„Alle Frauen sind schön“ sagen oft zum Mutmachen fabrizierte Filme, zumeist von der Beauty- und Modeindustrie. Aber ist das wirklich so und was soll das eigentlich aussagen?
Ich bin aktuell auf der Suche nach einem Kleid für eine Hochzeit. Es ist kompliziert. Die Pakete der Onlineshops gehen hier ein und aus, meine Klimabilanz stinkt zum Himmel und es.passt.mir.nichts. Dabei habe ich eine gängige Normgröße, zumindest, was Jeans, T-Shirts, Blusen und Röcke betrifft. Oder Baumwollsommerkleidchen mit Empirelinie. Sobald es aber etwas hochwertiger sein soll, etwas eleganter, etwas weniger bunt und weniger gemustert, passt mir nichts mehr. Meine Körperformen sprengen anscheinend alle Schnittmuster, dabei befinde ich mich unter den Plusgrößen. Bei denen finde ich allerdings oft schöne Muster und Schnitte, die weibliche Formen gut zur Geltung bringen, leider gibt es diese Schnitte in meiner Größe nicht. Ich bräuchte sie aber.
Die Elegant-Klamottenfrage war bei mir lustigerweise vor 10 Jahren und mit locker 10 Kilo weniger ähnlich kompliziert. Es liegt also nicht nur an den dazugewonnenen Polstern, sondern irgendwie an mir.
Ich weiß noch gut, wie fertig mich früher diese Klamottensuche machen konnte. Irgendwann fing ich immer an, mit meinem Körper und mit mir zu hadern, abnehmen zu wollen, wollte plötzllich hier und da optimieren. Das ist jetzt anders. Ich habe für meine vergebliche Kleidersuche eher ein resigniert-amüsiertes Achselzucken übrig. So ist es nunmal. Mich tröstet gerade ungemein, dass es selbst mit 10 Kilo weniger nicht leichter war.
Und obwohl ich jetzt im Vergleich zu früher mehr in mir ruhe und mich von den Modelfotos in den Geschäften nicht mehr kirre machen lasse, sind das Thema Schönheit, weiblicher Körper und seine (gesellschaftlichen) Normen, Begriffe wie „Afterbabybody“, „Muffintop“, zu kleiner oder zu großer Busen trotzdem immer wieder Trigger, die mich mal mehr mal weniger nerven, reizen, betrüben oder aggressiv machen. Es nervt mich, dass der weibliche Körper ständig bewertet wird und trotzdem weiß ich genau, welche Makel auf meinen Körper zutreffen und welche nicht.
Mich nervt aber noch etwas und darüber wollte ich schon immer mal bloggen, unabhängig von der Hochzeitskleidfrage: Mich stören diese gut gemeinten Artikel und Aktionen, die Frauen erklären, dass sie doch alle schön sind.
Irgendwas ist faul an der Sache. Dabei klingt vordergründig erstmal alles gut: Die Artikel sagen, dass es nicht auf die unrealistischen Schönheitsideale ankommt, die von der Mode- und Beautyindustrie vorgegeben werden. Dass „wir Frauen“ uns frei machen können von Körperkult und Körpernorm. Dünn sei schön, dick auch, mittel auch. Auch Frauen nach der Geburt mit dickem Bauch, Dehnungsstreifen und aus der Form geratenen Körpern (welche Form eigentlich?!) sind schön. Immer gibt es dazu professionell ausgeleuchtete Fotoshoots mit attraktiven Damen. Prima. Alle sind auf ihre eigene Weise irgendwie echt schön.
Was stört mich daran? Warum behagen mir diese Schönheitsbekundungen für alle Frauen nicht? – Weil diese Schönheitsnummer mir zu dick aufgetragen ist. Schönheit scheint daseinsbestimmend. Das ist doch Quatsch. Niemand muß schön sein. Oder doch?
