Die heutige Adventsbloggerin ist gleichzeitig auch ein kleiner Weihnachtsengel. Sie liebt Weihnachten, sie schmückt und dekoriert und verwöhnt ihre Familie – und sich selbst sicherlich auch. Ihr alle kennt und liebt sie bestimmt ebenso wie ich: Anna von Berlinmittemom. Auf ihrem Blog beschreibt sie ihr Familienleben, teilt Rezepte und ihre Meinung auf eine ganz besonders warmherzige, lebensbejahrende und starke Art, die ihresgleichen sucht. Wie ich es erwartet habe, hat sie einen sehr stimmungsvollen Text geschrieben, der mich an die Magie zu Weihnachten meiner Kindheit erinnert. Also falls Euer Weihnachtsmojo trotz meiner gestrigen Songempfehlung immer noch quietscht und scheppert, nach diesem Text ist alles wieder gut.
Ich bin jetzt erstmal ein paar Tage offline. Wer mag, kann mir auf Twitter oder Instagram folgen, dort werde ich mich sicherlich ein bisschen herum treiben. Habt schöne Feiertage Ihr Lieben, fröhliche Weihnachten.
Aber jetzt erspürt Euer Weihnachtsmojo zusammen mit Berlinmittemom. Viel Vernügen!
Über weihnachtliche Kindheitsrituale und ihre Wirkung bis heute
Ich bin weihnachtssüchtig. Wirklich, trotz all der vielen Action im Vorfeld, der Plätzchenbackerei und Kocherei für viele Menschen, der Geschenkeorga und den vielen Terminen, die sich im Dezember im Kalender drängeln, jubiliert mein Weihnachtsmojo schon im Vorfeld des 01. Dezember, wenn ich die Adventskalender für meine drei Kinder (plus ein Patenmädchen) vorbereite.
Ich habe mich schon oft gefragt, wieso meine Weihnachtsliebe so ausgeprägt ist, aber wenn ich meine Schwester sehe, wie sie in ähnlicher Weise mit Plätzchenrezepten, Adventsritualen und ausgesuchtem Geschenkpapier hantiert wie ich, glaube ich, der Grundstein zur Weihnachtsliebe wurde in unserer Kindheit gelegt.
Unsere Mama war nämlich eine absolute Weihnachtsmaus. Sie liebte alles, was mit Weihnachten zu tun hatte und ich kenne bis heute kein anderes Haus, das derartig üppig und ausführlich geschmückt wurde im Dezember, wie mein Elternhaus in meiner Kindheit. Das Besondere am Weihnachtsmojo meiner Mutter war aber ihre unbändige Freude daran, andere zu erfreuen, allen voran ihre Kinder. Viele der Weihnachtstraditionen aus meiner Kindheit habe ich deshalb für meine Kinder übernommen. Es war einfach so verzaubert und schön, dass ich das unbedingt weitergeben wollte.
Beispielsweise bekommen meine Kinder wie meine Geschwister und ich damals ihre Adventskalender in Seidenpapier eingeschlagen als Hängekalender an den Adventskranz gebunden, der an langen roten Bändern von der Decke hängt. Jedes Kind hat seine eigene Farbe, eins hat rote Päckchen, eins grüne und eins goldene. In den Päckchen ist Schokolade, Radiergummis, Bonbons, Sticker, Badeperlen, schöne Stifte oder Nagellack für die Große, lauter Kleinigkeiten, die den Kindern Freude machen und sich aufbrauchen. Und jeden Morgen gehen sie mit einer Schere bewaffnet zum Adventskranz, steigen auf einen Hocker und schneiden sich ein Päckchen ab – genau wie meine Geschwister und ich in unserer Kindheit..
