Feminismus

Die Sache mit den Smarties: Die Pille danach

Comments (16)
  1. Eva sagt:

    “…mußten Frauen nachts, an Sonn- und Feiertagen in Zeiten der Rezeptpflicht in die Notaufnahme einer Klinik, die manchmal kilometerweit entfernt liegt.” – kenne ich leider genau so, das ist jetzt fast 20 Jahre her. Zum Glück sind diese Zeiten vorbei! Aber: “Aber auch jetzt reicht die Art und Weise der Befragung durch die Apotheker schon aus, um sich zu empören.” Genau so isses! Ich musste kürzlich erstmals seit Jahren mal wieder den Apothekennotdienst an einem Sonntag aufsuchen. Neben mir wollte eine jüngere Frau die Pille danach. Die Befragung durch die (ältere) Apothekerin vor versammelter Kundschaft glich einem Verhör und erinnerte mich an mein Gespräch mit dem Arzt seinerzeit, das allerdings nicht vor versammeltem Publikum stattfand. In der Apotheke empfand ich eine Mischung aus Fremdschämen, Solidarität und Empörung. Ich überlegte kurz, ob ich mich einmischen sollte, doch glaube ich, das wäre der Betreffenden vielleicht noch unangenehmer gewesen…

    1. Mama notes sagt:

      Absolut schrecklich und unwürdig! Eigentlich ist festgelegt, dass diese Befragung in einem Nebenzimmer stattfinden sollen. Die arme junge Frau…

      Danke für deinen Kommentar

      1. Also das stimmt so nicht ganz. Natürlich ist ein separater Raum für die Beratung zur Pille danach besser, aber nicht Pflicht. Toll ist so ein Gespräch am Beratungstresen natürlich nicht. Aber auch Gespräche über Scheidenpilz, Prostataprobleme etc würde ich oft lieber unter 4 Augen besprechen. In der Praxis ist das aber kaum umsetzbar!

        Und auch wenn ihr die Fragen nervig findet: viele Frauen sind furchtbar uninformiert und mit denen muss man besprechen, ob eine Einnahme überhaupt Sinn macht und was die Pille danach bewirkt. Wir Apotheker(innen) können durchaus auch sehr nett und einfühlsam beraten :)

  2. Super geschrieben! Das sehe ich ganz genauso.
    Ich war auch immer für die rezeptfreie Pille danach. Und seien wir doch mal ehrlich: wer will sich das schon mehrmals leisten nur um nicht die normale Pille zu nehmen? Schließlich ist die Pille danach eben auch nicht gerade ein Schnapper und das Argument der „Bonbons“ damit für mich hinfällig.

    Dein Argument mit der Unerreichbarkeit der Notaufnahmen kann ich ebenfalls nachvollziehen. Ich hatte zwar selber nie das Problem, allerdings habe ich schon selber im letzten Minidorf auf dem Land gelebt und hatte zu den Zeiten auch keinen Führerschein. Die Busse fuhren dort (wenn wir mal von Ferien ausgehen) höchstens zweimal am Tag und am Wochenende garnicht. Meist musste man noch mehrmals umsteigen um in die nächstgrößere Stadt zu kommen.
    Zwar ist das mit den Notfallapotheken immernoch schwierig, die sind aber wenigstens dichter gesiedelt als Krankenhäuser.

    Liebe Grüße
    Nicole

  3. Naomi sagt:

    Danke für den klaren Artikel. Er spiegelt meine Haltung sehr genau wieder.

    Du hast diesen Artikel als Werbung markiert. Und dass er in Zusammenarbeit mitmit Cohn Wolfe entstanden ist. Danke für die Offenheit.
    Ich würde gerne verstehen wofür du wirbst. Eher nicht für ein Produkt, oder? eher für die Verbreitung der Info dass die Pilledanach nicht mehr Rezeptpflichtig ist?

    1. Mama notes sagt:

      Danke für Dein Feedback. Ja, ich mache Werbung immer kenntlich. Die im Artikel wieder gegebene Meinung ist natürlich meine eigene.

      Ich wurde von Cohn & Wolfe gefragt, ob ich mich vorstellen könnte, einen Text zur Pille danach zu schreiben. Ich sagte „ja“ und machte genau diesen inhaltlichen Vorschlag. Ich hatte keinerlei inhatliche Vorgaben.

      Ich hoffe Dir damit weitergeholfen zu haben? Danke fürs Fragen!
      Liebe Grüße, Sonja

  4. Katharina sagt:

    Danke für diesen Text. Er ist sehr informativ und beschönigt nichts. Am besten gefällt mir, dass du den Zusammenhang mit der Kontrolle über die Selbstbestimmung von Frauen herausstellst.

