Es ist nicht das erste Mal, dass ich lese, was Mütter, vorallem bloggende, sollten und nicht sollten. Es ist auch nicht das erste Mal, dass ich mich, ohne persönlich angesprochen zu sein, missachtet, missverstanden, bevormundet und beleidigt fühle. Es mag ein akuter Teflonmangel meinerseits sein, ich bin etwas dünnhäutig gerade. Aber bloggende Mütter machen einfach grundlegend etwas falsch, scheint mir. Sie bloggen und sind Mütter! Einself. Her mit den Bevormundungen, was sie zu tun und zu lassen haben! Für die Übersichtlichkeit hab ich das mal flugs zusammen – äh – gebloggt.
Bloggende Mütter sollten …
… gar nicht erst bloggen.
… bloggen und dabei authentisch und ehrlich sein.
… nicht zu viel Privates bloggen.
… genau wissen, wann sie nichts Privates mehr bloggen sollen.
… nicht immer so geleckte aufgeräumte Wohnungen zeigen.
… nicht so ein Haushaltschaos zeigen.
… ein Ratgeber und Vorbild für ihre Leserinnen und Leser sein.
… nicht zu dominant mit der eigenen Meinung sein.
… auf jeden Fall eine eigene Meinung vertreten, damit sie authentisch und ehrlich sein können.
… wie eine gute Soap Opera bloggen, damit man immer wissen will, wie es weiter geht.
… auf keinen Fall zu viel Banales und Privates schreiben.
… Social Media nutzen, um die Leserschaft zu erreichen und weitere Kommunikationskanäle zu nutzen
… nicht zu viel Social Media nutzen. Privatsphäre! Lieber um die Kinder kümmern!
… politisch sein.
… nicht zu politisch sein, es ist ja schließlich ein Mamablog.
… ruhig mal Stellung beziehen zu aktuellen Themen.
… bloß nicht zu oft Stellung zu aktuellen (politischen) Themen beziehen, dafür kommen die Leser doch nicht her. Für Politik gibt es schließlich anderes Blogs und Magazine!
… feministisch sein, es gibt genug Muffinrezepte in dieser Welt!!!11!
… nicht so viel feministisches Zeugs schreiben, das will doch keiner lesen!!!11!
… die Privatsphäre ihrer Kinder schützen.
… niemals Fotos ihrer Kinder zeigen.
… ihre Kinder zeigen, aber nur von hinten / anonymisiert / verfremdet.
… ihren Kindern immer ein Vorbild sein.
… sich selbst ausdrücken und verwirklichen.
… ruhig mal ein bisschen arbeiten und Geld verdienen.
… unabhängig sein und ihre Familie selbständig ernähren können.
… aber doch bitte kein Geld mit dem Blog verdienen, das ist Verrat an den Leser*innen.
… ruhig Geld mit dem Blog verdienen, dann lohnt es sich das wenigstens.
… den Blog professionell in Sachen Design und Schreibstil betreiben.
… nicht zu viel Zeit in den Blog stecken.
… ihre Kinder niemals zum Gegenstand einer Erzählung / Anekdote machen.
… nur anonymisiert von ihren Kindern erzählen.
… überhaupt keine Kinder erwähnen.
… sich vorher überlegen, für wen sie schreiben – für die Kinder oder für sich? (Oder was?)
… sich vorher überlegen, ob ein Tagebuch nicht doch ausreicht.
… sich vorher mal überlegen, warum sie eigentlich in die Öffentlichkeit gehen wollen.
… sich mal überlegen, ob sie überhaupt in die Öffentlichkeit gehören.
… mal darüber nachdenken, wie das Kind sich später fühlt, wenn es das liest.
… genau wissen, was richtig für ihre Kinder ist.
… genau wissen, was andere finden, was richtig für ihre Kinder ist.
… keine Andeutungen machen und wenn, dann auch erzählen, welche Krankheit das Kind gerade hat, auf welche Schule es geht.
… ruhig mal offenlegen, wieviel sie mit dem Blog verdient.
… niemals raushängen lassen, wie (hoch, niedrig, normal, sonstwie) der eigene Lebensstandard ist.
… lieber mal richtig arbeiten gehen.
… sich lieber mehr um ihre Kinder kümmern und nicht nur am Laptop / Handy rumhängen.
… ihre Kinder nicht benutzen, um schreiben zu können.
… Inspiration sein für Mode, Style und Wohnen.
… gerne auch mal Shopping-Tipps gehen.
… nicht so tussihaft und oberflächlich sein.
… mal überlegen, wer das eigentlich alles lesen soll.
… auch mal an sich denken und tun, was ihnen gut tut.
… immer respektvoll von ihren Kindern und ihrer Familie schreiben.
… ruhig authentisch von ihren Gefühlen berichten.
… nicht dazu beitragen, dass Mutterschaft und Familienarbeit weiterhin gesellschaftlich so verklärt werden.
