‚Hallo, ich hab gerade etwas von Dir im Internet gelesen!‘, schreibt mir eine Leserin über einen meiner Social Media Kanäle. ‚Bist Du mittlerweile eine entspanntere Mama? Wenn ja, hast Du irgendwelche hilfreichen Tipps für mich? Ich hab das Gefühl, ich bin nur noch scheisse und nur noch genervt und gereizt.‘
Nur noch scheiße, genervt und gereizt? Oh ja, dieses Gefühl kenne ich. Besonders plakativ habe ich ihm in meinem Rant „Lassen Sie mich Mutter, ich bin durch“ Ausdruck verliehen.
Bin ich eine entspanntere Mutter geworden, seitdem? Ja, deutlich. Bin ich immerwährend entspannt, ausgeglichen und im Zen? Nö! Muss ich auch nicht.
Was war denn damals los?
In den ersten vier Kinderjahren hatte ich das Gefühl, konstant 24/7 für meine Kinder da sein zu müssen. Selbst wenn der Mann anwesend war. Horrender Schlafmangel über Jahre, Haushalt, Kinderunterhaltung, Spielzeugauswahl, Beikosteinführung mitsamt „welches Essen darf ich im Himmels willen geben“, Beobachtung der Entwicklung des Kindes, Vorlesen, Malen, Kochen, you name it. Das und mehr war alles mein Job. Das gekoppelt mit einer gesteigerten Selbstkritik aus Angst, etwas zu übersehen, etwas falsch zu machen – schon habt Ihr die Idee des Drucks, den ich verspürte.
Das war, obwohl der Mann immer einer war, der sich selbst einbringt, selbst mit anpackt, ohne ihn auffordern zu müssen. Allerdings muss ich rückblickend sagen, früher weniger als heute. Er, oder besser wir, haben dazu gelernt. Ich war früher viel mehr allein mit der Verantwortung, mit dem Zuständigkeitsgefühl, mit der Last.
Meine Supertricks für das entspanntere Mamadasein wären folgende 4 Punkte.
1. Hilf erst Dir, dann den Kindern
In Scheißzeiten, in denen man sich nur noch genervt und überfordert fühlt, gilt der Notfallplan. Selbstrettung. Wenn Du Dich nicht um Dich kümmerst, geht es weiter den Bach runter. Einfach nur durchhalten ist keine gute Idee. Nehmt Euch selbst ernst, wenn es Euch scheiße geht. So ernst, als ginge es um Eure Kinder.
Erst sich selbst die Sauerstoffmaske aufsetzen, dann den Kindern… Unvorstellbar für mich, dieser Satz damals. Ich erinnere mich, wie ich damals genau über dieses Flugzeugabsturzszenario mit meiner wunderbaren Freundin diskutiert hatte.
- Nur wenn Du bei Bewußtsein bist, kannst Du Deinen Kindern helfen.
- Nur wenn es Dir gut geht, kannst Du Dich gut um Deine Kinder kümmern.
- Nur wenn Du Dich selbst gut spüren kannst, kannst Du spüren, was Deine Kinder brauchen.
Tatsächlich ist es wohl so, dass es schwierig ist, hampelnden und verängstigten Kindern im Notfall eine Sauerstoffmaske auf zu setzen. Vielleicht dauert das zu lange, bis die Eltern dann selbst eine aufsetzen können. Lieber ruhig Sauerstoff atmende Eltern mit ruhigen Händen – die den Kindern die Sauerstoffmaske aufsetzen und diese auch an Ort und Stelle festhalten können – als panisch und ohne Sauerstoff agierende Eltern, die kaum Zeit haben bevor ihnen selbst die Luft ausgeht.
Finde heraus, was Du brauchst!
Möchtest Du endlich wieder arbeiten und intellektuell gefordert sein? Möchtest Du einfach nur mal ein Wochenende lang ausschlafen? Möchtest Du endlich mal wieder einen Film schauen, ein Buch lesen..? Fordere das ein. Ich weiß, wie anstrengend es ist, in schwierigen Zeiten eigene Bedürfnisse überhaupt erst herauszufinden, diese noch zu artikulieren und dann auch noch einzufordern. Es ist hart. Und scheißungerecht. Aber versuch es trotzdem.
