Der ultra Tipp für berufstätige Eltern, die wegen kranker Kinder zu Hause bleiben wollen, ist ja: „Hey, frag doch mal, ob Du Home Office machen kannst!“ Und alle immer so: Yay. Und ich so: Hä? Denn, wenn meine Kinder krank sind, sieht das so aus, zumindest heute.
Klar, Mama arbeitet. Oder: Home Office mit krankem Kind
4.00 Uhr: Kind1 hatte einen schlechten Traum, will in mein Bett und von mir aus dem dunklen Kinderzimmer abgeholt werden. Kann dann stundenlang nicht einschlafen. Wachstumsschmerzen und irgendwie wach.
5.30 Uhr: Der Mann versucht leise die Schranktür aufzumachen, weil er vergessen hat, sein Hemd gestern Abend rauszunehmen. Kind wird wieder wach. Er verabschiedet sich zum Kundentermin irgendwo weit weg.
7.30 Uhr: Wecker klingelt, beide Kinder schlafen. Ich fühle mich wie mit dem Holzhammer massiert. Quäle mich raus, es dauert.
7.35 Uhr: Kind2 jammert aus dem Kinderzimmer. „Aua au auu auuuu! Mama, iss hab so Bauchweh!“. An der Stimme erkenne ich sofort, dass es ernst ist. Kind liegt gekrümmt und grauhäutig im Bett. „Mamamamama“ jammert er. Ich tröste, beruhige. Er rülpst so komisch. Ich hole einen Kotzeimer und bereite ein Kirschkernkissen. Das entspannt ihn.
8.00 Uhr: Ich gehe duschen, ziehe mich an. Kind2 pennt. Ich wecke Kind1. Ich möchte sie in die Kita bringen, damit ich zu Hause arbeiten kann. Kind2 bleibt natürlich bei mir. Würde dem Arbeitgeber gerne eine Mail schreiben, aber das Kind ruft. Schön, dass sowas passiert, wenn der Mann morgens nicht da ist.
8.15 Uhr: Ich hole einen Tee für Kind2, beruhige wieder. Hole auf sein Bitten eine trockene Scheibe Brot. Kind2 mag nicht sitzen, und schläft unter beruhigendem Streicheln wieder ein.
8.30 Uhr: Ich treibe Kind2 zur Ei1e an. Sie hat noch nicht gegessen, nur rumgedöst, schließlich war sie die halbe Nacht wach.
Ich will unbedingt die Mail an den neuen Job schreiben, dass ich nicht kommen kann. Keines der Kinder lässt mir eine Minute. Ich bin weder geschminkt noch sind meine Haare gemacht. Immerhin trage ich jetzt Hose, Pulli und Socken.
8.40 Uhr: Kind2 ist weiterhin eher apathisch und wirklich sehr blass. Sitzen scheint ihm der Bauch noch mehr zu schmerzen als im Liegen. Ich rufe bei der Schwägerin an, ob sie zufällig ausnahmsweise heute mein Kind1 in die Kita bringen könnte? (Hatten wir noch nie, diese Sache und ich kam mir einigermaßen dreist vor. Befürchtete aber, Kind2 würde unterwegs entweder zusammenbrechen oder das Auto vollspucken.) Aber sie kann nicht, sie arbeitet schon. Vielleicht mein Bruder? Der lässt sich erweichen, obwohl er sich auf einen Termin vorbereitet. Puh, danke. Mit Kind1 in der Kita kann ich sicherlich gut Home Office machen. Schließlich ist Kind2 schlapp und schläft sicherlich.
8.45 Uhr: Ich telefoniere mit der Kita, dass Kind1 später kommt und dann aber bitte noch ein Brot zum Frühstücken braucht. Ich erkläre, dass Mann nicht da und Kind2 krank und überhaupt. Frühstück wird versprochen.
8.50 Uhr: Ich mache Kind1 noch schnell ein Brot und gebe ihr vom Tee zu trinken. Nach 5 Minuten klingelt dankenswerterweise der Bruder.
