Ich habe mal eine Auswahl an feministischen Kinderbüchern zusammen gestellt, denn ich bin selbst stets auf der Suche nach Geschichten mit Mädchenfiguren als Protagonistinnen sowie mit Jungsfiguren und unterschiedlichen, gleichberechtigten Männlichkeitsentwürfen.
Was sind denn feministische Kinderbücher? In meiner Recherche habe ich mich oft gefragt, ob mein Begriff eines feministischen Kinderbuchs auch dem generellen Kanon gerecht wird oder ob ein anderer Mensch etwas anderes dabei denkt. Darum kommt jetzt gleich meine Vorstellung, was das eigentlich ist. In den Beschreibungen der Bücher unten habe ich mich bemüht zu erklären, warum ich es aufführe, auch wenn es ggf. gar nicht genau meiner Wunsch-Vorstellung entspricht.
Was sind feministische Kinderbücher?
Als ein feministisches Kinderbuch würde ich jedes Buch, also jede Geschichte bezeichnen, die ein Kind als Protagonist*in hat, das sich jenseits der Rollenklischees bewirkt und – Obacht – das auch ansonsten keine Rollenklischees unbedacht zitiert oder gar Frauenfiguren in ihrer Klischeehaftigkeit verunglimpft. Damit fallen sehr, sehr viele Bücher durch. Eigentlich nämlich auch die vielgerühmte und von mir auch geliebte Pippi Langstrumpf oder Ronja Räubertochter. Denn beide sind zwar starke Protagonistinnen, die die Handlung des Buches bestimmen, ihr Denken und Sein treibt die Erzählung voran, sie sind eine eigenständige Persönlichkeit und suchen oder behaupten sich ihre Identität in ihrer Welt. Aber die anderen Figuren sind teilweise sehr an alte Rollenvorstellungen angepasst und das lächerlich machen der Fräulein Prusselise finde ich fast frauenfeindlich: Sie tut niemandem etwas, sie ist die einzige Erwachsene, die sich um Pippi kümmert und will Verantwortung übernehmen. Dass die Figur Pippi keine sich kümmernde Erwachsene braucht und alles alleine kann ist der Dreh der Erzählung aber die sich kümmernde, liebevolle aber hilflose Frau, die Prusseliese darstellt, hat mir noch nie gefallen.
Andere sehen das vermutlich nicht so streng und darum steht Pippi Langstrumpf auch in meiner Liste. Genauso wie Ronja Räubertochter, trotz ihres in der Erzählung stets wirkende, übermächtige und gewaltvolle Vater und der passiven aber liebevoll im Hintergrund agierenden Mutter. Begründungen folgen.
Es gibt im weiteren noch eine Reihe von Prinzessinnen-Literatur, die versucht aus der klassischen Prinzessinnenvorstellung auszubrechen. Da wollen die Prinzessinnen nicht heiraten, stellen eigene Regeln auf, widersetzen sich Vater und Prinzen und werde alleine glücklich. Ob das ein feministisches Bild ist, das ich mag, weiß ich nicht. Ich finde allein sein als Lebensentwurf etwas einsam, das mag jede*r anders sehen. Sich mit Tricks einer Autorität (Vater) widersetzen anstatt mit klaren Worten finde ich eher nicht feministisch. Bisher habe ich auch kein alternatives Prinzessinnenbuch gefunden, das ich feministisch bezeichnen würde.
Was ich mir von feministischer Kinderliteratur wünsche
Mein ideales feministisches Kinderbuch muss gar nicht proklamiert kämpferisch sein und Frauenrechte oder patriarchale Ungerechtigkeit thematisieren. Was ich mir vielmehr für meine Kinder wünsche, sind folgende Dinge.
- Kinderbücher mit weiblichen / Mädchen Hauptfiguren, die starke Protagonistinnen zeigen und sich jenseits der klassischen Mädchenrolle bewegen.
- Kinderbücher mit männlichen / Jungen Hauptfiguren, die sich jenseits von Rollenklischees bewegen. Der mutige Abenteurer, der wilde Junge der böse Sprüche auch mal lustig findet oder der Prince Charming, der Retter der Damenwelt sind ebenfalls einengende Rollenvorbilder für Jungs.
