Puh, Kindergeburtstag! Kennt Ihr Pinterest Fail? Where good intentions come to die? Ich habe LAUT gelacht. Kreischend. Das bin ich! Inspiriert von locker-fluffigem DIY Pinterest Fotos, zu Hause rotwangig loslegen – und was daraus in Echt wird. So bin ich. Das ist mein Blogtitel, eigentlich. So weit, so ehrlich.
Gestern feierte meine kleine Große ihren vierten Geburtstag. Neben all den Gefühlen (Oh meine Kleine schon so groß! Oh ist sie süß und hübsch und klug! Was sie schon alles kann!… OH MEIN GOTT wie soll ich diesen Tag hinter mich bringen?!) war mir von vornherein klar, dass ich weder Pinterest-taugliche Fotos dieses Tages, unserer Outfits oder Kindchens Flechtfrisürchen schießen können würde. Mir war auch klar, dass ich keine perfekte Decoration, Kostüme oder ähnliches realisieren oder eine ständig lächelnde, ruhige, entspannte und geduldige Mama sein könnte. Nein, es würde sein wie immer. Und das bereitete mir Sorge. Es sollte doch TOLL sein, perfekt. Eine wunderschöne, ewige Erinnerung fürs Töchterchen.
Wie viele Kinder sollen wir einladen? Wie viele Kinder ertrage ich, – wie viele sind überhaupt sinnvoll für eine Vierjährige? Was mache ich mit denen? Kommen alle Mütter? Muss ich dafür noch einen zweiten Kuchen backen, einen dritten? Welche Spiele werden gespielt, wird gebastelt? Aber was? GeBASTELT?! Das konnte ich doch schon als Kind nie.
„How I made it and became a different Mom“ überspringe ich ein bisschen und sage stattdessen: Ich mache aus meinem Nicht Können jetzt und ab sofort mein Programm. Meinen Mama-Stil. Jetzt endlich, ganz bewusst und erhobenen Hauptes. Das gilt nicht nur für mein handwerkliches Mama-Können, sondern auch für meine Unsicherheiten im Erziehungsstil. Unperfekt, aber mit Liebe. Unsicher, aber das Selbstbewusst. So ungefähr.
Es ist so: Ich bin keine perfekte Mama, keine Hausfrau, keine Interior Designerin und absolut keine naturtalentierte Pädagogin. Aber ein Bauchgefühl habe ich schon. Und das stimmt, wenn ich es denn bewusst wahrnehme und zulasse, sehr wohl.
Beispielsweise kann man mit Zweijährigen Laternen basteln. (Muss man aber nicht!) Haben wir gemacht. Mit ZWEIjährigen. Ich bin stolz darauf, wenn sich meine Vorbehalte bewahrheiteten. Es kam alles so, wie ich es mir dachte. Beim Laternenbasteln saßen die Zweijährigen erst auf unseren Schößen, grabbelten nach Scheren, Klebstoff und dem Papier und fegten es kurzerhand vom Tisch. Sie steckten sich das Papier in den Mund, zerknitterten, was glatt bleiben sollte, Ihr wisst schon. Nach zwei Minuten wollten alle Kinder runter vom Schoß. Wir Mütter saßen am Tisch und bastelten. Schnippelten mit Kinderscheren, klebten Ecken und Kanten, pappten Buntes. Naives Design auf dunkler Pappe. Auf dem St Martinszug trugen wir Mamas die Laternen, für die Kinder waren sie viel zu schwer und zu groß.
Ja, klar ist das ok, sicherlich ist das süß von den Müttern. Aber wenn ich mich nicht immer schon gern zum Basteln getroffen habe, muss ich damit nicht anfangen, nur weil ich vor kurzem Kinder geboren habe. Basteln kann ich noch, wenn mich mein Kind dazu nötigt. Später. Vielleicht.
Soweit mein Bauchgefühl und wenn ich mich dem Unvollkommenen und Unambitionierten ganz nah und verbunden fühle.
Weniger eins mit meiner Unperfektion liebe ich es, Pinterestfotos anzuschauen, lese Blogs von Mamas, die nicht nur großartig Handarbeiten und Haushalten können, sondern auch Backen und Kochen mit fotogenen Ergebnissen. Ich fühle mit, wenn sie von ihren Kindern schwärmen, bewundere ihre Dekoideen, ihre Kindergeburtstage, Motto-Torten, Cupcakes, Cake Pops.
