Zeiten, in denen das Leben nur aus Job und Alltag besteht. Für Abenteuer, Gemütlichkeit und bewusste Nähe zu den Kindern bleibt keine Zeit. Oder doch?
Ich weiß nicht wieso, aber seit diesem Jahr merke ich, dass so ein fester freier Job drei Mal die Woche doch ganz schön viel Zeit frisst. Meine unfesten freien Jobs lege ich mir sonst wohin auf den restlichen Tag und Abend, sowie auf die zwei freien Tage. Aber damit breche mir gerade ganz schön einen ab. Eigentlich brauche ich eine 50-60 Stunden-Woche.
Früher habe ich ziemlich oft 50 und auch mehr Stunden die Woche gearbeitet. Aber heute leiden darunter nicht nur mein Schlaf, der Haushalt und mein perfektes morgendliches Make up (*hust*), sondern vorallem die Zeit mit meinen Kindern. Ich hole sie normalerweise so gegen 15 Uhr, 15.30 Uhr ab. Im Laufe des letzten Monats wurde es immer später. Gestern sogar 17 Uhr und paar gequetschte Minuten. Das ist ja ein Vollzeitjob in der Kita für die Kinder!
Jetzt sehe ich schon die klugen Kommentare vor mir, dass ich mich dann doch bitteschön einfach besser strukturieren soll, früher aufstehen, länger arbeiten, whatever, damit die Kinder „nicht darunter leiden“. Genau. Diese Ideen hatte ich alle schon und das mir mögliche probiert. Es ist gerade so, wie es ist. Lange Stunden, viel zu tun, viel Aufbau und Aussicht, ziemlich viel Spaß bei der Arbeit aber eben deutlich weniger Zeit als noch im Herbst letzten Jahres.
Nachts träume ich, dass den Kindern etwas passiert – oder hätte passieren können – und ich mich in einer eigentümlich entfernten Position befinde, räumlich wie seelisch. Nach dem Aufwachen bin ich sehr beunruhigt und fühle mich schuldig bis mir klar wird, warum ich das träume. Der Klassiker. Mutter hat ein schlechtes Gewissen.
Warum habe ich mich gefragt, was ich gerne hätte, was ich bereit bin dafür zu ändern und wie ich es ändern kann. Kurz gesagt: Es ist nicht einfach, die Katze beißt sich in den Schwanz.
Wenn wir dieses Jahr mal wieder in den Urlaub fahren und gemeinsame Familienzeit erleben möchten, wäre eine gute Auftragslage nicht schlecht. Dafür tue ich gerade viel und stelle die Kunden zufrieden, die ich bereits habe. Es ist schwierig, da etwas weg zu streichen. Ich könnte schneller, höher und weiter werden. Das versuche ich eh jeden Tag, daher vermeide ich es, mir das vorzunehmen. Ich neige eh zur Hektik und Ungeduld.
Was ich das gerade tue, mache ich wirklich gerne und möchte es weiter machen. Ich habe Lust das zu tun, es fühlt sich gut an, es scheint auch gerade irgendwie Früchte tragen zu können und das ist doch mal was. Überzeugung, Herzblut und Liebe waren genau die Dinge, die mir kurz vor und nach der Elternzeit im Job so gefehlt haben.
Jetzt scheint alles eine Richtung und Fahrtwind zu bekommen. Ich.will.das.jetzt.tun.
Und ich möchte immer noch nicht die Kinder regelmäßig um 17 Uhr abholen müssen. Momentan ist das Ziel: 16 Uhr ist das neue 15 Uhr. Dann gibt es Mama ohne Ablenkung, wenn auch mit manchmal gemeinsam Einkaufen gehen und Haushalt. Durch die Verletzung vom Mann bin ich da momentan komplett auf mich gestellt.
Manchmal wollen die Kinder mit mir kochen. Meistens ist aber die CD im Kinderzimmer doch interessanter. Witzig ist übrigens, dass je später ich die Kinder von der Kita abhole, desto weniger gut können sie sich von dort trennen. Dann muß erst das Spiel zu Ende gespielt oder den anderen zu Ende zugeschaut werden. Natürlich bin ich dann dabei.
Der Kleine kommt nachts vermehrt wieder zu mir und möchte morgens besonders fest gedrückt und gekuschelt werden. Das finde ich wunderschön so und ich glaube fest, dass er sich die Nähe darüber holt. Denn irgendwann hat er genug, steht von selbst auf und ist bereit für den Tag.
Übrigens habe ich mit den Kindern darüber gesprochen. Habe erklärt, dass ich viel arbeite und mit 2 Sätzen beschrieben, was ich gerade alles tue. Und ich habe gesagt, „Das ist jetzt nur eine Phase. In wenigen Wochen habe ich wieder mehr Zeit.“ Da legt die Große die Arme um mich und sagt: „Ist schon gut Mama. Dann ist das jetzt so.“
Und das ist kein hübsch ausgedachtes Zitat für das Ende meines Textes, sondern das hat sie wirklich so und sehr verständig erwidert.
Darum ist das jetzt so.
So lange es für Dich O.K. ist, und das scheinst Du den Kindern auch zu signalisieren, dann ist das für sie auch O.K. Sagen sie ja auch. Finde ich gut.
„Damit die Kinder nicht darunter leiden“. Bullshit-Bingo, ick hör Dir trapsen.
