Ist Euch eigentlich allen klar, wie man sich so sicherheitseingestellt am besten durchs Internet bewegt? Wisst Ihr, wie Ihr Eure Kinderfotos sicher in Facebook und anderen Social Media Kanälen zeigen und teilen könnt? Ich frag nur, weil ich es selber schwierig finde, überall die für mich besten Einstellungen vorzunehmen und diesen Sicherheitsanspruch auch beizubehalten. Denn nicht selten ändern Facebook, Linkedin, Goolge+ usw. ihre Privateinstellungen.
Da mir in der letzten Zeit viele Texte zum Thema Internetsicherheit begegnet sind, bis hin zum Mißbrauch bzw. Diebstahl von Accounts oder sogar Kreditkarten, lag das Thema oben auf meinem Radar. Und per Zufall habe ich genau in dieser Zeit die Gelegenheit erhalten, mit jemanden ein interessantes Gespräch darüber führen zu können, der sich berufsbedingt damit auskennt: Tony Anscombe von AVG, einer Internetsicherheitsfirma.
Tony hat einen E-Reader für Eltern veröffentlicht, „One parent to another. Managing technology and your teen“, in dem er darauf eingeht, wie Eltern die Internetsicherheit ihrer Kinder, Teenager und von sich selbst optimieren können. Er ist selbst Vater eines Teenagers und steckt mitten in den Fragen über Sicherheit und Identität im Internet, Social Media Kanäle der Kinder und Kontrolle für die Eltern. In seinem Reader stecken all diese Erkenntnisse, aber auch ein paar Dinge über Cyberbullying und Social Media Kommunikation.
Kinderfotos teilen – Sharenting – und wie Du es sicher machst
Was mich in dem Gespräch mit Tony besonders interessierte, waren die Sicherheitseinstellungen für Eltern, wenn sie auf Social Media Kanälen wie Facebook, Instagram, Twitter usw., Fotos ihrer Kinder sicher teilen möchten. „Sharenting“ wird das heutzutage genannt, sagt Tony. Laut einer Umfrage der AVG haben 67% der befragten Eltern in Deutschland schon einmal Kinderbilder im Internet geteilt. Zwar bildet Deutschland, zusammen mit Frankreich, das Schlusslich im internationalen Vergleich, was einen Eindruck von der kritischen Haltung vermitteln mag, die die Deutschen in Bezug auf Sicherheitsfragen und persönliche Daten im Internet haben. Das Ergebnis sagt aber nichts darüber aus, wie gut die Sicherheitseinstellungen sind, die diese Eltern eingestellt haben.
Jeder kennt wahrscheinlich Berichte oder TV-Dokumentationen darüber, wie man mit Hilfe von Google, Bildersuche und ein bisschen Recherche sehr viele Informationen über eine Person herausbekommen kann. Also Infos wie Namen, Familienstand, Biographie, sogar die Adresse. Die größten Gefahren hierfür lauern in den Sicherheitseinstellungen und natürlich darin, was man über sich – oder eben – was die Eltern über ihre Kinder verraten. Dazu gehören die Nennung von Namen und Orten sowie das eben Geotagging eines Bildes, das per Voreinstellungen den Metadaten des Fotos angehängt wird und für alle recherchierbar ist.
Trotzdem möchte ich hier sagen: Das Internet ist ein guter Ort, um Fotos mit Freunden und Familie zu teilen. Es ist nicht per se schlecht. Fotos zu teilen und kleine Nachrichten miteinander auszutauschen verbindet uns und hält eine Nähe auf, die Bindungen und Freundschaften belebt. Es ist nur wichtig zu wissen, welche Sicherheitsinstellungen man vornehmen kann.
Die wichtigesten Empfehlungen für ein sicheres „Sharenting“
- Deaktiviere das Geo-Tagging innerhalb der digitalen Kamera oder des Smartphones
- Deaktiviere das Geo-Tagging auf Deinen Sozialen Kanälen, über die Du Fotos zeigst. Dafür muss man teilweise tief in die Settings einsteigen, ist aber wichtig.
- Überlege grundsätzlich bei jedem Bild, das Du öffentlich teilst, ob das Bild von dem Kind auch später noch, beispielsweise an der Uni oder im Job, noch gerne hergezeigt wird. Es ist zwar unwahrscheinlich, aber theoretisch kann jeder User das Foto auf seinen Rechner runterladen, so dass es auch später noch im Netz erscheinen kann, selbst wenn die Eltern es irgendwann wieder gelöscht haben.
- Absolut Tabu sollten alle Nacktbilder der Kinder sein, egal in welchem Alter!
- Idealerweise teilt man Bilder der Kinder nur in geschlossene Gruppen
- Man sollte es vermeiden, Namensangaben der Kinder (weder Vor- noch Nachname) im Netz zu posten. Dazu gehören auch: der Name der Datei, Angaben in den Metadaten, der Name des Albums oder Ordners, in dem das Foto sortiert war, etc.
Weitere Infos hierzu liefert Euch auch der Reader, lest doch einfach mal nach.
Um es gleich direkt zu sagen, nein, das Interview mit Tony ist keine bezahlte Werbung. Ich habe das Gespräch mit ihm aus persönlichem Interesse geführt und teile es. Ich gebe das weiter, weil ich denke, dass es eine Menge Eltern interessieren könnte – und weil es mich interessiert hat.
Wer mehr Informationen hierzu hat, nützliche Apps oder andere Reader kennt und sie gerne teilen möchte, verlinkt diese Sachen gerne in den Kommentaren, ich würde mich sehr darüber freuen.
Ein sehr guter und wichtiger Artikel. Vielen Dank dafür
Merci Dir! Im Alltag und vor allem der Hektik poppen solche Fragen immer wieder auf und werden dann schnell „weggeklickt“, weil was anderes dringender ist. Ich werd mir den Beitrag auf jeden Fall bookmarken für die nächsten ruhigen Minuten! Schließlich wird die Internetnutzung in den nächsten Jahren nicht weniger werden…
Hi Sonja,
danke für diesen Artikel. Nach wie vor aktuell, auch wenn er etwas älter ist. Aktuell treiben auf Facebook unzählige Fakeseiten ihr Unwesen, die sich als Internetpolizei aufspielen, öffentlich sichtbare Kinderbilder sammeln und ohne Wissen der Eltern teilen und somit bewusst weiterverbreiten. Dabei beschränken sie sich nicht aufs „nur“ teilen, sondern betreiben obendrein Cybermobbing. Ich habe mir diese selbsternannten „Netz-Aktivisten“ (die allesamt anonym und mit Fake-Accounts agieren) mal etwas genauer angesehen und einen Bericht dazu geschrieben.
Liebe Grüße, Claudia
Kinderschutz im Netz? so nicht!!!