Was mache ich eigentlich den ganzen Tag so? Das frage ich mich selbst manchmal. Wenn manche Bloggerinnen ihren Tag am 5. eines Monats notieren, klingt das immer sehr eindrucksvoll. Ich glaube, sie sind unsagbar fleißig. Ich hingegen bin eher faul, dafür aber mit schwachen Nerven ausgestattet. Der Stresslevel ist vermutlich gleich hoch. Es spricht nicht für mich.
Gerade jetzt halte ich das Geknatsche von Kind2 seit einer Stunde aus. Kind2 ist vier Jahre alt, es ist jetzt 17.33 und wir sind seit ungefähr 45 Minuten zu Hause. Das nach Hause kommen, ähnlich wie das aus dem Haus raus kommen, war mit meinen Kindern schon immer mit Stress und blanken Nervenbahnen begleitet. Leider kommt das Kind auf mich und wir sind gleich bockig. Schuhe und Jacke ausziehen, nasse Hose ausziehen, auf Toilette gehen, neue Hose anziehen, Hände waschen und den Kratzer auf der Hand mit einem Pflaster bekleben. Das kann schonmal dauern. Ein Schuh ich, einer er. Jacke ausziehen er, ich hänge sie auf. Hose zieh ich ihm aus, anziehen soll er. Alles doof. Letztendlich helfe ich ihm doch mehr als ich möchte, es dauert ja schon so ewig und wenn er doch so lange nöhlt… Uff. Ich fühle mich inkonsequent und doof. Jetzt hat er Hunger und will aber nicht nur 2 Apfelviertel essen, sondern viele. Darum isst er jetzt gar nichts und nöhlt aus der Küche heraus.
Kind1 spielte bisher in ihrem Kinderzimmer, isst jetzt ebenfalls Apfel. Nun ist Ruhe.
Ich blogge gerade um nicht durchzudrehen. Und wenn mir jetzt ein Schlaumeier kommt, der meint ich sollte nicht bloggen, sondern 24589% für die Kinder da sein, dem springe ich mit nacktem Hintern ins Gesicht. Weil nein. Es gibt gute Gründe, Distanz zu wahren.
Was hab ich eigentlich bisher gemacht?
Der Morgen
7.00 Uhr: Der liebste Mann bringt mir Kaffee ans Bett und weckt Kind2 vorsichtig, das in der Nacht zu mir gekommen ist. Bzw. sich hat abholen lassen. Zwei Mal mußte ich für ihn raus.
Die Kinder frühstücken, ich trinke nur Kaffee.
Ich suche mit den Kindern Klamotten raus. Kind1 zieht sich alleine ein, Kind2 helfe ich. Der Mann zieht sich derweil selbst an. Dann waschen, anziehen, kämmen (Drama!), Zopf flechten.
8.00 Uhr: Die Kinder verlassen mit dem Mann das Haus. Ich mache mich ebenfalls fertig, esse noch ein Brot und verlasse um 8.45 das Haus.
Job
9.00 Uhr: Ankommen im Büro des festen freien Jobs, den ich neuerdings habe. Ich treffe weitere neue, sehr nette Kolleginnen, bekomme meine erste Tasse Bürokaffee seit Jahren und finde alles so nett.
13.30 Uhr: Ich packe meine Sachen zusammen und radle mit hängendem Magen nach Hause. Demnächst muß ich mir noch Obst für den Heimweg mitnehmen.
Mittagspause
14.15 Uhr: Zu Hause angekommen mache ich mir etwas Suppe warm, die ich noch habe.
Job
14.45 Uhr: Ich recherchiere noch etwas für einen neuen Blogbeitrag und mache unzählige Tabs auf, damit ich am Abend direkt weitermachen kann.
Kinder
15.15 Uhr: Ich gehe los zur Kita.
15.30 Uhr: Dort angekommen erfahre ich, dass Kind1 heute Tornistertreffen hatte und erst um 16 Uhr abgeholt werden kann. Naja, denke ich, dann habe ich jetzt eben viel Zeit für Kind2.