- Kinderbücher mit Erzählungen über Konflikten, Aufgaben, Freundschaft, Liebe, Schule, Alltag, Eltern, Tieren, etc. Also Geschichten, die eher im Hintergrund zeigen, dass Rollenklischees nicht entsprochen wird und es unterschiedliche Konzepte von Weiblichkeit, Männlichkeit, im Idealfall von Geschlecht gibt.
- Ich wünsche mir Kinderbücher, die eine Diversität der Gesellschaft zeigen, wie sie eben existiert. Ich möchte, das alle Geschlechter, Mädchen, Jungs, trans*, intersexuell in der Handlung vorkommen können, ohne dass es jedesmal Thema sein muss, wenn etwas gegen den Mainstream läuft.
- Ich wünsche mir spannende und lustige Geschichten mit Kindern, die so sind, wie sie sind. Mit Eltern und Freund*innen, die so sind wie sie sind, ohne beständig Rollenklischees zu wiederholen sondern im Gegenteil die Vielfalt der Menschen zeigen, wie sie sind.
Diversität in Kinderbüchern
Meine Suche nach Vielfalt in Kinderbüchern ist schon älter. Ich habe bereits für meine damals 4 und 6jährigen Kinder eine Liste mit Kurzrezensionen in einem Blogpost geschrieben: Kinderbücher über Vielfalt, Toleranz und Anders-sein.
Tipps für die Recherche zu feministischen Kinderbüchern
Wer gerne selbst weiter recherchieren möchte: Schaut Euch den Hashtag #feministischeKinderbücher auf Twitter an. Kinderbuuuch hat ihn anlässlich des Internationalen Frauentags ins Leben gerufen, um feministische Kinderbücher zu suchen und vorzustellen. Weiter verweisen ich auch auf Buuuch, das Missy Magazin, Mädchenmannschaft und feminist bookshelf. Dort findet Ihr zahlreiche Buchrezension von Kinder- sowie auch Jugendliteratur aus feministischer Perspektive.
Die folgenden Kinderbücher habe ich noch nicht alle gelesen. Sie klangen in ihren Beschreibungen und Rezensionen so überzeugend, dass ich sie hier aufnehme. Ergänzungen und Kritik nehme ich gern entgegen. Sobald ich eines der Bücher gelesen habe, wird das hier ergänzt und mit einer persönlichen Kurzrezension ausgetauscht.
Inspirierende Frauen
Ada Lovelace und der erste Computer
„Als kleines Mädchen träumte sie von fliegenden Pferden, später wurde sie zur Prinzessin der Computertechnik“. Diese faszinierende Lebensgeschichte von Ada Lovelace (1815-1852) greift die britische Kinderbuchautorin und Illustratorin Fiona Robinson in ihrem Buch auf. Die Computerbranche generell und das Programmieren im besonderen wird heute zumeist als Männerdomäne betrachtet. Das erste Computerprogramm der Welt entwickelte jedoch eine Frau entwickelt.
Ab 6 Jahren
Unerschrocken 1: Fünfzehn Porträts außergewöhnlicher Frauen
Wahrlich „unerschrocken“ schreiten die eigensinnigen Frauen durchs Leben, die Pénélope Bagieu beschreibt. Josephine Baker, Tove Jansson und Leymah Gbowee sind drei der 15 Vorreiterinnen und Querdenkerinnen, die jede auf ihre eigene Art den gesellschaftlichen Zwängen ihrer Zeit trotzten, um das Leben ihrer Wahl zu führen.
Ab 12 Jahren.
Weltgeschichte für junge Leserinnen
Es ist höchste Zeit, die Weltgeschichte zu ergänzen: um all ihre vergessenen Heldinnen. Dieses Buch erzählt von Frauen, die Geschichte machten und die trotzdem kaum jemand kennt: von Sitt-al-Mulk, die in den Wirren des Streits zwischen Schiiten und Sunniten das Amt des Kalifen von Kairo übernahm. Von Malintzin, ohne deren Hilfe die Spanier Mexiko nicht erobert hätten. Von Wu-Zetian, die als »chinesischer Kaiser« dazu beitrug, den Buddhismus in China zu verbreiten. Und von Ada Lovelace, die das erste Computerprogramm schrieb und damit nicht nur das digitale Zeitalter einläutete, sondern auch Fragen zur künstlichen Intelligenz stellte.
