Einschlafen, Durchschlafen, möglichst viel Schlafen. Rückblickend dreht sich in den ersten Kinderjahren alles ums Schlafen. Offensichtlich, weil wir Eltern nicht genügend Schlaf bekommen. Abendrituale können da helfen, zur Ruhe zu finden und das Baby in den Schlaf zu begleiten. Werden die Kinder älter, verändert sich das Abendritual, nur das Ziel bleibt gleich: ein möglichst geborgenes, kindgerechtes und altersentsprechendes Begleiten in den Schlaf.
Momentan schlafen meine Kinder schlecht ein. Das ist jeden Sommer so. Es ist einfach zu lange hell und oft auch zu warm. Besonders dem Jüngeren macht das zu schaffen, er findet einfach nicht in den Schlaf und steht immer wieder auf. Mittlerweile weiß ich, dass es an der Helligkeit liegt, in den ersten Jahren brauchte ich jeden Sommer ein bisschen, bis mir wieder einfiel: Achja, dieses Kind ist lichtempfindlich. Nachher ist man ja immer schlauer und darum sage ich Euch jetzt, was es bei mir lief, wenn es gut lief.
Einschlafstillen!
Ja, das ist ein vollwertiges wenn nicht gar das beste Abendritual. Bitte merkt Euch das: Einschlafstillen ist keine Faulheit. Es ist nicht der verpönte „einfache Weg“, sondern es ist genau das, was Babys wunderbar beruhigt und somit geborgen in den Schlaf begleitet. Und das ist es ja schließlich auch, was ein Ritual zum Ziel hat. Das Baby ist erfährt Nähe und Liebe, es wird satt, bekommt Wärme und fühlt sich geschützt. Perfekt. Kein Wunder, dass sich das Einschlafstillen bei den meisten Stillbabies als das Abend- und Einschlafritual per se von selbst einstellt. Übrigens können Babies und Kleinkinder vom Stillen oder Abendstillen auch kein Karies bekommen, wie lange behauptet wurde.
Babymassage
Je älter das Baby wird, desto wacher wird es. Irgendwann wurde es für das Baby und den allgemeinen Ablauf wichtig, das Abendritual etwas auszuweiten. Hier bieten sich eben Babymassage nach dem abendlichen Wickeln, Lieder singen und später auch ein Bilderbuch anschauen an, bevor es ans Einschlafstillen oder an das Gute-Nacht-Kuscheln geht.
Nach dem abendlichen Waschen habe ich bei Kind2 öfter eine kleine Babymassage gemacht, meistens das Bäuchlein massiert, weil er öfter mit Verdauungsproblemem zu tun hatte. Dies hatte ich in meinem Rückbildungskurs gelernt, der mit einem Babymassagekurs kombiniert war.
Ich fand die Babymassage bei einem zweiten Kleinkind schwierig in das Abendritual einzubauen. Am Nachmittag war dafür zu viel Unruhe, weil das Kleinkind spielen wollte und abends war das Kleinkind zu müde, um die Geduld aufzubringen, die Massage des Bruders abzuwarten, bis es wieder dran war. Damit war die Massage nur etwas für das Wochenende oder wenn das Bauchweh schon früh am Abend kam.
Geschichten vorlesen, Zudecken, Gutenachtlied singen
Was bei uns immer dazu gehört: Geschichte vorlesen. Zumeist beiden Kindern gleichzeitig. da ich oft mit den Kindern alleine war und sie irgendwann um das 2. Lebensjahr von Kind2 zur gleichen Zeit ins Bett gingen.
Da ich ja ungemein clever bin, wie Ihr vielleicht ahnt, waren das meistens Geschichten, in denen die Hauptfiguren dann auch ins Bett gingen. „Uuuund wer schläft jetzt auch?“ war meine allabendliche Frage. „Kind1 und Kind2!“ war dann die Antwort und damit schickten sie sich quasi selbst ins Bett. Das funktionierte ziemlich lange und ich beglückwünsche mich selbst zu dieser Meisterleistung, die vermutlich keine ist, sondern nur der Zufall. Übrigens, doch, meine Kinder haben ihre Namen genannt, Ihr Witzbolde, sie nennen sich nicht Kind1 und Kind2. ;)
Nach der Geschichte wird jedes Kind schön zugedeckt, ich singe ein Lied und wir sagen Gute Nacht. Das Einschlafstillkind wurde als letztes in den Schlaf begleitet, nachdem das erste Kind versorgt wurde.
Das ist das Einschlafritual, das bis heute besteht und mit leichten, tagesabhängigen Änderungen, noch so geliebt und durchgeführt wird.