Damit die Kinder nicht darunter leiden, beziehst Du sie mit ein, lässt sie Teil Eurer derzeitigen Situation werden, erklärst und verdeutlichst. Das reicht. Denn wirklich leiden werden sie wohl kaum, wenn sie mal eine Zeitlang länger in der Kita sind. Höchstens Du, weil Du Eure Zeit vermisst ;-)
Es ist blöd für Dich, weil Du Dich in verschiedene Richtungen gezogen fühlst, aber es wird ja wieder besser werden wenn der Mann wieder fit ist und die Auftragslage mal eine andere. Und hey, für einen tollen gemeinsamen Urlaub zu arbeiten, das verstehen doch auch Kleine schon.
Trotzdem verstehe ich natürlich das unzufriedene Gefühl. Vielleicht macht es Sinn, es wie die Tochter einfach als „das ist jetzt gerade eben so“ zu akzeptieren und einen Zeitrum im Auge zu behalten, nach dem man schaut, ob es sich nicht als Normalität einschleift?
Vielleicht sagen die deine Träume auch nur eine Wahrheit: Wenn dein Kind morgen verunglückt wärest du furchtbar unglücklich wegen der verpassten Zeit. Vielleicht ist es eine Chance über Prioritäten nachzudenken. Vielleicht geht es nicht höher, schneller weiter sondern sparsamer, einfacher und kleiner. Vielleicht brauchst du gar nicht so viel Arbeit wenn andere Dinge (teures Morgenmakeup?) eingespart werden? Oder die Zeit zum Blogposten?
Nur ein Gedanke.
Alles Gute für Euch.
Genau, danke. Auf solche Kommentare habe ich gewartet. Hier geht es nicht um Morgenmakeup, das war ein Witz. Und eine gute Auftragslage brauche ich für meine Existenz. Stell Dir mal vor.
Oh, das kenn ich SO gut. Ich brauch das auch grade, ne gute Auftragslage. Und habe auch eine, aber alles andere kommt zu kurz. Dauerndes Zerreißen zwischen Kunden und Kita, und übrig bleibt ein trauriges, abgewetztes Häuflein Mutter.
Bin so ne Art Hauptverdienerin bei uns, meistens. Und der Druck, der damit einhergeht, den find ich so ätzend, weil auch noch Feiberuflerin. Keine Ahnung, warum andere Leute (Männer?) unbedingt Hauptverdiener sein wollen. Ich find’s jedenfalls kacke.
Du machst das super! Du beziehst die Kinder mit ein, erklärst Ihnen die Situation und so ist es jetzt eben. Es ist irgendwann auch mal wieder anders. Das Wichtigste ist doch, dass Ihr als Familie zusammen haltet, dass ihr gemeinsam den Weg geht, wie er ist, wie Ihr ihn gemeinsam gestaltet. Und natürlich überprüfst Du permanent Deine Prioritäten, ich mach zumindest nix anderes, seit ich Kinder habe. Denn für alles reicht es nicht, nicht die Zeit, nicht das Geld, nicht die Nerven. Also: was ist wichtig, und was ist existentiell? Deine Aufträge sind existentiell, also ist das jetzt so. Und Blogposten ist existentiell, (ja, liebe Mamabär!) der Austausch, die Vernetzung, die Reflexion und das Gefühl von „you’re not alone“, sonst drehste doch durch. Wer braucht da schon make-up, schön sind wir von ganz alleine ;-)
<3!
Ich habe zum Thema Vereinbarkeit, über welches ja auch Dein Beitrag spricht, auch gerade meine Gedanken aufgeschrieben. Kannst ja mal reinschauen:
https://mammamiamitzweimaeusen.wordpress.com/2016/03/03/wenn-ich-woellte-koennte-ich/
Viele Grüsse! Claudia
Mutterseele, bloggen, Austausch und Vernetzung heißt aber auch nicht immer die Antwort zu erhalten, die man möchte.
Jeder kann natürlich selbst entscheiden wo seine Prioritäten liegen.
Nur wenn jemand schreibt vom Gefühl zerrissen zu sein und sich in jeder seiner Rollen unzulänglich zu fühlen dann scheint mir, da ist noch Potential am Leben so zu drehen dass die Seele sich besser fühlt.
Und im heute zu leben mit dem Blick auf „irgendwann ist es anders“, besser, das halte ich nicht für die beste Option. http://www.minchen-online.de/minasophie/gedanken/wennichwuesste.htm
Again: Alles Gute für Euch und dass die Wünsche sich so erfüllen wie gehofft.
Das habe ich Anfang des Jahres auch durchgemacht… Mann im Krankenhaus, kind1 Arm gebrochen und die Kollegin hatte auch eine OP… Also musste ich 40 Stunden arbeiten. Jeden Tag aufs neue sehen, wo die Kinder nach 15.00 bleiben. Kind 2 ist fast jede Nacht zu mir gekommen und war super anhänglich… Ich, nur noch gereizt und am Rande des Wahnsinns… Das kann man ne Weile machen (ging ja auch nicht anderes), aber eine Dauerlösung kann und darf das nicht sein. Da muss man sich was anderes überlegen… Wenigstens sehe ich das für uns so.
Ich denke wenn dein Mann wieder fit ist, sieht die Welt schon wieder anders aus…
Halte durch!
Lg Claudia
Respekt, das klingt ja heftig bei Dir. Und Danke :)