Bingo! Kind2 spielt mit anderen Kindern auf dem Spielplatz. Er ist leicht missmutig und zieht die Hose so komisch hoch. Ich begrüße ihn, er beschimpft mich. Ich gehe nicht drauf ein. Dann will er schaukeln. Dort stelle ich fest, dass seine Hose nass ist. Ich bitte ihn, mitzukommen um sich umzuziehen. Er weint, kommt aber mit. Ich tröste ihn, sage dass ich es nicht schlimm finde und nicht schimpfe. Wir gehen zu Toilette, ich muß zwei Mal aus dem anderen Stockwerk Wechselwäsche holen.
(Will das jemand in dem Detail wissen? Egal, es führte gerade bei Kind2 jedenfalls zu äußersten Missmut. Er knatschte eigentlich die ganze Zeit und wollte nur möglichst bald raus aus der Situation. Was mich zu Eile antrieb. Vielleicht hätte ich lieber betont langsam machen sollen und ihm mehr in den Arm nehmen sollen? Wobei, ich weiß gar nicht, ob er das gewollt hätte in dem Moment.)
Unten beim Kind angekommen, das im Bad wartet stellen wir fest, dass nur noch eine frische Unterhose da ist, jedoch keine Hose. Das Kind weint wieder, ich tröste wieder. Er geht auf Socken und in Unterhose wieder ins Stockwerk höher zu seinem Gruppenraum, um sich eine Hose auszuleihen. Ich laufe mit Schuhen, Taschen und Dreckwäsche mit.
Endlich umgezogen, holen wir die Tochter vom Kitaspielplatz, packen die Spielsachen vom Spielzeugtag in die Taschen …
16.00 Uhr: und laufen endlich los. Unterwegs will Kind2 unbedingt einen bestimmten Weg laufen, den wir früher zu unserem Lieblingsspielecafe gegangen sind. Wir kommen an einer neuen Kaffeerösterei vorbei, ich kaufe Espresso, die Kinder bekommen Plätzchen geschenkt.
Wir gehen zum Spielplatz. Dort ruft der Mann an und will wissen, wann er das Auto haben kann und ob er morgen Abend frei bekomme. Irgendein Werk in Mühlheim ist abgebrannt, weswegen der Weg mit der Bahn 1,5 Stunden dauert. Eigentlich brauche ich diese Woche das Auto, um den Geburtstag von Kind1 für Freitag vorbereiten zu können. Aber da ich morgen nochmal im Büro bin, soll er das Auto nehmen, ich bekomme es dann Mi-Fr. Diese Unterhaltung wird begleitet von Zwischerufen, Fragen und Knatscher beider Kinder. Gleichzeitig. Ich beende das Gespräch abrupt und *bitte* den Mann, mich niemals mehr im Leben nachmittags anzurufen.
16.45Uhr oder so. Die Hose von Kind2 ist erneut nass. Ich wundere mich, weil er doch gerade erst zur Toilette war. Aber solche Tage gibt es nunmal. Wir gehen daraufhin nach Hause. Kind1 und ich sammeln bunte Blätter. „Die Farben des Herbstes“, sagt sie. Ich fotografiere. Kind2 fährt mit dem Laufrad, das er von der Kita mitgenommen hatte. Er bleibt an allen Straßen rechtzeitig stehen. Manchmal rufe ich trotzdem noch STOP!, so zur Sicherheit. Helikoptern kann ich schon… (ähem).
Zu Hause: Kinder, Haushalt, metime, Job
17.00 Uhr Wir kommen zu Hause an und Kind2 hatte wohl doch nur 30 Minuten am Stück geknatscht, anstatt einer Stunde. (siehe oben). So kann man sich täuschen.
Seit 17.40 Uhr so spielen die Kinder Wettrennen in der Diele. Ich habe eben verboten, in unser Schlafzimmer zu rennen, sie sollen ins Kinderzimmer rennen. Jetzt spielen sie dort irgendwas.
18.00 Uhr: Ich mache den #wmdedgt Text fertig.#metime
Wäsche waschen, Küche aufräumen, was seit dem Frühstück nicht wirklich passierte, Diele saugen.
