Zwischen den Jahren ist für mich einmal mehr die Zeit des Umbruchs und der Neuorientierung. Mal schrieb ich einen Businessplan, mehrere Male Bewerbungen, ein Mal eine Kündigung. Heute komme ich mit den Kindern zur Kitaschließzeit zu nichts Produktivem (Businessplan liegt wieder vor mir, muss warten), meine Stimmung ist aber dieselbe. Das ist jahreszeitlich korrektes Verhalten, wie ich heute ergoogelt habe. „Diese Zeit gilt als Phase der Besinnung und des Ausblicks auf das künftige Leben.“
So mache ich mir meine Gedanken über das nächste Jahr, mache Termine und Pläne. Wer jetzt an Diäten oder Sport denkt, liegt bei mir genau falsch. Frei nach Facebook wollte ich letztes Jahr schon 10 Kilo abnehmen, mir fehlen nur noch 13. Also Schluss mit dem Quatsch.
Ich habe jetzt hier eine Reihe von politischen, gesellschaftskritischen und feministischen Linkempfehlungen. Die kommen alle von Herzen, ich frage mich aber trotzdem, wie sie wohl ankommen, weil ich doch sonst nur über Kinder- und Familienthemen schreibe. Schreibt mir gerne, wie es Euch gefallen hat, ok?
Anfangen möchte ich mit einem meiner Twitter-Erlebnisse von gestern. Ich stieß auf eine spannende Diskussion zwischen Glenn Greenwald (@ggreenwald) und diversen anderen Autoren, unter anderem Juliane Leopold (@julianeleopold) über die Frage, ob ein Journalist auch ein Aktivist sein kann und darf. Auslöser dazu waren Greenwalds Vortrag auf der Chaos Computer Congress in Berlin und dieser Kommentar in der Zeit. Die Twitter-Diskussion ist auf Storify nachzulesen, eine Spiegel-Meinung hier. Eine weitere Zusammenfassung gibt es hier.
In diesem Zusammenhang möchte ich auf die totale Überwachung der NSA hinweisen und darauf, wie sehr uns das alle unserer Freiheit beraubt. „1984“ ist übertroffen, wir sind unfrei. Hier für alle Zweifler und auch für die Interessierten ein Interview mit Jacob Appelbaum in der Berliner Zeitung und hier ein Artikel über seinen jüngsten Vortrag vom 28.12.2013 in Berlin.
Und hier ist als auch die Weihnachtsansprache von Edward Snowden von Channel 4.
In Zeiten des schockierenden und rassistischen Blackfacing im ZDF bei wettendass (bitte beachten die Links unten in dem Artikel. Lesenswert!),möchte ich die Kinderbuchdebatte von Januar 2013, die eine Rassismusdebatte ist, unbedingt thematisieren. Hier ein Artikel des Blogs Fuckmothers und hier ein Leserbrief der neunjährigen Ishema Kane zum N-Wort in der Kinderliteratur. Allerspätestens mit diesem Brief in der einfachen, klaren Sprache eines sich verletzt fühlenden Kindes müsste deutlich sein, warum diese Begriffe und Schilderungen in Kinderliteratur nichts zu suchen haben.
So werde ich meinen Kindern beispielsweise kein Hörspiel von Jim Knopf aushändigen sondern aus dem Buch vorlesen und Formulierungen auslassen, ändern oder erklären. Noch sind wir nicht so weit, ich werde berichten. Bei Pippi Langstrumpf ist übrigens auch oft und viel die Rede vom Papa als „N-König“ etc. Das nur als Warnung. Traurig, dass Rassismus als Thema schon mit meiner 4jährigen thematisiert werden muss. Viel lieber würde ich ihr den unbedarften und natürlichen Umgang mit allen multikulturellen Kindergartenkindern überlassen. Nicht mehr und nicht weniger.
Im übrigen ist es auch rassistisch, sich zu Karneval (oder sonstwann) als „Mexikaner“, „Afrikaner“ oder andere ethnische Sterotype zu verkleiden, wie unter anderem der Verein „Initiative schwarzer Menschen in Deutschland, e.V.“ betont.
Desweiteren denke ich an die #aufschrei-Debatte, die im Januar dieses Jahres startete und hier und hier kurz Revue passiert wird. Für mich hat #aufschrei und die sich anschließende Sexismusdebatte in diversen Blogs, auf Twitter und sonstwo im Internet viel bewirkt. Weniger bewirkt haben für mich die äußerst banalen und sinnfreien TV-Talkshows zum Thema, das war unterirdische Verdummungsunterhaltung. Seit #aufschrei bin ich mir bewußter, mein Missfallen deutlicher und möglichst direkter zum Ausdruck zu bringen. Und schon mehrfach habe ich das „Und darüber regst Du Dich jetzt echt auf?“ Mit „Ja, weil … “ beantwortet. Die Mühe habe ich mir lange nicht mehr gemacht, fühlt sich aber deutlich besser an, als runterzuschlucken und zu ignorieren.
