag kein Schwein neben mir, sondern ein rotes kleines Auto, Liebesbezeugnis von Kind2. Dankeschön.
Eigentlich wollten wir längst unterwegs sein, wir wollten einen Ausflug machen. Aber es regnete. Was ist also das richtige, heute? Zoo, Wildpark, Trödelmarkt? Bloß nicht hier in der Gegend bleiben und einen der täglichen Spielplätze oder Parks aufsuchen! Die smse von Freundinnen sprachen von Sea Life oder Duisburger Zoo, wir überlegen Neandertalmuseum, es wurde leicht hektisch. Plötzlich war alles leicht blöd.
Die Perfektionismusfalle macht leise „klack“!
Ich überlegte, in welcher Familie, die die gemeinsame Zeit so herbei gesehnt hat, wohl noch das planungslose Chaos herrscht. Und das war der Moment, als ich meine Perfektionismusfalle zuklacken hörte. Mein Perfektionismussfalle ist nicht einfach nur „saubere Wohnung“, „hübsche, fleckenfreie Kleidung“ oder „der Plan soll aufgehen“. Das wäre ja einfach. Bei mir ist das so: Ich mache mir keinen Plan, weil ich weiß, das mich das am nächsten Tag unter Druck setzen könnte, je nachdem wie gut oder schlecht die Kinder, das Schicksal oder das Wetter mitspielen. Also setze ich auf lässige Planlosigkeit, in der Erwartung, dass uns – oder mir – zu rechten Zeit flugs etwas gutes, spontanes, alle zugleich glücklich machendes einfällt. Das passiert so nie und ich fange dann an, alles mögliche in Frage zu stellen… Wie das weiter geht, könnt Ihr Euch vielleicht vorstellen.
Die Entscheidung fiel zunächst auf einen Trödelmarkt, obwohl die Kinder anfingen, nach einem Film zu jammern und zu Hause bleiben zu wollen. Der Mann war durch seine arbeitsreiche Woche angestrengt und ich durch meine Woche im Teilzeitmodus mit weniger Entlastung durch den Vater als sonst.
Noch während wir uns halb motiviert anzogen, kam mir dann doch eine Idee: RHEINSTRAND! Unter den Bäumen sitzen, die Kinder spielen am Wasser im Sand, wir gucken Löcher in die Luft und den Kindern zu. Yes! Nichtstun mit Kulisse, genau unser Ding. Und ja, ich Perfektionismusopfer hatte sofort gute Laune, als mein spontane-Idee-Mechanismus dann doch funktionierte.
Aber erstmal Eis essen und überall durchprobieren! ;)
Mein Eis ist übrigens das linke, Himbeer-Balsamico und Schokolade, der Mann hat oben Mocca-Kardamon. Die Kinder wählten jeweils Schoki. So gestärkt fuhren wir an unseren geheimen Fleck am Rheinstrand und wir waren dort ALLEIN! Um uns nur Sand, Gras, Feldblumen, Bäume, der Fluss und der Wind.
Alles.War.Gut.
Düsseldorf Feiertag at its best ❤️
Ein von @mama_notes gepostetes Foto am
Die Kinder juchzten und sangen, spielten im Sand, plitschten am Wasser, holten sich nasse Füße und futterten sich durch unsere mitgebrachten Snacks.
Irgendwann machten die Kinder und der Mann einen Spaziergang, ich folgte später hinterher und die Tochter lief auf mich zu. „Ich bin SO froh, dass wir Dich gefunden haben!“, rief sie theatralisch und war offensichtlich in irgendeinem dramatischen, eigenen Spiel. Sie überreichte mir einen Blumenstrauß. „Für Dich!“ Hach.
Irgendwann hatten wir Hunger und fuhren nach Hause. Wir grillten mit unserem neuen Elektrogrill auf dem Balkon, auf dem man eigentlich gar nicht grillen darf und aßen in der Küche. Es gab vegetarisches Grillgut, Salat und Rosmarinkartoffeln dazu und Kind1 sagte: Das ist das schönste Abendessen was ich in meinem ganzen Leben hatte!
Warum erzähle ich das?
Vielleicht liegt es an der Unterhaltung, die ich mit dem Mann im Auto und am Strand kurz führte. Eigentlich konnten wir das Thema nur kurz anschneiden. Es ging um Ruhe, Entspannung und das tun, was einem gut tut. Und dieser Tag tat uns gut, die Kindern, dem Mann und mir. Ein einfacher Tag, ohne große Action, ohne Rummel, ohne andere Menschen. Einfach nur wir, Strand und Wind. Es kann so einfach sein, abzuschalten und Stress zu reduzieren. Es kann so einfach sein, Familienzeit zu genießen und beisammen zu sein. Manchmal fällt es uns nur so schwer, in der Eile des Alltags unseren Modus zu finden. Und ich erzähle das auch, weil mir heute auffiel, dass ich meinen geliebten Rheinstrand, an dem Kind2 vor drei Jahren schon robbte, bevor er krabbeln konnte ich ich jedesmal das „Little Bali“-Feeling bekomme, dass ich diesen Strand letztes Jahr im Sommer gar nicht aufgesucht hatte. Warum? Ich überlegte und glaube, es lag schlicht daran, dass es mir zu umständlich vorkam. Ich hatte kein Auto und hätte mit Rad und Anhänger hinfahren müssen. Nach Arbeit und Kita kam mir das zu anstrengend vor, der Weg zu weit, das Wetter zu ungewiss, die Sachen, die man ein Stück tragen muß zu weit, die Kinder zu klein, der Strand im Sommer zu voll und die Lage zu unübersichtlich. Trotzdem war das eine Ausrede vor mir, denn ich kenne immer irgendjemanden, der im Sommer auch dort ist. Fast immer. Ich hätte diese Oase besuchen können und habe mich, gestresst, hochgejazzt und unzufrieden, wie ich war, davon abhalten lassen.
Stress? Ich? Ich merke aber gar nichts!
Und irgendwie kommt mir das symptomatisch vor, in Anbetracht dessen, dass mir meine Ärztin und Apothekerin letztens ein strenges „Sie müssen Ihr Stresslevel reduzieren, ihr Immunsystem ist geschwächt“ entgegen mahnten und ich mich frage, wo und wann ich bitte gestresst sein soll? Bin ich doch gar nicht, ich merke nix. Eben.
Die Ruhe im Wind heute zeigte mir, wie hochgepeitscht ich oft durch den Alltag hetze. Irgendwie sollte mir das eine Lehre sein.
Liebe Mama Notes,
du sprichst mir aus der Seele! Danke für diesen tollen Artikel. Du hast es wirklich auf den Punkt gebracht. Auch ich plane nicht (mehr) alles groß im Voraus, weil ich denke: Mit 2 kleinen Kids kommt da eh immer was dazwischen. Aber insgeheim möchte ich trotzdem alles unter Kontrolle haben und bin dann ebenfalls manchmal (sehr) mies gelaunt, wenn der Tag nur so zäh dahin kriecht. Du bist also nicht alleine damit ;-)
Liebe Grüße und ein dickes „Ommmm“ vom Sahnelinchen :-*
Das geht mir oft genauso. Ich denke mir, dass ich doch gar nicht gestresst bin, weil ich alles gut im Griff habe.
Und wenn ich dann eine „Ruhe im Wind“-Situation habe, merke ich genau das, wovon du schreibst, dieses hochgepeitscht durch den Alltag rennen.