18.30 Uhr: Abendessen
18.50 Uhr: Sandmann gucken
19.00 Uhr. Mann kommt nach Hause. Er macht die Kinder bettfein und liest meistens vor. Ins Bett bringen wir sie beide.
Ich fange währenddessen meist schonmal an zu arbeiten.
Job
20.00 Uhr: Kinder gehen ins Bett. Kann auch…
20.30 Uhr …werden. Dann Blogartikel schreiben, Emails beantworten und so.
22.30 Uhr: gehe ich idealerweise ins Bett. Meistens später.
Die Zwischenüberschriften zeigen auf, wie zerrissen mein Jobleben ist und wie kurz die Zeit mit den Kindern sein kann. Beides blöd. Ein Dilemma, das ich schon länger kenne. Idealerweise hole ich die Kinder um 15 Uhr ab, nur ging das heute wegen des Tornisterdates gar nicht.
Und was habt Ihr eigentlich den ganzen Tag so gemacht?
Initiatorin dieser schönen monatlichen Einrichtung ist Frau Brüllen, dort findet Ihr noch mehrere #wmdedgt.
Sehr schöner Text, so etwas lese ich gern, weil es einen so erdet. Die Selbstzweifel & das Geknatsche kenne ich auch. Lustiger weise habe ich mich gerade, nachdem das Kind in Rekordzeit eingeschlafen ist, auf die Couch gesetzt & gedacht „Das war heute ein richtig ordentlicher Tag.“, beinahe entspannt, kein riesiger Stress im Büro, keine Anfälle beim Einkaufen, Harmonie beim Spielen…Aber morgen geht es ja weiter :-)
Sehr schön! Kenne ich alles allzu gut ;-).
Das war mein Tag:
4:55- Der Hund klaut was vom Nachttisch. Er muss Pipi, Kacka und will spielen. Ich nehme ihn auf den Arm und schleiche mich raus, ich bin gerade auf dem Flur da höre ich meine Tochter weinen. Naja, wird mein Mann schon hören, muss er halt hin. Ich geh mit dem Hund in den Garten und er erledigt seine morgendlichen Geschäfte. Dann ziehe ich mich an (Duschen gehe ich abends) und währenddessen kommt mein Sohn die Treppe runtergelatscht und meint er sei jetzt, um 5:10, ausgeschlafen. Ich gehe mit dem Hund spazieren.
6:00 – Papa, Tochter und Sohn sitzen auf der Couch und gucken sich ein Buch an. Alle so früh wach, das verspricht ein „super“ Tag zu werden. Wir frühstücken, alle machen sich fertig, ziehen sich an.
7:30 – Papa verabschiedet sich zur Arbeit
7:50 – Ich packe die Tochter in den Buggy, gebe dem Hund sein restliches Frühstück in einen Superdupernapf und wir bringen den Sohn zum Kindergarten. Dort wird noch ein bisschen erzählt und 8:15 gehen wir einkaufen.
8:35 – Wir sind mit dem Einkauf fertig und meine Tochter schläft im Buggy ein. Das passiert sehr selten und ist auch totaler Mist, weil ich mich besser im Haus bewegen kann, wenn sie oben im Bett schläft statt draußen oder auf dem Flur. Ich stelle den Buggy in den Flur und der Hund legt sich unten hinein. Foto.
9:00 Ich überweise 3 Rechnungen und bestelle schon mal einen coolen Pullover zum Geburtstag meines Sohnes. Mit einem Dinosaurier und einem Vulkan. Mein Sohn ist nämlich Vulkanologe (er wird 5). Danach mache ich die Wäsche und beginne mit der Vorbereitung des Mittagessens. Mein Mann hatte sich zum Einheitstag Königsberger Klopse gewünscht, aber es gab den Freitagabend davor in 3 Läden, die wir abklapperten, kein Hackfleisch mehr (und keine Bananen). Also mache ich die Klopse heute.
10:15 Töchterchen wird wach und hilft beim Kochen.