… ihre Plattform nutzen, um *wirklich* etwas zu bewegen für Familien, Alleinerziehende und Kinder.
… nicht rüberkommen wie ein klassisches Eltern-Magazin. Gibt’s ja schon.
… nicht so tagebuchmäßig sein.
… nicht nur ihr eigenes Leben zeigen sondern immer deutlich machen, dass es auch andere Menschen mit anderen Lebensformen und -identitäten gibt.
… nicht so scheiße bürgerlich sein.
… niemals bloggen, wenn das eigene Kind krank ist oder eine Behinderung hat.
… gerade bloggen, wenn das Kind eine Behinderung hat, damit Menschen mit Behinderung und ihre Familien stärker in der Öffentlichkeit sichtbar werden.
… niemals über die Kinder hinweg agieren (und schreiben).
… nicht so viele Kuchen und Muffins backen. Nicht so oft ihren Kaffee mit Milchschaum fotografieren.
… niemals ihr Essen fotografieren.
… Tipps für gesunde Ernährung geben.
… entspannt bleiben, egal welche Tipps sie geben.
… keine Tipps geben, das ist bevormundend.
… sich ihrer Privilegien bewußt sein.
… nicht so nervig über das Alleinerziehend-sein jammern.
… überhaupt niemals jammern.
… immer fröhlich und optimistisch klingen. Sie sollte an ihre Leser denken.
… sich nicht so wichtig nehmen. Die Leser*innen kommen zur Unterhaltung.
… to be continued.
Ja, einiges davon finde ich wirklich richtig. Vieles davon ist eine Bevormundung, eine Vorverurteilung, eine Diskriminerung, eine Beleidigung.
Kluge Überlegungen kommen ohne sollte/müßte/könnte/hätte/darf-nicht-Korsett aus. Sind aber schwieriger zu formulieren. Sehe ich ein.
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…. froh sein, wenn man ihre Beiträge kommentiert
…. sich besser keine Kommentare zu ihren Beiträgen wünschen
…. jeden Kommentar wissenschaftlich belegbar mit Quellenangabe beantworten
…. keine Wissenschaft aus den Kommentaren machen
…. bei Trollkommentaren cool bleiben
…. auch blöde Kommentare zulassen, wegen der Meinungsfreiheit und so
Hab ich was vergessen? ;-)
😂😂😂
❤️
Ja:
– unbedingt jeden Kommentar beantworten ;-)
Habe mich auch sehr amüsiert! Nur einen kritischen Einwand habe ich: Die Welt hat niemals genug Muffinrezepte!
Liebe Grüße,
Julia
Ich schicke dir ein bisschen Teflon rüber! Und halte es im Allgemeinen immer mit dem Standard-Spruch: „Klickt doch weg, wenn euch nicht gefällt was ich schreibe!!!“ Is‘ doch so, oder? Meckereien brauche ich als Privat-Bloggerin nicht. Reicht doch, wenn Kunden im Berufsleben meckern. ;)
Ich wusste jetzt nicht ob ich lachen oder weinen soll. Die Punkte sind so treffend und teils lustig formuliert, dass ich lachen möchte. Aber weil es so wahr ist, bleibt einem das Lachen irgendwie im Hals stecken.
Na gut, schlussendlich habe ich dann doch gelacht. Und wo ist jetzt das nächste Muffin Rezept???
Habe sehr geschmunzelt :) „Leben und leben lassen“, aber das verstehen nicht alle Menschen :)
Alles Liebe Sina
Sehr gut, Sonja, musste ich gleich teilen. Man muss einfach bei sich bleiben und weiter machen, finde ich.
LG Nina
Danke dir, Nina. Ja, bei sich bleiben, seine Entscheidung überdenken und treffen, und dann auch irgendwann einen Strich ziehen und sagen: so, es reicht. Es ist ja irrwitzig und eigentlich muss dieser Beschuss, den ich zumindest immer mal wieder verspüre, nicht sein.
Muffins sind politisch, feministisch, zeitgenössisch, authentisch und lifestylisch. Aber so was von!
Was den Rest betrifft, halte ich mich an die Devise meiner Grossmutter: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt’s sich völlig ungeniert!
Ich bin gegen Muffins! Muffins sind ewiggestrig! Und mit Tier drinnen. :D
Sonja, großartig! Danke Dir. Deine Rike
Liebe Sonja, hihi, wirklich sehr witzig. Ruhig mehr von Beiträgen aus Sicht der bloggenden Mamas. Liebe Grüße von Laura
…sollten sich nicht von anderen reinreden lassen, was sie zu tun haben! ;)
Liebe Grüße
Katrin
An manchen Punkten habe ich, aber manche haben mich zum Nachdenken gebracht… Für mich als Neubloggerin ist noch ziemlich schwer Balance in allem zu finden:D
LG Lisa von http://mamakreativ.com
Ich habe herrlich gelacht, liebe Sonja! Auch wenn manche Punkte einem etwas traurig einstimmen…
Liebe Grüße aus München, Dominika