In schwierigen Zeiten: ruhig bleiben
Es gibt Zeiten, da hilft dem Baby anscheinend nichts. Weder Einschlafstillen, noch Babymassage, noch Bäuchleinkirschkernkissen noch sonstwas. Wir hatten bei beiden Babys mindestens 4 Monate voller Schreien. Rechnerisch hätten wir sie den Schreibabys zuordnen können, wir wussten das damals glücklicherweise aber nicht und haben unser Abendprogramm durchgezogen. Aber auch später gab es immer wieder Abende oder ganze Phasen, in denen das Einschlafen nicht leicht fiel und die Nächte turbulent waren.
Wozu ich nur raten kann, bevor Ihr das Hüpfen auf Pezzibällen, Autofahren, Schaukeln oder sonstige Aktivitäten am späteren Abend oder gar nachts erwägt: bleibt bitte erstmal ruhig. Letztendlich hilft in diesen schlimmen Zeiten nichts wirklich gegen das Schreien oder die Unruhe. Das Schreien geht auch nach dem Hüpfen auf dem Pezziball wieder los. Und nein, ich glaube nicht dass es von der Natur, dem Baby oder sonstwem vorgesehen ist, dass Eltern ganze Nächte auf Pezzibällen, im Auto oder sonstwo außerhalb ihres Bettes verbringen müssen. Was dem Baby nämlich doch hilft, nur leider nicht unbedingt dazu führt, dass es aufhört zu schreien, ist Eure körperliche Nähe. Bleibt einfach bei dem Kind, verlasst es nicht, macht keine Schlaflernübungen oder dergleichen. Nehmt das Baby in den Fliegergriff oder mit dem Köpfchen auf die Schulter von Mama oder Papa in den Arm. Singt ein Lied, legt die Hand auf Rücken oder Bauch, sagt beruhigend „schschsch“ oder macht einfach gar nichts, außer mit dem Baby zusammen im Bett zu liegen. Einfach da sein ist das, was das Kind dann braucht.
Einschlafen im Wandel der Zeit und Zeiten der „Phasen“
Irgendwann sind die Zeiten vorbei, in denen eine Geschichte und ein Lied das Kind in den Schlaf bringen. Sie schlafen danach nicht einfach so ein oder lassen sich von meiner puren Anwesenheit in den Schlaf begleiten, sondern liegen da und haben riesengroße Augen. „Mama, ich bin noch wach!“ In den jüngeren Jahren bin ich bei ihnen geblieben, habe mich mit ihnen ins Bett gelegt oder neben dem Bett gesessen und sie mit meiner Nähe in den Schlaf begleitet. Später habe ich ihnen erlaubt, noch ein Buch anzuschauen, aber ruhig zu bleiben. Das haben sie gemacht und so auch selbst sehr gut einschlafen können.
Es gibt immer wieder aufregende Phasen, wie jetzt kurz vor der Einschulung. Es ist nicht nur Sommer und sehr hell, es ist auch alles irgendwie ungewiss und kein Kindergartenkind zu sein fühlt sich wohl irgendwie anders an. Kind2 tigert spätabends durch die Wohnung und auch wenn ich mich zu ihm ins Bett lege, schläft er nicht ein. Komischerweise schläft er neben mir auf dem Sofa ein – und zwar innerhalb von Minuten – währenddesssen ich am Laptop sitze oder ein Buch lese. Dann tragen der Mann oder ich ihn irgendwann rüber in sein Bett und er schläft weiter.
Familienbett
Oder wie nennt man das, wenn ich mit mehr Menschen im Bett aufwache, als ich eingeschlafen bin? Das klassische Familienbett, in das alle rein passen und nebeneinander oder übereinander gepennt wird, haben wir nie praktiziert. Ich kann so nämlich nicht einschlafen. Ich habe morgens Rückenschmerzen, wenn ein Kind die ganze Nacht an mir gekuschelt schläft. Abgesehen davon, dass ich so viel Nähe gar nicht immer mag. Ich brauche nachts meine Bewegungsfreiheit sonst werde ich kirre und habe Rückenschmerzen, wie gesagt.
Es ist aber oft so, dass Kind2 mitten in der Nacht zu uns kommt. Er hat mittlerweile gelernt, nicht nach uns zu rufen und somit alle aufzuwecken, sondern einfach zu uns zu kommen. Das finde ich ok so. Manchmal wacht er auf und kann nicht mehr einschlafen, manchmal hat er schlecht geträumt. Oder er hat sich die Decke weg gestrampelt und weiß mit seinem müden Kopf noch „Bei Mama ist es immer so schön warm, da muss ich hin!“
Spätestens morgens sind wir dann alle vier im Bett versammelt und kuscheln. Selbst in den Schulzeiten ist das so, sonst fängt der Morgen für alle irgendwie doof an. „Mama, wir haben noch gar nicht gekuschelt. Nein, nicht so. Im Bett!!“
Selbstbestimmtes Einschlafen oder was?
