FamilienAlltag

Weltspieltag 2016 – Kinder gehören zur Gesellschaft und in den öffentlichen Raum

Comments (5)
  1. Liebe Sonja, vielen Dank für dieses tolle Interview und die Anregung, die Du mir damit gegeben hast. Manchmal liegt das Einfache so nah, dass ich gar nicht drauf komme. Warum eigentlich nicht einfach auf der Straße spielen in verkehrsberuhigten Bereichen oder auf dem Garagenhof? Bis jetzt bin ich mit den Kindern immer zum Spielplatz gegangen, habe versucht sie von der Straße fern zu halten und immer an der Seite zu gehen, aufzupassen, meine Hand zu halten und bloß nicht wegzulaufen. An der Straße und auf Parkplätzen und generell wenn Autos auch nur ansatzweise in der Nähe sein könnten, bin ich da ganz vorsichtig – vielleicht zu vorsichtig? Wir wohnen an einer stark befahrenen Hauptstraße, da gehe ich tatsächlich keine Risiken ein und die Große muss an der Hand oder am Kinderwagen halten. Aber warum in der angrenzenden Fußgängerzone und warum „hetzen“ wir da eigentlich durch? Wir könnten Kreide mitnehmen und ich könnte sie auf die Straße malen lassen, fangen oder verstecken spielen oder oder . . . Es ist eine Fußgängerzone, in der Autos nur morgens früh zum Anliefern fahren dürfen. Sonst nur Fußgänger und Fahrräder. Also dürfen sie da frei laufen – und auch auf unserem Garagenhof kann nichts passieren, denn die Autos müssen so langsam darauf fahren, weil sie vorher um eine scharfe Kurve und eine steile Abfahrt herunter müssen. Da wäre ich ohne Deinen Artikel nie drauf gekommen.
    Ich selbst habe als Kind so viel draußen gespielt – und ganz ehrlich, auf Parkplätzen, auf eine Straße, die an unsere Hauptstraße angrenzte, usw. Und ich lebe noch. Und meine Mama war in Hörweite, aber nicht immer in Sichtweite – sie wusste aber immer wo wir waren. Zwar nicht ganz ungefährlich aber auch da durften wir spielen – auf einem LKW-Wendeplatz nicht weit von unserem Haus entfernt. Allerdings war ich da über 10 Jahre alt. Vorher war ich mit Freunden unterwegs, aber immer nur entweder bei ihnen zu Hause oder in deren Gärten, in der Nähe des Hauses oder bei uns auf dem großen Garagenhof. Alle Nachbarn kannten uns und wussten von uns und es waren so viele Parteien. Hier im Haus sind es mit uns 5 Parteien, die größtenteils maximal einmal am Tag ihre Garagen verlassen.
    Ich werde also nun öfter mit den Kindern einfach rausgehen auf den Hof oder in die Fußgängerzone. Da brauch ich nicht mal nen Kinderwagen oder nen Bondolino, so nah ist das.
    Und wenn sie schon im Kleinkind-Alter mit mir dort sind, kennen sie sich bald so gut aus, dass sie auch allein dorthin gehen können, wenn sie im Vorschul-Alter sind und nur rufen müssen, wenn etwas ist. Dann bin ich sofort am Fenster, auf dem Balkon oder unter 1 Mínute unten. Spielende Kinder hört man ja meist auch – wenn sie ruhig werden, dann wird es kritisch. Und das wird mir auf jeden Fall auffallen.
    In den Wald und auf Spielplätze gehen wir natürlich trotzdem noch. Dies ist eine zusätzliche Möglichkeit, auf die ich nie gekommen wäre ohne Deinen Artikel. Danke schön.
    Liebe Grüße
    Reni

  2. wheelymum sagt:

    Hallo Sonja. Danke für deinen Beitrag. Ein Beitrag der mir aus der Seele spricht.
    Ich denke es hat durchaus viel mit der eigenen Einstellung und teilweise auch Wohnsituation zu tun. Wir haben Glück, denn in unserer Nachbarschaft ist es üblich das die Kinder sich gegenseitig besuchen und im Hof oder Garten spielen. Ohne sich vorher zu verabreden. Und da ist auch mein Sohn dabei mitnicht einmal 3 Jahren. Wir leben auf dem Dorf, aber auch hier ist das leider nicht mehr immer der Fall.
    Was ich eboabchte ist noch etwas ganz anderes. Kinder bekommen in die Gärten (ja, welch Glück, wenn man einen hat) ganze Spielplätze gebaut. Zum spielen in der Stadt kann ich leider nicht so viel beitragen, möchte aber in diesem Zusammenhang auf meine Blogparade #Spielplatzistüberalle verweisen. https://wheelymum.wordpress.com/2016/05/03/spielplatz-ist-ueberall/

    Noch eins ehr wichtiger Punkt, den ihr angesprochen habt ist das Spiel Grenzen überwindet. Junior war gerade 2 Jahre alt, als wir Flüchtlingskinder zum spielen eingeladen hatten. es kamen 3 Kinder im Alter von 3 – 6 Jahren. Diese Kinder konnten kein Deutsch. Und jetzt ratet mal welches Bild sich nach einer halben Stunde gezeigt hat? Die Kinder malten mit Kreide, steckten die Köpfe zusammen und spielten. Ich habe keine Ahnung wie sie sich verständigt haben, aber das war ganz unwichtig. Wir hatten einfach einen Spielbesuch und viele glückliche Augen.

