Bei uns zu Hause, nachmittags. Die Kinder und ich sitzen am Küchentisch. Die Kinder verlangen nach Apfel und Banane. Ich sitze da also, Messer und Apfel in der Hand.
Sohni: Wääää – Duass Duassss!!!!
Ich reiche ihm einen Becher Wasser. Der wird von sich gestoßen, so dass er beinahe umkippt. Ich stelle den Becher weg.
Ich: Sohni, lass …
Tochter, jaulend: Maamaaa, das tut soooo weh!
Sie zeigt mir einen millimetergroßen Kratzer auf dem Finger.
Ich: Das tut wirklich so weh? Das ist ja nur ein ganz kleiner Kratz…
Sohni stützt sich auf den Tisch, greift nach dem Becher. Ich bin gerade noch schnell genug und kann den Becher erneut anreichen, damit er nicht umfällt. Er trinkt, stellt den Becher sogfältig auf den Tisch.
Währenddessen erzählt die Tochter wie ein Wasserfall, wann und wie sie sich den Kratzer geholt hat und wie unsagbar weh er tut. Ich soll pusten, dann will sie ein Pflaster.
Ich: Gleich, Tochter. Ich schneide jetzt erst dieses Obst hier und dann….
Sohni kippt das Wasser auf den Tisch und beobachtet aufmerksam den Wasserstrahl.
Ich: Nein! Nicht auskippen. Das ist zum Trinken!
Ich stehe auf, hole einen Lappen, wische trocken. Sohni ist auch etwas nass geworden.
Ich: Also ich schneide jetzt das Obst…
Tochter: Naaaaiiin – ich will aber ein Pflaster. Ich hole mir jetzt eins!
Rennt zur Küchenschublade, in der die Pflaster liegen. Versucht es auszupacken. Ich soll helfen. Ich helfe. Währendessen beginnt Sohni das Knatschen. Wartet auf sein Obst.
Sohni: Afffel!!! Aaaafffel!!!!!! Naaaane!
Ich: Sohni, gleich. Du musst noch ein bisschen warten.
Ich friemel weiter an der Pflasterverpackung, die nicht aufgehen will. Es klappt, Tochter bekommt ihr Bärchenpflaster und freut sich.
Sohni währenddessen: Aaaafffel! Aaaafffel Aaaffell!!!!!!
Ich beeile mich zu schnippeln und reiche den Kindern die Apfelschnitze. Sohni nimmt sich ein Apfelstück und wirft es auf den Boden.
Ich: Oh Menno. Nein Sohni. Jetzt geh und heb den Apfel auf.
Macht er natürlich nicht. Mehrere Aufforderungen und Geheule seinerseits später hat er ihn entweder aufgehoben oder nicht. Während der Verhandlungsphase versuche ich auch der Tochter zuzuhören, die entweder etwas zum Knatschen gefunden hat, oder mir erzählt dass sie Essen nicht mehr auf den Boden wirft. Weil „man“ das nicht macht. „Ne, Mamaaa?“, will sie Bestätigung.
Trotzdem versuche ich in erzieherischem Eifer, Sohni daran zu hindern, unverrichteter Dinge wieder auf den Hochstuhl zu klettern. Denn „huntermeissän“ ist sein liebster Sport. Meine Theorie: wenn er es aufheben muss, lässt er es vielleicht. Von der Theorie habe ich mittlerweile übrigens Abstand nehmen müssen. Sohni „meisst hunter“ und hebt halt wieder auf. So läuft es.
Wenn das erledigt ist, zurück auf dem Hochstuhl, verweigert Sohni das Essen der Apfelschale. „Bäh!“ Ich schäle also. Tochter mag plötzlich auch keine Schale mehr. Ich schäle weiter.
Dann essen sie tatsächlich Obst. Hammer!
Tochter: Mamaa, darf ich noch ein paar Gummibärsssän?
Sohni: Bäääärsäään
Ich: Nein, heute gibt es keine Süßigkeiten, weil gestern,… blablabbla
Irgendwann haben beide genug und gehen ins Kinderzimmer. (Für 3 Minuten.) Ich gucke mich in der Küche um.
Achja, Obst. Könnte ich auch mal wieder essen.
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Kennt Ihr das Phänomen? Ihr wollt eine Situation aufschreiben, oder erzählen, die für Euch total anstrengend war. Und beim Nacherzählen klingt alles zwar leicht chaotisch, aber total süß?
So erging es mir bei dieser Szene. Es liegt wohl doch an meiner eigenen, inneren Anspannung, als an der wirklichen Stressigkeit.
„Mama, Gummibärchen sind ja auch Obst, ne.“ Maxi, 3,5, hier. Keine Fragen mehr… ;-)
Jo. Und mit 4,5 sieht das dann so aus: Du kaufst einen unglaublich teuren Bio-Apfel im Edeka, weil das Kind im Einkaufswagen unbedingt diesen Apfel essen möchte, gleich. Das Aufkleberchen wird an der Kasse vorgezeigt und bezahlt, bis dahin ist der Apfel 5 Mal angebissen worden und das Kind mag den nicht mehr. Ich habe also gestern auch Obst gegessen, Apfelschnitze eines vorzüglichen Bio-Apfels (52 Cent für einen winzigen Apfel!).
Viele Grüsse, Christine
@frolleinstine: Haha! Kein schlechter Versuch ;)
@Christine: Ui, auch schön! Gestern trug meine Tochter ihr Brötchen, das vor dem Supermarkt unbedingt sein musste, auch wieder mit nach Hause. Dort wurde es dann aber gegessen. War halt ein süßes Brötchen. Und nicht bio ;)