Endlich ist es wieder soweit und ich kann Euch das zweite Interview meiner zu entstehenden Reihe „erfolgreiche und glückliche berufstätige Mütter“ vorstellen: Nora Imlau. Sie ist allen Eltern bekannt, oder? Entweder kennt Ihr sie als Buchautorin (beispielsweise „Das Geheimnis glücklicher Babys„) oder als freie Journalistin für Familienthemen mit Titelgeschichten und Sonderheften für die Zeitschrift „Eltern“. Außerdem ist sie eben auch Mutter von zwei Kindern.
Ich selbst lernte Nora Imlau – zumindest ihre Texte – so ziemlich genau vor einem Jahr kennen. Mir gefällt ihr Fokus auf Erziehung und Familienthemen, vor allem Attachement Parenting und Bedürfnisorientierung. Sie spricht als Fachautorin und als Mutter aus der vollen Erfahrung und sagt von sich auf ihrer Facebook-Seite: „Ich schreibe über Kinder, Eltern und darüber, wie es gelingt, die Bedürfnisse der Großen und der Kleinen auf liebevolle Weise unter einen Hut zu kriegen.“
Ich habe mich sehr gefreut, als Nora sich bereit erklärte, mir für meine Interview-Reihe zur Verfügung zu stehen. Nora hat sehr offen ihren Berufsweg nachgezeichnet. Ich bin mir sicher, dass sich so manche angehende, junge Journalistin von ihrer Zielstrebigkeit und ihren Tipps inspiriert fühlen könnte. Bei allem Engagement und Termindruck, den Nora als freie Journalistin und Mutter hat, strahlt sie – selbst durchs Telefon – eine große Freude an ihrem Beruf aus. Das ist wunderbar.
Liebe Nora, vielen Dank für Deine Bereitschaft für dieses Interview. Wann und wie wurde Dir klar, dass Du Deinen Beruf ergreifen möchtest?
Schreiben war immer schon mein schönstes Hobby. Ich träumte schon als Kind davon, das Schreiben zu meinem Beruf zu machen. Doch dann hätte ich mich fast nicht getraut: Mit Anfang zwanzig schienen alle um mich herum „etwas mit Medien“ machen zu wollen, warum sollte gerade ich damit Erfolg haben? Deshalb rieten mir viele in meinem Umfeld, doch lieber Deutschlehrerin werden – das sei schön krisensicher, und da könne ich ja auch schreiben. Schließlich war es mein Mann, der mir sagte: Gib doch deinen Traum nicht auf, bevor du es wenigstens versucht hast! Auf seinen Impuls hin habe ich mir einen richtigen Business Plan gemacht, also eine Art 10 Punkte Plan: Wo bin ich jetzt, und wo will ich hin?
Mein erster Schritt war dann, das Gespräch mit einer selbständigen Journalistin zu suchen, die schon viele Jahre erfolgreich in dem Job arbeitet. Sie sagte mir: Um in dieser Branche Erfolg zu haben, musst du dir eine Nische zu suchen, dich spezialisieren. Das war genau der richtige Ratschlag für mich und ich machte mich auf die Suche, was meine Nische, meine Spezialisierung sein könnte.
Recht schnell war mir klar, dass ich für Familienthemen brenne und dass das meine Nische sein könnte. Obwohl ich da selbst noch gar kein Kind hatte!
Wie verlief denn Dein beruflicher Werdegang, wie hat sich alles bis zu Deiner jetzigen Position entwickelt?
Ich bewarb mich dann als Praktikantin bei der Zeitschrift Eltern. Da ich keine journalistischen Vorerfahrungen hatte, schrieb ich in meiner Bewerbung offen und ehrlich darüber, dass ich bislang einfach mein Thema zum Schreiben noch nicht gefunden hatte – aber nun für und über Familien schreiben will. Damit konnte ich zum Glück überzeugen und erhielt einen Praktikumsplatz. Dieser wurde einige Monate im Voraus vergeben. Als ich schließlich zum Praktikum erschien, war ich schon mit meinem ersten Kind schwanger. Keine andere Redaktion hätte das wohl so freudig aufnehmen können, wie die Eltern-Redaktion. Auch das war natürlich ein großes Glück!