Ab 12 Jahren
Good Night Stories for Rebel Girls
Leider findet meine 8jährige Tochter das Buch (noch) nicht spannend, die Altersangabe des Verlags liegt auch deutlich darüber. Die kurzen Erzählungen über das Leben der über 60 Frauen sind aber kurz und die Bilder schön genug, das sich das Buch auch für interessierte jüngere Leser*innen eignet. Vorgestellt werden Entdeckerinnen, kluge Forscherinnen und kreative Genies, Herrscherinnen, die unter widrigsten Umständen ihre Länder regierten, Aktivistinnen, die gegen Ungerechtigkeit protestierten, Wissenschaftlerinnen, die unbekannte Pflanzen und gefährliche Tiere erforschten. Es geht darum, Frauenleben sichtbar zu machen und die Geschichte aus weiblicher Perspektive zu erzählen.
Auf englisch gibt es jetzt übrigens auch schon die Good Night Stories for Rebel Girls 2.
Ab 12 Jahren
Malala. Für die Rechte der Mädchen
Schon mit 11 Jahren stand die mutige Pakistanerin Malala gegen die Taliban auf, die ihre Mädchenschule schließen wollten. 2012 erlangte sie internationale Aufmerksamkeit, als sie den Hinrichtungsversuch durch die Taliban schwer verletzt überlebte. Seitdem setzt sie sich für die Rechte der Kinder, insbesondere das Recht der Mädchen auf Bildung, ein. 2014 erhielt sie für ihr Engagement mit 17 Jahren den Friedensnobelpreis. Dieses Sachbuch für Kinder im Grundschulalter erzählt ihre bewegende Geschichte, illustriert durch besonders farbenfrohe Zeichnungen.
Ab 10 Jahren.
Der Schwan. Das Leben der Anna Pawlowa
Das Leben einer Balletttänzerin entspricht zwar einem gängigen Rollenklischee von dem Ballett liebenden Mädchen, aber weder an ihnen noch an Balletttänzerinnen ist etwas auszusetzen. Dieses Buch zeigt ein Mädchen, das sich ihren Beruf nicht nur selbst ausgesucht hat, sondern darin brillierte und eine außergewöhnliche Künstlerinnenkarriere fand. Ihre hingebungsvolle Darstellung des sterbenden Schwans machte Anna Pawlowa zur berühmtesten Primaballerina aller Zeiten und inspirierte Generationen von Tänzerinnen und Tänzern.
Ab 4 Jahren
Das blaue Herz des Planeten: Die Geschichte einer Meeresforscherin: Sylvia Earle
Im Golf von Mexiko tauchte Sylvia Earle mit dreizehn Jahren zum ersten Mal. Von da an kannten ihre Liebe zum Meer und ihr Forscherdrang keine Grenzen mehr. Sie
tauchte immer tiefer und blieb immer länger in der Unterwasserwelt. Schwamm zwischen Walen, Engelhaien und winzigsten Geschöpfen, die in der Dunkelheit der
Meerestiefe glühen. In eindrucksvollen Bildern erzählt Claire A. Nicola die Lebensgeschichte der weltbekannten Meeresforscherin und Umweltschützerin, die ganz nebenbei auch einen Rekord im Tauchen aufstellte, was ihr den Titel ‚ihre Tiefheit‘ eintrug.
Ab 6 Jahren
Frida Kahlo war eine brillante Künstlerin. Ihre Selbstbildnisse gehören zu den bedeutendsten Werken der Kunstgeschichte. Auf ihnen sieht man auch immer wieder Frida Kahlos Haustiere. Sie waren ihre Freunde, ihre Inspiration. In ihrem dramatischen, von Krankheit und körperlichen Leiden geprägten Leben waren Fridas Tiere ihre treuen Begleiter. Monica Brown erzählt feinfühlig und spannend vom Leben dieser außergewöhnlichen Frau. Die farbenprächtigen Bilder von John Parra, der jüngst mit dem SCBWI Golden Kite Award ausgezeichnet wurde, führen uns die Welt von Frida Kahlo vor Augen.