9.00 Uhr: Ich rufe auf der Arbeit an und habe eine nette Kollegin an der Strippe. Sie wird alles ausrichten. Ich verspreche Home Office.
9.03 Uhr: Das Kind ruft und möchte Tee, das trockene Brot von vorhin, Kissen zum Anlehnen, ein Hörspiel und überhaupt: Liebe! Ich bereite alles zu und verspreche körperliche und geistige Anwesenheit, sobald ich mir einen Kaffee kochen und mich neben ihn setzen könnte. Ist gut, er wartet bei Benjamin Blümchen Hörspiel.
9.15 Uhr: Ich nutze die Zeit, mich auch ansonsten (Gesicht und Haare) fertig zu machen, Kaffeemaschine läuft währenddessen warm. Ich setze Teewasser für eine erneute Kanne Fencheltee auf, mache mir einen Kaffee und gehe ins Kinderzimmer.
9.30 – 10.30 Uhr: Wir kuscheln, unterhalten uns, lesen ein Dinosaurierbuch und unterhalten uns über Knochen, Hunde, Dinos und Monster. Er wird zusehends munterer und will spielen. Ich ziehe ihn an. Jetzt hat er aber Hunger!
10.30 Uhr: Ich mache ein Frühstück. Er bekommt Schonkost ohne alles, ich ein Brötchen mit Honig.
11.00-12.00 Uhr: Kind2 spielt ein bisschen im Kinderzimmer, ich checke Mails, gehe durch die To Do Liste und merke: Ich bräuchte mal Konzentration und Abtauchen in die Gedanken, um etwas zustande zu bringen. Wie machen die anderen das mit dem Home Office? Währenddessen kommt Kind2 und will mir Legobauten zeigen. Oder er läuft laut singend durch die Wohnung. Oder muss mal Pipi.
12.00 Uhr: Das gar nicht mehr krank wirkende Kind hat Hunger. Ich reiche Brot mit dünn Frischkäse (halbe Schonkost!) und handle eine weitere halbe Stunde raus. Irgendwas haben wir auch noch kurz gespielt, heute. Ich hab’s grad vergessen.
Ich gucke nicht mehr auf die Uhr, ich arbeite, maile, versuche Ruhe von Kind2 zu erbitten und komme aber nicht zur Ruhe am Schreibtisch.
14.00 Uhr: Wir sitzen am Mittagstisch. Zum Glück hatte ich noch Tomatensauce von gestern, mußte nur Nudeln kochen.
14.30 Uhr: Vor Tagen hatte ich einer Bekannten zugesagt, heute ihr Kind mit nach Hause zu nehmen, weil sie einen Termin hat. Wir smsen am Vormittag und telefonieren mittags. Da Kind2 fit ist, bleibe ich bei der Zusage. Dafür muß das Kinderzimmer ent-chaotisiert werden, dort wurde seit Tagen nicht aufgeräumt. Kind2 und ich räumen, saugen.
15.00 Uhr: Wir gehen los, kaufen noch kurz im Supermarkt ein und holen Kind1 und den Freund ab.
16 Uhr: Ich bastele mit den Kindern und finde es unfassbar, dass ich bastele. Ich bastele! ICH! (Mit Blättern, die wir auf dem Rückweg von der Kitag gesammelt haben, leeren Gläsern und Leim.)
18.00 Uhr: Die Mama vom Besuchskind kommt vorbei, wir sitzen noch beim Kaffee zusammen, die Kinder nehmen derweil die Bude auseinander.
