Heute stelle ich Euch eine weitere berufstätige Mutter vor, die ihren Beruf liebt und uns von ihrer Selbständigkeit und Vereinbarkeitsmodell erzählt: Jana Friedrich.
Jana ist eine liebe Twitter- und Bloggerkollegin von mir, die es schafft immer entspannt zu wirken obwohl sie und ihr Mann beide selbständig sind, ebenso wie der Mann und ich. Jana scheint aber irgendwie in sich zu ruhen und das strahlt sie für mich auch aus, ich habe sie schon ein paar Mal auf getroffen und konnte mich in der Realität davon überzeugen. Nach unseren Gesprächen und dem Interview ist mein Eindruck, dass Jana einfach das Glück hat, einen Beruf gefunden zu haben, der eine Berufung für sie ist, obwohl – oder wohl gerade weil – sie auch noch einige weitere Projekte „nebenbei“ macht. Und übrigens auch keine so kleinen Kinder mehr ;)
1. Liebe Jana, Du bist Hebamme, Mutter, Bloggerin und Autorin. Kannst Du uns mal zusammenfassen, was Du alles machst?
Also ich arbeite freiberuflich als Hebamme. Das heißt ich betreue Familien in der Vorsorge und im Wochenbett. Ich leiste Aufklärungsunterricht an Schulen. Außerdem gebe ich an einem Abend pro Woche Geburtsvorbereitungskurse. Wenn morgens die Kinder aus dem Haus sind, versuche ich aber immer erst ein bisschen was zu schreiben. Das ist entweder etwas für den Hebammenblog, oder ein Schreibauftrag für eine Zeitschrift oder Firma, oder alles was sonst noch so anfällt – Berge von Mails und so. Im letzten Jahr habe ich parallel an meinem eBook: „Das Geheimnis einer schönen Geburt“ gearbeitet, das im April fertig geworden ist. In der Zeit habe ich deutlich weniger gebloggt.
Außerdem habe ich zwei Kinder, die aber schon größer sind, (10 und 17) und eine nicht mehr so eine intensive, ständige Betreuung benötigen.
2. Was ist Dein aktuellstes Projekt – und warum liegt es Dir so am Herzen?
In den Geburtsvorbereitungskursen und im Kreißsaal habe ich oft festgestellt, dass Frauen manchmal eine Scheu haben, die Geburt konkret zu durchdenken. Die Überlegungen enden oft an der Kreißsaaltür. Dann geht die Geburt los und es fehlt ein Konzept, mit den Wehen über eine längere Dauer umzugehen. Manche Frauen werden dann von der Wucht der Geburt regelrecht überrollt und manchmal traumatisiert. Die Hebamme vor Ort hat teilweise keine Chance mehr noch zu regulieren. Oft habe ich mir gewünscht, dass die Vorbereitung besser gewesen wäre. Ich bin davon überzeugt, dass es einem hilft zu wissen, was auf einen zu kommt und vor allem, welche Strategien es gibt, um mental und körperlich gut ausgerüstet durch die Geburt zu gehen.
Daher habe ich das eBook geschrieben. Ich gebe darin mein Wissen, die Fakten, Werkzeuge, To-do-Listen und Vorbereitungsmöglichkeiten an die Leser weiter. Mit dem Buch kann man gut herausfinden, wie man seine eigene Traumgeburt gestaltet. Man lernt die Bedürfnisse des Körpers unter der Geburt kennen und findet heraus, was einem gut tut und wie einen der Partner unterstützen kann. Auch die downloadbaren Arbeitsblätter helfen einem, die Gedanken zu ordnen und im Vorfeld die richtigen Fragen zu stellen.
Hier kommst Du zum Ebook „Das Geheimnis einer schönen Geburt„.
3. Deine Kinder sind ja jetzt schon etwas älter? Wie hast Du Deinen Job / Deine Selbständigkeit organisiert, als sie noch kleiner waren?
