Mutterschaft und Berufstätigkeit sind zwar im alltäglichen Leben der meisten Familien nicht voneinander zu trennen, dennoch sind moderne Frauenlebensläufe immer noch so ein merkwürdig unsichtbares Ding. Das führt auch dazu, dass die meisten Frauen, mit denen ich mich unterhalte mit dem Beginn ihrer Mutterschaft eine große Zäsur in ihrem bis dahin so unabhängigen, berufsbestimmten Leben empfinden und nach der Babyzeit nicht selten eine neue, veränderte Richtung einschlagen. Ich möchte mit meiner Interviewreihe „Berufstätigke Mütter“ erfahren, warum das so ist und vorallem, wie diese Frauen ihre Berufstätigkeit gestalten. Wie vereinbaren sie ihr Leben mit dem Job und dem Leben ihrer Familie und – das ist immer meine Lieblingsfrage – wie und worüber haben sie sich mit dem anderen Elter geeinigt? Aus reinem Eigeninteresse erfahre ich gerne, wie andere Mütter ihre Selbständigkeit aufbauen, welchen Themen sie antreiben und was sie motiviert.
Klar ist, das alle bisherigen Frauen meiner Interviewreihe absolute Kraftpakete sind, jede auf ihre eigene Art. Jede strahlt einen besonderen Optimismus und eine Begeisterung für ihren Beruf aus, der ansteckend auf mich wirkt. So auch Britta Flaitz, meine heutige Interviewpartnerin. Ich habe sie bereits auf diversen Blogger-Events persönlich kennen lernen dürfen. Mit ihr kam ich sofort ins Gespräch über die Selbständigkeit und die Herausforderung diese in einem Teilzeitjob zu schmeißen. Britta jongliert da gleich mehrere Bälle und tanzt auf diversen Hochzeiten. Bloggen, Schmuck und Event-Management sind ihre Schwerpunkte. Die Themen sind neben Familie Beauty, Luxus und Schmuck.
Also, liebe Britte, vielen Dank für Deine Bereitschaft für dieses Interview. Du bist Mutter und hast Dich vor einiger Zeit selbständig gemacht mit Deiner Schmucklinie und als Bloggerin. Erklär uns doch mal, was es damit so auf sich hat.
Nach der Geburt des zweiten Kindes mußte ich feststellen, dass meine Selbständigkeit und Familie nur sehr schwer vereinbar sind. Wir sind in der Zeit von München nach Brühl gezogen und ich habe mir zunächst etwas Zeit genommen für die Familie, dass alle ankommen können. Dann wollte ich jedoch wieder arbeiten und habe zunächst mit meinem Blog zwergalarm begonnen, bis mir eine Freundin von Pippa&Jean erzählt hat. Zunächst sah ich mich nicht als Vertreterin, nach nur einem Jahr kann ich sagen, dass es viel mehr als das ist. Wir dürfen Frauen zu Prinzessinnen machen und sie zum Strahlen bringen. Schmuck braucht niemand, aber jeder möchte ihn. Wir zeigen auf so genannten Style Parties den Frauen die aktuelle Kollektion und sie dürfen nach Lust und Laune alles ausprobieren. In einem Juweliergeschäft ist das nicht so leicht möglich. Zudem hat man seine Freundinnen dabei, es macht doppelt Spaß und sie beraten zudem. Ich habe zunächst alleine begonnen. Mittlerweile habe ich schon ein kleines Team und meine Vision ist, in Deutschland, Österreich, Spanien und seit neustem auch in den Niederlanden ein Team aufzubauen, dass Spaß an Schmuck und Geld verdienen bei freier Zeiteinteilung hat. Heutzutage ist – aus meiner Sicht – es nur möglich im Team erfolgreich zu sein, das macht mir Spaß, denn ich liebe Menschen ganz unterschiedlicher Art und kann von jedem etwas lernen.
Was hast Du eigentlich vorher gemacht? Was hast Du aus deinen bisherigen Jobs mitgenommen?
Ich bin seit 13 Jahren selbständig. Nach einer Ausbildung im Hotel und einem BWL/Touristik-Studium war ich zunächst im Marketingbereich einiger Firmen tätig. Nach kurzer Zeit stand jedoch für mich fest, dass ich meine eigene Chefin sein möchte. Somit habe ich damals in Salzburg meine Event-Agentur brand & event (www.brand-and-event.com) gegründet.
Wie kam es zur „Zäsur“ im Berufsleben? Was für eine Lebenseintscheidung war das?
