Erziehung & Beziehung

Erziehung vs. Unerzogen. Mit Dogmatismus für eine bessere Welt?

Erziehung vs. Unerzogen. Mit Dogmatismus für eine bessere Welt?
Comments (48)
  1. Ich sagt:

    „Es gibt ja auch nicht nur Erziehung, es gibt bindungsorientierte Erziehung, zugewandte und liebevolle, antiautoritäre und laisser-faire Erziehung. Also einfach nur von „Erziehung“ zu sprechen finde ich dementsprechend ungenau.“ … LOL … Großartig! Wäre ich dem Schulsystem verbunden, würde ich jetzt rufen: Setzen! Sechs! Thema verfehlt! Denn: Es bleibt ERZIEHUNG! herrlich … you made my day. („Es gibt nicht nur Kriege. Es gibt Bürgerkriege, Weltkriege, Familienkriege, Erziehungskriege. Nur von Kriegen zu sprechen, ist da jetzt schon irgendwie ungenau.“ … zum Friedensaktivist … gröll)
    Ich empfehle gern zum Verständnis was mit Antipädagogik oder unerzogen gemeint ist: http://kraetzae.de/erziehung/erziehen_ist_gemein/

    LG
    ich (und nicht du ;-))

    1. Mama Notes sagt:

      Äh ja. Wunderbares Beispiel für gewaltfreie und zugewandte Kommunikation. Danke.

  2. peggy sagt:

    was willst du uns jetzt mit deinem text sagen?

    1. Entschuldigung, aber andere Menschen in Schulnoten abzuwerten, Erziehung mit Krieg gleich zu setzen und eine Sprachgewaltig ohne Aussage hinzukeifen ist ebenfalls nicht „unerzogen“. Und zwar deshalb weil es nicht gewaltfrei, liebevoll und zugewandt ist!
      Ich möchte gar nicht von Deiner erwachsenenkommunikation auf die Kommunikation mit Deinen Kindern schließen, das ginge zu weit. Nur so viel: Dogmatismus ist auch eine Form von Gewalt und ich frage mich wie Du anderen/Kindern begegnest wenn sie Deine Lebensweise kritisieren wenn Du schon mit einem Blogartikel nicht umgehen kannst der gar nichts mit Dir persönlich zu tun hat…

  3. Franziska morj.an sagt:

    Ich verstehe die ganze Problematik nicht. Erziehungsstile polarisieren…wie die oben genannten Säue… ich verstehe nicht warum man nicht einfach erziehen kann. Was ist denn so giftig an dem Wort? Man hat als Eltern doch einen Auftrag, eine Verantwortung einen gesellschaftsfähigen Menschen groß zu ziehen.

  4. Vielen Dank für deinen Beitrag. Du hast die Worte gefunden, die ich sagen wollte, aber nicht sagen kann, weil ich gerade einfach ziemlich wütend bin. Wütend, auf das verurteilen, wütend auf das Missionieren… (Kannst du bitte die Kommentartextgröße größer machen, ich kann gar nicht lesen was ich schreibe^^).

