Eltern wissen es: Das Leben ist ein Wimmelbuch*. Ähnlich wie im Wimmelbuch geht es auch in Bloggerhausen zu. Es wird geliebt, geküsst, Freunde finden sich. Aber es wird auch ignoriert, diskutiert, gestritten und gelacht. Manche lieben die Aufmerksamkeit und den Tumult und treiben Säue durch’s Dorf. Ich habe über all das kein Buch geführt und vermutlich die wichtigsten Ereignisse vergessen. Trotzdem habe ich mich versucht zu erinnern, was mir in diesem Jahr besonders gut gefallen hat.
Januar
Es gibt Dinge, von denen ich nichts wußte, bis ich einen Blogartikel darüber las. Daraus kann man dann meine insgesamt große Ahnungslosigkeit, wahlweise auch mein hohes Alter oder das geringe meiner Kinder ablesen. Furbys, beispielsweise, habe ich nicht gekannt und war lange sehr sicher, dass sich Patricia das mal wieder ausgedacht hat. Hat sie aber, mal wieder, nicht. 2,5 Kinder und ein Furby
Kiddo the Kid hat anscheinend manchmal das gleiche Problem wie ich. Unfassbar sauer sein und keine Ahnung haben, was antworten. Dafür fällt Ihr das dann später auf dem Sofa vor dem Laptop wieder ein. Zum Beispiel die Antwort auf diesen unbekannten Vater.
Und aus dem Januar stammt ein Text, für den ich Rike Drust für immer lieben muß. In Mein Kopf der Arsch beschreibt sie meinen.
Februar
Mareice von Kaiserinnenreich notiert regelmäßig in ihrem Blog, wann und wie sie und ihre Familie behindert werden und warum sie das Wort „behindert“ stört. Sprichwörtlich die Spucke weg geblieben ist mir beim Lesen dieser kleinen Anekdote.
Ich weiß nicht, ob es diese Gespräche etwas mit Karneval zu tun haben, denn es nahm wohl alles im Februar seinen Ursprung. Doch der Familienbetrieb kommt aus Berlin und da gibt’s ja nur Arbeit und Leid. Den Tod aber auch, wie wir wissen, mit dem der Herr Familienbetrieb seit Februar locker befreundet ist.
April
Im April wurde eine Sau durch das Dorf getrieben, die mich maßlos aufgeregt, geärgert, zum Nachdenken gebracht hat. Diese Sau hieß Regretting Motherhood. Ich habe einerseits vollsten Respekt vor Frauen, die zwar ihre Kinder lieben, aber ihre Mutterschaft bereuen. Genau dieses Dilemma beschreibt nämlich die Ausgangsstudie, in der übrigens haargenau 23 (!!!) Frauen sich zu diesem Bereuen bekannten. Wie aussagekräftig das ist und was das für unser Bloggerhausen bedeutet, will ich gar nicht ausführen, weil es so lang und so niederschmetternd wäre. Andererseits kann leider kaum einer der zahllosen Blogtexte mit dem Tenor „Ihr dürft nicht bereuen, Ihr schlechten Mütter“ oder mit dem Tenor „Ich bereue meine Mutterschaft nicht, aber ich habe zwischendurch so gelitten“ dem Thema gerecht werden oder der Vielschichtigkeit Stand halten. Ein Text, der das hingegen auf den Punkt bringt, ist von Berlinmittemom: Ambivalenz ist nicht bereuen. Ich wünschte, Bloggerhausen könnte nach einem so gut geschrieben Text einfach verstummen und erstmal nachdenken, bevor (und ob) die Sau (so ein feministisch auch sehr wertvolles Thema) weitergetrieben wird.
Mai
Maximilian von Herzdamengeschichten schrieb auf kress.de darüber, wie es zwischen Blogger*innen und PR-Agenturen läuft, ich habe laut gelacht. Es ist alles wahr.
Juni
Es gibt Blogtexte, die gehören mit Glitzer, Konfetti und BHs beworfen. Kleine Brüste sollten auf dem Rücken liegen – Ich rette Deutschland! von Juramama.