Bei meiner Tochter war ich damals die Hauptverdienerin, da ihr Vater noch Student war. Also bin ich nach fünf Monaten zu Hause, wieder in der Klinik arbeiten gegangen: Volle Stelle im Schichtdienst. Ich glaube härter geht es kaum. Trotzdem habe ich jede freie Minute mit meiner Tochter verbracht und sie auch ein Jahr lang voll gestillt, mit Stoffies gewickelt, viel getragen und so weiter. Alles, was man heute unter AT-Parenting zusammenfassen würde. Rückblickend finde ich meine damalige Arbeitsbelastung verrückt, aber ich habe es damals nicht als so belastend empfunden (Und ich war jung und brauchte das Geld ;-)) Dann trennten ihr Vater und ich uns.
Erst mal wusste ich überhaupt nicht, wie ich das schaffen sollte. Ich konnte ja keine einzige Schicht ohne Hilfe bei der Kinderbetreuung machen. Ich wechselte in eine Klinik, die näher an unserem Wohnort war und reduzierte auf ¾. Hatte ich Nacht- oder Spätdienste, dann war sie bei ihrem Vater oder bei meiner Mutter. Ich hatte auch kurzfristig ein Au-Pair, der ich allerdings rasch wieder kündigte, da sie unglaublich unzuverlässig war.
Die Zeit des Alleine- bzw. Getrennterziehens habe ich ehrlich gestanden in sehr guter Erinnerung. Meine kleine Tochter und ich, wir waren ein gutes Team. Unseren kleinen Haushalt hatte ich gut im Griff und ich hatte ab und zu „Me-Time“ – immer dann, wenn meine Kleine bei ihrem Vater war. Nach der ersten Gewöhnungsphase tat das sehr gut.
Dann kam ich mit meinem jetzigen Mann zusammen. Nach einiger Zeit war uns beiden klar, er soll zu unserer Familie gehören und gemeinsam wollten wir sie erweitern. Seit dem sind wir eine Patchwork-Familie.
Bei meinem zweiten Kind waren die Voraussetzungen dann ganz anders: Ich blieb ein Jahr komplett zu Hause. Dann noch zwei Jahre ohne Klinikarbeit, dafür aber unter Wiederaufnahme meiner freiberuflichen Tätigkeit. Das war unglaublich schön. Ich konnte für meinen kleinen Sohn da sein und meine Tochter sehr nah in den ersten drei Schuljahren begleiten. Gearbeitet habe ich, wenn die beiden in Schule oder Kita waren, manchmal auch noch am Abend. Das mal wieder „raus kommen“ war für mich fast wichtiger, als das Geld, das ich damit zum Familieneinkommen beisteuern konnte. Ich fand es toll mal wieder auf eine andere Weise gefordert zu sein, auch wenn ich die Zeit mit den Kindern immer sehr genossen habe.
4. Hast Du vor dem Hebammenberuf auch etwas anderes gemacht? Was hast Du aus Deinem vorherigen Job mitgenommen?
Ich habe in Harvard in der Summerschool Psychologie studiert, habe im Steigenberger-Hotel in Berlin gejobbt und habe das verdiente Geld immer sofort in Reisen investiert.
Als Hebammenschülerin habe ich bei Null angefangen. Es war eher schwer für mich, mich der damals ganz schön restriktiven Ausbildung zu fügen. Aber bei der Arbeit an sich wusste ich von Anfang an: „das ist es!“
5. Wie sehr hat die Geburt Deiner Kinder Dein Berufsleben (und das Deines Mannes) beeinflusst? Hatte sich etwas verändert? Wenn ja, was?
Durch die Kinder habe ich sicher mehr mit der Art der Arbeitsorganisation rumexperimentiert. Ich habe Verschiedenes ausprobiert: Eine Hebammensprechstunde in einer Arztpraxis, Geburtsvorbereitungskurse, Klinik mit reduzierter Arbeitszeit, Vorsorge, Nachsorge. Ich glaube, ohne Kinder hätte ich einfach voll in der Klinik weitergemacht.