Just gestern Abend sah ich im RBB einen Auftritt von Dieter Nuhr. „Die hat doch Brüste, die Stern-Autorin! Wird Brüderle doch mal sagen dürfen!“ War ja auch nachts an der Bar, da muss Mann sich nicht benehmen und investigative Journalistinnen dürfen dort nicht über Politik reden wollen. Mein Entsetzen wegen so viel Ignoranz und Dreistigkeit wurde von meinem Mann (<3!) einmal mehr voll unterstützt. In diesem Zusammenhang verweise ich gerne auf „Es geht nicht um mich“ von Vorspeisenplatte. Nicht vergessen sei an dieser Stelle unseren Tugendfuror-Präsidenten Joachim Gauck mit einem ziemlich bemerkenswerten Freiheitsbegriff.
Weiter geht’s mit Dustin Hoffman und warum ich es jedes Mal bescheuert finde, wenn sich alle Welt darüber freut, sobald einem weißen, männlichen Hollywoodstar auffällt, wie sexistisch diese Welt ist. Und das auf derart banale Art und Weise – „Oh! Auch weniger hübsche Frauen können so interessant und intelligent sein. Diktat des Schönheitswahns für Frauen. Oh jetzt muss ich weinen. Bin ich nicht toll?“ Da hat Dustin ja ALLES begriffen. Nicht.
Darum noch hier, „Was bedeutet Feminismus für mich“ auf Mädchenmannschaft.
Für mich als Mama, die Sachen notiert, bedeutet Feminismus auch: Familienleben ist politisch, mein Muttersein ist feministisch, Erziehung ist politisch. Frauenleben sind nicht apolitisch, so privat sie (eine Zeit lang) auch sein mögen. Ich halte es für schlichtweg falsch, dass der Feminismus angeblich vor der Haustür, bzw. vor der Kinderzimmertür Halt macht. Erziehung ist immer auch Zeitgeist, das wird gerne akzeptiert. Erziehungsarbeit, Muttersein und das Sprechen über Schwangerschaft, Gebären, Selbstfindung darin und eben Kindererziehung sind für mich per se feministisch. Weil es diese Themen aus so vielen Gründen nötig haben, öffentlicher zu werden. Ohne dass sich (zumeist männliche Experten äußern), und weil es Frauenarbeit ist, die bisher noch wenig beachtet, kaum gewürdigt (und wenn dann nur im privaten) und unterschätzt wird, auf Intellektueller, organisatorischer, sozialer und auch feministischer Ebene. Eine Arbeit, die bekanntermaßen maßgeblich die Gesellschaft von Morgen beeinflusst.
Zwischen den Jahren heißt auch der heutige Post von WerdenundSein, der mich sehr berührt und ergriffen hat. Ich danke Tina dafür, dass sie dieses Traurige aus ihrem Leben mit uns teilt und gleichzeitig die Stärke hat, das Glück in dem Traurigen zu sehen. Ich lerne einmal mehr, wie wichtig es ist, eine gute Nachbarin zu sein. Augen auf und Hinschauen, das nehme ich mir einmal mehr vor.
Abschließend noch etwas lustiges und fluffiges bei Buddenbohms. So schön. Meine Kinder sind übrigens auch Katzen. Aber nur temporär.
Und hier noch ein kurzes Video über mich und meine Aktivitäten auf Twitter. So schön dort. Warum ich Mama-gähnt bei Vizify heiße, weiß ich nicht mehr. Ist aber durchaus zutreffend.
Ja! Das hier finde ich auch, aus ganzem Herzen.
„Familienleben ist politisch, mein Muttersein ist feministisch, Erziehung ist politisch.“
Viele herzliche Grüsse und dir auch alles Gute fürs kommende Jahr,
Christine
Dankeschön! Das wünsche ich Dir auch, Follower Number One! Hihi… ;) <3
Vielen lieben Dank für deine warmen Worte zu meinem Beitrag. Es ist grandios, was für tolle Rückmeldungen dazu kommen, ich bin unglaublich gerührt. Und wenn meine Zeilen dann noch Einzug finden in Vorsätze: wow!
Spannende Zusammenstellung, hat mir gut gefallen.
Viele liebe Grüße und einen guten, erfolgreichen und entspannten Start in das Jahr 2014.
Tina
Lieben Dank für Deine Worte und ebenfalls die besten Wünsche für Dich in 2014! Liebe Grüße!