Gastfamilie werden! Wer von Euch war in der Schulzeit oder im Studium bei einer Gastfamilie zu Hause? Jetzt könnt Ihr bei Experimente e.V. Gastfamilie werden und Ausstauschschülerinnen und -schülern Euer Familienleben in Deutschland zeigen.
Aktuell sucht Experiment e.V. noch sieben Schüler zwischen 15 und 18 Jahren ab dem 10. Februar für fünf bis elf Monate ein liebevolles Zuhause auf Zeit – und auch für die nächste Saison ab Sommer werden noch Gastfamilien gesucht. Mehr Infos dazu findet Ihr auf Experiment-ev.de und auch unten im Blogbeitrag.
Das Thema finde ich ja allein schon aus eigenen Erleben spannend. Denn als ich 15 und 16 Jahre alt war, machte ich Sprachurlaube in Eastbourne und auf Malta. Superspannende Urlaube mit tollen neuen Menschen und eben spannendes, fremdes Familienleben!
Annika Manns und ihrer jungen, dreiköpfigen Familie ging es da wohl ähnlich wie mir. Sie hatte früher tolle Erfahrungen in Gastfamilien machen dürfen und ist nun selbst Gastmutter. Aber lest selbst von ihren Erfahrungen:

„Gastfamilie werden. So war es bei uns. „
Erfahrungsbericht von Annika Manns:
Ich hatte gerade erst einen Artikel von Experiment e.V. in unserer Lokalzeitung gesehen, doch der Gedanke, Gastfamilie zu werden, kam mir nicht zum ersten Mal. Ich selbst war nach dem Abitur für ein halbes Jahr als Aupair in einer Gastfamilie in England. Außerdem war ich während des Studiums für zwei Monate in Tansania und machte dort ein Praktikum und dann, knapp ein halbes Jahr später, bin ich für ein Auslandssemester nach Schweden geflogen. So verschieden die Erfahrungen in den drei Ländern auch waren, sie waren fast ausschließlich positiv und haben mich sehr geprägt. Jetzt, als Promovendin mit Teilzeitjob und als Mutter eines 3- jährigen Sohnes, komme ich natürlich nicht mehr so häufig ins Ausland. Mein Interesse für andere Länder, Kulturen und Sprachen ist aber geblieben. Ich wurde während meiner Auslandsaufenthalte immer sehr herzlich aufgenommen und außerdem wohnen mein Mann Bene und ich mit unserem 3- jährigen Sohn Leo in einer großen 4- Zimmerwohnung – wir hätten sogar ein eigenes Zimmer für ein Gastkind. Schnell war also der Entschluss gefasst, Gastfamilie zu werden. Vielleicht hatte mein Mann aber auch Recht: Er sagte irgendwann im Zuge unserer Überlegungen einmal, er hätte den Eindruck, ich wolle irgendwie etwas zurückgeben – im Gegenzug für die positiven Erfahrungen, die ich selbst im Ausland sammeln durfte.
Unsere Erfahrungen als Gastfamilie
So kam es also, dass wir im Juli 2017 das erste Mal Gastfamilie wurden. Es besuchte uns eine 21-jährige taiwanesische Studentin, die bereits ein Jahr in Deutschland studiert hatte und gerne vor ihrer Abreise noch das deutsche Familienleben kennenlernen wollte. Die zwei Wochen mit ihr waren ok- nicht mehr und nicht weniger.
Schon bald danach saß ich wieder am Laptop und durchstöberte die Seite von Experiment e.V. Neben anderen Vorstellungsvideos fand ich auch schnell ein Video wieder, was ich schon vor dem Besuch unserer Gaststudentin gesehen hatte. Es zeigte die 17- jährige Yili aus Italien, die gerne ein Schuljahr in Deutschland verbringen wollte. Eigentlich hatten mein Mann und ich uns darauf geeinigt, erst einmal nur Gastfamilie für wenige Wochen zu werden. Und eigentlich hatten wir auch noch nicht darüber gesprochen, noch ein zweites Mal jemanden aufzunehmen. Da mir aber Yili auf Anhieb sympathisch war, bat ich Experiment um weitere Informationen. Erstaunlich schnell ließ sich dann auch mein Mann überzeugen, noch ein weiteres Mal Gastfamilie zu werden.