Und ein weiterer fulminanter Text, der mir beinahe durch die Technik gerutscht wäre: Wir verweichlichen unsere Kinder nicht. Eine Replik auf eine der sagenhaft dämlichen und unwissenden Vorwürfen, Kinder zu verweichlichen und aufs Leben nicht genügend vorzubereiten. Danielle erklärt, wie wir Kinder tatsächlich stärken können. Wunderbar.
August
Der Sommer ist für 2015 geprägt von Flüchtlingen aus Kriegsgebieten und einer unsäglichen Bürokratie- und Organisationskrise in Deutschland, die bis heute anhält. Flankiert, wie Ihr wisst, von ausuferndem Rassismus, Rechtsradikalismus und Gewalt auf der einen Seite und einer machenden, schaffenden und menschlichen Hilfsbereitschaft auf der anderen Seite. Ein Text, der mich sehr berührt und nachhaltig beeindruckt hat, ist diese Anekdote aus dem Leben von Lucie Marshall und wie sie drei pakistanische Jungs bei sich aufgenommen hat – und immer noch betreut.
Rike von Nieselpriem schrieb einen leisen Text über den Integrationshelfer. Einfach sehr <3!
Oktober
Kiddo the Kid hat die Kinder von Mareice kennen gelernt und von dieser Begegnung geschrieben. Bewundernswert ehrlich – und mit einer so einfachen, schönen Wahrheit: Die Veränderung der Welt.
Währrenddessen war Mama Mia in der Elternpubertät und hat es für uns aufgeschrieben. Herrlich!
November
Ein Text wie für mein weiches Mutterherz geschrieben: Die Geburt aus Vatersicht. Ein bisschen spröde, ein bisschen trocken aber doch warm und tief gefühlvoll.
Ein weiteres Erlebnis aus Vätersicht erzählt uns Jonny vom Weddinger Berg. Die väterliche Tragödie auf dem Spielplatz. Ohne Vater zu sein kenne ich solche Beobachtungen irgendwie auch.
Andrea Harmonika erzählt von der hässlichen Seite der Mutterschaft und welche anschaulichen Bücher es dazu gibt…
Nachdem der Tod und Christian ihre Freundschaft im Laufe des Jahres festigten, hat Terrorpüppi einen überaus lustigen Text aus ihrer Sicht über das Phänomen geschrieben: Verliebt in den Tod.
Dezember
Sehr gefreut habe ich mich über den Text von Susanne zum Thema Attachment Parenting und warum es kein Patentrezept für ruhige Kinder und sozial erwünschtes Verhalten gibt. Attachment Parenting und alles wird gut?
Geschlechtsspezifische Rollenbilder, Schubladendenken und eine verfrühte Sexualisierung machen mich mal traurig, mal wütend. Frau Brüllen macht es anscheinend auch kopfschütteln und facepalmen, zumindest liest sich ihr Text so, den ich sehr mag. Weil ich ein Mähähähädchen bin.
Leo Lausemaus hat einen Idiot Dad. Aber hallo!!! Hab ich schonmal gesagt, wie sehr ich Leo Lausemaus-Geschichten hasse? Mich freut ja immer, wenn es auch anderen so geht – und sie darüber schreiben.
Einen weiteren sehr schönen Rückblick über das Jahr 2015 und Euren Worten gibt es bei Juna im Netz zu lesen.
Liebes Bloggerhausen, ich verlebe so gerne das Jahr mit Euch allen. Big Love! Habt alle einen guten Rutsch – wir lesen uns in 2016!
*Affiliate Link, aber hier geliebtes Buch
Danke für die Mühe.
Außerdem zweitausendundsechzehn Herzen für 2016!
<3
Oh ist das eine tolle Liste. Ein paar davon kannte ich schon, aber es ist auch viel Neues dabei. Ich werde dann wohl mal lesen gehen ;-)
LG Wiebke
Danke für die Zusammenstellung und auch Dir ein wunderbares, gesundes, zufriedenes und reiches 2016!
GENIAL!!!!
Der beste Rückblick den ich bisher gelesen habe, allerdings lese ich eigentlich gar keine Blogrückblicke, weil die immer so dröge sind.
Deiner nicht, deshalb hab ich ihn auch gelsenen, nur wie konnte ich das nur vorher wissen????
Danke :)