11:00 Wir lassen die Küche unaufgeräumt, denn wir müssen noch in den Tierladen bevor wir wieder zum Kindergarten müssen.
11:45 Abholung des Vulkanologen.
12:05 Wieder Zuhause. Ich lese das Buch vor, was sich mein Kind heute aus der Kindergartenbücherei ausgeliehen hat. Mein Sohn mag keine Königsberger Klopse und ich setze zu Kartoffeln noch Spaghetti auf. Bis beides fertig ist, spiele ich mit dem Hund. Tochter müffelt und ich wechsel die Windel.
12:30 Wir essen Mittag und gehen danach kurz raus in die Sandkiste.
13:30 Wir gehen mit dem Hund eine halbe Stunde spazieren (Schröder ist erst 5 Monate alt und darf noch nicht länger).
14:10 Die Kinder und ich gehen ins Spielzimmer. Ich lese Petzi und Paffhans vor und lege mich danach auf die Matratze und falle immer wieder in einen Sekundenschlaf. Unterbrochen von Neckereien meiner Tochter. Mein Sohn hört ein Hörspiel über Drachen ohne Zähne (oder so ähnlich).
15:00 Huch, schon 15 Uhr. Ich spiele vernünftig mit den Kindern.
15:40 Gatte kommt nach Hause! Wir trinken einen Kaffee zusammen.
16:00 Gatte bringt Sohn zum Turnen und nimmt Tochter mit. So habe ich mal 15 Minuten Ruhe (und kann die Wäsche machen)
16:20 Ich gehe bügeln
17:00 Ich spiele und knuddel mit dem Hund. Mit Tochter in die Sandkiste.
17:20 Gatte nimmt Tochter wieder mit, um Sohn abzuholen. Ich schäle Kartoffeln für meinen Mann , decke den Tisch und räume die Küche auf, soweit ich komme. Nebenher werde ich dem Hund schon mal Teile seines Abendbrotes zu, damit er was zu tun hat.
18:00 Wir essen Abendbrot!
18:30 Die Kinder sind total müde und wollen schon ins Bett. Ich bin heute dran mit der Tochter, das geht schnell. Ich räume die Küche auf.
19:30 Runde mit dem Hund.
Später noch duschen, mit dem Mann kommunizieren, im Bett liegen und lesen und irgendwann einschlafen…
Das nenne ich einen gut gefüllten Tag mit 1 Milliarde Handgriffen und To Dos. Aber schön, dass der Mann so früh nach Hause kommen kann, da hat jedes Kind ein bisschen Exklusivzeit.
Tja. Mein Tag sieht auch so ähnlich aus.
wie schön, dass eure männer soviel helfen. meiner geht zur arbeit wenn wir aufstehen und kommt nach hause, wenn die kinder im bett sind. dazwischen mache ich alles alleine und werde trotzdem noch gefragt, was ich eigentlich so den ganzen tag mache…sogar von meiner mutter! (übrigens, ich hab vier kinder ;0) )
Das ist ja unglaublich, dass du da noch gefragt wirst. Du leistest sehr sehr viel. Kannst du mit deinem Mann reden? Er sollte Dir helfen. <3
Ich habe es auch einfach genossen diese herzoffenen Zeilen in meine Seele zu saugen. Viiiieeelen Dank für’s teilen…
Du schreibst einfach wirklich so, wie ich mich manchmal fühle. Ich bin auch ziemlich impulsiv, und habe ein leichtes Nervenkostüm und mein Mann arbeitet viel und lange und auch WE, so das meistens ich mich um die Kinder kümmere. Nicht immer gelingt mir das astrein.
Und dann ist es einfach schön zu lesen, das es nicht nur mir so geht, das genervt sein auch mal in Ordnung geht, weil man ist ja auch nur ein Mensch…
Mach weiter so :-) Das hilft auf jeden Fall, wenn man mal wieder einen scheiß Tag hatte…
Ich finde man kann sich sehr gut in diese Situation bzw. Tag, hineinversetzen. Das lesen war sehr amüsant :)