Letztens war ich abends Abend in der Kita bei der Polizei. Ausnahmsweise hatte ich nichts verbrochen. Ein Polizist kam für die deutsche Verkehrswacht in unseren Kindergarten, um die Eltern für die Verkehrserziehung der Kinder fit zu machen. Wir hatten zwar alle Fahrunterricht und irgendwie kommen wir durch den Großstadtdschungel, aber ein bisschen Sensibilisierung kann ja nicht schaden. Eigentlich weiß man natürlich alles. Eigentlich.
Eltern sind Vorbilder – Kinder machen uns alles nach. ALLES!
Was bei Tischsitten, beim Bitte-Danke sagen, im Verhalten generell und überhaupt gilt, es gilt auch im Straßenverkehr: „Man kann Kinder noch so gut erziehen. Sie machen uns doch alles nach.“

Letzteres ist bei uns anders herum, aber selbstverständlich schreie ich nie. Niemals.
Multi-Tasking im Verkehr
Früher habe ich mich meiner Multi-Tasking-Fähigkeiten gerühmt. Ich konnte Kaffee aufgießen, im Kopf Texte vorschreiben, überlegen was ich kochen soll, Kalorien zählen und nebenbei die Wohnung aufräumen, Nägel lackieren und telefonieren. Oder so. Heute kann ich nur noch Kaffee kochen. Glücklicherweise fahre ich schon lange Auto und die Dinge wie Schalten, Bremsen, Gucken und Geschwindigkeit herannahender Fahrzeuge abschätzen klappt seit 19 Jahren unfallfrei.
Für Kinder ist Mulit-Tasking hingegen schwierig bis unmöglich. Laufrad fahren, die Beine bewegen, Gleichgewicht halten, gucken, rechtzeitig anhalten und auf Mamas Stimme hören (STOOOOOOP!) ist nicht einfach. Und wie wir alle wissen: es klappt selten alles auf einmal. Sie können es gar nicht besser, Kinder interssieren ganz andere Dinge und ihre Konzentration ist ganz woanders als im Straßenverkehr. Das sollten wir Eltern bedenken, wenn wir auch größere Kleinkinder oder Schulkinder auf befahrenen Strecken mit vielen Stichstraßen, Ausfahrten oder gar auf unbekannten Wegen fahren lassen.
Kinder fokussieren ihre Aufmerksamkeit viel stärker als Erwachsene. Zur Verdeutlichung gibt es diesen Aufmerksamkeitstest für Erwachsene. Wieviel Pässe macht das Weisse Team?
Sicherheit im Auto – das richtige Anschnallen
Die hohe Zahl der Verkehrsunfällen bei Kindern als Beifahrer, die verletzt oder gar getötet wurden, hat mich sehr erstaunt und erschreckt. Der häufigste Grund ist, dass das Kind nicht sachgemäß im Autositz angeschnallt wurde.



Diese Anschnalltipps hat unser Polizist besonders herausgehoben, weil sie immer wieder falsch gemacht werden.
- Kind bis 12 Jahre oder unter einer Körpergröße von 1,50 m gehören in einen für ihre Gewichtsklasse geeigneten Autositz.
- Maxi Cosis (Babyschalen) nur entgegen der Fahrtrichtung anbringen. Wenn die Babyschale auf dem vorderen Beifahrersitz montiert wird, immer den Airbag ausschalten. Auf keinen Fall vorne anschnallen, wenn der Airbag nicht auszuschalten ist!
- Kinder immer, auch bei kurzen Fahrten oder bei anscheinend wenig Verkehr korrekt und ordnungsgemäß im Kindersitz anschnallen.
- Kinder nicht zu früh aus dem Kindersitz nur auf eine Sitzerhöhung anschnallen.
- Kinder nicht zu früh nur mit einem Erwachsenengurt anschnallen. Das gilt auch für Kindersitze mit Tischchen oder 5-Punkt-Gurte-Systeme. Auch wenn das Anschnallen länger dauert: Mit dem Gurt sind Kinder nur mit einem bestimmten Sitz und ab einer gewissen Größe und Gewichtsklasse ausreichend geschnützt.
- Wenn mit dem Erwachsenengurt angeschnallt wird: Nur unter den dafür vorgesehenen Hörnchen. Andernfalls sitzt der Bauchgurt zu hoch (nicht am Becken sondern am Bauch) und würde im Falle eines Unfalls zu großen inneren Verletzungen führen können.
- Kinder immer zur Gehwegseite aussteigen lassen, auch das hintere Kind über die Sitzreihe krabbeln lassen. Mit der Angewohnheit verhindert man, dass Kinder in Autos ohne Kindersicherung nicht einfach auf der Straßenseite aussteigen.
Weitere Tipps zum richtigen Anschnallen findet Ihr in diesem Spot von „Willi Weitzel hat’s geschnallt“. In dem Spot fand ich vorallem die Videos der Crash Test Dummies interessant und lehrreich.
Links – Rechts – Links : Das richtige Gucken für Kinder
Erwachsene haben es einfach. Die meisten sind größer als ein parkendes Auto und können schon von weitem überblicken, ob sich ein Fahrzeug nähert, die Ampel auf rot steht oder ob sie nach kurzen Gucken einfach weiterlaufen dürfen. Bei Kindern ist das anders. Zwischen parkenden Fahrzeugen können Kinder nichts sehen und auch bei den zahlreichen Eindrücken auf Gehwegen, vielleicht sind sie mit Freunden oder Geschwister oder auf dem Laufrad / Fahrrad unterwegs, können Kinder nicht einfach nebenbei erkennen, welche Farbe die Ampel anzeigt. Daher sollte die oberste Regel sein: Langsam auf die Straße zugehen und mit genügend Abstand stehenbleiben.
- Mit Abstand an der Straße stehenbleiben. Erst zusammen mit einem Erwachsenen oder später auch allein, bis zum Straßenrand gehen und sich nach links – rechts – links (nach allen Seiten) umschauen.
- Zwischen parkenden Fahrzeugen: Erst in das Auto schauen, ob jemand drin sitzt. Nur wenn das Auto leer ist, darf ein Kind zwischen die parkenden Fahrzeuge treten. Andernfalls können Kinder schlecht erkennen, ob der Autofahrer sie sieht, losfahren will oder sonst etwas vorhat. Wenn das Auto leer ist: vorsichtig bis zum Staßenrand, nach allen Seiten umschauen und wenn die Straße leer ist, zügig überqueren.
- Tempo: Kinder sollten beim Straße überqueren nicht rennen. Denn dann könnten sie hinfallen und herannahende Fahrzeuge sehen sie aufgrund ihrer geringen Körpergröße noch schlechter. Kinder sollen zügig gehen. „Nicht rennen aber auch nicht pennen!“
- Wenn ein Auto ein Kind vorbei gehen lassen will: Das Kind dazu erziehen, Autos vorbei zu winken. Auch wenn der Autofahrer zunächst nochmalig zum Vorlassen winkt, das Kind sollte stehen bleiben. Warum? Hinter dem wartenden Auto könnte ein weiteres Fahrzeug angefahren kommen, das die Situation nicht überblickt und das parkende Fahrzeug überholen will. Dabei kann das Kind dann erwischt werden. Erwachsenen passiert das eher weniger, weil sie über die Autos drüber schauen können.
- Nicht „Auto“ sagen, lieber „Fahrzeuge“. Kinder übersehen sonst Radfahrer, Mopeds etc….!
Lichtreflektoren und Sicherheit in Dämmerung und Dunkelheit