Als Eltern Verantwortung und Aufgaben aufteilen
Ein weiterer großer Punkt ist für viele sicherlich, mit dem Partner stärker in Kommunikation zu kommen, Bedürfnisse zu schildern, Unterstützung und zwar pro-aktive Unterstützung einzufordern und Aufgaben notfalls sogar eine andere Geisteshaltung einzufordern.
Ich hab damals ein Wochenende frei genommen und mich mit Büchern allein in das Haus meiner Eltern verzogen, als die verreist waren. Die Kinder waren beim Vater. Ich hab einfach nur geschlafen, gegessen und gelesen. Außerdem hatte ich mich beruflich verändert und mich selbständig gemacht und konnte einer für mich befriedigenden Arbeit nachgehen und mich selbst neu dabei entdecken. Das war und ist einfach Futter für Seele und Hirn.
Neben den großen Dingen sind es die kleinen Alltagsdinge, die mich über Wasser halten: eine Tasse Kaffee in Ruhe trinken und diese Zeit bei den Kindern einfordern, ein Selbstbelohungs-Besuch in einem kinderfreundlichen Café mit Kuchen für alle, ein Kinoabend mit Freunden. Einen „freien“ Abend zu Hause bei Buch oder Netflix. Irgendwas.
2. Beratung: Elternberatung, Erziehungsberatung, Paarberatung
Elternsein ist schwer, richtig schwer. Die Paarbeziehung verändert sich, der Alltag verändet sich grundlegend, das Teamwork verändert sich andauernd, Du selbst veränderst Dich bzw. hast plötzlich neue Prioritäten im Leben, der/diePartner*in verändert ebenfalls Prioritäten.
Übrigens ist Erziehungsberatung am sinnvollsten, wenn beide Elternteile dabei sind. Es geht hier nicht um Selbstoptimierung, es geht um Erkenntnis, Übersicht und Gewichtverteilung.
Mit Hilfe meiner Erziehungsberatung ist mir beispielsweise klar geworden, was ich wirklich brauche und was mir fehlt, um den Stress auszuhalten bzw. um keinen Stress aufkommen lassen zu müssen. Was sind meine Bedürfnisse? Wie kann ich die erfüllen (ohne dass meine Kinder darunter leiden)? Ist meine Selbstkritik gerecht und muß ich ihr glauben? Kann ich noch eine ganz andere Sichtweise auf mich erlangen? Was mache ich im konkreten Fall, wenn mein Kind ausflippt? Und warum flippt es überhaupt aus?
Beratungsangebote gibt es oft und zumeist sogar kostenfrei in Familienzentren von zB Kitas, bei der Diakonie und ähnlichen Einrichtungen, beim Jugendamt der Stadt oder bei Elternberatungen wie das family lab und seinen dezentralen Berater*nnen.
3. Du musst nicht perfekt sein. Sei echt, offen und bleib im Kontakt
Ich muss nicht perfekt sein, ich darf so sein, wie ich bin. Ich darf auch mal unentspannt sein. Weil es menschlich ist. Kinder brauchen menschliche Eltern. So simple kann die für mich entspannteste Erkenntnis sein.
Was ich „muss“ ist nur, dem Kind Nähe schenken, offen sein und mit ihm in Kontakt bleiben. Das ist die Haupterkenntnis, die ich aus meiner Elternberatung mitgenommen habe. Vor der Beratung hatte ich geglaubt, gar nicht dem Perfektionismus anheim gefallen zu sein. Eigentlich war ich doch immer schon hinreichend faul genug und hatte keinen Ehrgeiz für Pinterest taugliche Kinderkost oder imposante Kinderzimmerdekoration.
Perfektionismus ist aber auch, wenn man sich ständig bewertet, auch in den kleinen Dingen. Perfektionismus ist, wenn ich ständig dem Teufelchen auf meiner Schulter glaube. Perfektionismus ist, wenn ich ständig/oft/manchmal Angst habe, etwas falsch machen zu können. Perfektionismus ist, wenn ich mich schäme für meine Langeweile mit Baby und Kleinkind, wenn ich ein schlechtes Gewissen habe für meine geistige Unterforderung, wenn ich mich frage, warum ich am Tag mit Baby und Kleinkind keine geldwerte Arbeit leisten kann oder wieso ich mit dem Haushalt nicht hinterher komme.