18.30 Uhr: Mama und Besuchskind gehen, meine dürfen Kika gucken. Ich setze mich an Laptop, Mails und so.
19.00 Uhr: Der Mann smst aus dem Stau: Er kommt erst gegen 21 Uhr an. Abendbrot, Knatschen. Pipunfall, meht Knatschen.
19.30 Uhr: Kinder ins Bett-Antreib-Endpsurt.
20.00 Uhr: Kinder sind im Bett.
20.05 Uhr: Mann kommt gehetzt nach Hause, Kinder werden wieder wach.
21.00: Ich blogge zum Runterkommen und für MeTime. Der Mann telefoniert mit dem Kollegen über den heutigen Kundentermin und kommende Deadlines und watt weiß ich. Küche und Bad sehen aus wie die Sau. Leider ist der Rotwein alle.
Und für meinen Job muß ich immer noch arbeiten. Nachtschicht. Oder morgen eigene Projekte dafür sausen lassen. Oder eine Mischung.
Fazit
Effektiv habe ich keine 30 Minuten ohne Unterbrechung irgendetwas denken oder machen können. Wenn überhaupt. Wenn mein Kind kränker gewesen wäre und in einen Fieberschlaf gefallen wäre, hätte ich wahrscheinlich etwas mehr geschafft. Aber dann wäre ja auch die Krankenpflege weiterhin aufwändiger gewesen. Ich weiß es nicht.
Entweder dieses Home Office funktioniert nur mit älteren Kindern oder es ist so gemeint, dass man tagsüber erreichbar bleibt und auf die Mails guckt und die Arbeit nachts macht. Immerhin bin ich dem Job für die Flexibilität und Lockerheit total dankbar. Meine Arbeit werde ich dank Nachtschicht abliefern. Aber vor den Kindern habe ich ernsthaft gedacht, die Mütter (und Väter) könnten in der Home Office Zeit arbeiten. Effektiv. Tagsüber. Aber das war halt mal wieder zu naiv.
So. Und hier ist das, was wir gebastelt haben. Toll, ne? Bastelanleitung gibts bei Béa.
Das ist das leben….Ach, so schön ehrlich….würde jetzt gerne eine Flasche Rotwein vorbei bringen
:) Danke. Hab noch Sekt gefunden…
Guten Morgen!
Ich hab mich gerade für das andere Extrem entschieden: nicht arbeiten.
Homeoffice klingt für mich inzwischen so wie Multitasking: leere Phrase.
Ich hatte schon versucht, meine Kinder zum Kochen mitzunehmen, weiblich zuhause super mit ihnen kochen kann, aber: unter Zeitstress ist das nicht drin. Ich werde sauer, sie werden traurig…ich hab keinen blassen Schimmer, wie das bei anderen funktioniert. Gewohnheit??
Ich sende liebe Grüße aus kurz-vor-HartzIV und ich bin gerade stinksauer auf die Gesellschaft.
Liefs,
Minusch
Scheisse. Wieso hast Du keine Kita oder etwas regelmäßige Kinderbetreuung? Das mit dem Kochen klang so super für Dich! Menno <3
Du, ich hab ne Kita…aber der Kleine will nicht hin, seit sein Bruder in den Kindergarten gekommen ist.
Wir bemühen uns seit Anfang September um eine neue Eingewöhnung und sind gerade bei wackeligen 3h/Tag.
Einfach doof. 😕
Ich drücke Dir die Daumen, dass es sich schnell ändert!!!
Guten Morgen, jetzt musste ich gerade schmunzeln bei deinem Text, denn ich bin so eine Home-Office-Mama mit drei Kids, die bei Krankheit und in Ferienzeiten immer zu Hause sind. Meine Erfahrung: Es klappt nicht immer ohne Nachtschichten, nein. Bei uns auch nicht. Aber: Nach ein paar Tagen haben sich die Kinder daran gewöhnt, dass ich auch Zeiten untertags brauche, an denen ich mich hinter dem Laptop verstecke. Meist nutze ich dafür die Mittagsruhe (Minimi schläft, die Großen lesen oder hören ein Hörspiel) und noch zeitig in der Früh. Der Rest wird dann erledigt, wenn sie abends im Bett sind.