Unsere Gasttochter – sie passt in unsere Familie
Yili kam am 2. September 2017 zu uns und ist mittlerweile schon über 4 Monate hier. Wir hatten großes Glück, denn Yili passt mit ihrer Art voll und ganz in unsere Familie. Sie ist offen, meist fröhlich, hilfsbereit und hat zum Glück kein Heimweh. Schon von Beginn an, sprach sie gut Deutsch. Dennoch greifen wir immer mal wieder auf Englisch zurück, umschreiben Begriffe oder Yili nennt das italienische Wort- was wir teils sogar verstehen und übersetzen können. Da Yili ziemlich unkompliziert und für fast alles offen ist, hatten wir bisher auch kaum größeren Probleme: Leo hatte eine Phase, in der er sie gerne wieder nachhause schicken wollte und auch mit ein paar wenigen Fächern in der Schule tut Yili sich etwas schwer- aber das war’s dann auch schon. Viele Situationen sind jetzt natürlich anders als sonst, zum Glück nur selten im negativen Sinn.
Manchmal ist es etwas komisch, wenn plötzlich jemand „Fremdes“ im eigenen Haushalt ist. Die Abläufe verändern sich, manchmal auch die eigenen Einstellungen und vielleicht ändert man sich auch als Person ein wenig. Im Großen und Ganzen sind es bisher positive Erfahrungen, die wir gemacht haben: Wir lernen viel über zwei Länder (Italien, da Yili dort aufgewachsen ist, und China, weil ihre Eltern dort herkommen) und werden ab und zu aus unserer Alltagsroutine herausgerüttelt. Das ein oder andere Mal sind wir am Wochenende aufgewacht, weil es lecker nach Pfannkuchen roch und in wieder anderen Situationen, haben wir eine „große Schwester“ im Haus, die nach unserem Leo guckt, wenn wir zum Beispiel länger arbeiten müssen. Außerdem ist es für mich, als bisher einzige Frau im Haus, manchmal ganz nett, Yilis neue Klamotten zu bewundern oder mit ihr „Mädchen- Filme“ zu gucken.
Schönes weitergeben
Während unserer Zeit mit Yili, versuche ich mich oft daran zurückzuerinnern, wie mich meine Gastmutter in England behandelte und vieles davon versuche ich an Yili weiterzugeben. Ich hoffe und denke, dass sie hier bei uns eine ähnlich gute Zeit hat, wie ich während meiner Auslandaufenthalte vor ein paar Jahren. Ich hoffe, dass unsere Gasttocher (die ganz nebenbei bemerkt gerade einmal 13 Jahre jünger ist als wir) im Juli neben einem Koffer voll neuer Vokabeln, mit mindestens ebenso vielen guten Erinnerungen im Gepäck zurück nach Italien reisen wird.
Ja. Wir würden wieder Gastfamilie werden wollen!
Würde uns jemand fragen, ob wir wieder Gastfamilie werden wollen. Klar! Vielleicht nicht direkt im Anschluss, denn jeder Mensch ist anders und man möchte schließlich nicht den einen liebgewonnen Menschen durch einen neuen „ersetzen“. Aber irgendwann bestimmt noch mal.
AUFRUF: Werde Gastfamilie bei Experimente e.V.!
Experiment e.V. vermittelt Austauschschüler/innen zwischen 15 und 18 Jahren in Gastfamilien in ganz Deutschland. Aktuell suchen noch sieben Schüler ab dem 10. Februar für fünf bis elf Monate ein liebevolles Zuhause auf Zeit. Die Schüler kommen aus Argentinien, Brasilien und Kolumbien. Wer lieber für kürzere Zeit jemanden aufnehmen möchte, kann von Februar bis April für zwei Wochen einen internationalen Studierenden bei sich aufnehmen.
Auf der Webseite von Experiment e.V. könnt ihr die teilnehmenden Ausstauschschüler in kurzen Videos anschauen und schon einmal etwas kennenlernen.
Wer Interesse hat, Gastfamilie zu werden, kann sich an Eva Hofmann von Experiment e.V. wenden (Telefon: 0228 95722-44 oder E-Mail: hofmann@experiment-ev.de). Weitere Informationen gibt unter: www.experiment-ev.de/gastfreundlich.
Habt Ihr schon einmal darüber nachgedacht, Gastfamilie zu werden?