    Letztlich ist gerade vieles nur Wortklauberei, Defintionssache. Es heißt nicht Grenzen und dann sind es keine. Es heißt nicht Erziehung, dann ist es keine. Ist es Erziehung, ist es Gewalt… Definiert Gewalt. Definiert Erziehung… Im Moment ist das aber vor allem eines: Eine große wissenschaftliche Arbeit. Es wird mit Fachbegriffen um sich geworfen. Es wird analyisert, bewertet, kritisiert, zur Selbstreflexion aufgerufen… Dabei habe ich das Gefühl, dass viele so sehr mit dem Unerzogen-Stil verschmolzen sind, dass sie gar nicht mehr fähig sind, sich in dieser Form zu reflektieren… Ich habe bei vielen das Gefühl, die merken gar nicht, was ihre Worte da eigentlich gerade aussagen… Und, wenn sie es wissen, finde ich es derart vermessen und arrogant, dass ich nur den Kopf schütteln kann und mich einfach davon abwenden muss..
    Mir ist es völlig egal, wie mein Stil genannt wird. Mir ist wichtig, dass das Kind glücklich ist. Dass wir als Familie glücklich sind. Dass das Kind mit Liebe aufwächst und Vertrauen in die Welt… Wenn ich aber so manch Unerzogen-Beitrag lese, frage ich mich woraf sie vertrauen kann. Toleranz? Eher nicht… Alles was nicht unerzogen ist, wird scheinbar nicht toleriert. So kommt es an.. Es wird analyisert auseinander genommen.. hach.. Öffnet doch auch ein bisschen eure Herzen, statt nur den Geist. Kinder werden nicht durch Literatur groß, sie werden durch Liebe groß…

    Nur ein kurzer Ausflug in meine Gedankenwelt…
    Ich finde was du schreibst, ist super und spiegelt sehr wieder, was mich gerade bewegt. Nur etwas nüchterner und weniger aggro ;)

    LG und schönes Wochenende!
    Yasmin

  5. Ruth sagt:

    Hallo!

    Du beziehst dich ja ganz explizit auf einen meiner Artikel – das freut mich, dass er dich erreicht hat!

    Weißt du, ich bin jetzt nicht hier um dich zu überzeugen oder gar zu missionieren. Das würde sich mit meiner Haltung ja komplett nicht vereinen lassen. Du darfst natürlich gerne weiter erziehen ;) , ich muss niemanden überzeugen, der_die das nicht möchte.

    Zwei Dinge hast du jedoch über das Konzept ‚unerzogen‘ missverstanden und die möchte ich eben korrigieren:

    1. Die Idee ‚unerzogen‘ geht auf die Antipädagogik zurück, eine wissenschaftlich fundierte und inzwischen von der modernen Psychologie, Soziologie und Philosophie anerkannte Idee. Ihr liegt die simple Annahme zugrunde, dass es moralisch und psychologisch falsch (Ja, wenn wir über Ethik reden, reden wir in den Kategorien richtig und falsch – was nicht heißt, dass sie für andere nicht anders aussehen dürfen) ist, Menschen durch irgend eine Form der Manipulation zu etwas zu bringen oder zu machen.

    Die Antipädagogik sieht nun Erziehung also als spezifisch definierten Begriff, der überzeugend argumentativ dargelegt wurde von Ekkehard von Braunmühl (‚Zeit für Kinder‘): Erziehung ist NICHT lediglich Einfluss oder die Pflicht zu Pflege, sonst würde JEDE Beziehung als ‚Erziehung‘ definiert werden können. ‚Erziehung‘ kennzeichnet das spezifische Vorgehen innerhalb des Machtgefälles alt-jung zur Formung des jüngeren Menschen.

    ‚wenn ich nicht heute xy mache – dann kann mein Kind das ja nicht zum Zeitpunkt x‘. Genau diese angstbasierte Manipulationsidee (die ja auch gar nicht stimmt, wenn man es recht bedenkt und die gewaltige Nachteile für die Beziehung mitbringt) ist es, die ‚unerzogen‘ kritisiert. Sie ist in ihrer systemischen Anlage Gewalt: Eine_r urteilt über den_die andere_n und versucht, ihn_sie zu formen.
    Das geschieht üblicherweise nicht bewusst – und ist gerade deswegen ein sehr unangenehmer Gedanke, der Reaktionen wie deine provoziert. Ich verstehe, dass das weh tut. Ich stand da auch. Ich weiß noch,wie wütend und empört ich war. Weil ich doch nur wollte, dass es meinen Kindern gut geht. Ich übersah, dass ich nicht das Recht habe, zu entscheiden, wie es ihnen geht. Dass ich damit unsere Beziehung und ihr Vertrauen auf das Spiel setze. Dass ich meine Macht gebraucht habe, damit sie SCHEINBAR so sind wie ich sie haben wollte (achtsam, freundlich, dankbar…)… Ufff, das war hart.

