„Heute,“ sagte meine Mutter früher geheimnisvoll, „Heute bin ich mit dem Christkind verabredet!“ Huuuiii! Wie aufregend und spannend fand ich das jedes Mal. Vor meinem geistigen Auge sah ich meine schwer bepackte Mama die Straße entlang laufen, neben ihr das weiß bekleidete, fliegende Christkind. Weihnachtsgeschenke einkaufen ohne „kaufen“ zu sagen und die Vorfreude auf das Weihnachtsfest ins Unermessliche steigern. Was will man mehr im Advent? Darum sage ich das heute auch zu meinen Kindern. „Pschscht. Ich habe heute eine Verabredung mit dem Christkind!!!“ „BOAH!“ brüllt die Tochter, hüpft, und ist so gar nicht die stille Weihnachtsvorfreude. Alles so, wie es sein muss, also.
Gestern waren meine Mutter und ich im schwedischem Möbelhaus verabredet. Zum Einen wollte ich ein Sideboard kaufen, das im Wohnzimmer meine Bürounterlagen, Drucker und Laptop beherbergen könnte und dennoch nach Wohnzimmer aussah. Und zum anderen, um mich mit dem Christkind für ein paar Ergänzungseinkäufe zu treffen. Die geplanten Ergänzungen waren ein paar Hüte und Schuhe aus der Verkleidungsecke, Flügelchen und Kiste. Mein Plan war, den Kindern einen Verkleidungskoffer zu schenken, mit dem sie dann gemeinsam spielen konnten. Die Idee finde ich immer noch super, schenken werde ich es ein anderes Mal.
Denn wie ich so strolcht‘ duch die hellen Verkaufsräume, rief mich das Christkind mit heller Stimme an: „Mama notes, gute Gesellin! Hebe die Beine und – wie wäre es mit einer Kinderküche?“ Eine Kinderküche! Keine schlechte Idee, Christkind.
Die alte Kinderküche habe ich vor ein paar Monaten aussortiert, weil die Blagen die Küche nicht mehr benutzten und statt dessen begannen, die Küche in Einzelteile zu zerlegen und sich damit gegenseitig zu verklöppen. Jetzt aber haben beide Entwicklungssprünge hinter sich und spielen vermehrt und gerne miteinander. Immer fein gewürzt mit Streitereien und Gezänk, aber besser als gar nicht miteinander spielen, finde ich.
So ist der Geschenkeplan, nach einem Mittagessen ohne Köttbullar und Pommes (meine Mama und ich sind so stolz), aber mit Mandeltarte und Germknödel (das hatten wir dann ja aufgespart!), für dieses Jahr wie folgt: Die Küche bringt das Christkind für beide Kinder und tauscht sie gegen die alte Küche ein. Die Töpfe, das Kochbesteck und ein paar Plastikbecherchen der letzten Küche haben wir noch. Dazu wird verteilt auf jedes Kind Holzgemüse sowie Holzobst nebst hölzernem Schneidemesser geschenkt, in der Hoffnung, dass sie so zusammen kochen. Als Geschirr nehme ich ein niedliches Metallgeschirr im Köfferchen, das ich vor Wochen bei einem Kaffeeröster kaufte. Dazu werde ich ein paar hübsch abgepackten kleinen Nudeln, Linsen und Bohnen geben, die im Topf verrührt werden können.
Damit das Thema Küche nicht überstrapaziert wird, bekommt der Kleine noch ein Holzlaster mit Klötzen zum Beladen und ein Bobo Siebenschläferbuch. Nur bei Bobo hört er der Geschichte zu und blättert nicht ständig vor.
Kind1, die große Kleine, bekommt einen Puppenbuggy. Immerhin hatte der, neben einer Barbie, auf dem Wunschzettel gestanden. Eine Barbie finde ich mit Vier noch viel zu früh, auch wenn das heutzutage in dem Alter losgeht. Nennt mich altmodisch, ich mag noch nicht. Für ihre Puppe werde ich einen Puppenpulli und -schuhe stricken. Die Puppe, übrigens namens Puppe, wird dann vom Christkind ein paar Tage vor Weihnachten entführt und neu eingekleidet. Puppe wird Kind1 im Kinderbuggy unterm Weihnachtsbaum überraschen.
Ehrlich gesagt finde ich das ganz schön viele Geschenke für einen 2- und eine 4jährige. Daher fielen die Verkleidungsidee weg – sowie der Einkaufswagen nebst Kasse, den ich zum Kinderküchenthema zunächst noch geplant und bereits über das Internet bestellt hatte. Es wird zurück geschickt, auch wenn es mir um den tollen Spielwert leid tut. Mir wäre es zu viel Konsum und zu viele Reize und Aufregung.