    Liebe Grüße, Katharina

  5. Cora sagt:

    Liebe Sonja!
    Sonst bin ich nur eine stille Mitleserin deines Blogs, doch heute muss ich mich doch einmal zu Wort melden.
    Zunächst einmal stimme ich dir zu, was das Selbstbestimmungsrecht der Frau über eine mögliche Schwangerschaft betrifft.
    Aber du sagst es ja selbst: viele Menschen wissen nicht wie die Pille danach funktioniert! Und genau deshalb gibt es die Beratungspflicht der Apotheker*innen. Über jedes Medikament das in der Apotheke (auch rezeptfrei) erhältlich ist, muss der Apotheker den Kunden über sachgerechte Anwendung, Risiken, Nebenwirkungen usw. aufklären. Hier soll keineswegs und in keinem Fall die Eigenverantwortung der Frau infrage gestellt werden.
    In vielen Fällen geht es der Kundin einfach nur so wie dir bevor du diesen Artikel geschrieben hast: sie weiß nicht wie das Medikament funktioniert! Folglich kann sie auch nicht wissen was zu beachten ist, oder wann die Einnahme der Pille danach überhaupt Sinn ergibt.
    Da sind zum Beispiel auch viele junge Mädchen im Alter unter 20 Jahren, die kichernd vor mir stehen, nach der Pille danach verlangen und unter Anderem nicht wissen, dass durch das Präparat der Eisprung nur verschoben und nicht unterdrückt wird. Im schlimmsten Fall (nämlich ohne eine ausführliche Beratung) stehen diese Mädchen dann eine Woche später also wieder in der Apotheke und verlangen erneut die Pille danach.
    Darüber hinaus nimmt die Wirksamkeit der Pille danach auch mit aufsteigendem Körpergewicht ab! Bei übergewichtigen Frauen kann also keine Wirksamkeit mehr garantiert werden.
    Auch zu beachten sind mögliche Wechselwirkung mit bestimmten anderen Arzneimitteln. Eines davon ist Johanniskraut, das bei leichten bis mittelschweren Depressionen eingesetzt wird und das rezeptfrei und sogar in Drogeriemärkten erhältlich ist. Das Johanniskrautpräparat kann die Wirksamkeit der Pille danach ebenfalls beeinträchtigen.
    All diese Aspekte (und es sind noch Einige mehr) hast du in deinem Artikel nicht berücksichtigt als du die Wirkung der Pille danach erläutert hast. Und genau deshalb, weil sie ein Arzneimittel ist, das nur bei richtiger Anwendung die gewünschte Wirkung entfaltet, gibt es die intensive Beratung durch Ärzte und Apotheker.
    Denn mit einer (einfühlsamen) und ausführlichen Beratung schafft man es im besten Fall dass eine erneute Einnahme der Pille danach nicht mehr erforderlich ist, sondern stattdessen sorgfältiger mit Verhütung umgegangen wird.
    Aber das wäre vielleicht gar nicht im Sinne deiner Kooperationspartner?!

    1. Mama notes sagt:

      Danke für deinen Kommentar. Ich finde es, so wie du, gut und wichtig, über die Wirkungsweisen, und Nebenwirkungen eines Medikaments aufzuklären. Für die Neben- und Wechselwirkungen fühle ich mich nicht zuständig, denn es ist nicht mein Fachgebiet. Ich finde es richtig, dass Apotheker*innen dies tun. Was ich nicht richtig finde, ist ein Fragenkatalog, der Frauen beschämen kann und die Befragung offensichtlich nicht immer separiert durchgeführt wird. Siehe mal einen anderen Kommentar von einer Leserin oben.

  6. Andrea sagt:

    Auweia. Mit dem Artikel hast Du Dir keinen Gefallen getan. Die Pille danach sieht nach Freiheit aus. Aber tatsächlich ist es vor allem ein großer Markt für die Pharmaindustrie (den Du hier schön bedienst). Viele Frauen, die die Pille danach nutzen, könnten aufgrund ihres Zyklus‘ ohnehin nicht schwanger werden. Herauszufinden, ob sie die PIlle wirklich brauchen kann nur der Gyn z. B. mit Ultraschall. Die Pille ist nicht risikofrei!

    1. Mama notes sagt:

      Für eine Überlegung ob eine Frau in ihrem fruchtbaren Zeitraum des Zyklus steckt, braucht man definitiv keinen Ulltraschall. Da reicht es, seinen Zyklus zu kennen und um das zu überlegen / besprechen braucht man keine*n Gyn. Und ja, jedes Medikament hat Nebenwirkungen, darum geht es hier aber nicht.
      Und Joa, die Pharnaindustrie verdient am Medikamentenverkauf und die Gyns bisher an der Rezeptpflicht. Warum gibt es in in Deutschland immer wieder diese Diskussion, was Frauen alleine können oder nich. Statt Bevormundung und Befragung wäre ja eine Aufklärung ganz gut. Oh wait….

  7. Andrea sagt:

    Da muss ich Dir leider widersprechen. Den Ultraschall braucht es sehr wohl. Es reicht, den „Zyklus zu kennen“ ist absoluter Quatsch- und damit meine ich nicht nur die ganz jungen Frauen. Das ist ja genau eines der Probleme: wir haben in Deutschland ein sehr gutes Gesundheitssystem und könnten diesen Frauen eine fachärztliche Meinung bieten. Jetzt sinkt das Niveau auf das der anderen Länder in der EU, bei denen das nicht so ist. Das hat mit Bevormundung nichts zu tun. Rezeptpflicht oder nicht sollte sich lediglich am Risiko des Medikamentes orientieren, nichts anderem. Oder dürfen Schmerzpatienten sich demnächst ihr Morphium selber holen, weil sie sich ja so gut kennen?

    1. Mama notes sagt:

      Genau. Guter Vergleich.

  8. Sarah sagt:

    Du hast sicherlich Recht, was die Erreichbarkeit von Ambulanzen etc. angeht. Aber wie schon von anderen Leserinnen beschrieben: Die Pille danach hat massive Nebenwirkungen und genaue Vorgaben, wie sie gehandelt werden muss, um zu wirken. Deswegen sehe ich die Rezeptbefreiung sehr kritisch. Die „normale“ Pille ist ja schließlich auch rezeptpflichtig. Sich als Blogger in die Tiefen der Pharmaindustrie zu begeben, finde ich schon ganz schön gewagt….

    1. Mama notes sagt:

      Danke für Deinen Kommentar. Dass ich mich „in die Tiefen der Pharmaindustrie“ begeben hätte, weise ich strikt von mir. Welche Tiefen denn? Die Pille danach gibt es seit März rezeptfrei und das beschreibe ich. Und ich beschreibe, aus welchen Gründen ich das gut finde. Tiefgang in eine Industrie ist für mich da etwas anderes.

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