Instagram und Blogs bauen Druck auf, heißt es. Sie gaukeln eine heile Welt vor, eine Welt voll Sauberkeit, Organisation, glücklichen Kindern – und Heteronormativität. Das stimmt einerseits, oberflächlich gesehen. Beim Vorbeiscrollen sieht die Blogger- und Instawelt wirklich perfekt, nahezu einfarbig ordentlich, erleuchtet, fröhlich und was weiß ich noch alles aus.
Huch! Überraschung…. (nicht)
Auf den zweiten Blick verhält es sich dann doch ganz anders. Hie und da gibt es ein Foto vom Blick hinter die Kulissen, Texte über Frust, Überforderung, Zweifel, Tränen, Melancholie. Warum auch nicht, es gehört zum Leben. Lachen und Weinen, Licht und Schatten, Leben und Tod, Weiße Insta-Interiors und Unordnung.
So wirklich überraschend kann es doch nicht sein, dass ein Blick hinter die Kulissen mancherorts eher Chaos und Dreck zeigt, als noch mehr weiße Möbel ohne Flecken?
Tatsächlich kann es bei mir unterm Sofa aussehen, wie unter dem von Hempels. So what? Das fotografiere ich halt nicht, weil ich es nicht (so oft) zeigen möchte. Genauso wie sich ein halbwegs wohlerzogener Gast nicht bückt, um unter die Schränke und in die Ecken zu gucken. (Außer heimlich vielleicht.)
Es gibt eine nette kleine Zeichnung aus der Zeit von vor Instagram aber schon mit Webcams. Leude, das war schon immer so!
Wie meine aufgeräumte Wohnung auf Instagram-Bildern in echt aussieht….
An dieser Stelle möchte ich daran erinnern, dass es sich bei mir hier auf Mama notes sowie bei vielen anderen Blogs und Insta-Accounts um einen privaten Blog handelt. Ich räume nicht nur auf, bevor Besuch kommt. Ich zeige mein persönliches Leben, und das findet im Privaten heteronormativ statt, auch wenn ich mich nicht in einem gänzlich heteronormativen Freundeskreis und keineswegs in einer heterogenen, weißen, ethnisch eindeutigen Welt bewege. Den Freundeskreis beispielsweise zeige ich aber nicht, ich berichte auch nicht einfach so über andere Menschen.
Wer bei mir genau hinschaut und sogar mitliest, sowohl bei Instagram als gerade auch im Blog, weiß, dass ich durchaus auch nach links und rechts schauen kann, was außerhalb meiner kleinen Welt passiert. Diese Leser*innen wissen auch, dass ich wahrlich keine immer glückliche Büllerbü-Darstellerin ohne Zweifel oder austickenden Familienmitgliedern bin. Sie wissen auch. dass ich das nicht ok und eher langweilig fänd, wenn andere sich so darstellten. (Ich kenne solche Blogs übrigens nicht.) Der bewußte Blick über den Tellerrand ist in jeder Hinsicht fest veranlagter Teil meines Blogs. Genau dafür stehe ich, weil es mich ausmacht und ohne Zweifel, Empörung und Scheitern gar nicht wüßte, wer ich bin. Dazu gehört auch, um zur eingänglichen Frage zu kommen, die geliebte Unordnung.
Instagram-Gretchenfrage: Wie hältst Du es denn mit dem Putzen?
Ich werde wahnsinnig, wenn es bei mir aussieht wie Sau, die Wollmäuse Polka tanzen und Kaffeeflecke das Laminat zieren. Aber ich bin strecken und phasenweise so von der Rolle wegen Job, keine Zeit, keine Energie, dass es eben so aussieht. Ich zeige das aber nicht gerne. Ich schäme mich ein bisschen und bin gleichzeitig entspannt uninteressiert. Schiebe ich halt armlängs beiseite, um die Kinder oder meinen Kaffee fotografieren zu können.
Irgendwann bekomme ich (Ja, meistens ich, der Mann muß auf Ansage dann mitmachen) einen Rappel und räume auf, putze die Fenster mit einem elektrischen Haushaltsgerät und freue mich wie ne Irre darüber wie schön es ist, wenn alles hübsch aufgeräumt und sauber ist. Eine Weile kann ich den Standard halten, bis ich ungefähr 3 Tage und 10 nicht stattgefundene Maschinenwäschen lang zu beschäftigt war, um etwas zu tun. Dann quillt der Wäschekorb derart über, dass das Yeti mich arrogant von oben anmacht und ich in der Küche nicht mehr weiß, was ich zuerst wohin räumen soll, um irgendetwas abstellen zu können.
Grundsätzlich befleissige ich mich einer regiden 80% Lösung. Es sieht super aus, ist es aber auf den genauen Blick nicht wirklich. Das beste an dem Pareto-Prinzip ist aber: mit nur 20% Einsatz 80% Ergebnis erzielen. Ich bin vollzeit arbeitende, nachmittags für die Kinder frei machende Unternehmerin und Mutter – ich hab was anderes zu tun als 100%ig zu putzen. Alles ist besser, als schlechte Laune beim Putzen zu bekommen oder vor Deadlinedruck im fusselfreien Schlafzimmer auf gebügelten Laken nicht einschlafen zu können.
Best of Ugly Instagram
So. Und jetzt zeige ich auf besonderen Wunsch einer einzelnen Dame mal ein paar über die Jahre meines Insta- und Bloggerlebens gesammelten Dreck-hinter-den-Kulissen-Bildern.
Viel Spaß.
Ein von Mama notes (@mama_notes) gepostetes Foto am
Irgendwann letztes, am Wochenende, vor bzw. während des Aufräumens…. So isses halt.
Das muß alles so sein. The Kids are making memories! <3
Dieser Text ist Teil der #myrealkitchen-Blogparade von 2KindChaos.
So schlimm sieht es bei dir nicht aus:) Ich habe jetzt ein Wäschekorb voll mit Spielzeug von Instantbrühe und Glitzer gewaschen… Und die kleine hat Fischstäbchen mit Spinat auf dem Boden verteilt 0_0
LG Lisa von http://mamakreativ.com
Das ist lieb, aber tatsächlich lügen die Fotos… es sieht sehr wohl schlimm aus. ;) Aber Du kochst Instantbrühe mit Glitzer? Hat was!
Was für ein herrlicher Text. Mein Beitrag kommt dann nächste Woche. Bis dahin sammle ich noch ein paar Schmutz- und Chaos-Bilder. Das dürfte alles andere als schwer werden. Es lebe das Chaos!
Danke. Und viel Spaß. Trinke einfach nen Kaffee und lass die Kinder mal machen. Der Dreck kommt ganz von allein. ;)