  3. SilkeAusL sagt:

    Liebe Sonja,
    bei uns auf dem Grundstück wurden die Kinder auch wegrationalisiert. Es gab mal einen Sandkasten, um den Bänke standen, der wurde aber zuletzt als Lagerplatz für Baumschnitt missbraucht. Als ich die Maklerin vor dem Einzug drauf ansprach, wie es mit der Anschaffung von Schaukel o.ä. aussähe, meinte sie, ich solle mal andere Eltern im Wohnblock drauf ansprechen, ob sie sich beteiligen wollen. Was wahrscheinlich keiner machen wird.
    Wir haben direkt auf der anderen Seite der Straße(30er Zone, Durchgangsverkehr ist mehr oben auf der Parallelstraße)einen Spielplatz, aber der ist teilweise so marode, dass ich ehrlich gesagt angst habe, meine Kinder dort alleine spielen zu lassen. Zumal dahinter ein Bach lang fließt, der nach stärkerem Regen zu einem regelrechten Strom wird. Das Grundstück war eigentlich zum Bach hin eingezäunt, aber wenn sich um den Jägerzaun keiner kümmert, dann ist er irgendwann marode. So können die Kinder ungehindert zum Bach runter klettern.
    Bei der Großen hab ich vielleicht nicht so das Problem damit, da der Bach wie gesagt die meiste Zeit nur ein Bach ist und wir als Kinder auch in/an einem gespielt haben. Sie kann allerhöchstens Pitschnass nach Hause kommen. Oder ausrutschen und mit dem Kopf auf einen Stein fallen…oh!
    Das mit dem Helikoptern oder nicht ist also doch nicht so einfach.
    Einen Bürgersteig haben wir übrigens auch nicht. Und vor der Haustür muss man ja wieder drauf achten, dass sich niemand gestört fühlt.
    Kinder stören ja sowieso überall, oder? Letztens sogar auf einem KINDERspieldeck auf einem Schiff erlebt…
    Nur leise Kinder, die brav hinter Mutti/Papi stehen, sind in der Gesellschaft geduldet. Solche Kinder habe ich aber leider nicht, sorry :-(

    LG Silke(@gisela7809)

  4. Annika sagt:

    Toller Artikel! Meine Erfahrung im Umkreis ist, dass viele Kinder nur noch zuhause mit irgendwelchen digitalen Gerätschaften spielen. Das Smartphone von der Mama in die Hand gedrückt bekommen und angeblich „spielen“. Das ist nicht das Spielen, das wir mal kennen. Hoffentlich sind das nur Ausnahmefälle, die ich so mitkriege.

  5. Katharina sagt:

    Vielen Dank für diesen Beitrag! Du sprichst mir aus der Seele! Wir wohnen zum Glück in einer eher Siedlung in einem der äußeren Berliner Bezirke, in der es auch üblich ist, dass die Kinder sich zum Spielen treffen und sogar allein zur Schule gehen oder mit den Fahrrad fahren. Schon dass man das extra erwähnen muss, ist wirklich erschreckend. Das Problem, das ich sehe, gerade in der Stadt, ist folgendes: die Kinder werden manchmal bis über die vierte Klasse hinaus von den Eltern zur Schule gebracht und abgeholt, sie haben keinen Wohnungsschlüssel, sind nie in der Verantwortung, auf ihre Sachen zu achten, pünktlich zu kommen, noch eine Kleinigkeit einzukaufen oder Geschwister abzuholen – geschweige denn, dass sie mal den Luxus erleben, einfach nach der Schule mit ihren Freunden unbeaufsichtigt zu spielen, die Zeit zu vergessen, Kind zu sein… Parallel dazu läuft aber schon in der Grundschule der Verantwortungsmarathon: Zehnjährige machen sich Sorgen vor Arbeitslosigkeit und wissen, dass sie für ihren zukünftigen Job Latein oder das Abitur brauchen… Das empfinde ich als großes Problem. Wir stehlen den Kindern ihre Kindheit, wenn wir jeden ihrer Schritte kontrollieren, sie nie unbeaufsichtigt lassen, sie aber permanent mit Schuldruck und Freizeitterminen konfrontieren… Kinder müssen spielen. Nur so können sie lustvoll lernen, wie man sich bewegt, wie man mit anderen zusammen ist, wie man Konflikte löst, wie man kommuniziert, wie man Herauforderungen meistert…

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