Im Praktikum selber war ich unendlich glücklich, ich war geradezu beseelt vom Blatt machen, von den Redaktionskonferenzen, der Themenfindung, der Recherche, dem Schreiben! Ich fand einfach alles super. Mein Praktikum endete 8 Wochen vor der Geburt und wir vereinbarten, dass ich mich nach der Geburt wieder melden sollte, wenn ich mich wieder einsatzfähig fühlte.
Schließlich habe ich dort eine freie Mitarbeit angefangen. Zuerst habe ich aber nur ab und an einen Artikel geschrieben, ich studierte ja auch noch und die Babyzeit meiner ersten Tochter war das Jahr, in dem ich mein Examen machte.
Danach bot mir die Chefredakteurin der Eltern dann an, entweder ein Volontariat in der Redaktion zu machen oder also so genannte feste Freie anzufangen. Ich wählte letzteres und habe diese Entscheidung bis heute nicht bereut. Die Flexibilität, Ort und Zeit meines Arbeitens selbst bestimmen zu können, ist genau das Richtige für mich und meine Familie.
Für welche Magazine schreibst Du und wie findest Du Deine Auftraggeber?
Bei der Zeitschrift Eltern arbeite ich weiterhin als feste Freie. Außerdem konnte ich in der letzten Zeit mehrere Buchverlage als Kunden gewinnen. In den vergangenen Jahren habe ich zwei Bücher bei GU veröffentlicht (zuletzt „Das Geheimnis zufriedener Babys“, eine liebevolle Einführung ins bedürfnisorientierte Familienleben) sowie ein Buch für den Beltz-Verlag verfasst („Freundschaft. Wie Kinder sie erleben und Eltern sie stärken können“ – auch so ein Herzensthema von mir). Gerade schreibe ich an meinem vierten Buch, das fünfte und sechste sind in Planung. Dazu kommen Einzelaufträge anderer Zeitungen und Zeitschriften und Gastauftritte, wie etwa momentan meine Kolumne in der Zeitschrift „unerzogen“.
Du sagst, Du bist glücklich in Deinem Job. Was ist für Dich das Tollste in Deinem Job?
Das Tollste ist, dass ich beide meine Leidenschaften miteinander verbinden kann: Das Schreiben und das Thema liebevolle Elternschaft. Für mich ist das der richtige Job, weil er mir Freude bringt, weil er sinnvoll für mich ist und, last but not least, weil er unser Auskommen sichert.
Seit wann arbeitest Du selbständig, und seit wann kannst Du vom Schreiben leben?
Ich konnte von Anfang an vom Schreiben leben. 2007 war ich begleitend zum Studium in freier Mitarbeit und seit 2008 nach meinem Examen als feste Freie.
Meine Selbständigkeit bedeutet für mich Flexbilität. So konnten mein Mann und ich zunächst in unserer Uni-Stadt wohnen bleiben, was uns wichtig war, weil er dort noch promovierte. Auch die Kinderbetreuung ist für uns einfacher zu managen, denn ich kann meine Arbeitszeiten viel freier einteilen als meine Kolleginnen und Kollegen in einer Redaktion.
Welche Herausforderungen hast Du in Deinem bisherigen Berufsleben meistern müssen?
Der größte Druck machte mir anfangs, dass mir bewusst war: Dieser Job ist ein riesengroßes Glück – aber ich muss es mir auch immer wieder aufs Neue verdienen. Denn mir war klar, dass man bei einer Zeitschrift, die im Bereich Eltern- und Kinderthemen die Marktführerschaft innehat, niemals nur Mittelmaß abliefern darf.
Aus dem Grund bin ich auch nach der Geburt meines zweiten Kindes schnell wieder in meinen Job zurückgekehrt: In diesem Job muss man nach meinem Empfinden am Ball bleiben, man kann schlecht jahrelang pausieren und dann wiederkommen und erwarten, dass sich in der Zwischenzeit nichts verändert hat.
Kannst Du uns ein bisschen von Deinen Büchern berichten? Wie kamst Du zu den Themen? Recherchierst Du einen Bedarf an den Themen oder wie gehst Du vor?
Bei meinem ersten Buch hat mich der Verlag angefragt, danach habe ich von mir aus einen Vorschlag für ein weiteres Buch gemacht, beim dritten Buch hat mich dann wieder der Verlag angesprochen – das ist immer verschieden. Ich nehme aber auch nicht alle Anfragen an. Ein Buch zu schreiben ist ein verflixt persönliches, anstrengendes Unterfangen, da muss ich schon überzeugt sein von dem Thema, der Aufmachung und dem Verlag, der es auf den Markt bringen will.