Meistens ist es übrigens die Schönheits- oder Modeindustrie, die diese emotionalen Aktionen bzw. Videos dazu fabriziert. Beispielsweise Dove, Procter & Gamble oder andere. Das erscheint mir zynisch, denn es spricht gerade die allgemein eher verunsicherten Frauen an, die mit ihrer Schönheit und dem gängigen Schönheitsideal hadern. Weil Dove oder The Body Shop erzählen, wie schön auch füllige Frauen oder alle Frauen mit allen Formen sein können. Das wollen wir glauben, daran wollen wir uns festhalten! Mit dieser Lotion! Und dem Make-up! Zumindest nachhelfen könnte man mit den Produkten der vielleicht nicht ganz so schönen eigenen Schönheit.
Ich finde „Schönheit“ eine schwierige Sache
Ich finde manche Menschen schön. Und manche nicht. Mit mir bin ich ganz zufrieden, finde aber keine anständigen Klamotten (die ich bezahlen könnte – und ich weiß noch nichtmal, ob es am Geld liegt) in denen ich wirklich vorteilhaft aussehen könnte. Weil die Mode zu wenig Varianten abseits von 906090 zulässt. Das hat Journelle alles sehr gut erklärt und der daraufhin entstandene 609060-Mem auf Instagram und Twitter, ist großartig. Auch wenn ich dort nicht mitmache, wenn dann poste ich Bilder nur mit durch Weitwinkel unwirklich verschlankten Körperformen oder seltene Schnappschüsse meines Gesichts in genehmen Licht Filter. Ich muß also zugeben, die Schönheitsnormen haben mich in ihrem Griff, egal wie sehr ich versuche, mich davon nicht beeinflussen zu lassen.
Seit ich Mutter einer Tochter bin, sehe ich die Welt wieder neu. Auch im Bereich Körper, Schönheit, Mode. Konventionen, in denen ich mich zurecht gefunden habe, ärgern mich wieder einmal mehr. Denn ich möchte meine Tochter vor diesem Schönheitswahnsinn so lange wie möglich bewahren. Ich möchte es ihr ersparen, sich mit fremden Normen und Werten über ihr Aussehen beschäftigen zu müssen, noch bevor sie sich selber kennt. Uns das fängt tatsächlich schon im Kindergarten an, mit vier Jahren. Erst so harmlos, „Mama, bin ich schön?“ und einmal in einem unglücklichen Weinen ihrerseits, weil das von ihr selbst ausgewählte Kleid plötzlich doch nicht gefiel und sie sich nun „gar nicht mehr schön“ fühle. Ich möchte meiner Tochter gerne vermitteln, dass es egal ist, wie jemand aussieht. Dass Schönheit und Gut-sein, nett-sein, intelligent-sein und eben mensch-sein nichts miteinander zu tun haben.
Und nein, es reicht nicht, das mantra-artig zu wiederholen und überflächlig finden das eh alle richtig. Nein, ich meine eine echte, tiefe gefühlsmäßige Einstellung. Ich träume von einer idealen Welt für mein Mädchen, in der Körperpflege und ein positives Körpergefühl nichts mit irgendeiner Norm oder Konventionen zu tun hat. Oder, ich zitiere Journelle, die Kaltmamsell zitiert: Ich möchte, dass meine Tochter „Bikinifigur von Bikini und nicht von Figur ableitet“.
Nicht jeder ist schön
Meine bisher diffuse Abneigung gegen „Schönheitsbekundungen“ der Schönheitsindustrie (oder von wem auch immer, es ist egal, wer der Absender ist), finde ich in diesem Artikel „Not Everyone is Beautiful“ am besten dargestellt. Was ich selbst nur so annähernd und suchend umschreiben kann, drückt dieser Artikel recht präzise aus.
Schönheit ist Schönheit. Schön bezieht sich auf das Äußerliche. Und nämlich nicht auf Werte wie gut, liebenswürdig, erfolgreich. Wenn wir anfangen, Schönheit allen Menschen zuzusprechen, verknüpfen wir unterschiedliche Werte, unterschiedlich gemeintes, und dann wird die Sache ziemlich wirr. Ehrlicherweise sind nur sehr wenige Menschen wirklich schön – egal welches Schönheitsideal wir wählen. Es trifft niemals alle.