Meine Jobs waren immer einen große Herausforderung, mit vielen Menschen und Reisen verbunden, das liebe ich. Als dann die Familie gegründet wurde und zwei Kinder hinzukamen, war das alles nicht mehr so leicht zu handeln. Die Entscheidung war pro Familie, auch wenn ich mich damit Anfangs sehr schwer getan habe, denn meine persönliche Freiheit war mir immer viel wert. Mittlerweile schaffe ich es gut, die Kinder und den Job unter einen Hut zu bringen. Mit Pippa&Jean habe ich einen Job gefunden, der mich Beides leben lässt. Freie Zeiteinteilung, Teamaufbau, Menschen, Schmuck, kleine Events, Reisen, genau nach meinem Geschmack.
Wie hast Du Deine Selbständigkeit anfangs finanziert? Wie läuft es heute?
Ich hatte das Glück, für eine Agentur als Freie zu arbeiten. Für ein Jahr hatte ich ein gesichertes Einkommen und habe nebenher meine Kunden aufgebaut. Es war nicht immer einfach, ich bin jedoch jemand, der sich voll und ganz für etwas einsetzt, wenn ich mir das Ziel gesetzt habe. Heute bin ich verheiratet und weiß, dass ich auch etwas zu Essen habe und auch ein Dach über dem Kopf, wenn mein Monat mal nicht so erfolgreich läuft. Auch das war für mich ein große Herausforderung. Loslassen und als TEAM arbeiten. Wir Frauen und Mütter erledigen im Hintergrund so viel, das kann gar nicht bezahlt werden und wir selber dürfen lernen uns dafür anzuerkennen. Wir tragen eine große Verantwortung und dürfen uns dieser auch bewusst sein.
Wie und wo arbeitest Du?
Ich hatte noch nie eine fixen Arbeitsplatz. Mein Laptop reicht mir in der Regel und das meiste passiert im Kopf. Im Event-und Marketingbereich war sehr viel Kreativität gefragt. Die entsteht bei mir gut beim Laufen, dann bin ich ganz bei mir und kann meinen Gedanken freien Lauf lassen. Für mich persönlich war es schon immer wichtig, einen Freiraum zu haben. Ich arbeite auch am Wochenende, wenn es nötig ist, dafür habe ich dann an anderer Stelle wieder Zeit für mich. Ich schreibe die Arbeitszeit nie auf, denn in der Regel fühlt es sich nicht wie Arbeit an.
Du sagst, Du bist glücklich in Deinem Job. Was ist für Dich das Wichtigste daran?
Das Wichtigste ist für mich, das tun zu können, was mir Freude bereitet. Ich habe einen tollen Spruch gelesen, den ich sehr passend finde: „Nicht das was wir haben, macht unsere Fülle aus, sondern dass, was uns Freude bereitet“. Mich mit Menschen zu umgeben, von denen ich lernen kann, ist etwas ganz Wertvolles für mich. Und mittlerweile ist Pippa&Jean auch in Österreich, Spanien und den Niederlanden tätig. Im Sommer habe ich eine Style Party auf Mallorca gemacht, das fühlt sich wirklich nicht nach Arbeit an, aber ich verdiene damit Geld.
Was würdest Du anderen Müttern raten, die sich auch selbständig machen wollen?
Ganz entscheidend – aus meiner Sicht – ist es auf sein Herz zu hören. Es gibt immer Menschen, die meinen zu wissen, was gut für einen ist und was nicht. Wenn wir in uns hinein hören, wissen wir am besten, was wir möchten. Den Mut zu haben, dazu zu stehen und dem Ziel klar vor Augen zu folgen, ist dabei ein wesentlicher Teil. Und aus Niederlagen zu lernen, sie machen einen meistens sehr stark, auch wenn man sich im ersten Moment ganz schwach fühlt.
Stichwort Vereinbarkeit: Wie hast Du Dir mit Deinem Mann das Familien- und Job-Vereinbarkeitsthema geregelt? Wie macht Ihr was? Und wer?
Das ist eine sehr gute Frage, denn sie hat mich lange beschäftigt. Auch wenn wir Frauen die Qualifikation unserer Männer hätten, so bin ich sicher, dass wir den Job oftmals nicht bekommen würden. Es gibt da immer noch einen Unterschied zwischen Männern und Frauen. Mein Mann verdient mehr als ich und so habe ich mittlerweile meinen Job um die Familie „herumgestrickt“. Es hat lange gedauert, dass ich es akzeptieren konnte, aber ich finde es wichtig, als Mutter für die Kinder da zu sein und sie in wichtigen Phasen zu begleiten. Einer von uns ist in der Regel immer da, mein Mann ist beruflich auch öfter im Ausland, so gibt es keine fixen Tagesabläufe. Er hilft sehr viel, wenn er vor Ort ist und wir stimmen uns regelmäßig neu ab. Wir haben ein paar Babysitterinnen, die uns unterstützen, es ist toll zu beobachten, wie nah die jungen Menschen an den Kindern dran sind und wie viel Freude sie zusammen haben. Unsere Eltern leben nicht in der Nähe, kommen aber auch gerne zur Unterstützung, wenn es zeitlich passt.