Und ich liebe es, mir vorzustellen, ich wäre auch so eine! Eine dieser begabten Mamas mit Geduld und Geschick. Mit Liebe und Hingabe fürs Detail. Eine der Mamas, die anscheinend immer wissen, was zu tun ist.
Daher bastelte ich dieses Jahr, beseelt vom perfekten Mamadasein, mit meiner Tochter Einladungskarten für ihre Geburtstagsfeier, überlegte mir Spiele und Bastelsessions mit den immerhin 10 kleinen Gästen. Ich verzierte dem Geburtstagsmädchen einen Kuchen mit (leider verklecksten) Smarties, buk den Mamas einen halbwegs ansehnlichen (und leckeren!) Apfelkuchen. Ich schmückte unser Wohnzimmer mit bunten Wimpeln und lief im Creativ Markt hysterisch Kreise.
Die Geburtstagsfeier war dann super. Kein bisschen perfekt. Was wir nicht hatten, war ein Motto mit passender Torte, Deko oder Kostümen. Es war einfach nur bunt, laut und lustig. Ich war anfangs unentspannt und fühlte mich leicht gehetzt, wurde im Laufe des Nachmittags aber immer lockerer. So wie im echten Leben, quasi. Wir spielten die Klassiker: Topfschlagen, Kartoffel-Laufen und Sackhüpfen. Zum Runterkommen wurde eine Runde gemalt. Währenddessen und dazwischen spielten die Kinder Fangen, Verstecken und wilde Tiere. Es war toll. Wirklich.
Wahrscheinlich wissen das alle schon und niemand würde jemals nach vier Jahren Mamasein einen Blogartikel darüber schreiben. Bestimmt bin ich die einzige Mama, die so langsam nach vier Jahren beginnt zu verstehen, was wichtig ist und was nicht. Was sie muss und was sie lassen darf.
Perfekt ist, wenn man nichts mehr hinzufügen kann, und das gilt auch, wenn die Mama nicht mehr vermag. Erlaubt ist, was gefällt. Und es gefällt, was mit Liebe gemacht ist.
Ich habe erst beim 6. Geburtstag unserer Großen begriffen, dass den Kindern die Perfektheit des Kuchens und eine farblich abgestimmte Deko total wurscht sind.
Grade haben wir den 7. Geburtstag gefeiert und es hat richtig Spass gemacht – es war laut und bunt und sehr lustig und gab nur Marmorkuchen (klar mit verklecksten Smarties, das muss dann schon sein :-)) und von der Kleinen selbstausgeblasene Luftschlangen in der ganzen Wohnung verteilt. Und da ich mich nicht vorher müdegebacken und müdedekoriert hatte, konnte ich richtig wahrnehmen, was für tolle, lustige, fröhliche Kinder eingeladen waren.
(P.S: Sie haben einen der nettesten und sympathischsten Schreibstile im ganzen Internet. Naja, ich habe vll. noch nicht das ganze Internet gelesen, aber sicher doch fast.)
LG
Die Toni
Liebe Toni,
herzlichsten Dank für dieses wundervolle Kompliment, ich bin ganz wuschig davon! <3
Genau, was Du sagst: müdegebackene und -dekorierte Mamas verpassen alles Wichtige. Es lebe der Rührkuchen mit verklecksten Smarties. Wollen wir einen CLub gründen? ;)
Liebe Grüße zurück, ClumsyMama
Den „Club der rührenden Supermamis“ vielleicht? Gerne.
LG
Die Toni
Yep. Bei mir rührend mit klecksend austauschen. ;)
Du, auch noch nach fast 10 Jahren Mamasein muss ich immer wieder lernen, was wichtig ist und was nicht. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur ein bisschen langsam. lach.
Aber: ich fühle mit Dir, weiß genau, was Du meinst. Da sind immer diese perfekten Fotos und ich wünschte, ich könnte es auch nur annähernd so hübsch und schön. Tolle Themen, gut durchdachte Deko, passendes Essen und Gebäck und natürlich das wundervolle Geburtstagsshirt. Hab ich bisher aber noch gar nicht versucht, weil das nicht ICH bin. Kann ich alles nämlich gar nicht. Genährt hab ich nur ein paar Mal. Gekocht und gebacken bekomme ich zwar leckere, dafür aber weniger hübsche Dinge. Und Themen… ach… das versuchen wir im Herbst mal. Ich bin gespannt, was daraus wird. :D
Hauptsache glücklich dabei, alles andere ist irrelevant! ♥
Liebe Grüße,
die Alltagsheldin