Wie der Artikel richtig sagt:
Nobody says, “Everybody has a pleasant laugh.” Nobody says, “Everyone is athletic to somebody.” Nobody says, “You are an amazing writer, whether you know it or not.” I keep waiting, but they never say it.
Es wäre also nur ehrlich, jemanden als nicht schön, sogar als häßlich zu beschreiben, aber:
This, of course, is a horrible thing to say, and society knows better than to tell this to your face. Because if we acknowledge that physical appearance is your primary scale of value, we have to acknowledge that this is an unfair and unreasonable way to run things. So society reassures you that.
Because if everyone is beautiful or everyone can be beautiful or everyone is beautiful to someone, it’s okay to base our entire civilization around a worldwide game of Hot or Not.
Ich glaube letzteres ist der Kernsatz zu meinem Unbehagen: Wenn es mal wieder darum geht zu erkären, dass wir alle irgendwie schön sind, zeigt es nur, wie unmöglich es ist, jemanden häßlich zu nennen – oder zu finden. Denn Schönheit ist unser erstes Bewertungssystem. Das ist unfair und unmenschlich? Genau. Und darum hat doch jeder auch irgend etwas Schönes an sich? Nein. Denn das ist genau die Wiedergutmachung des Systems, die mich so stört: Dadurch, dass die Gesellschaft gutwillig jedem eine wie auch immer geartete Schönheit zuspricht, legitimieren wir das System der Schönheit.
Gleichzeitig habe ich einfach keine Lust mehr, doch irgendwie hintenrum argumentiert einer Norm zu gefallen oder nicht. Ich möchte einfach, dass diese Oberwichtigkeit aufhört. Ich möchte einfach, dass Frauen sich an ihrem Körper erfreuen können, weil es ihr Körper ist. Weil es ihr Instrument ist, in der Welt zu sein, zu lieben, sich auszudrücken, da zu sein. Ob sie schön sind oder nicht, sollte eine zweite Frage sein können, so wie ob sie Musik komponieren können oder nicht.
Mir ist das egal, wie unrealistisch das ist, das wünschte ich mir einfach. Und wenn ich hören muss, wer alles doch irgendwie schön ist, dann bemerke ich umso mehr, wie unfrei wir sind.
Let go of “beautiful”. Not everyone can be beautiful, just like not everyone can climb Everest or play saxophone or be a good kisser.
I know what you mean when you say “Everyone is beautiful.” You mean that everyone is valuable, everyone has worth, everyone has good qualities that make them interesting and important and someone to be loved. And if we could reclaim the word and make it mean that, I’d say keep at it.
Aber in unserer Welt heißt Schönheit halt „hot or not“. Schönheit bezieht sich auf das Aussehen, die Oberflächliche, die körperliche Attraktivität. Dass wir Schönheit mit anderen Werten wie Selbstbewußtsein, einen guten Charakter etc. belegen, schafft den Gradmesser der körperlichen Attraktivität nicht ab. Gewonnen ist mit „alle Frauen sind schön“ also nichts.
It’s semantics. That’s all the issue is, down at the roots. But semantics hurt more than we realize. So let’s try to step past them.
Ich denke das alles und blogge vor mich hin. Und befinde mich trotzdem noch immer in der Hochzeitskleiderfrage, suche immer noch nach dem einigermaßen gut sitzenden Kleid, dass mich annähernd an Schönheitsnormen erinnern lässt und stecke mittendrin in der Kiste, aus der ich eigentlich raus möchte.
Das Artikelbild zeigt mich übrigens in einem einfachen Baumwollkleidchen, das in der ultraedlen Location der Hochzeit vermutlich fehl am Platze ausshen wird. Zur Not trage ich es trotzdem, macht ja nen schlanken Fuß … ;)
Punkt .
Viel Erfolg mit einem passenden Kleid!