Dein Kind braucht keine perfekte Mutter und keinen perfekten Vater. Wie angsteinflößend müsste das sein für ein Kind? Was zählt ist die Basis, die Liebe, das Urvertrauen, der liebevolle Blick, das offene Herz. Niemand ist immer perfekt, selbst die nicht, von denen man vielleicht denkt, sie wären es. Niemand ist immer geduldig, jeder irrt sich mal, jeder hat mal einen schlechten Tag, wenig Aufmerksamkeitsspanne, keine Lust. Was wichtig ist, ist der Kontakt zum Kind: Sich klar darüber sein, was gerade anscheinend so schief gelaufen ist, sich beim Kind entschuldigen wenn nötig und erklären, was passiert ist. Dem Kind erklären, dass es nicht seine Schuld ist. Das Kind fragen, wie es ihm geht. Weiteratmen. ;)
4. Mach Dinge im Alltag, die Dir Spaß machen.
Ich spiele ungern, auch mit den Kindern. Ich spiele ungern mit Lego, ich mag keine Puppenspiele, ich mag keine Rollenspiele, ich mag nicht in der Spielküche kochen. Ich mag nicht basteln. Es wird mit den Jahren immer schlimmer.
Irgendwann habe ich, gestärkt durch die Erziehungsberatung, aufgehört mich zu zwingen, mit den Kindern zu spielen. Erstens, weil die Kinder es sowieso spüren, das ich nicht ganz bei der Sache bin und zweitens, weil ich darauf ein Recht habe. „Du kannst gerne mit mir hier kochen, die Wäsche sortieren, saugen, whatever aber zum Spielen habe ich keine Lust“, habe ich dann in etwas gesagt. Oder auch: Nein, ich spiele nicht mit Dir, ich möchte hier sitzen und meine Tasse Kaffee trinken. Und danach möchte ich immer noch nicht mit Dir spielen, aber Du kannst dann mit mir das machen, was ich dann mache.
Das Kind darf natürlich bei mir sein. Es bekommt Nähe und meine Liebe. Aber ich bekomme auch mal eine Pause. Mir geht es damit viel besser und die Kinder gewöhnen sich sehr schnell daran, dass die Eltern Menschen mit eigenen Vorstellungen und Wünschen sind.
Es gibt noch viele kleine Kleinigkeiten, die mir geholfen haben, vom Stresslevel runter zu kommen, bei mir und den Kindern zu sein und das zu tun, was ich mag.
Was hast Du für Dich getan? Wie hast Du die ersten Kinderjahre erlebt, welche Hürden hast Du genommen? Was würdest Du anderen Müttern oder Vätern raten, die sich nur noch „gereizt, genervt und scheiße“ fühlen?
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Danke!
Die Worte sind mir aus der Seele gesprochen. Fast jeder einzelnen Satz. Habe gerade heute die Bestätigung vom Frauenarzt bekommen, dass mein Bauchgefühl stimmte. So zickig drauf sein, so antriebslos und müde. da stimmt was nicht. Schlicht fieser Vitamin d Mangel. Was sich nun künftig mit Tabletten wieder auf die Reihe bekomme wird höchstwahrscheinlich auch meinen Kindern gut tun. Die dreijährige war nämlich mit ihrem Verhalten ein erschreckender Spiegel meines innerstem.
Tschakkaaaa
Danke Danke Danke
Genauso und nicht anders. Ich spiele auch nicht gern und der kleine Teufel auf meiner Schulter schimpft mich ständig aus und nennt mich schlechte Mutter – dabei spielen die beiden doch viel besser mit einander. Hat meine Mutter früher ständig mit mir gespielt? Ich kann mich nicht erinnern. Ich fasse mir bei vielen Deiner Aussagen an meine Nase und ich glaube diese Erziehungsberatung täte uns auch gut.
Also Danke Dir für Deinen Post.