Mein Mann hat früher relativ viel in seiner Firma gearbeitet und dann nach der Geburt unseres Sohnes ziemlich schnell gemerkt, wie viel er verpasst. Er hat inzwischen (aus vielerlei Gründen) sein Arbeiten komplett verändert, seine Firma verkauft und arbeitet jetzt im Homeoffice. Das ist für uns als Partner und Familie ziemlich ideal – und quasi Vereinbarkeitsluxus.
6. Selbständigkeit und die Frage der Finanzierung in der Anfangsphase liegen sehr nah beieinander. Wie lief das bei Dir? Wie läuft es heute?
Bei mir waren die Übergänge fließend. Ich habe ja schon parallel zur Klinikarbeit freiberuflich gearbeitet. Als ich dort aufgehört habe war klar, freiberuflich kommt genug rein. Außerdem sind die Materialkosten bei Hebammen ja verhältnismäßig gering. Selbst die Versicherungsprämie hält sich bei mir noch halbwegs in Grenzen, weil ich ja keine außerklinische Geburtshilfe anbiete.
7. Wie und wo arbeitest Du? Und wie viel?
Das ist tatsächlich immer stark schwankend. Konstant sind meine Kurse, die bei mir zu Hause stattfinden. Wir haben ein sehr großes Wohnzimmer, aus dem wir jeden Donnerstag Abend das Sofa rausschieben und die Yogamatten rein legen.
Alles Andere passiert per Hausbesuch. Ich bin so ungefähr den halben Tag mit dem Fahrrad oder Auto unterwegs und besuche die Familien, die ich betreue. Auch mal am Wochenende und an Feiertagen. Zur Zeit pausiere ich von der Klinikarbeit.
8. Du sagst, Du bist glücklich in Deinem Job. Was ist für Dich das Tollste in Deinem Job?
Es ist klasse, die Familien in so einer besonderen Lebensphase zu begleiten und es ist eine absolut sinnvolle, sehr erfüllende Aufgabe.
Wenn ich nach einer wochen- oder monatelangen Betreuungszeit gehe, dann weiß ich, dass ich dazu beigetragen habe, dass eine Familie einen richtig guten Start hatte. Das ist doch großartig.
9. Stichwort Vereinbarkeit: Wie hast Du Dir mit Deinem Mann das Familien- und Job-Vereinbarkeitsthema geregelt? Wie macht Ihr was? Und wer?
Tja, das wird immer mal wieder neu diskutiert und geregelt. Wir haben ja das Glück, dass wir uns beide die Zeit frei einteilen können. Wir machen am Anfang der Woche einen Essensplan und einen Großeinkauf.
Wer dann kocht, das besprechen wir meist spontan, je nachdem bei wem grad mehr Luft ist. Hol- und Bringedienste sind bei uns kaum noch nötig, da unsere Kids schon groß sind und die meisten Wege alleine schaffen. Judo ist etwas weiter weg, das macht immer mein Mann – einfach weil ich parallel meinen Kurs habe. Elternabende machen wir meist zusammen. Wir lernen beide mal mit den Kindern für die Schule und kümmern uns auch beide um Sportturniere und Musikveranstaltungen.
Wäsche mache ich, einfach weil ich zum Berserker werde, wenn jemand was verfärbt oder einlaufen lässt. Wenn mir das passiert, ist es nicht ganz so schlimm ;-). Dafür macht mein Mann die Katzenklos – immer. Gebügelt wird nicht.
Wir sind haushaltsmäßig nicht allzu pingelig und lassen lieber mal was stehen und liegen und schauen nicht so genau hin. Einmal in der Woche wird richtig geputzt. Natürlich maulen wir uns auch mal an, wenn einer wieder das Gefühl hat, immer der Einzige zu sein, der die Spülmaschine ein und ausräumt, oder so. Aber im Großen Ganzen klappt das bei uns ganz gut.
Jeden Montag gehen mein Mann und ich am Abend gemeinsam zum Sport – wir klettern. Das haben wir schon gemacht, als die Kinder noch sehr klein waren. Am Anfang hatten wir noch eine Babysitterin, inzwischen bleiben die Kinder alleine (und finden’s meistens ganz cool – weil sie dann zusammen fernsehen, was sie sonst fast nie machen). Für uns ist diese exklusive Paarzeit großartig. So etwas kann ich allen Eltern nur empfehlen.