Sehr anregender Artikel! Zu deiner aktuellen Thematik: Ich bin neulich über einen amerikanischen Onlineshop gestolpert, modcloth.com, und fand es schon mal überraschend, dass 3 Frauen mit 3 verschiedenen Körpertypen auf den Titelbildern zu sehen waren. Vielleicht wirst du dort ja fündig. Lieben Gruß.
Danke. Modcloth kenne ich auch und finde die Sachen alle sehr schön. Aber irgendwie haben die so viel im 50ies-Style und ich das steht mir nicht… ;)
Du wirst dein Kleid finden!
Ich hatte schon diverse Figuren. Ungewollt.
Mit jeder habe ich mich wohl gefühlt, abgesehen von den üblichen Stellen, die jeder so an sich findet. Die Kleiderfrage war immer kompliziert.
Zum Abi-Ball sollte es ein langes Kleid werden. Tja. Meine Formen passten in kein Kleid. Saß es an der Taille gut, konnte ich es oben nicht schließen. Passte der Busen rein, schlabberte alles unterhalb.
Lösung A: größeres Kleid kaufen und unten schmaler nähen lassen. Lösung B war meine. Das Kleid war ein Neckholder mit extrem tiefem Rücken. Ich musste nur die Träger verstellen und da hinten nichts geschlossen werden musste, reichte es vorne. .
10 Jahre später trug ich es zum zweiten Mal. Vorher ging es zur Schneiderin, denn es musste massiv enger gemacht werden. Irgendwie hatte ich in der Zwischenzeit meine Rundungen verloren.
Ein neues Kleid zu kaufen, wäre mir zu aufwendig gewesen.
So schmal passte mir trotzdem nur gefühlt jedes zehnte Kleid auf Anhieb.
Heute habe ich wieder eine andere Figur. Meinen eigenen Afterbabybody. Theoretisch identische Kleidergröße und praktisch ganz andere Proportionen.
Mir ist die Optik nicht völlig egal. Ich mache mich gerne schön und finde das auch ok und natürlich. Aber es hat keinen überwältigenden Stellenwert und ich hechel keinem Ideal nach. Ich möchte mich einfach wohl fühlen. Ich als ich.
Und das fühle ich mich auch.
Bis ich das nächste Mal verzweifelt ein passendes Kleid suchen muss. ;-)
meine erste Eingebung: lerne schneidern ;-) damit könntest Du Dir vielleicht das Kleiderproblem ersparen ._.
Als ich in der 5. Klasse war, haderte ich mit meinem Aussehen. In diesem Alter ist man ja nicht mehr klein und auch nicht groß, die Figur fängt an, eine zu werden und irgendwie wird auch das Thema Figur und Aussehen plötzlich ein Thema.
Ich fand mich eigentlich immer schön. Ja, wirklich. Das einzige, was mich immer gestört hat (komischerweise gar nicht mehr, aber damals) war meine Stupsnase. Ich war sehr schlank und irgendwie passte diese „dicke Nase“ nicht zu meinem mir selbst auferlegten Gesamtbild. Immer wieder hoffte ich, dass niemand merkte, dass meine Nase hässlich war… darüber konnte ich stundenlang nachdenken ^^
Und dann passierte es. Mein Mathelehrer sagte vor der Klasse zu mir (weiß der Himmel, wieso): „C. ist ein hübsches Mädchen…“… und dann war er da, der gefürchtete Moment… jemand aus der letzten Reihe, ein mit Sicherheit auch mit seinem Aussehen hadernder junger Mann, rief „nee, die hat eine viel zu große Nase“
Alle lachten.
Und ich versank im Boden… und dort blieb ich auch, gefühlt bis zum Abitur.
Und da kam dann noch so ein Moment. Unser damaliger Religionslehrer, hatte es sich wohl zur Aufgabe gemacht, uns à la dove und Co. zu signalisieren: es kommt nicht auf das Aussehen an. Jeder ist schön.