Es gibt Reeflektoren zum Aufnähen, zum Anklipsen, zum Umschnallen an Ärmeln und Beinen, es gibt Speichenreflektoren für Räder, es gibt Klebestreifen für Helme, Rucksäcke und Fahrräder. Man sollte sie nutzen….
Der Fahrradhelm – für Kinder und Erwachsene
Ich muß gestehen, ich bin eine von denen, die bisher ohne Helm fuhren. Weil Schönheit und so. Mein Argument den Kindern gegenüber war: Erwachsene dürfen Kaffee und Alkohol trinken – und ohne Helm fahren. Weil es Dinge gibt, die Erwachsene dürfen und Kinder nicht. Mittlerweile denke ich da anders. Nicht nur weil meine Kinder älter und weiser werden und vermehrt hinterfragen, sondern auch, weil wenige Stichworte beschreiben, wie wichtig ein Helm für Radfahrer ist. Eine Mutter erzählte, wie ihr Lehrer früher einen Radfahrunfall hatte und mit dem Kopf auf die Bürgersteigkante aufgeschlagen sei. Er habe das Sprechen neu erlernen müssen. Man merkte ihr beim Erzählen noch an, welchen Eindruck das damals auf sie gehabt haben muss. Sie fährt nur mit Helm….
Für Kinder ist die Helmpflicht noch wichtiger, da sie einfach noch weniger sehen und erkennen können und auch nicht so schnell reagieren, wenn etwas unvorhergesehenes passiert. Wichtig ist hierbei, dass der Helm richtig sitzt.



Im Straßenverkehr gilt: üben üben üben. Und zwar möglichst jeden Tag. Und immer, vorallem wenn Kinder dabei sind, korrekt verhalten. :)
Und hier noch ein Spiel zum Schluss: Ein Verkehrsübungsspiel, empfohlen von der deutschen Verkehrswacht: www.ampelini.de.



Fazit
Natürlich weiß man alles und hat alles schonmal gehört, praktiziert auch das meiste. Aber eine Erinnerung daran, wie wenig multi-taskingfähig Kinder nunmal sind, wie impulsiv und weniger reaktionsschnell erleichtert es mir, gewisse Dinge im Straßenverkehr konsequent weiterzuüben oder auch auf bestimmte Regeln zu bestehen. Gut fand ich auch den Tipp, den Kindern anzugewöhnen, immer nur auf der Gehwegseite auszusteigen. Außerdem schiebt sich mein Sohn den Helm immer so gerne in den Nacken, da muß ich wohl verstärkter auf den richtigen Sitz achten.
Ein gaaaaaaanz wichtiger Tipp, den ganz viele Autofahrer missachten oder übersehen.
Den haben wir von den Polizisten bekommen, die mit den Kindern trainiert haben über Inseln bzw. Zebrastreifen zu gehen.
Als Autofahrer, immer beachten, dass Kinder keine Geschwindigkeiten einschätzen können.
Also, immer bis an den Haltenpunkt heranfahren und STEHENBLEIBEN!
Die Kinder sollen erst gehen, wenn die Räder stehen! Das können die Kinder überblicken und realisieren!
Also liebe Autofahrer, NICHT an den Zebrastreifen oder die Insel heranrollen sondern STEHENBLEIBEN!
Gaaaanz, gaaanz wichtiges Thema!
Dem man sich auch am besten frühzeitig widmen sollte. Je früher desto besser. Kinder brauchen Verkehrserziehung. Dann kann man als Vater oder Mutter auch ruhiger seinen Alltag leben, während die Kinder draußen sind.