Wie auch beim Familienbett, praktizieren wir das viel gerühmte selbstbestimmte Einschalfen auf unsere Weise. Nämlich so, wie es uns am besten passt. Ohne Dogma, ohne Ideologie oder Ratgeberbuch, einfach, wie es allen gefällt. Die Einschlafzeit ist bei uns erstmal gar nicht wirklich selbstbestimmt, denn ich gebe die Zeit (gegen 19.30/20 Uhr) vor, wann es losgehen soll mit Zähneputzen und bettfertig machen. Die letzten Sommerferien haben gezeigt, dass sich die Einschlafzeit bei unseren Kindern kein bisschen von selbst einpendelt und meine Kinder einfach zu wenig Schlaf bekommen. Ihr innerer Wecker treibt sie morgens um 7 oder spätestens 8 Uhr aus dem Bett, egal wann sie eingeschlafen sind.
Also gibt es eine klar bestimmte Waschen und Umziehen-Zeit, die das Abendritual einläutet. Dieses Abendritual besteht heutzutage aus wahlweise Toben, Geschwisterstreit, Geschichte gucken oder vorgelesen bekommen. Auf eine Geschichte verzichten wollten die beiden bisher nie und auch das Lied vor dem letzten Gutenachtkuss darf nicht fehlen.
Wenn sie aber nach der Geschichte noch nicht einschlafen können, dürfen sie halt im Bett ein Buch lesen oder sich leise (öhm, naja, da sind die Grenzen fließend) unterhalten. Spielen im Kinderzimmer erlaube ich nicht pro-aktiv, wenn es sich aber nach ruhigem Spiel anhört, verhindere ich das nicht. Ich komme allerdings spätestens um 21.30 Uhr ins Kinderzimmer und gemahne zum Schlafen, fordere sie auf sich ins Bett zu legen und das mit diesem Augen zu machen mal zu versuchen. Irgendwann wird es dann halt ruhig im Kinderzimmer. Unter „Selbstbestimmtes Einschlafen oder nicht“ habe ich verbloggt, wie das bei uns aktuell so läuft. Frei nach dem Motto, Chaos ist Erziehung zur Freiheit. (Ich bilde mir ein, den Spruch gerade erfunden zu haben. Oder kennt den schon jemand?)
Welche Abendrituale meinen Kindern heute am wichtigsten sind, mit fast 6 und fast 8 Jahren? Eine Geschichte und ein Schlaflied. Meine Kinder sind bei den Liedern übrigens sehr konservativ. Anne Kaffeekanne oder so neumodischer Kram wird abgelehnt. Sie wünschen sich „Der Mond ist aufgegangen“ und „Weißt Du wieviel Sternlein stehen“. Diese Lieder habe ich übrigens atheistisch im Text verändert. Aber das wäre jetzt schon wieder ein anderer Blogpost.
Welche Abendrituale habt Ihr? Und wie haben die sich mit der Zeit bei Euch verändert
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Kleiner Tipp: Hier empfehle ich unsere liebsten Gutenacht Geschichten und Schlaflieder.
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Danke für deinen Beitrag! Es ist gut zu lesen, dass es bei anderen Suchtmittel perfekt klappt. Bei uns ist es im Moment auch gar nicht leicht. Die Maus ist oft bis 22:30 Uhr oder länger noch wach und schläft einfach nicht ein. Naja, mal sehen wie das weiter geht.
Alles Liebe und gute Nacht 🌙
Susanna von http://www.susamamma.de
Danke fürs Erinnern an das entspannte Einschlafen für ALLE – auch bei uns gibt es eine Geschichte (super Tipp von dir war: „Gute Nacht, Gorilla“)und ein bis viele Schlaflieder. Inzwischen dichte ich „der Mond ist aufgegangen“ auch immer zu (un)möglichen Reimgeschichten um. Bin auch interessiert, was du so reimst 😊.
Manchmal darf ich der Großen auch eine CD anmachen abends, seit ca 6 Wochen machen wir das.
Da wir nun eine mit 2,10 Jahren und einen vier Monate alten Zwerg haben, wird sich das mit dem Familienbett bzw der nächtlichen Umzüge vom einen ins andere Bett wohl noch etwas hinziehen. Auch wir wachen morgens meist zu viert im Bett auf.
Unser Motto ist „whatever works“ und was für alle gut machbar ist.
Grüße von Jane
Und als Erwachsener merkt man dann auch wieder, wie wichtig Schlaf ist, wenn man todmüde im Büro sitzt und im Stehen einschlafen könnt. *grins*
Eigentlich dreht sich das ganze Leben ums Schlafen.
Vielen Dank. Ich habe schon lange keinen so vernünftigen Beitrag zum Thema „Schlafen“ gelesen. Ich habe es genau so praktiziert. Vorlesen hat erst so zwischen 10 und 12 aufgehört. Niemand ist eine schlechte Mutter, nur weil er nicht gemeinsam mit den Kindern um 19 Uhr ins Bett geht! Danke!