Kannst Du uns bitte einen typischen Tagesablauf vom Aufstehen zum ins Bett-gehen schildern? Mit all seinen typischen Aufgaben, Aufteilungen etc. Danke.
So einen ganz typischen Ablauf haben wir nicht, aber ich versuche es mal.
Aufstehen: 6:30 Uhr, die Kids ziehen sich alleine an
Frühstücken: Mit der Großen, oft auch alle zusammen (das finde ich besonders schön, da Frühstücken für mich etwas ganz Elementares ist)
Schule: Die Tochter geht alleine mit Freunden in die Schule
Kindergarten: Mein Mann oder ich bringen den Sohn zu KiGa, Abgabe bis spätestens 9 Uhr
Arbeit: 9-13 Uhr (Mails, Telefonate, Termine, Teamtreffen, Blogbeiträge etc)
Wenn ich nicht weiterkomme mit einem Thema, erledige ich erst etwas im Haushalt ..
Mittagspause: Da bin ich nicht besonders gut drin, machmal nehme ich mir Zeit mit einer Teampartnerin, Kundin oder Mutter, oft geht es auch schnell und unkompliziert zu Hause.
14-15 Uhr: Erledigungen, Sport, Haushalt
15-19.30 Uhr: Kinderzeit (es sei denn, ich habe Termine)
20-22.30 Uhr: Zeit für mich, den Partner, Freude, Veranstaltungen
Zusatz: Wir sind bei einigen Dingen recht streng, aber bei anderen auch sehr großzügig. Ein Freund war neulich zu Besuch und wir hatten einen wunderbaren Abend mit den Kids. Es wurde immer später, die Große musste am Morgen in die Schule, ich konnte jedoch sehen und spüren, wie wertvoll dieser Besuch und dieser Abend für die Kids war. Daher habe ich nicht darauf bestanden, dass sie pünktlich im Bett lagen und sie danken es mir noch immer …
Welche Pläne hast Du beruflich für Dich, wohin geht Deine Reise?
Ich möchte ein großes Team haben, das mir mir gemeinsam viel Spaß & Erfolg hat. Das darf langsam wachsen, jeder darf in seinem Tempo laufen, wir unterstützen uns gegenseitig und lernen viel voneinander.
Mein Ziel ist es, so viel Geld zu verdienen, dass ich die Aufgaben, die mich „nur“ Zeit kosten und keine Freude bereiten, abgeben kann. Das ist für mich Luxus, die Zeit mit den Menschen zu verbringen, die mir Freude bereiten und das abzugeben, was ich nicht gut kann und was mir keine Freude bereitet.
Gibt es etwas, was ich nicht gefragt habe, Du uns aber noch sagen möchtest?
Wir haben es auf dem Beauty Day bereits angesprochen: Mir ist es wichtig, dass Frauen es schaffen, auf sich zu achten, sich selber Anerkennung und Wertschätzung geben und somit viel zu einer glücklichen Familie beitragen können. Wenn es den Mamis gut geht, dann geht es auch der Familie gut. Das Beispiel aus dem Flugzeug mit der Sauerstoffmaske ist für mich immer bezeichnend. Viel Frauen helfen gerne anderen zu erst und vergessen sich manchmal. Das ist am Ende kein schönes Gefühl. Also täglich eine kleine Freude für einen selber uns es geht uns soooo viel besser – einfach mal ausprobieren.
Wo findet man Dich überall im Netz? Gerne auflisten.
Websites
Social Media
Tolles Interview :)! Sehr sehr interessant.
Liebe Grüße Sabine
einen sehr schönen und informativen Blog haben Sie aufgebaut, wirklich toll !!!!
Schöne Grüße
Alex
„Wir haben es auf dem Beauty Day bereits angesprochen: Mir ist es wichtig, dass Frauen es schaffen, auf sich zu achten, sich selber Anerkennung und Wertschätzung geben und somit viel zu einer glücklichen Familie beitragen können. Wenn es den Mamis gut geht, dann geht es auch der Familie gut.“
So sehe ich das auch – viele Mamis stellen sich selbst immer an letzte Stelle. Dabei würde es nicht nur ihnen gut gehen, wenn sie sich selbst mehr helfen würden, sondern auch dem Rest der Familie.
Denn von einer gesunden und glücklichen Mama profitieren alle!
„Auch wenn wir Frauen die Qualifikation unserer Männer hätten, so bin ich sicher, dass wir den Job oftmals nicht bekommen würden.“
Schade, dass dies noch immer so zu sein scheint. Ich hatte gehofft, wir sind da mittlerweile weiter.
Ansonsten ein wirklich tolles Interview mit einer beeindruckende Frau. Da kann sich jeder eine Scheibe von abschneiden!
Sehr gutes Interview! Auch wenn ich erst spät darauf gestoßen bin :)