Ab 4 Jahren
Geschichten jenseits klassischer Rollenvorstellungen
Supercool: eine Grundschulgeschichte
Nicht nur ein guter Einstieg in die Graphic Novels, sondern auch zum Teil auch eine wahre Geschichte der Autorin. Es geht um Coolness, Ausgrenzung und Freundschaften. Die Geschichte ist so humorvoll wie die Zeichnungen selbst, sie liest sich flüssig und spannend und belehrt nicht. Einen Konflikt muss es aber dennoch geben, so ist das echte Leben nunmal, aber ein Happy End ist gut und macht, dass wir alle besser schlafen können.
Ab 6 Jahren.
Pau und die Wut. Über ein starkes Gefühl und wie man damit umgeht
Das Buch, dessen Hauptfigur das Kind Pau ist, kommt gänzlich ohne Pronomen aus und ist somit nicht weiter geschlechtlich einzuordnen. Spannenderweise ist das aber nicht Thema des Buches. In der Geschichte geht es um Wut, um Gefühle und wie mit ihnen zurechtzukommen ist.
Ab 3 Jahren
Geschlechterstereotypen ein soziales Konstrukt und nichts naturgegebenes. Dies zeigt die Geschichte von David, der gerne mit Mädchen spielt, Röcke trägt und rose schön findet. Die anderen Kinder finden es komisch… Mit charmanter Filz- und Buntstift-Technik hat Maurizio Onano in seinem Debut einen Weg gefunden, ein problematisches Thema ganz unverkrampft und witzig zu unterwandern.
Ab 3 Jahren.
Wie Rosie den Käsekopter erfand
Ein Buch, das Mut macht, an die eigenen Träume zu glauben. Rosie liebt nichts mehr, als Dinge zu erfinden und die unglaublichsten Apparate zu basteln. Doch still und schüchtern, wie sie ist, spricht sie lieber nicht über ihren Traum, eine große Ingenieurin zu werden, und arbeitet heimlich. Als dann noch die Bruchlandung ihres Käsekopters viel Gelächter hervorruft, ist sie drauf und dran, das Erfinden ganz aufzugeben. Wäre da nicht Tante Rose, für die sie einen Flugapparat baut, um ihr ihren größten Wunsch zu erfüllen. Tante Rose bringt ihr bei, dass man erst dann wirklich versagt, wenn man aufgibt.
Ab 5 Jahren
Das Buch zeigt unterschiedliche Männlichkeitsentwürfe und schafft es, diese gleichberechtigt nebeneinander bestehen zu lassen, ohne sie gegeneinander auszuspielen und auch ohne das selbst zur Handlung der Geschichte zu machen. Otto hat vier Brüder. Jeder ist etwas ganz Besonderes. Und zusammen haben sie immer viel Spaß. Gemeinsam mit Ottos großer Kuscheltiersammlung schlafen sie alle unter einer Decke. Doch als Riesenkuschelschwein Elke auch noch mit ins Bett soll, gibt es Protest. Das Gedränge nervt, nörgeln die Brüder. Schnell muss eine Lösung her, denn Otto braucht sie alle – auch seine Brüder. Wie gut, dass Bertil die Bären-Brüder-Bettmaschine erfindet!
Ab 4 Jahren
Immer wenn Wanda ins Wasser springt, lachen die anderen. »Ich bin zu schwer zum Schwimmen«, sagt Wanda. »Nein«, sagt der Schwimmlehrer, »du musst nur denken, was du sein möchtest!« Wanda probiert es aus, und der Trick funktioniert. Sie denkt Känguru und springt im Turnunterricht ganz hoch. Sie denkt Hase und mag sogar Karotten. Und beim nächsten Schwimmunterricht denkt Wanda sich leicht. Sie schwimmt wie ein Hai, eine Sardine, gar wie ein Segelboot und ein Kajak. Aber wagt sie sich auch vom Sprungturm? Davide Calìs unbeschwerte Geschichte knüpft an kindliche Erfahrungen an; im Wasser fühlt sich die mollige Wanda wohl. Sie gewinnt Selbstvertrauen durch Fantasie und Vorstellungskraft. Und Sonja Bougaeva malt Wanda von Seite zu Seite kecker.
