Migräne, Sms-Orga und Laternenstäbe. Oder auch #wmdedgt

Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?  Wie es dazu kam, dass ich mit noch Restmigräne, einem Sack Kartoffeln und Brot unterm Arm, keinen Laternen und mit meinen Kindern hinter einem St. Martinszug herlief? Schreib ich hier jetzt auf.

An diesem 5. im Monat, wenn alle anderen erzählen, was sie an dem Tag eigentlich getan haben, hatte ich ab mittags Migräne und folglich nichts getan. Heute war Migräne Tag 3, ab Mittag ging es wieder und ich hab schon so lange nicht mehr gebloggt. Also bitte.

Kein Alkohol ist auch keine Lösung. Migräne sucks

Migräne sucks. Ich bekomme sie meistens, wenn auch meine Periode kommt, da ist oder vorbei geht. Ganz selten kommt die Migräne dann mal nicht. Am Samstagabend feierten wir mit Freunden in der Altstadt den Geburtstag vom Mann nach und da ich eine weise alte Frau bin, habe ich extra keinen Alkohol getrunken, damit die Migräne nicht noch getriggert wird. Gekommen ist sie doch.

Heute ist Migräne Tag 3. Wenn ich im Bett liege und die Kinder nicht laut werden sollen, weil mir mein Kopf sonst noch doller weh tut, habe ich ein schlechtes Gewissen. Ist so eine ständig wiederkehrende Migräne eigentlich chronisch krank? Ich erkenne an meinen Kindern jedenfalls schon Verhaltensmuster. Der Kleine will sich immer wieder rückversichern, dass ich noch da bin, dass ich ihn noch lieb hab und da ich mich ja zurückziehe, wird sein Nähebdürfnis umso größer. Wenn die Kinder sich still zu mir ins Bett legen, um zu kuscheln, ist das für mich meistens ok. Irgendwie ist es auch tröstend für mich und ich genieße das. Unterhalten, vorlesen oder sonstwie Mensch sein, fällt mir dann aber meistens sehr schwer. Die Große wird wahnsinnig groß, streichelt meine Wange, küsste mir die Hand, erkundigt sich nach meinem Befinden und sagt mir, morgen sei es bestimmt schon viiiiel besser. Ich finde sie so wunderbar und frage mich trotzdem, ob sie schon so groß sein darf oder ob die verf*** Migräne das gemacht hat.  Oft liege ich bei Migräne nachmittags auf dem Sofa und die Kinder spielen wunderbar leise und ausgeglichen. Das liegt natürlich am Alter, als sie jünger waren, hat das so nicht funktioniert.

Migränemedikament oder Orgasmus ist anders

(Ob ich die Übersschrift so stehen lasse? Was man sich da mit Googlesuche ins Haus holt. Ich kann aber nicht widerstehen, das bleibt da jetzt sol Lol)
Heute habe ich mein Migränemedikament am Vormittag noch genommen, bin zum Glück eingeschlafen bevor dieses ekelige Gefühl einsetzt, dass ich so sehr hasse. In der Bar am Samstag erzählte mir unser Freund, dass mein Migränemittel eigentlich dem Serotonin ähnelt, das der Körper nach einem Orgasmus ausschütte. Schade, dass dieses Gefühl bei meinem Medikament mal total weil davon entfernt ist, was das Serotonin so macht. Brrrr!

Hinter Laternenstäben keine Welt

Ich gehe also extra früh los, um die Kinder von der Schule abzuholen und um Laternenstäbe zu kaufen. Ich war in 3 verschiedenen 1-Euro-Shops, Billig-Ketten und Läden, die viel Plastikgedöns verkaufen, aber es war alles ausverkauft.

Ich smse also dem Mann, dass er heute Abend dringend über die Kölner Straße fahren soll und in jedem 1 Euro Shop anhalten soll. Wir smsten außerdem noch seine Ankunftszeit zu Hause aus, da er eigentlich auf einer Konferenz war aber ich migränebedingt um frühere Ankunft bat.

Nach dem Shop-Abklappern ab zur Schule, Kinder abholen. Auf dem Schulhof erhalte ich von der Freundin des Kindes, dass es bei dm Laternenstäbe gäbe. Wir fuhren also zum dm, aber da gab es nichts. Wir kauften stattdessen Schuhcreme und Leave-In Conditioner für mich.