Der Tannenbaum
Wie in jedem Jahr müssen wir den Weihnachtsbaum noch kaufen, ganz kurz vorher. Wenn ich gut bin, schaffe ich es morgen Nachmittag mit den Kindern zusammen. Letztes Jahr transportierte ich den Baum stehend auf dem Buggy-Board des Kinderwagens, vorne saß Kind2. Wir waren im Bus, direkt nach der Arbeit. Es war der 22.12. und alle anderen Passagiere waren wohl schon weihnachtlich gestimmt oder sie wußten, dass die Engelein alles sehen. Jedenfalls motzte mich niemand an, sondern alle schauten in stumm-komischer Genervtheit erst auf den Baum, dann auf mich und dann lächelnd auf das müde, pausbäckige Kind2.
Geschmückt wird frühestens am 23. Dezember, damit der Eindruck vom Baum auch an Heilig Abend überraschend und überwältigend ist. Wir haben eine Lichterkette und echte Kerzen. Die Lichterkette machen wir zum Weihnachtskaffee schon an, im vollen Ornat glänzt und funkelt der Baum dann aber erst zur Bescherung.
Das Essen
Mein Mann und ich haben schon lange vor den Kinder angefangen, Heilig Abend zu zweit zu feiern. Dazu gehört auch ein gutes Essen, das sonst so nicht auf den Tisch kommt. Kartoffelsalat mit Würstchen sind für mich an Heilig Abend undenkbar. Ein Braten, Pute, Weihnachtsgans oder Gulasch, dazu meistens Klöße und Rotkohl, ein guter Rotwein, so muss es schon sein. Sonst ist nicht Weihnachten. Braten oder Ragout sind ja auch Gerichte, die man prima schon vorbereiten und dann nur noch einmal erwärmen muss. Bei uns wird es dieses Jahr Hirschragout werden. Dazu gibt es immer noch einen frischen Salat mit ein paar Besonderheiten sowie Nachtisch. Der bleibt meistens stehen und wird an einem der nächsten Tage verspeist. Wie Ihr Euch denken könnt, stehe ich dafür nicht stundenlang in der Küche, das würde mir einfach keinen Spaß machen und zudem logistisch überfordern. Also sind Rotkohl und Klöße aus der Tiefkühltruhe bzw. Beutel und werden verfeinert. Selbstgemachte Knödel werde ich irgendwann mal ausprobieren, nur nicht das erste Mal zu Weihnachten. Salat und Dessert werden aber wieder frisch und selbst gemacht.
Heilig Abend
In unserem kleinen Wohnzimmer von 22qm findet alles statt, Essen, Feiern, Spielen, Entspannen. Daher können wir nicht das Wohnzimmer schon am Vormittag abschließen und abdunkeln, damit die Engelscharen dort walten können. Nach dem Weihnachtskaffee mit Plätzchen und Kuchen müssen die Kinder im Kinderzimmer spielen, damit die Engelein ins Wohnzimmer herein kommen können. Während Christkind und Engelchen im Wohnzimmer alles aufbauen, wechseln der Mann und ich uns ab mit Kinder bespielen. Wenn das Christkind da war, zünde ich alle Kerzen an, mache alle elektrischen Lichter aus und klingeln das kleine Glöckchen, das seit dem 1. Dezember auf der Fensterbank im Wohnzimmer steht. „Damit klingelt das Christkind, wenn es fertig ist.“. Kind1 nickt dazu ernsthaft, mit großen Augen. Wir holen dann die Kinder, wenn die nicht schon zum Glöckchenklingeln aus dem Zimmer gestürzt kommen, bestaunen den Weihnachtsbaum und singen mindestens zwei Weihnachtslieder.
In meiner Kindheit haben wir immer gewürfelt, wer an der Reihe ist zum Geschenke-auspacken. Wir saßen im großen Kreis auf dem Boden, wer eine Sechs würfelte, war dran. Alle anderen schauten zu, rieten, was es sein könnte, fachsimpelten und staunten schließlich über das tolle Geschenk. Es war jedesmal wunderschön, sehr weihnachtlich, spannend und das abendfüllende Programm. Noch sind unsere Kinder zu klein, um die Warterei spannend zu finden. Aber wir versuchen es einzuhalten, dass jedes Kind abwartet, bis das andere ausgepackt und sein Geschenk ausreichend bestaunt hat.
Mittagsschlaf und die Zubettgehfrage
Wir werden den Mittagsschlaf in jedem Fall einhalten, sonst stehen beide Kinder den Tag voller Spannung und Geschenke nicht durch. Wann die Zubettgeh-Zeit sein wird, lassen wir aber bewußt offen. Sicherlich wird es eine oder zwei Stunden später sein als sonst. Vielleicht stecken wir den Kleinen auch eher ins Bett als die Große. Irgendwann werden ihnen schon die Augen zufallen. Das Abendessen gibt es übrigens eher spät, im besten Fall schlafen die Kinder dann schon. Zur Not essen sie halt mit.
Wenn die beiden dann im Bett sind, wäre eigentlich Zeit für Entspannung bei mehr Rotwein und Kerzenschein. Aber meistens war ich nach kurzer Zeit so müde, dass ich auch ziemlich zeitig ins Bett gegangen bin. Denn leider stehen die Kinder immer, egal was passiert, um spätestens 6 Uhr morgens auf.