Meine Lieblingsweihnachtstradition als Kind war aber der Puppenweihnachtszauber. Ich hatte zwei Käthe Kruse-Puppen, heiß geliebt, eine kleine mit braunen Zöpfen und eine große mit langen blonden Haaren und Pony und ich liebte beide sehr. Annemarie und Marion hießen die Puppen und vor allem die kleine mit dem weichen Körper, Annemarie, war mein Ein und Alles. Für mich waren meine Puppen real, wirkliche Personen, mit denen ich mein Leben teilte und ihnen meine Geheimnisse anvertraute. Die Verbindung zu ihnen war magisch.
Der größte Zauber aber passierte an Weihnachten, denn einige Tage vor Heiligabend (wahrscheinlich höchstens 2, aber das erinnere ich nicht mehr genau), waren meine beiden Puppen plötzlich verschwunden. Jedes Jahr aufs Neue lief ich zu meiner Mutter und berichtete aufgeregt vom Verschwinden der beiden und wir suchten das Haus ab – ohne Erfolg. Und dann kam der Moment, jedes Jahr wieder, in dem meine Mutter mich verschwörerisch anlächelte und sagte: „Tja, dann sind Annemarie und Marion wohl beim Christkind. Bestimmt helfen sie Plätzchen backen und Geschenke verpacken und an Heiligabend sind sie wieder da, wenn alle Arbeit getan ist.“ Und so war es jedes Jahr.
Mein schönster Moment an Heiligabend war jedes Jahr der Augenblick, wenn das silberne Glöckchen klingelte und wir ins Bescherungszimmer eintreten durften, meine Geschwister und ich. Denn dort wartete nicht nur ein herrlicher Weihnachtsbaum, behängt mit echten Äpfeln, Nüssen und Zuckerkringeln, sondern meine beiden Lieblinge, die wunderbaren Puppen, saßen unter dem Weihnachtsbaum. Sie trugen neue, prächtige Kleider und hatten wunderschön geflochtene Haare mit goldenen Schleifen darin, und sie sahen so zauberhaft aus, dass ich überzeugt war, sie konnten nur beim Christkind gewesen sein. Ich weiß nicht, wie viele Jahre es gedauert hat, bis ich begriff, dass meine Mutter die Zauberin hinter all der Weihnachtsmagie meiner Kindheit war. Dass sie es war, die den Kaufladen mit selbst gebackenen Minibroten bestückte und lauter Leckereien in die kleinen Glasflaschen und Vorratsgläser gefüllt hatte. Dass sie alle Kerzen angezündet und die köstlichen Plätzchen und Printen auf die bunten Teller gelegt hatte. Dass sie hinter der Erfüllung unserer Herzenswünsche steckte und dass auch sie meine Puppen entführt, neu eingekleidet und ihnen die Haare so wunderschön frisiert hatte. Aber meine ganze Kindheit über war die Weihnachtszeit die zauberischste Zeit im ganzen Jahr und unser Haus und unser Leben waren voller magischer Orte und Augenblicke.
Seit ich Mutter bin, habe ich es auch so gemacht. Die Puppen meiner Töchter (und auch die eine meines Sohnes) verschwinden ebenso wie früher Annemarie und Marion ein, zwei Tage vor Heiligabend und tauchen an Weihnachten in neuen Kleidern und mit spektakulären Frisuren wieder auf – Goldschleifen inbegriffen. Wenn ich die strahlenden Gesichtchen meiner Kinder sehe, wenn sie die Puppen unterm Weihnachtsbaum entdecken (beim Herzensmädchen ist das selbstverständlich nicht mehr so akut wie beim Goldkind) und spüre, wie sie all die Magie und den Zauber der Weihnachtsnacht in sich aufsaugen, dann weiß ich, ich habe genau wie meine Mutter das kleine Samenkorn des Weihnachtsmojos in ihre Herzen gelegt. Dann hoffe, ich, dass es aufgeht und dass sie sich eines Tages, wenn sie möglicherweise selbst Kinder haben, daran erinnern. Und dann, so wie ich heutzutage, den Weihnachtszauber der eigenen Kindheit wieder aufleben lassen können, indem sie solche Rituale weiterführen wie die Puppenweihnacht.
Fröhliche Weihnachten allerseits!