Mit diesem Jesper Juul-Kalender geht es nicht ganz mit rechten Dingen zu. Der schreibt immer genau das, worum es bei mir gerade geht! Als ich letztens über meine Schulvorberhalte nachdachte und dann schließlich verbloggte, bot mir der Kalender Tag für Tag Zitate über zum Thema Schule. So ging es mir auch bei den letzten Mama notes on Jesper Juul, die ich bisher schrieb. Und nun, in der Zeit, als der Mann und ich uns zu einem drei Tage-Aufenthalt in das Wellnesshotel in Tirol zurückzogen, um einfach mal wieder Paar und zu zweit zu sein, zeigt der Kalender dieses Blatt:
„Die Qualität der Paarbeziehung entscheidet über die Stimmung und die Atmosphäre in der Familie.“
Das passte ja mal wieder… Für mich war der Satz vom Kalenderblatt wieder bestärken und bejahend für das, was ich mir geben und gönnen wollte, aber dennoch Anflüge von schlechtem Gewissen bekämpfen mußte. Sich Zeit zu zweit nehmen, sie einzufordern und Platz dafür zu schaffen ist nicht nur erlaubt, es ist gewünscht und notwendig. Die Kinder brauchen das und profitieren ebenso davon, weil die Stimmung und Atmosphäre, die die Eltern aussenden, sinnstiftend sind für das Familienleben. Nur starke und glückliche Eltern können eine starke und glückliche Atmosphäre schaffen.
Wenn die Eltern sich als Paar über all die tausend To Dos im Alltag, die Kindersorgen, das Zubettgeh-Ritual, den Haushalt, das Geldverdienen, die Kitasuche, Schulsuche, Trotzphase und kindertaugliche Beschäftigungen am Wochenende verlieren, hat die Familie irgendwann, wenn diese Phase zu lange dauert, keinen Halt mehr. Irgendwann wird offensichtlich: es fehlt das Fundament. Warum nochmal veranstalten wir das alles hier? Achja, unsere Liebe!
Die Kinder lernen Beziehung von uns
So, wie wir miteinander reden, auch, wie wir miteinander streiten, prägt unsere Kinder. Sind wir offen und ehrlich, sachlich und respektvoll, liebevoll und vorsichtig miteinander? Wenn der Mann und ich harte Zeiten haben und öfter streiten und argumentieren, merken das die Kinder. Egal, ob sie dabei sind oder nicht. Streitkultur ist übrigens etwas, das ich vor den Kindern nicht verstecken möchte. Das ist eigentlich ein anderes Thema, aber es gibt gute Gründe, auch vor den Kindern einen Streit / eine Diskussion zu Ende zu führen. (Dass dabei weder körperliche noch verbale Gewalt eine Rolle spielen dürfen, setze ich voraus.) So können die Eltern auch zeigen, wie es ist, nicht einer Meinung zu sein, sich mal über einander zu ärgern, aber auch wie es ist, sich wieder anzunähern, einen Kompromiss und eine Einigung zu finden und sich danach wieder zu vertragen und einen schönen und entspannten Tag zu verleben. Aber um Streitkultur sollte es in diesem Text eigentlich gar nicht gehen.
Worum es geht ist: Es ist nicht nur wichtig, wie sich die Eltern den Kindern gegenüber verhalten, wie sie mit ihren Kindern umgehen. Wie sie auf sie eingehen, ihre Bedürfnisse erkennen und erfüllen. Es kommt genauso darauf an, wie die Eltern miteinander umgehen, des Anderen Bedürfnisse erkennen und erfüllen, sowie ihre eigenen. Dieses ganze Geflecht aus Selbstfürsorge, Paarbeziehung, Liebe und Zärtlichkeit miteinander, Lachen, Streiten, Alltag sowie der bemühte und aufmerksame Umgang mit den Kindern ist das, was sich Familienleben nennt. So banal das vielleicht klingt.
Es wäre gelogen zu sagen, dass es bei uns nicht schon öfter und länger Zeiten gab, in denen wir als Paar, als Mann und Frau, als Freund und Freundin so gut wie nicht mehr vorkamen. Das war hart. Aber man kann es wieder aufbauen. Auch wenn sich das zunächst wie zusätzliche Arbeit anfühlt. Letztendlich ist es das natürlich gar nicht, im Gegenteil.