Ab 5 Jahren
Judith Burger: Gertrude grenzenlos
„Ich wollte eine Geschichte schreiben über ein Mädchen, das ihren Freiheitsdrang entdeckt, ein Mädchen, das unfassbar mutig ist.“, sagte die Autorin über ihr Buch. Es spielt in der DDR der 70er Jahre. Die DDR in den späten 1970er-Jahren: Ina freut sich, als Gertrude in ihre Klasse kommt. Sie trägt West-Schuhe, ist in der Kirche und überaus faszinierend. Die beiden Mädchen werden dickste Freundinnen. Doch Gertrudes Familie hat einen Ausreiseantrag gestellt und wird staatlich überwacht. Inas Mutter verbietet ihrer Tochter den Umgang, die Kassiererin im Konsum stellt komische Fragen, und dann verschwindet auch noch Inas Freund Andy, der so tolle West-Musik hört. Ina beschließt, sich nicht einschüchtern zu lassen und zu ihrer Freundin zu stehen. Judith Burger beschreibt eindrucksvoll den Alltag in der DDR und die Geborgenheit, die Ina im System, in dem sie aufwächst, empfindet. Doch die schleichende Bedrohung durch die staatliche Überwachung und die Atmosphäre der Denunziation lassen in dem Mädchen allmählich Zweifel aufkommen. Eine spannende und berührende Geschichte über Zivilcourage und den Mut, für seine eigenen Überzeugungen zu kämpfen.
Ab 9 Jahren
Die Klassiker feministischer / empowernder Kinderliteratur
Schon meine Mutter hat dieses Buch gelesen und mir davon vorgeschwärmt, als ich ein Mädchen war. Ich hingegen konnte mich nie so richtig für die Geschichte erwärmen, aber vielleicht sollte ich mit meiner Tochter nochmal einen zweiten Blick auf das Buch riskieren.
Der Junge Branko verliert seine Mutter und sein Zuhause. Bald verdächtigt man ihn des Diebstahls und sperrt ihn ein. Doch Zora, das Mädchen mit den roten Haaren, befreit ihn, und er wird in ihre Bande aufgenommen, die in einer alten Burg haust. Gemeinsam schlagen sich die Kinder druchs Leben, genießen die Freiheit und halten auch in Hunger und Not fest zusammen. Der Klassiker von Kurt Held gilt als eines der wichtigsten Kinderbücher der Gegenwart.
Ab 12 Jahren
Wie gesagt, eigentlich nicht nach meinen Wunschvorstellungen für ein feministisches Kinderbuch, aber dennoch hat es mich in meiner Kindheit so ermutigt und ermächtigt fühlen lassen, dass es in diese Liste gehört. Denn egal wie die Familie von Thomas und Annika drauf ist oder wie Tante Prusseliese oder die Lehrerin verlacht werden, Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf, kurz Pippi Langstrumpf ist das erste tollste Mädchen, das ich als kleines Kind kennen lernen durfte. Und ehrlich gesagt ist so noch immer meine Heldin, die ich lieben muss, egal wie sehr ich sie bzw. das Buch mittlerweile kritisieren könnte. Sie macht was sie will und wie es ihr gefällt. Sie hat Geld, ist stark und lässt sich von niemandem etwas vormachen. Letztendlich ist sie auch eine Figur, die Macht hat, diese aber niemals missbraucht, sondern mit den anderen Kindern teilt. Ich kann nicht anders, ich muss sie lieben. :)
Ab 6 Jahren
Der Buchumschlag von Ronja Räubertochter sah schon immer so aus und als Mädchen habe ich mich sehr gefreut, dass Ronja und Sonja so ähnlich klingen UND Ronja auch noch so eine dunkle Wuschelmähne hat wie ich und nicht glatte, helle Haare. Vielleicht saß ich mal beim Friseur und bat um einen Haarschnitt „wie Ronja Räubertochter auf dem Buch“. Ronja ist eigensinnig, stellt sich gegen den Willen ihres viel zu übermächtigen Vaters und befreundet sich mit dem Jungen der verfeindeten Räubergruppe. Letztendlich geht es um Freundschaft, Identität und Friedfertigkeit, aber auch ein Vater-Tochter und Mutter-Tochter Verhältnis.