Welche Erziehungsratgeber liest Du eigentlich selbst gerne, bzw. hast Du selbst gerne gelesen?
Viele! Meterweise! Ich selber habe vor der Geburt meiner Kinder, noch bevor ich schwanger war, vor allem bedürfnisorientierte Ratgeber gelesen. Das entspricht einfach meinem Welt- und Menschenbild. Als Journalistin lese ich aber selbstverständlich auch die Literatur der „Gegenseite“ – ich muss ja die Argumente kennen, um mich mit ihnen kritisch auseinandersetzen zu können.
Welche Empfehlungen würdest Du Anderen geben wollen, die noch Ihren Traumberuf suchen?
Ich würde die Ratschläge weitergeben, die ich ebenfalls erhalten habe:
– Suche Dir Deine Nische und spezialisiere Dich!
– Suche Dir jemanden, der Deinen Traumberuf schon hat und mit dem Du sprechen und erste Fragen klären kannst!
– Mache ein Praktikum in Deinem Wunschbereich!
Kannst Du uns bitte einen typischen Tagesablauf vom Aufstehen zum ins Bett-bringen schildern? Mit all seinen typischen Aufgaben, Aufteilungen etc.?
Das war natürlich früher, als die Kinder noch jünger waren, anders. Heute sind sie 5 und 8 und es läuft wie folgt:
6.15: Der Mann steht auf
6.45: Ich stehe auf
7.00: Wir wecken die Kinder, der Mann macht die Snackboxen
7.15: Der Mann verlässt das Haus
Die Kinder und ich frühstücken
8.30: Die Große geht oft mit dem Nachbarskind in die Schule, die Kleine bringe ich in den Kindergarten.
Beide können in ihren Einrichtungen Mittag essen und werden danach bis maximal 17.00 Uhr im Hort betreut.
Eine echte Ganztagskita mit echtem Programm bis zum Schluß ist absolut wichtig für die Beruftstätigkeit.
Ich arbeite von zu Hause aus und hole sie am Nachmittag meist gegen 15 Uhr ab. Wie spielen, backen, gehen Schwimmen, besuchen Freunde, machen Hausaufgaben – ganz normaler Alltag eben.
20.00 Die Kinder gehen ins Bett, der Abend gehört den Eltern. Aber es gibt auch immer mal wieder Abende, an denen einer von uns beiden noch arbeiten muß.
Der Mann hat auch die Möglichkeit, mal Home Office zu machen. Wir haben beide großen Respekt vor der Arbeit des anderen. Ich bin glücklicherweise nicht die Mutter, die alles auffangen muß.
Wenn ich die Kinder zu Kita und Schule gebracht habe, gehe ich auch sofort an den Schreibtisch. Der Haushalt bleibt liegen, das wäre schließlich genauso, wenn ich ins Büro gehen würde. Außerdem haben wir auch eine Haushaltshilfe.
Welche Pläne hast Du beruflich für die Zukunft?
Ich möchte auf jeden Fall gerne weiterschreiben: Artikel, Bücher, die ganze Palette. Um mangelnde Abwechslung mache ich mir keine Sorgen: Gerade habe ich einen Reportageauftrag in London reinbekommen, und eine Anfrage für ein Buchprojekt für 2016, das sehr spannend klingt.
Und auch bei Eltern gibt es viel Veränderung, wir hatten ja nun gerade erst ein großes Relaunch, um im Zuge dessen gibt es auch ein neues Format, da kommentieren Lisa Harmann und ich verschiedene Artikel unserer Kollegen und tauschen uns über unsere unterschiedlichen Lebenswelten aus. Wie sich dieser Austausch weiter entwickelt – darauf bin ich schon sehr gespannt!
Liebe Nora, ganz herzlichen Dank für das Gespräch! Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg und freue mich auf weitere Bücher und Reportagen von Dir.
Hier findet Ihr Nora Imlau im Netz:
Bücher von Nora Imlau
Das Geheimnis zufriedener Babys: Liebevolle Lösungen, damit Ihr Baby ruhiger schläft und weniger weint
Crashkurs Baby: Anleitung für Ungeübte … garantiert ohne Schnickschnack
Freundschaft: Wie Kinder sie erleben und Eltern sie stärken können (Beltz Nikolo)
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