Und das tat er dann auch. Er ging durch die Klasse, U-Form, blieb vor jedem Mädchen stehen und sagte „Du bist hübsch…. Du bist außergewöhnlich hübsch… Du bist sehr sehr hübsch“….. und dann kam sie, D., ein sehr sehr großes Mädchen, sehr stark, sehr markant, für „damalige Verhältnisse“ nicht hübsch. Sie saß zwei Stühle weiter und ich konnte förmlich spüren, wie sie mehr und mehr auf ihrem Stuhl zappelte und unruhig wurde, je näher der Lehrer mit seiner Beurteilung kam. Als er vor ihr stand, sagte er das Vernichtende „D., ja, äh, Du bist auch auf Deine Art sehr hübsch…. ^^Du hast schöne Haare“
Ein Raunen ging durch den Raum, erbostes Gemurmel, was das Ganze natürlich nicht besser machte, sondern dadurch die Demütigung erst offensichtlich.
Das ist jetzt 20 Jahre her und doch so präsent.
Horror! Was für ein fürchterlicher Lehrer!
Danke für das Teilen Deiner Erinnerungen.
Übrigens, liebe Alle, die Kleidersuche ist gar nicht so sehr mein Problem, sie war vielmehr Aufhänger, um endlich mal das Thema „Oberwichtige Schönheit und warum micht das nervt“ verbloggen zu können. Macht Euch bitte keine Sorgen, die Kleiderfrage macht mich nicht kaputt! ;)
ich persönlich finde an jedem Menschen gibt es etwas schönes seinen es die Augen Haare, Figur oder sonst etwas das mir gefällt, aber genau so finde ich an anderen und an mir selbst auch Dinge die ich nicht schön finde,
Ich stimme dir voll und ganz zu. Aber trotzdem, möchte ich schön sein.
Ich könnte mir vorstellen, dass so ein Fokus auf Schönheit gelegt wird, weil das etwas ist, was man relativ einfach an sich selbst verändern kann. Jeder kann sich mit Make-Up, Highlighter, Bronzer, Lidschatten etc. vorteilhafte Gesichtszüge verschaffen, mit Diät einen dünneren und mit Sport einen besser proportionierten Körper verschaffen (natürlich gibt es Ausnahmen, aber die lasse ich jetzt mal raus :) ). Wenn es einem an anderen Qualitäten mangelt, kann man das nicht so leicht kompensieren. Wenn man dumm ist, ist man eben dumm. Da kann man noch so lange arbeiten, man wird nicht intelligenter. Wenn man einfach nicht nett ist oder kein liebenswürdiger Mensch, dann ist es auch schwierig das zu ändern, weils wahrscheinlich einfach eine deiner Persönlichkeitseigenschaften ist.
Wozu sollen die Magazine denn Tipps geben, wenn nicht zu Schönheit? „Tipps um ein besserer Mensch zu werden“? Es ist eben das einfachste sich auf die Schönheit zu konzentrieren, da da echt so ziemlich jeder noch was reißen kann. Eigentlich wäre es ja auch unfair, wenn wir unseren Fokus auf Dinge legen würden, die man nicht so leicht ändern kann. Wenn wir Menschen nur nach ihrer Intelligenz beurteilen würden, dann hätte niemand eine Chance auf oder abzusteigen.
Deswegen strebt glaube ich jeder (insgeheim) danach schön zu sein. Es ist eben etwas, das man leicht (im Verhältnis) erreichen kann. Ich glaube auch nicht, dass ich jemanden kenne, der sagt, es wäre ihm egal, ob er schön ist oder nicht. Ich denke, dass jeder, der vor die Wahl gestellt wird schön oder nicht schön zu sein, schön nehmen würde. Und deswegen benutzen die Unternehmen eben genau diese Schönheit um ihren Kunden zu schmeicheln. Es ist genau das, was die Menschen hören wollen: „Du bist schön“. Wenn sie sagen würden: „Ihr seid alle intelligent“, glaubt das einfach keiner und die Werbung würde niemanden ansprechen. Aber mit Schönheit trifft man so gut wie immer einen Nerv bei den Zuschauern/Lesern. Jeder will es sein und jeder kann es erreichen.