Ab 10 Jahre.
Na klar, Lotta kann Rad fahren
Ich habe beiden Kindern das Buch vorgelesen, als sie lernten Rad zu fahren. Beide konnten sich bestens mit der eigensinnigen, nicht perfekten und darum so lebensnahen und liebenswerten Lotta identifizieren: Lotta ist fast fünf Jahre alt und wünscht sich zum Geburtstag nichts sehnlicher als ein Fahrrad. Sie hat nämlich nur ein altes Dreirad, und auf dem kann man schließlich nicht richtig fahren! Doch als der Geburtstag da ist, bekommt Lotta zwar viele schöne Geschenke, aber ein Fahrrad ist nicht dabei. Also muss Lotta sich etwas einfallen lassen, damit sie doch Rad fahren kann…
Die weiteren Geschichten von Lotta wie „Lotta zieht um“ oder „Lotta kann fast alles“ sind ebenfalls wundervoll. Die Geschichten der „Kinder aus der Krachmacherstraße“ nicht unbedingt.
Ab 4 Jahre
Das Vorlesebuch für kleine, starke Mädchen
Kleine Klassiker im Gutenachtgeschichten-Format. Vorlesen macht stark! Die 25 bezaubernden Geschichten von beliebten Autorinnen und Autoren machen Mädchen nicht nur Spaß, sondern auch Mut, sich für andere einzusetzen. Von Kirsten Boie, Michael Ende, Cornelia Funke, Christine Nöstlinger uva.
Ab 5 Jahren
Update: Von Leserinnen empfohlen
Vor den 7 Bergen: Davon, wie Schneewittchens Enkel in die Berge wollen und ALLES schiefgeht
Mit einer alleinerziehenden, apfelverkaufenden und relativ unkonventionellen Mama: Eigentlich wollen Mama, die sieben Kinder und der Hund nur eines – zu Oma in die Berge fahren. Denn dort liegt immer Schnee. Doch die Windpocken und eine hervorragende Apfelernte – unter anderem – machen die großartigen Ferienpläne zunichte. Gut, dass es Bo, den Eisverkäufer gibt und die Kinder mit größtem Einfallsreichtum gesegnet sind. Fast schon märchenhaft.
Eigensinnige Perspektiven, wilde Linien, witzige Details und handgemachte Schriften treffen auf eine klare, unbekümmerte Sprache. Auf diese Weise entfaltet sich ein liebevoll-raues Bild dieser höchst quirligen Familie mit Berg- Sehnsucht.
Ab 7 Jahre.
Olivia ist doch keine Prinzessin
Olivia weiß zwar nicht so richtig, was oder wer sie sein will. Aber eins steht fest: ganz bestimmt keine Prinzessin! Immer wollen alle Prinzessinnen sein, mit rosa Tüllröcken und Glitzerkrönchen. An Pippas Geburtstag und auch bei der Halloween-Feier wimmelt es von Prinzessinnen û nur Olivia verkleidet sich als Warzenschwein. Warum wollen bloß immer alle gleich sein? Es gibt doch so viele Möglichkeiten! Das große Anti-Pink-Buch vom schönsten Schweinemädchen des Universums. Mit wunderbar frechen Zeichnungen von Ian Falconer.
Ab 4 Jahre.
Prinzessin Perle, Ritter Schlagedrein und der Drache Zogg vollbringen nichts als gute Taten und wahre Wunder, sie heilen landauf und landab. Sie helfen Meerjungfrauen mit Sonnenbrand, befreien Einhörner von falschen Hörnern oder verabreichen erkälteten Löwen Medizin. Doch der König will Perle zum Nähen und Sticken verdonnern.Erst als er selbst krank wird und nur Perle ihn retten kann (mit einer Mixtur aus Meerjungfrauenschuppen, Löwenrotze und Einhornspänen), muss er einsehen, dass man niemandem von seiner Bestimmung und seinem Glück abhalten sollte – Perle schon gar nicht.