Ganz ehrlich, drei Tage in einem schönen Hotel sind zu kurz. Aber sie reißen den bewölkten Himmel ein und zeigen den Sonnenschein, so warm und unbeschwert wie damals, als wir uns nur um einander kümmern mußten, durften! Einfach nur Paar zu sein, eine andere Umgebung und gutes Essen zu genießen und sich über all das erfreuen, tut_so_gut!!!
Zeit zu zweit ist etwas, das wir uns wieder regelmäßig gönnen sollen. Denn sie macht uns stark für den ganzen Alltagstrott – und vorallem glücklich. Gemeinsame Zeit brauchen wir auch in der Woche, zwischen all den To Dos und dem Chaos.
Warum nicht mal einen Abend in der Woche regelmäßig zur Paarzeit erklären? Wir hatten das schonmal installiert – bis dieser Tag irgendwann weg fiel, aus Geld- Zeit- und sonstwas-Mangel. Aber die gemeinsame Zeit zu zweit in Tirol hat uns deutlich gemacht: Wir wollen mehr davon. Und öfter. Ob mit Film oder Wein bei Kerzenschein, ob im intensiven Gespräch oder beim auf-dem-Laufenden-halten von Freunden, Kollegen und Kita-Eltern, alles ist erlaubt. Fast alles: außer Jobthemen.
Absolut richtig, was du schreibst!
Wir sind jedes Halbjahr mal für ein Wochenende alleine unterwegs und es tut einfach mal gut, mehr als ein, zwei Stündchen alleine miteinander zu teilen. So wie früher eben :)
Sehr guter und wahrer Text. Kompliment.
Dankeschön! :)
Wir versuchen jedes Jahr über unseren Hochzeitstag weg zu fahren. Gerade waren wir in Lissabon. Auch gerade auf dem Blog (Lari Lara) zu lesen. Zeit zu Zweit ist wichtig, sonst geht die Beziehung im Alltag unter.
Liebe Grüße
Isa
Ich gebe Dir 100% Recht. Aber: Das funktioniert eben nur, wenn die Kinder groß genug sind oder sie andere Bindungspersonen haben, bei denen sie sich wirklich wohl fühlen.
Bisher tut sich meine Tochter sehr sehr schwer, mit irgendwem anderes einzuschlafen als mit mir. Selbst bei meinem Mann ist es nicht immer einfach. Als ich trotzdem zum ersten Mal alleine über Nacht weg war (erst vor Kurzem), war es erst ein sehr gutes Gefühl, in der zweiten Nacht wäre ich dann schon wieder lieber zuhause gewesen. Aber insgesamt ging es, weil ich wusste, dass es meiner Tochter dabei letztlich gut geht und sie die Zeit mit ihrem Papa genießt.
Sonst haben wir noch niemandem, bei dem sie sich so wohlfühlen kann. Ich denke, dass das jetzt gerade kommt, da sie Dritten gegenüber immer offener wird und vor allem selbst auf ihre Autonomie beharrt.
Nunja, jetzt kommt aber auch K2, d. h. es wird wohl noch lange dauern, bis wir als Paar wieder so richtig vorkommen.
Uns hilft es, dass zum einen hinzunehmen. Die Zeit mit Babys/Kleinkindern ist eben nicht DIE Zeit für Verliebtsein und Paarzeit schlechthin. Zum anderen nehmen wir uns immer wieder die Zeit, die dann doch übrig bleibt. Wir machen ein Kerzenscheindinner zuhause, wenn das Kind schläft oder baden zusammen. Wir bleiben im Gespräch über alles (auch das war zwischendurch eingeschlafen und es gab nur noch Orga) und wir achten sehr darauf, uns gegenseitig wertzuschätzen, dem anderen die Liebe zu zeigen und uns Gutes zu tun.
Genug ist das manchmal nicht, aber es reicht, um uns nicht zu verlieren und die Vorfreude auf das erste gemeinsame Wochenende im Hotel ist RIESIG!!!
Liebe Grüße
Julia