Herzlichst Katrin
Danke Danke Danke! Ich finde mich in deinem Text grade 100%ig wieder. Ich mag zum Beispiel auch überhaupt nicht Spielen, lieber Malen und gern mal ein Brettspiel – aber diese Sachen stehen bei meinem Sohn so (noch?) gar nicht auf der Lieblingsbeschäftigungsliste. Und ich hab immer ein schlechtes Gewissen weil ich mich für 15 Minuten zum Auto-spielen zwinge und dann Hausarbeiten erledigen „muss“. Aber du hast recht: Ich muss es nicht. Ich verweigere meinen Kindern damit ja nicht meine Liebe und klar, sie dürfen bei allem mitmachen, was ich grade mache und bei mir sein. Und ich werde bald wieder arbeiten gehen und freue mich unglaublich darauf (so dass ich dafür auch fast ein schlechtes Gewissen habe), zumal ich eine traumhaft klingende TEILZEIT-Stelle bekommen habe, die qualitativ hochwertige Aufgaben und eine Perspektive beinhaltet :-D Also danke nochmal für diesen Text. Er wird mir bestimmt helfen, auch wieder entspannter zu werden!
Danke für Dein Feedback. Dieses „An-Spielen“ und dann Hausarbeit machen müssen, kenne ich auch. Funktionierte gar nicht, weil das Kind ja weiter spielen will. ;) Irgendwann hab ich es dann ganz gelassen und erst wieder bei Lust und Zeit gespielt. (Wenn überhaupt)
Super Artikel, vielen Dank! Das tut gut, so mitten in der Babyphase! Ich habe mich sehr beim Thema Perfektionismus wiedergefunden: Ich denke eigentlich auch, ich sei nicht perfektionistisch – mein Kind hat schon mal Klamotten an, die nicht zusammen passen, auf meinen sind immer irgendwelche Flecken, ich hab keine Lust, mit meinem Kind einen Babyschwimmkurs zu machen, das Kinderzimmer hat immernoch die Tapete vom Vormieter usw. ABER ich kenne auch dieses schlechte Gewissen, weil ich das Zusammensein mit meinem Kind langweilig finde, oder weil ich abends total genervt bin, obwohl der Tag doch eigentlich gut war, oder weil ich meinem Kind gegenüber Aggressionen entwickle, obwohl es doch nur seine Bedürfnisse artikuliert. Solche Dinge eben. Da hilft eigentlich nur eins: Sich das alles selbst zugestehen. Nach dem Motto: Meine Gefühle sind okay, sie dürfen sein. Und das finde ich unheimlich schwer. Ich weiß gar nicht, warum mir das so schwer fällt… Jedenfalls helfen deine Zeilen dabei! Und sie machen Hoffnung für die Zukunft ;-)
Alles, was Du beschreibst, kenne ich auch. Alles Gute und viel Kraft Dir. <3
Danke!!! <3
Wie schöööön, eine Bestätigung zu bekommen, dass ich nicht alleine mit diesem Perfektionismusdrang bin – und das obwohl ich eigentlich weiß, dass diese wahnwitzigen Erwartungen an sich selbst völliger Quatsch und v.a. völlig irrelevant für die gesunde Entwicklung der Kinder sind- im Gegenteil: zu verstehen, dass eben auch Mamas und Papas letztendlich nur Individuen mit eigenen Interessen sind, die es zu respektieren gilt, ist wohl eher als positiv auf die Persönlichkeitsentwicklung einzustufen!
Vielen Dank für deinen Artikel. Er hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich meine aber, nicht nur wir Mütter sollten umdenken, sondern die Gesellschaft und vor allem die Großmütter mit ihren Erwartungen an einen perfekt geführten Haushalt und perfekt gepflegte Kinder einerseits und perfekte Förderung der Kindesentwicklung andererseits uns diesen Druck aufzwingen. Mich würde es interessieren, ob es einen Blog für Omas gibt: wie helfe ich meiner (Schwieger)Tochter eine entspannte und gute Mutter zu werden?
Ich muss für mich lernen, nicht alle Erwartungen erfüllen zu können und es auch nicht zu wollen.
