Mama's notes

Gedanken zu Europa und Brexit

Gedanken zu Eruopa und Brexit (2)
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Comments (4)
  1. Dirk sagt:

    Hallo Sonja,
    das hat jetzt keiner vorhergesehen, wirklich nicht? Die Briten wurden über Jahre hinweg mit anti-europäischen Parolen bearbeitet, sowohl von Rechtspopukisten als auch den Medien und Teilen der konservativen Partei. Da soll auf einmal ein Votum pro EU herauskommen?

    Momentan sehe ich das gelassen. Die Briten müssen ihren eigenen Weg machen. Das ist auch Teil meiner liberalen Überzeugungen, dass Eigenständigkeit und Selbstbestimmung wichtig sind. Manchmal lernt man eben nur am Schmerz und am Misserfolg, den man sich selber zufügt. Ist ein bisschen so wie in der Kindererziehung. Selber auf die Nase fallen, das ist erst, was den Lerneffekt bringt. Außerdem: die Schotten und möglicherweise auch die Nordiren werden wir der EU wieder begrüßen können, da bin ich mir aber sicher.

    Für Europa ist eben mehr nötig als nur gemeinsame Wirtschaftsnormen. Europa ist ein Gefühl. Die Briten haben es mehrheitlich niemals besessen. Daher ist der Brexit für mich kein Verlust.

    Ich gebe Dir allerdings Recht, sollte das Schule machen haben, dann haben wir ein enrsthaftes Problem. Sobald noch irgendein anderer Staat austreten will, kann das die Existenz der EU beenden.

  2. Kathrin Bentley sagt:

    Hallo Sonja,

    ich lebe in London mit meinem englischen Mann und 2 Toechtern (deutsch-britisch!). Dass wir in einem der 5 Bezirke Londons leben, die mehrheitlich fuer Leave waren, ist kein sehr erbaulicher Gedanke.

    Das Ergebnis war und ist ein Schock, der immer noch sitzt. Alle meine europaeischen Freunde hier haben sich mit Gefuehlen konfrontiert gesehen, die wir persoenlich so noch niemals hatten. Alle von uns merken, dass wir von einem Tag auf den anderen anders angesehen werden. Natuerlich weiss man nie, ob es nur die normale Neugierde ist, welche Sprache wir da mit unseren Kindern sprechen, der wir da begegnen – aber seit Freitag fuehlt es sich sehr so an, als muesste man sich dafuer rechtfertigen, warum man ueberhauopt hier ist. Viele haben auch schon direkte verbale Angriffe erlebt.

    Zuerst war ich nur fuer mich selber und unsere Situation hier traurig – denn ich glaube nicht, dass ich meine Kinder in einem Land grossziehen moechte, das sich direkt von einer Institution, die ‚over-all‘ so viele Vorzuege und grossartige Ideale hat, abwendet – aber dann bekam ich zig Nachrichten von rein britischen Freunden, die sagten, sie fuehlten sich hier eingeschlossen. Meine Familie und ich koennen jederzeit zurueck nach Deutschland – meine britischen Freunde haben eventuell bald keine Alternative mehr. Das stimmt mich ungemein traurig.

    Die Stimmung hier ist sehr gedaempft und eigenartig. Man wird sehen, wohin das alles fuehren wird, was passieren und wie lange es dauern wird etc. – aber ich denke, eines ist leider sicher: Grossbritannien ist nicht mehr, was es war. Ja, davor gab es auch schon negative Stimmen gegen Auslaender – aber jetzt scheinen sich die Kleingeister bestaetigt und ermuntert zu fuehlen, es oeffentlich sagen zu duerfen. Und das ist wirklich entsetzlich.

    Kathrin

    1. Mama Notes sagt:

      Vielen Dank für Deine Beschreibung der Stimmungslage. Das klingt alles eher bedrückend und ich hoffe irgendwie, dass das rassistische und rechtsnationale Aufbäumen ind Großbrittannien nicht ausartet.

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