Eigentlich sollte mein Kommentar gar nicht so lang werden, sorry :)
Liebe Grüße,
Elli
Ich finde die Baumwollkleidfarben spitze!
Und abgesehen davon gehen mir viele Gedanken durch den Kopf.
Ich fand Frauen/Männer schön, die nicht dem gängigen Ideal entsprechen, und Frauen/Männer hässlich, die wirklich schön waren. Aussehen ist ja nur der erste Eindruck. Wenn die- oder derjenige den Mund aufmacht, relativiert sich ja genau dieser erste Eindruck ziemlich schnell.
Mich stört vor allem, dass sich anscheinend (gefühlt) jede/r Passantin die Frechheit herausnimmt, Kleidungsstile, Aussehen, Bauchfett etc. kommentieren zu dürfen. Irgendwie finde ich das … so unzivilisiert.
Vielen Dank, dass ich an deinen Gedanken teilhaben durfte,
Mara
Liebe Mama Notes! Danke. Ich fand hier Gedanken, die ich vor einem Jahr einmal für mich auf dem Blog verarbeitet habe, wieder. Was ich großartig finde: Du abstrahierst (und das wird Deiner Tochter zugute kommen) eigentlich komplett von dem Konzept „Schönheit“. Was Dir Probleme macht: Natürlich Dein eigenes Behaftet-Sein in diesem Konzept. Aber wie sollte es auch anders sein? Wir sind alle nur Produkte unserer Erziehung, mehr oder weniger, und können nicht komplett da heraus.
Mein Konzept von Schönheit ist mittlerweile eine Art Gesamtkonzept. Schöne Menschen sind bei mir vielleicht nicht gleich häßlich, wenn sie keinen schönen Charakter haben, aber doch ziemlich bald. Eher (nach aktuellem Konzept) häßliche Menschen werden aber sofort schön, wenn sie Schönes tun.
Hab ich auch meinem besten Freund zu verdanken, der vor ein paar Jahren auf dem Geburtstag meiner Mutter mit mir tanzte – ich noch ziemlich moppelig von der Geburt des Dritten und in einem Stretchkleid anwesend. Ohne Anlass sagte er zu mir. „Du bist ein schöner Mensch“. Als ich ihn später danach fragte, sagte er, er hätte das zu jedem Zeitpunkt zu mir sagen können – weil er sich auf meine inneren Werte bezogen hätte. Das klingt irgendwie in mir nach – auch wenn ich manchmal mit mir hadere und denke, ich könnte wohl wirklich etwas schlanker sein :)
Was Dein Kleiderproblem angeht: Hast Du mal darüber nachgedacht, selbst unter die Näherinnen zu gehen? Eine Nähmaschine lässt sich zu einer großen Geburtstagsparty wünschen oder viell. in der Nachbarschaft ausleihen, und das Nähen von wirklich schönen Kleidern via youtube ist auch für Unwissende gar nicht so schwer. Ansonsten: Trag das wunderschöne Kleid oben, es ist toll, es ist elegant, es ist farbenfroh. Und der Rest stört eh keinen. :D
Du bist ein sehr, sehr schöner Mensch!
(Wollte ich schon immer mal weitergeben)
OMG! <3 Jetzt bin ich sehr verlegen. You made my day, vielen Dank für Deinen Kommentar und die Zusammenfassung meines Posts. Das Schönheitskonzept, das Du schilderst, habe ich selber auch seit Jahren. Aber wenn ich ehrlich bin, wird es immer wieder gestört - phasenweise - von Gedanken, die von irgendwelchen Frauenzeitschriften geprägt zu sein scheinen. Jedenfalls nicht von mir...
Das Baumwollkleidchen hat schöne Farben, finde ich auch. Wird zu dieser Edellocation nicht unbedingt passen, muß mir dann aber egal sein :)
PS. Wo hast Du das denn auf Deinem Blog beschrieben? Schick mir mal den Link, ja?