Familienmanagement, so modern

Irgendwann vorher schon setzte dieser sms-Wahnsinn ein, der einen total kirre machen kann, den man aber kaum nacherzählen kann. Ich probiere es mal. Es fing damit an, dass ich eine Idee hatte: Morgen bei meinen Eltern die Schwägerin nebst Kinder besuchen, die ich gestern nicht besuchen konnte wegen der Migräne und die übermorgen mit dem Flieger für 1,5 Jahre weg fliegen. Darum meine Mutter bitten, bei sich im Ort Laternenstäbe zu kaufen. Meine Mutter war gesprächig drauf, ich nicht. Ich hatte Restmigräne, zwei gefrustete Kinder, keine Laternenstäbe und wollte doch nur organisieren. Ich konnte das Gespräch mit „wir sind im dm, ich muss noch Schuhcreme kaufen und nur Laternenstäbeeinkauf verabreden“ beenden. Meine Mutter hat es mit mir auch nicht immer leicht.

Dann gingen die Kinder und ich rüber zum Rewe, zum Kodi, Aldi und zum Rossmann und suchten dort nach Laternenstäben, aber es war alles komplett ausverkauft. Zwischendurch rief mein Vater an. O-Ton: „Hallo Sonja, ich fahre gerade Fahrrad. Guck mal meine Threema an.“ Und legt auf. Der telefoniert wirklich so. Ich gucke Threema an, da ist aber nix. Die Kinder knatschen nach Laternenstäben und ich tippe „Hab nix von Dir“ als seine Threema ankommt. Er habe einen Laternenstab der Schwägerin gegeben und sie habe noch einen, ob wir nicht die Laternenstäbe von ihr nehmen könnten. Sie sei ja gerade in Düsseldorf.

Ich smse die Schwägerin an und trage ihr meine Bitte vor. Sie smst irgendwann später zurück, das ja, sie aber schon auf dem Rückweg zu meinen Eltern sei. Heute Abend sehe ich dann einen Threema von meinem Vater, die schon 1 Stunde alt ist. Ob er jetzt Laternenstäbe kaufen soll. Ich sage „Ja bitte“, seine Antwort „Jetzt bin ich längst wieder zu Hause.“ Warum ich nicht endlich mal die Schwägerin anrufen würde?

Der Mann smst, dass der Zug Verspätung haben wird und er also später kommt. Ich soll die Kinder ein Hörspiel hören lassen und mich hinlegen. Ich erinnere ihn an die Laternenstäbe aber dann ist sein Handy aus.

Auf unserer Laternenstäbejagd kaufte ich noch Kartoffeln und Brot, das ich mich beides unter den Arm klemmte, weil ich nur meine kleine Handtasche dabei hatte.

Mit Kartoffeln und Brot unterm Arm Laternenlieder singen

Ich verspreche den Kindern Laternenstäbe der Schwägerin und wir gingen nach Hause. Kind2 schmollte noch, Kind1 und ich singen St. Martinslieder auf dem Nachhauseweg und konnten uns an die Strophe nicht mehr erinnern, in der der Bettler St. Martin danken will. Als wir um die Ecke von zu Hause ankamen, sahen wir im Dunkeln, es war schon ca. 17.30 Uhr, eine Gruppe mit Laternen. Eine Kita versammelte sich dort. Es sah sehr hübsch aus, so im Dunkeln, unter den Bäumen auf einer kleinen Wiese und die Kinder blieben stehen und schauten. Eine Frau erzählte mir, dass es auch eine kleine Blaskapelle und einen St. Martin mit Pferd geben würde und so blieben wir. Ich musste natürlich sofort an unsere verwunschene, magische Begegnung mit St. Martin und dem Bettler denken, die vor vier Jahren stattgefunden hat, als meine Babys noch vier und zwei Jahre alt waren. Damals war ich nur mit Regenschirm ausgestattet, diesmal immerhin mit Kartoffeln und Brot.

Nach dem Laternenzug mit einem Kinder-St. Martin und Pony, gingen wir nach Hause.  Ich briet Nudeln vom Vortag in der Pfanne mit Pesto an, die Kinder schrieen sich an, ich mahnte zur Ruhe, es gab Streit. Dann gab es Nudeln.

Nach dem Zähneputzen durften sie noch ein Hörspiel hören und ich räumte die Küche auf.

Jetzt liest der Mann noch schnell etwas vor und dann ist hier Schluss und ich geh auch ins Bett.

Wer auch immer bis hierher durchgelesen hat, ganz herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. Ich hab schon so lange nicht mehr gebloggt und ich dachte ich fang mal wieder damit an. Beim nächsten Mal bin ich vielleicht wieder besser im Flow.

Mehr „wmdedgt“ findet Ihr wie immer bei Frau Brüllen.