Danke für diese Erkenntnis.
LG
Johanna
Endlich. Endlich schreibt jemand das, was ich seit Wochen denke und mich bedrückt. Das Thema Langeweile ist für mich so dramatisch – vor meinem Kind habe ich mich nie gelangweilt und plötzlich? Wenn ich noch ein Bauernhofbuch lesen muss, platzt mein Kopf. Ich tue es, aber manchmal trauere ich meinem alten Leben hinterher. Mit der Einstellung, dass ich das alles gar nicht „muss“ wird es vielleicht besser. Danke Dir, alles Gute, Sabrina
Liebe Sonja,
ich habe das erst jetzt gelesen und finde es ganz großartig. Das gilt ja alles erst recht für alleinerziehende Mütter. Ich werde den Text umgehend teilen. Und außerdem fällt mir ein: Ich muss mal dringend wieder was für mich machen. :-)
Oh, dankeschön für Dein Feedback. Das freut mich sehr!! <3
Ein ganz toller Artikel – und der, den Du zuvor zum selben Thema geschrieben hast, ebenso – beinahe noch besser, da roh und unverdaut und absolut echt geschrieben. Sollte man wirklich jeder Mutter geben, und ich werden den link schoen aufbewahren fuer die Phasen, in denen meine Freundinnen am Umkippen und Verzweifeln sind oder ich auch wieder. ;-)
Vielen Dank dafuer!
Kathrin
Dankeschön!
Ich würde gerne noch einen Punkt ergänzen: Hilfe annehmen!!! Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mir durchaus Menschen Hilfe angeboten haben, ich aber Schwierigkeiten hatte diese anzunehmen. Weil ich immer dachte (und oft auch noch denke): ich kann denen sich nicht das fremdelnde baby/die trotzende 2 jährige/das aufgedrehte kindergartenkind zumuten, nur weil ich mal wieder einen Kaffee trinken/joggen/zum Yoga will…. und dann möchte ich mich selber anschreien: doch, genau das kannst und MUSST du!!!! Wenn ich es dann mal geschafft habe war es auch eine schöne Erfahrung zu merken, dass es ohne mich auch ganz gut läuft…. Oder auch dass es ohne mich nicht gut gelaufen ist, aber alle noch atmen, keiner bleibende Schäden davon trägt und alle mich noch lieb haben.
Danke für deinen Text!!
Vlg, Ruth
Oh je, Du sprichst da gerade so vieles an, was mich beschäftigt. Danke für die offenen Worte. 🌷
Ich halte mich für eine relativ entspannte Mutter (Zweijähriger Hüpfer), auch wenn ich mir am Anfang richtig Stress gemacht habe (das erste halbe Jahr brauche ich nicht nochmal…). Mir macht es Spaß, meinem Sohn auf dem Spielplatz zuzuschauen, wie er rumtobt, klettert, rutscht, Sandwaffeln bäckt („Mama, hassu Eier???“). Das ist für mich eine Zeit zum durchatmen – in der Sonne sitzen (bestenfalls) und Kinderlachen hören – ein angenehmer Ausgleich zum Teilzeitbürojob. Meistens sitze ich nicht lang, sondern „muss“ mitrutschen, backen, anschaukeln, aber so what? Ich hab nichts besseres/anderes zu tun! Ich MUSS nicht mein Handy durchforsten nach den leckersten Abendessen, den tollsten Bürooutfits, dem Klatsch und Tratsch meiner Freund*innen. Mein Handy bleibt in der Tasche, wenn mein Zwerg bei mir ist – und ich glaube, das gibt mir viel Entspannung (zurück).
Stichwort Abendessen: Wenn die Zeit nicht reicht oder das Kind trotz mitkochendürfens rumbockt, dann gibts halt „nur“ Brot oder was aus dem Tiefkühler. Das Kind hat mittags schon in der Betreuung was Warmes bekommen und der Mann und ich überleben auch mit Brot.
Stichwort Betreuung: Manchmal bringe ich das Kind zur Tagesmutter und gehe dann zur Massage (wenn ich frei habe…). Oder trinke einen Kaffee. Oder koche was vor. Oder mach sonst was, was MIR Spaß macht. Das muss ich mir nicht erst „verdienen“ (hab es mir natürlich trotzdem verdient!).
