Erziehung & Beziehung

Von der Wehmut. Oder: Mutter sein ist, wenn Du Gefühle hast, die nicht zusammen passen

Comments (3)
  1. Kruemelina sagt:

    Schön geschrieben, habe vieles wiedererkannt! Grüße vom Krümel Blog

  2. Al sagt:

    Ein sehr schön geschriebener Artikel über ein magisches Wort, das es in dieser Form wirklich nur im Deutschen gibt – das kann ich als Mehrsprachler und nicht-deutscher Europäer mal so völlig pauschal behaupten. Der Begriff drückt am besten dieses ganz spezielle Gefühl aus, mit dem man schon als Kind aufwächst resp. heranwächst. Verschiedene Menschen sind besonders prädestiniert für die Wehmutsempfindung; ich denke, dass es sich hierbei um besonders sensible, teilweise sentimentale (im positiven, ja besten Sinne des Wortes) und zumeist altruistische und stark mitfühlende Menschen handelt. Das Gefühl der Wehmut verstärkt sich noch einmal, wenn das Wundervollste überhaupt, nämlich Kinder ins Leben treten. Als Vater von drei Mädchen kann ich die oben beschriebene emotionale „Zerwühlung“ sehr gut nachvollziehen.
    Es betrifft also keinesfalls nur Frauen – in meinem Fall ist es sogar eher umgekehrt. Ich muss mir sogar den „Vorwurf“ gefallen lassen, eine „fleur bleue“ zu sein, ein allzu stark melancholisch und fast schon naiv rückwärtsgewandter Mensch zu sein. Dabei ist dies mitnichten der Fall. Überdies hat die „Blaue Blume“ im Deutschen eine durchaus positive, poetische Bedeutung (anders als im Französischen). Wir Wehmütige hängen an diesen magisch-wundervollen, in jeder Lebenslage erwärmenden Erinnerungen – es ist gleichsam das Blattgold unseres Lebens, das wir hüten und intakt halten wollen. Gleichzeitig bestärkt die Wehmut uns, die Menschen, die wir lieben, stark zu machen und diesen stets zur Hilfe zu kommen, damit sie niemals „stürzen“; bei den eigenen Kindern ist dies dann noch einmal in besonderem Maße ausgeprägt. Ja, es schmerzt und wühlt auf, diese schönen Momente mit den Kleinen bzw. diese von echt kindlicher Begeisterung geprägten Entwicklungsphasen der Kleinen hinter sich zu lassen, manchmal hat man sogar den Eindruck, im Sog der Zeit zu ertrinken (bei besonders starker Wehmut) – da man ja nichts konkret festhalten kann -, aber gleichzeitig möchte man ja auch, dass es weiterhin positiv und „frohen Mutes“ weitergeht; also kann das Resultat der Wehmut nur ein fortschrittliches und bestärkendes sein – zum Wohl der Kinder. Wehmütige wissen vieles mehr resp. tiefer zu schätzen (ohne den Anspruch zu haben, bessere Menschen zu sein) und sie wissen um die Bedeutung der Zukunft.
    Meine beiden Jüngsten sind im letzten KiTa-Jahr, in wenigen Monaten (d.h. ganz bald, ja in einigen Momenten sozusagen, wir kennen die Rasanz der Zeit…) ruft die Schule. Ein kleiner Kloß steckt da schon im Hals, es waren drei wundervolle, magische Jahre voller kleiner Abenteuer, Entdeckungen und Fantasiereisen, nun folgt gleich eine neue Etappe – die Verarbeitung dieser goldenen Zeit ist nur für den wehmütigen Papa ein bisschen schwieriger (der wird es aber auch schaffen…), für die Kleinen gar nicht, die freuen sich – und das ist natürlich auch gut und richtig so,

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