Ein Wochenende mit den unterschiedlichsten Emotionen! Manchmal ist die Parallelität von Leben schon irritierend. An diesem Wochenende wurde Kind2 vier Jahre alt. Ein Tag, den ich vor wenigen Monaten noch eher gefürchtet habe. Dieses ungute Gefühl ist verschwunden und ich habe mich mit und über mein Kind gefreut. Über seine Freude, über seine Lebenslust, sein Feiernkönnen, über sein Freuen, sein Lachen, die strahlenden Augen, sein Tanzen, über uns! Wenn ich dieses glückliche Kindergesicht sehe, bin ich auch glücklich! Ich freue mich und bin dankbar über mein Glück, diese beiden wundervollen Kinder zu haben, über unsere Familie in Liebe und unser Leben in Frieden und Freiheit.
Genau letzteres Glück wird mir dieser Tage immer mehr bewußt, denn ich beschäftige mich immer intensiver mit der Lage der Flüchtlinge in Deutschland – und vorallem mit dem Schicksal und dem Elend, dass ihnen in ihrem Heimatland und besonders auf der Flucht begegnet ist. Ein Elend, das mir das Herz bricht, ich aber gar nicht vollends begreifen kann – und auch nicht will. Wer WILL das schon? Ich muß gestehen, dass ich vor den schlimmen Meldungen, und dieser gibt es viele, mein Herz ein Stück weit verschließen muß, um es aushalten zu können.
Am Samstagmorgen verbrachten wir einen ruhigen Tagesanfang zu Hause. Ich habe kein Foto gemacht. Dann machte ich mich kurz vor 12 Uhr auf den Weg zu einer Schulung von der ASG, SKFM und Flingern mobil für Freiwillige, die ein Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe anstreben.
Das Treffen fand im Bürgersaal in Bilk statt. Zu meiner positiven Überraschung stellte ich fest: es war voll!!! über 80 Personen waren gekommen. Flüchtlinge sind willkommen in Düsseldorf! Yeah!
Eine sehr interessanter – und auch deprimierende – Vortrag über das Asylverfahren in Deutschland, wie es funktioniert und wie man als Ehrenamtler helfen und begleiten kann. Worauf zu achten ist, welche Hintergrundinformation man sich wo nochmal anlesen muß und diese Dinge. Es war unfassbar viel Information, extrem komplex, widersprüchlich und vorallem defintionsunscharf. Alles in allem muß ich sagen, dass ich mich weder bereit noch ausgebildet genug dafür fühle, einen Flüchtling bei seinen Gang durch die Behörden zu begleiten. Ich bin immer noch viel zu unwissend, ich weiß gar nicht, wie viel Zeit ich erübrigen kann und vorallem möchte ich erstmal generell Erfahrung mit der Arbeit mit Flüchtlingen und Asylbewerbern sammeln, bevor ich ein Schicksal begleite – und sogar dabei eine ziemlich große Verantwortung trage.
Was mir für die Flüchtlingshilfe vorschwebt, ist Deutschunterricht für die Flüchtlinge, die noch keinen offiziellen Flüchtlingsstatus haben und somit noch keine Deutschkurse besuchen dürfen. Ich könnte auch irgendwas mit Kindern machen, ein Nachmittagsprogramm, mal etwas schönes unternehmen. Oder etwas für die Frauen, die ja aus kulturellen, teilweise aber auch aus psychischen Gründen nicht so gut an öffentlichen Aktionen mitmachen können. Ob das ein Frauencafe wird oder etwas anderes, mal gucken. Ich würde auch Essen austeilen oder Sachspenden verwalten. Ich weiß noch gar nicht genau, was in Düsseldorf benötigt wird. So brenzlig wie am LaGeSo ist es zum Glück nicht.
Park Life, der Sohn hat es sich auf meinem Bein gemütlich gemacht und knabbert Apfelschnitze.Während ich dort saß, haben der Mann und die Kinder für den morgigen Geburtstag alle Nahrungsmittel eingekauft. Wir trafen uns zu einem kleinen Picknick im Park. Schön war das.
Am Morgen bereits setzten die Flashbacks ein, denn am Tag vor der Geburt von Kind2 hatte ich einen Blasensprung und wartete dann 12 Stunden auf die Wehen. Ich hatte mir damals vorgenommen, einen Kuchen zu backen, wenn die Wehen einsetzten. Aber ich konnte nicht backen, auch ohne Wehen nicht, denn unser Küchenschrank war von der Wand gekracht, das halbe Geschirr war zertrümmert und die Küche unpassierbar. Dabei hatte ich mir das so romantisch vorgestellt mit einer Wohnung voller Kuchenduft, die das Frischgeborene und mich empfangen sollte. So kam es dann aber nicht. Dafür backe ich jetzt vermutlich bis er mindestens 18 ist jeden Abend zu der Zeit, als ich langsam unleidlich und wütend wurde, einen Kuchen für den nächsten Tag. Und ich denke an die Stunden, die ich daraufhin durchlebte. An heftige Wehen, die so plötzlich einsetzten, dass ich noch nichtmal mehr „Kuchen backen“ denken konnte.
Kuchen backen kann ich übrigens nicht nur denken, nur das mit dem Verzieren ist nicht so meins. Aber trotzdem: Auch verkleckste Smarties sind Liebe. ;)
Liebes Kind, verkleckste Smarties sind auch Liebe. Deine MamaDer Sohn kam nachts in mein Bett geschlichen. Als er morgen aufwachte, schlug er die Augen auf und fragte: „Mama, wann kann ich Kuchen essen?“
Direkt nach dem Aufstehen bastelte Kind1 für Kind2 eine Geburtstagskrone. Ohne geht ja gar nicht! Dann aber Gabentisch. Unter dem roten Ungetüm verbirgt sich ein Piratenschiff, das den Sohn sehr begeisterte. Ich hatte diesmal mit allen Geschenken ins Schwarze getroffen und wahre Freudentänze und -Hüpfer beim Sohn ausgelöst. Hach! <3
Später am Nachmittag gings zu den Großeltern in den Garten, die anderen Großeltern kamen auch dazu, ich brachte den Kuchen mit.
Die Kinder spielten mit den Geschenken und nutzen das Planschbecken. Wer weiß, wie oft es noch warm genug ist, in diesem Sommer?
Abends gab es ein einfaches Abendessen mit selbstgemachten Flammkuchen und Salat. Absolut nicht vegan übrigens, obwohl ich immer noch vegan esse. Mit Ausnahmen aber, wie man sieht.
Und dann möchte ich Euch noch von der Blogger-Aktion „Blogger für Flüchtlinge“ erzählen, die sich zusammen gefunden hat, um Flüchtlingen zu helfen, aktiv zu werden und sich gegen Rechtsextremismus und Rassismus zu positionieren – laut und friedfertig. Es gibt ein Fundraising unter betterplace.org, wir werden über eigene Arbeit in der Flüchtlingshilfe berichten und Informationen vernetzen. Wenn jemand kein Blog hat, aber gerne eine Geschichte erzählen möchte, meldet Euch gern bei mir.