Ab 4 Jahren
Weitere Buchempfehlungen bei Mama notes
Kinderbücher: Kinder stark machen – gegen (sexuellen) Missbrauch
Kinderbücher über Vielfalt, Toleranz und Anders-sein.
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Dir gefallen meine Artikel? Hier kannst Du mir eine Freude machen und etwas in meinen virtuellen Hut werfen. Lieben Dank! <3
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Ein paar Anmerkungen:
„Unerschrocken“ ist kein Kinderbuch, nicht mal ein Jugendbuch, aber wir empfehlen es ab etwa 12. (http://buuu.ch/unerschrocken-funfzehn-portraits-ausergewohnlicher-frauen/)
Zur „Weltgeschichte für Junge Leserinnen“ gibt es sehr wichtige Kritik bezüglich Kolonialismus, ich würde es nur unter Vorbehalt empfehlen. (http://weiberdiwan.at/misslungene-weltgeschichte-fuer-maedchen/). Auch die Kritik zu den Good Night Stories find ich ganz wichtig: https://twitter.com/_ollieford/status/933658743761461248/photo/1
Ziemlich cool finde ich, dass es Pau in die Liste geschafft hat und die beiden Bücher aus dem Jaja Verlag. <3
Ich hätte noch einen passenden Vorschlag für die Liste: Kalle und Elsa aus dem Bohem Verlag, das erfüllt alle Anforderungen an feministische Kinderliteratur, die du oben aufgelistet hat (Rezension wird nächsten Missy Magazine veröffentlicht).
ich danke Dir für deine Ergänzungen und die wichtige Kolonialismus-Kritik. Natürlich gibt es so viele Bücher, die auch noch auf die Liste gehörten, aber sie es ja eh schon lang für einen Blogbeitrag. :)
ja solche Büchlein braucht es wirklich. Nichts Schöneres als starke Mädchen und Frauen die zu sich und ihrer Weiblichkeit stehen. Meine erste „große Liebe“ war Pippi. Wenn die im Fernsehen lief, war ich weg und niemand durfte mich ansprechen….
Auch Jungs mögen starke Mädchen….auf Augenhöhe sein und gleichwertig…nicht nur gleichberechtigt miteinander leben.
Leider gibt es noch ne Menge zu tun….man sieht schon wie schwer die „Herren“ sich tun mal einen Rock oder ein Kleid zu tragen…nicht weil es unbequem ist….nein – sie fühlen sich dann „entmannt“ Mann sein ist vor allem Abgrenzung durch die Frau und immer noch erniedrigt man*n sich noch wenn der so was tut…..ja es gibt noch ne Menge Arbeit….wenigstens schieben immer mehr den Kinderwagen und wicklen…das würde höchste Zeit. ABer auch die Frauen müssen weg kommen von ihren Helden und Beschützern…..die welche das scheinbar können sind oft armselige Würstchen die ihren Frauen in der Männerrunde in den Rücken fallen.
Aber wir hoffen….
LG ein „Mann“ ;-)
Liebe Sonja, vielen Dank für Deine Recherche und Empfehlungen! Ich musste grinsen, als ich die Altersempfehlungen für das Rebel Girls-Buch las, denn meine Tochter hat es in guter Absicht von ihrer Patentante zum 7. Geburtstag bekommen, und mein Mann und ich sahen schon beim ersten Blick da rein, dass sie noch viel zu jung dafür ist und viele Begriffe nicht kennt, zudem interessiert es sie noch nicht die Bohne. Die Kritik daran werde och noch lesen. Ich fand daran bei stichprobenhafter Lektüre den überdeutlichen pädagogischen Ton etwas störend, und der immer gleichen Beginn mit „Es war einmal“ gefiel mir auch nicht und passt m.E. nicht dazu, dass die Geschichten eben gerade nicht für kleine Kinder geeignet sind.