Liebe Mama Notes,
du hast ein sehr wichtiges Thema angesprochen, welches uns fast täglich vor einer Entscheidung stellt: soll ich jetzt doch auf alle soziale Normen und Erwartungen pfeifen, oder doch mich zusammenreißen und meinen Körper den vorgeschlagenen Formen anzupassen, damit ich wie …, oder wie… aussehe. Ich auch habe mit dieser Frage mal mehr, mal weniger zu kämpfen.
Neulich lass ich recht flüchtig die Aussagen von Osho. Eine davon lautet: Es ist nicht die Frage des Geldes und dessen Menge, ob man glücklich ist, oder nicht. Ich würde das umformulieren: ich der schlanke trendige Körper das einzige, was mich verhindert, um glücklich zu sein?….
Liebe Mama Notes, sei einfach glücklich, das bist du ja auch. Lass die Hersteller enger schicker Klamotten sie selbst tragen.
Viele liebe Grüße aus Badischem
LaraL
Liebe Mama Notes, viel Deiner Gedanken kenne ich und ich hatte ebenso ein komisches Gefühl an manchen Stellen, wenn es um Schönheit geht. Ich versuche es hier mal kurz zu umreißen und bin gespannt, ob es gelingt.
Zum einen finde ich es schwierig, gesellschaftliche Vorstellungen und persönliches Empfinden in Einklang gebracht werden müssen. Und müssen meint hier wirklich Druck. Das geht sowohl in die eine wie in die andere Richtung: Ich habe Dinge an mir, die ich mag, aber die Gesellschaft nicht als schön bezeichnen würde – und umgekehrt gibt es Dinge, die an mir aus Gesellschaftssicht „schön“ (oder zumindest akzeptabel ;-) ) sind, und ich mich damit trotzdem nicht wohl fühle. So – und jetzt? Meist bleibt trotz allem Reflektieren ein komisches Gefühl, das ich gar nicht näher beschreiben kann, aber vielleicht kennst Du das auch. (Kurzer Einschub: Wenn ich meinen Kindern sage, ich mag meinen Bauch nicht und deshalb a) traurig bin und b) zum Beispiel weniger esse – was leb ich Ihnen vor? Darüber brüte ich zur Zeit sehr und finde das ein sehr schwieriges Thema.)
Zum anderen ist „Schönheit“ immer eine Sammelbezeichnung. Überspitzt gefragt und die Adjektive bewusst gewählt: Ist jemand mit hübschem Gesicht und hässlichem Körper schön? Was wird wie gewichtet? Kann ein Makel allein einen „hässlich“ machen oder eine einzelne positive Sache „schön“? Ich weiß es nicht.
Interessant fand ich die Verbindung von Schönheit und inneren Werten und je länger ich jetzt nach Deinem Text darüber nachdenke, desto mehr finde ich, dass da das Hauptproblem liegt. Es sind einfach zwei verschiedene Dinge, die eigentlich nichts miteinander zu tun. Und ich finde, in Sätzen wie „Egal wie Du aussiehst, Du bist ein wunderbarer Mensch, ich schätze Deine inneren Werte.“ eine Verknüpfung, die versucht, eine (negative) Bewertung mit einem Kompliment wieder gut zu machen. Und das ist problematisch, weil das eine nichts mit dem anderen zu tun hat – aber durch die Gegenüberstellung in Beziehung gesetzt wird. (Und oftmals Schönheit als das Wichtigere gesehen wird, aber das ist wohl noch ein weiteres Problem…)
Noch etwas, das mich fuchsig macht: Ich hasse es, wenn jemand mir mein persönliches Körpergefühl abspricht. Wenn ich mich zu dick fühle, dann fühle ich mich zu dick. Egal wie viele Kilos oder Taillenumfang oder was auch immer. Daran ändert auch ein Schönheitsideal, in das ich damit reinpasse, gar nichts. Und wenn mir dann immer suggeriert wird, dass ich das Problem löse, in dem ich mich einfach mit meinem Körper wohlfühlen soll – dann werde ich ärgerlich, weil ich mich nicht ernst genommen fühle.
Ich danke Dir für Deinen klugen Text und werde die nächsten Tage sicher noch genug darüber nachdenken.