10. Kannst Du uns bitte einen typischen Tagesablauf vom Aufstehen zum ins Bett-gehen schildern? Mit all seinen typischen Aufgaben, Aufteilungen etc. Danke.
Der Wecker klingelt um kurz nach 7. Mann steht auf, bringt mir Tee ans Bett und geht den Sohn wachkuscheln.
Ich steh auf und mache Schulbrote.
Die Tochter steht alleine auf und läuft mit Musik in den Ohren durch die Wohnung – ist also möglichst nicht ansprechbar. Wir treffen uns alle kurz in der Küche dann gehen die Kinder los. Die Tochter muss bei Bedarf immer den Müll mit runter nehmen. Die Kinder und ich sind alle keine großen Frühstücker. Irgendwie wachen unsere Mägen erst nach neun Uhr richtig auf. Sehr zum Leidwesen meines Mannes, der dann schon halb verhungert ist.
Wenn die Kinder weg sind dusch ich, schmeiß ne Wäsche an und trinke mit meinem Mann einen Kaffee. Dann arbeiten wir los. Ich mache morgens Schreibkram. Ach ja, Mann duscht auch und macht Katzenklos. Zwischendurch treffen wir uns auf n kleines Frühstück, dann geht’s weiter. Einer von uns kocht mittags.
Wir essen möglichst alle zusammen, wenn die Kinder aus der Schule kommen. Mittwochs bringt meine Tochter immer zwei Freundinnen zum Essen mit. Tisch decken und abräumen machen wir alle zusammen, bzw. bei uns heißt die Regel: Wksn -„Wer kocht, spült nicht“ (ist also von Aufräumarbeiten befreit).
Dann haben die Kinder meist noch Nachmittagsunterricht oder treffen Freunde und ich starte meine Hausbesuchsrunde.
So gegen fünf ist Feierabend und wir treffen uns zu Hause oder machen noch was: Eis essen, Fahrrad fahren, Park…whatever.
Wir essen spät. So gegen 20.00 Uhr, da meine Tochter oft noch am frühen Abend zum Sport (Tanzen) geht. Das Abendessen ist die Zeit, wo wir uns austauschen, vom Tag erzählen, Pläne machen und Termine absprechen. Donnerstags hab ich Kurs bis um neun, da essen meine Süßen schon ohne mich und lassen mir was stehen. Wir räumen alle zusammen auf.
Der Sohn geht gegen neun ins Bett und liest meist bis um zehn, die Tochter inzwischen wann sie will – solange sie morgens gut raus kommt.
Wir sitzen abends gerne noch ein bisschen auf dem Balkon und quatschen, mit oder ohne Wein, oder versacken vor einer Netflixserie.
11. Welche Pläne hast Du beruflich für Dich, wohin geht Deine Reise?
Wenn ich das wüsste. Ich bin überhaupt nicht der Typ, der sich in drei Jahren da-und-da sieht. Ich lass es auf mich zukommen. Mir macht das Schreiben sehr viel Spaß, aber ich werde auch immer Hebamme sein. Mal sehen…
Vielen Dank für das schöne Interview, liebe Jana!
Hier findet Ihr Jana im Netz:
- Mein Hebammenblog
- Ich bin zwar auch auf Snapchat unter Janalakritze zu finden, vergesse aber immer das wirklich zu benutzen.
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Schönes Interview. Bin zwar ein Mann, aber ich finde das sehr inspirierend. Absolute Macherqualitäten. Schade das es zuwenig von diesen Powerfrauen in der freien Wirtschaft gibt oder diese dort nicht akzeptiert werden.
Boooooah, klingt das entspannt! Hut ab für diese Familie, auch dass alle im Haushalt so mitanpacken. Und dass beide so viel zu hause sein können ist natürlichder absolute Traum =)
Richtig inspirierend die Frau :)
Schönes Interview.Richtig inspirierend die Frau .
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