Es ist eine Gewohnheitssache und ich weiß, dass es so ja nicht immer ist. Denn sonst arbeite ich, während sie in Schule und Kindergarten sind. Aber vielleicht schreibe ich einen Artikel darüber, denn gerade sind sie zu Hause. :-)
Guten Morgen Mama Notes!
Ich las gerade deinen Eintrag und musste laut über meinem Tee lachen!
Auch als Einlings-Mama ist es schwierig wenn der Nachwuchs mal rotzt:) und ich habe das Privileg permanent im Home-Office arbeiten zu können! Was toll ist – aber eben nur so lange wie Mickey Mouse im KIGA ist und „bespaßt“ wird. Wenn er krank ist und so wie deine Kids Unterhaltung einfordern wird es schwierig neben einem 2 Jährigen 2 Mails zu beantworten :) oder in einer Telekonferenz Haltung zu bewahren:) da hilft nur die MUTE Taste :)
Mamis müssen zusammen halten!
Beste Grüße !
Cealia
Hallihallo,
ich muss mich nun auch einmal zu Wort melden. Wenn es nicht anders geht, arbeite ich von zu Hause – also im Homeoffice. Mein Arbeitgeber tolleriert das sogar, was ich super finde. Allerdings gehe ich ins Homeoffice, wenn ich Termine habe, die in der Arbeitszeit sind, und mir sonst nur nerviges Hin- und Herfahren bringen. Wenn ein Kind krank ist, sage ich Bescheid und bin an dem Tag halt nicht da, bis es entweder besser ist oder ich eine Oma zur Krankenbetreuung engagieren konnte. Falls das nicht möglich ist, überlege ich was ich nebenbei (also abends) noch an Arbeit schaffe und alles andere gebe ich ab.
An sich mag ich es nicht von zuhause zu arbeiten, Feierabend machen fühlt sich dann nicht richtig an, ich arbeite mehr als im Büro und kann den ganzen Tag nicht abschalten… Sehr doof. Aber das ist Geschmackssache :)
Liebe Grüße und Kopf hoch,
es ist alles nur eine Phase,
Ute
ach… es ist alles schön und gut, wenn der job nen home office überhaupt zulässt. mein job bringt sowas leider nicht mit sich. oder vllt. doch zum glück. denn wenn hier lazaret aufgemacht wird, dann bleibt es auch ein lazaret ;) und kein „von allem ein bisschen und doch nix gescheites“
Ja, also Homeoffice ist bullshit-außer dass man sich den Weg spart und sofort an den Schreibtisch kann, sobald die Ablösung da ist. Falls. Und bei Babys geht es auch weil die viel schlafen. Ansonsten? Nicht wenn das Kind da ist oder krank ist, zumindest muss man dann ehrlich sein und sagen, man schafft zwei drei Stunden in den acht, neun. In solchen Fällen nehme ich Überstunden. Homeoffice nur wenn ich alleine bin – da schafft man was weg. Aber wer Homeoffice macht, vergisst dass wir in DE Präsenzkuktur haben – wer da ist, „arbeitet“, wer nicht, tut nix.
Man muss ein bisschen aufpassen.
Home-Office kenne ich von Kollegen nur als arbeiten zuhause wenn das Kind in Kita oder Schule ist…Sonst wird das ja nix.. Schon garnicht wenn das Kind krank ist.
Home-Office ist ohne Kind bestimmt eine tolle Sache. Ich meine mich zu erinnern, dass ich das in kinderlosen Zeiten als Abwechslung ganz schön fand. So hin und wieder.
Mit Kind dauert alles doppelt so lange. Ohne Kind kann man sich eben mittags ein Brot schmieren, Kaffee danach, fertig. Mit Kind – und dazu noch krank – muss ich kochen. Irgendwas Gutes nach Wunsch, das Kind ist schließlich krank und hat ein Recht auf Betüdelung.
HomeOffice ohne Kind – gern! Sonst rate ich ab.
„Ins-Bett-Antreib-Endpsurt“ – ich lach mich kugelig.
Liebe Grüße,
Daniela