Mein Sohn ist durch die Betreuung so voll mit eindrücken, dass er keine Spielgruppe oder sonstiges großes Programm braucht. Manchmal der Spielplatz, manchmal zuhause das Lego – und manchmal spielt er dann plötzlich ganz alleine eine halbe Stunde vor sich hin. Wann er das macht, ist aber Zufall ;-)
Was ich sagen will: Wir müssen unsere Kinder nicht optimieren, nicht perfekt machen/erziehen, wir dürfen Fehler haben, die Kinder dürfen Fehler haben. Je mehr wir rumstressen, umso stressiger wirds (hektisch zu nem Termin müssen ist der Killer der guten Laune schlechthin). Also tief durchatmen, Handy weg, mitspielen oder auch andere Kinder mit dem Kind spielen lassen, das ist die beste Beschäftigung ;-)
Toll, dass Du so offen über Deine Erfahrungen sprichst. Und Dir Hilfe gesucht und angenommen hast.
Vieles von dem, was Du schreibst, kommt mir bekannt vor, ich habe da wohl einfach (unbewusst) eine andere Bewältigungsstrategie gewählt: Wenn meine Kinder mit mir spielen wollten, als sie sehr klein waren, saß ich da und bin irgendwann einfach zur Seite gekippt und eingeschlafen. Gibt Fotos davon, weil der Mann uns dann so gefunden hat.
Ich finde es inzwischen sehr spannend, größere Kinder zu haben, weil deren Bedürfnisse so ganz anders, sprich mit dem Erwachsenenleben kompatibler sind. Shoppen, Kino, Kaffee oder eben was anderes trinken, gemeinsam baden und schnattern … DAS entspannt mich heute. :-)
Weiter alles Gute für Deinen Weg. Ich freue mich einfach mal mit.
Danke für diesen Beitrag, der ganz viel anspricht, was mich/uns gerade umtreibt. Ich war in letzter Zeit nur noch Null entspannt, dauergenervt und frustriert, 30-Stunden-Job, eine Zweijährige mitten in der Autonomiephase und ein Vater, der zwar fabelhaft ist und 50/50-Arbeitsteilung möchte und dafür auch alles tut, aber oft an unseren unkalkulierbaren Arbeitszeiten (Was mit Medien halt…) scheitert. Wir haben jetzt wieder angefangen, unseren Hobbys mehr Raum zu geben: Der Mann trifft sich mit seinen Nerd-Freunden und tüftelt, ich gehe zwei Mal die Woche definitiv allein oder einer Freundin Sport machen.
Seit einer Woche bleibt unsere Madame außerdem bis 15.30 in der Kita. Statt um 14.30 wie eine Irre aus dem Büro direk zur Kita
zu hetzen, gehe ich entspannt nach Hause, noch was einkaufen, oder räume was auf etc und hole dann ein gut gelauntes Kind ab, das wirklich Zeit mit mir verbringen kann, ohne dass ich „nebenbei“ genervt von allem (der zu erledigenden Aufgabe, meiner Tochter und mir selbst) noch irgendwas anderes mache. Das führt dann dazu, dass sie sich dann nach einer Weile gemeinsam Spielen/Lesen/ was auch immer auch mal alleine beschäftigt und nicht in einem fort „Mama komm!!“ ruft, weil ich bei nichts richtig bei der Sache bin.
Erst fiel es mir schwer, sie etwas länger in der Kita zu lassen, so von wegen Perfektionismus und so viel Zeit wie möglich gemeinsam verbringen etc. pp. aber die Qualität der gemeinsam verbrachten Zeit ist letztlich das, was zählt. Von dauergestressten Eltern hat niemand was, das Kind am allerwenigsten. Und die Eltern auch nicht (ich vermute, ich hab nicht ohne Grund schon wieder eine fette Erkältung mitten im Sommer)
Liebe Grüße,
Nathalie
Liebe Sonja,
danke für diesen großartigen Artikel!
ich lese deine Beiträge immer sehr gern.
LG
Marta