Bis es soweit ist, habe ich noch eine Verabredung mit dem Christkind – und jede Menge zu tun. Tannenbaum kaufen, Plätzchen- und Kuchen backen, Geschenke einpacken. Karten schreibe ich nicht. Ich rufe an – oder maile.
Achso, beim Gedicht von Theodor Storm lasse ich ganz werksungetreu die Sache mit den bösen Kindern und der Rute aus. Das ist etwas aus einer alten Zeit, die ich so nicht bei meinen jungen Kindern bekannt machen möchte. Das Gespräch mit dem Vater lass ich komplett aus. Ja, man darf das mit Literatur so machen.
Knecht Ruprecht
Theodor Storm
Von drauß‘ vom Walde komm ich her;
ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein sitzen;
und droben aus dem Himmelstor
sah mit großen Augen das Christkind hervor.
Und wie ich so strolcht‘ durch den finstern Tann,
da rief’s mich mit heller Stimme an:
„Knecht Ruprecht“, rief es, „alter Gesell,
hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
das Himmelstor ist aufgetan.
Alt‘ und Junge sollen nun
von der Jagd des Lebens einmal ruhn;
und morgen flieg ich hinab zur Erden;
denn es soll wieder Weihnachten werden!“
Ich sprach: „O lieber Herre Christ,
meine Reise fast zu Ende ist;
ich soll nur noch in diese Stadt,
wo’s eitel gute Kinder hat.“
“Hast denn das Säcklein auch bei dir?“
Ich sprach: „Das Säcklein, das ist hier:
Denn Äpfel, Nuss und Mandelkern
essen fromme Kinder gern.“
„Hast denn die Rute auch bei dir?“
Ich sprach: „Die Rute, die ist hier;
doch für die Kinder nur, die schlechten,
die trifft sie auf den Teil, den rechten.’
Christkindlein sprach: „So ist es recht!
So geh mit Gott, mein treuer Knecht!“
Von drauß‘ vom Walde komm ich her;
ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
Nun sprecht, wie ich’s hier drinnen find!
Sind’s gute Kind sind’s böse Kind?
Danke für deine ausführliche Beschreibung. Spannend zu erfahren, wie andere es machen, denn wir wissen auch noch nicht, wie wir alles organisieren, ohne dass der Punkt es mitkriegt. Unser Wohnzimmer ist (wie bei euch) der zentrale Raum. Zusätzliche Herausforderung: wir wollen versuchen, den Baum unbemerkt reinzustellen und zu schmücken.
Als wir Kinder waren, ging unsere Mama mit uns in die Kirche, während mein Papa das Christkind hereinließ. Erst als wir zurückkamen war der Weihnachtsbaum aufgestellt, Wunderkerzen funkelten zusätzlich, alle Geschenke waren da und die Glocken läuteten (von Schallplatte). Das war immer ein besonderer Zauber. Ohne Kirchenbesuch ist das schon komplizierter. :-)
Liebe Grüße, Momatka
Oh das verkompliziert es aber wirklich sehr. Lass mich wissen, wie ihr es gemacht habt. Wunderkerzen, stimmt, haben wir auch. <3
Wie gross war denn der Baum, den Ihr im Bus auf dem Kiddyboard transportiert habt? Das war bestimmt nicht einfach, vor allem das Ein- und Aussteigen – Respekt!
Viele Grüsse, Christine
So 1,70-1,80? Es ging sogar richtig leicht. Der Baum stand mit Stamm auf dem Buggyboard, mitten zwischen den Schiebestangen vom Kinderwagen. Ich musste ihn also kaum halten. habe das noch nie so komfortabel gehabt und zuckel deshalb gleich wieder mit Kiwa und Buggyboard los. Kann ich nur empfehlen, diese Technik. Für Eure 2m-Bäume wird das aber vielleicht doch etwas hakelig :)
Ich habe auch schon seit 2 Jahren keinen Kinderwagen mehr. Aber die Idee ist gut! Und das Ganze noch mit Kindern dabei, da muss frau schon den Überblick haben. War bestimmt ein lustiger Anblick :)
…wir gehen vor der Bescheerung spazieren, um die Schlafplätze der Engel/Christkind zu suchen. In dieser Zeit machen Oma/Opa die Geschenke und den Baum fit.
Der Baum fällt dieses Jahr leider leider bei uns aus, weil der „traditionell“ von Vater und Sohn zusammen geholt wird. Vater liegt aber grad im Krankenhaus.
Deshalb werden wir uns in diesem Jahr vor allem tatsächlich mal auf Ruhe und Besinnlichkeit konzentrieren-ganz ohne Streß.
Ich wünsche Euch allen schöne Feiertage!
Ich wünsche Euch auch schöne und besinnliche Feiertage – und gute Besserung für den Vater!!! <3