Zum Thema Prinzessinenbuch würde ich „Prinzessin Isabella“ von Cornelia Funke erzählen. Meinen Töchtern und mir gefällt es schon seit langem, es gibt hier die von dir sonst vermisste klare Sprache, einen offenen Konflikt und eine schöne Auflösung, zudem in ansprechender, lebendiger Sprache. Wirklich gut!
Ich mag „Sieben Prinzessinnen und jede Menge Drachen“ sehr gerne. Jede der sieben Prinzessinnen begegnet einem oder mehreren Drachen und geht damit auf ihre Weise um – alleine und selbstbewusst. Und sie sind auch alle sehr unterschiedlich in ihrem Wesen, aber trotzdem miteinander befreundet.
Danke für die Übersicht.
Ein tolles Buch, was ich als Kind schon gerne gelesen habe, ist “In einem tiefen, dunklen Wald…“ von Paul Maar. Witzig geschrieben und mit einer Powerprinzessin gespickt ;)
„Salz im Haar“ von AVI habe ich vor Weihnachten mit meiner ältesten Tochter gelesen und es hat mich wahnsinnig beeindruckt. Das Buch ist schon alt, aber verdeutlicht so klar die Grenzen der Mädchen- und Frauenwelt, aber auch die zwischen den einfachen und feinen Herren im 19.jahrhundert. Wahnsinnig beeindruckend wird auch geschildert, wie die Heldin diese Grenzen durchbricht und von welchen inneren Konflikten dieser Prozess begleitet ist, welchen Preis man damals dafür zu zahlen hatte, für Freiheit… Einfach ein Hammer Buch und sehr schade, dass es bis jetzt nicht verfilmt wurde, obwohl es Pläne mit bekannten Akteuren wie Morgan Freeman u.a. dafür gab. So ein feministisches, aber auch sozial sensibles Buch! Und dann die ganze Segelschifffahrt, die Meuterei, die See – das macht einfach Spass :).
Wow, danke für diese tolle Liste!
Auch von mir ein ganz großes Danke für die Liste. Ich habe davon ein paar Bücher bestellt.
Was meine Tochter liebt (und ich auch) sind die Geschichten der kleinen Dame von Stefanie Taschinski.
Ich bin mir nicht sicher, ob sie jetzt so unbedingt dem Kriterium „feministische Kinderbuchliteratur“ entsprechen – aber sie zeichnen ein wunderbares Bild von starken Mädchen und von der zauberhaften Figur der kleinen Dame, die ja auch ein Mädchen/bzw. Frau ist. Diese ist nie um eine Idee verlegen, hat eine ganz wunderbare eigene Sprache und insgesamt regen diese Bücher sehr die Phantasie an.
Ich finde sie gehören definitiv in deine Liste :-)
Klingt toll, gucke ich mir gerne mal an. Danke! :)
Oh danke für diesen tollen Beitrag, für meine anstehende Bachelor Arbeit ist das sehr hilfreich & nimmt mir einige Recherche Arbeit! Merci :)
Hallo Sonja,
danke für diese wunderbare Liste. Ich würde sie gerne noch um „Seeräubermoses“ und „Leinen los für Seeräubermoses“ von Kirsten Boie ergänzen. Seeräubermoses wird von Piraten im Sturm in einer Waschbalje aus dem Meer gefischt und getauft – und erst danach stellen die Männer fest, dass es sich um ein Mädchen handelt. Als sich gegen Ende des ersten Buches herausstellt, dass sie eine verschollene Prinzessin ist, prallen Seeräubermoses‘ Leben als Seeräuber und die Vorstellungen ihrer Mutter von prinzessinnenhaftem Leben und Verhalten heftig aufeinander – sehr amüsant, wie Frau Boie Geschlechterklischees auseinandernimmt!
Das gilt übrigens auch für ihre Geschichten um Ritter Trenk. Der ist zwar ein Junge, aber seine beste Freundin, ohne die er kein Abenteuer heile überstanden hätte, ist eine Prinzessin, die sich ebenfalls überhaupt gar nicht prinzessinnenhaft verhalten möchte. Auch hier kommentiert Boie die Geschlechterklischees.
Viele Grüße
Christoph