    2. Das zweite Missverständnis betrifft deine an sich nette Idee, sich über MEthoden auszutauschen. Unerzogen ist keine Methode. Es gibt kein ‚mach es so und so und dann erziehst du nicht‘. Es gibt Ideen, die sich bewährt haben. Aber das wars dann auch schon.

    Die Haltung ist nicht leicht zu vermitteln. Sie bricht mit allem, was wir gewöhnt sind und fordert uns heraus, neu darüber nachzudenken, was Verantwortung und Liebe bedeutet.

    So, das war mir wichtig darzustellen: Einen Methodenaustausch KANN es nicht geben. Tatsächlich ist das vermutlich der Punkt, den du meinst mit ‚dogmatisch‘. Ich kann nämlich nicht ein bisschen unerzogen leben. Entweder ich lebe in der Haltung des Vertrauens und der Beziehung oder nicht. Wie ich das dann nenne, ist mir persönlich egal :)

    Liebe Grüße, Ruth

    1. Zora sagt:

      Danke Ruth! Das ist ja sehr großartig. Und erklärt es in gewohnt fundierter Art. Ganz ohne Manipulation. Wunderbar.

    2. Mama Notes sagt:

      Danke für diese konstruktive Antwort. Das habe ich gerne gelesen und klar lese ich weiter zum Thema. Übrigens habe ich mich nicht konkret auf einen Text von Dir bezogen. Aber Du kannst den, an den Du denkst gerne hier verlinken, wenn Du magst. Vielleicht bereichert er ja die Diskussion?

      LG Sonja

  6. Britta sagt:

    Hallo,

    ein spannendes, interessantes und auch bei mir in der Erziehungsberatung (Ja, ERZIEHUNGSberatung ;-)) immer wieder vorkommendes Thema.
    Ich persönlich finde nicht, dass Erziehung Beziehung ausschließt oder umgekehrt. Vielmehr finde ich, dass beides sich bedingt.

    Erziehung bedeutet für mich, meinem Kind einen Rahmen zu geben, innerhalb dessen es sich frei entwickeln und sich erproben kann, es vor Überforderung zu schützen, da es nicht wie ein Erwachsener alles überblicken kann und muss.
    Und genau das sehe ich leider so wahnsinnig oft in meiner Tätigkeit als Beraterin und auch in meiner 12 Jährigen Arbeit als Erzieherin, überforderte Kleinkinder, ohne Rahmen, die alles alleine entscheiden sollen (ich schreibe hier absichtlich „sollen“ und nicht „dürfen“!)
    Kleine Kinder, die überfordert und verzweifelt sind, weil sie nicht wissen, was sie tun sollen, wenn Erwachsene mit einer Forderung an sie heran treten. Und wir haben Forderungen an unsere Kinder, so wie es in jeder Art von Beziehungen Anforderungen gibt, die das gemeinsame Leben mit sich bringt. So funktioniert Gemeinschaft.
    Erziehung ist meines Erachtens nicht einschränkend, grausam und manipulierend. Es ist authentisch, liebevoll, es bereitet auf die Welt vor, in der wir leben und es ist wahrer Beziehungsaufbau. Es ist ein Ernstnehmen meiner Verantwortung und es ist mutig, weil ich mich durch Erziehung wesentlich öfter in die Situation bringe, in der mein Kind mich blöd findet, obwohl ich von ihm geliebt werden will.
    Es signalisiert auch, „ich gehe mit dir in die Auseinandersetzung. Ich nehme dich ernst.“
    Und was könnte ein besseres Signal an unsere Kinder sein?

    Beste Grüße,
    Britta

  7. Nicole sagt:

    Hallo,
    Ach du Schande – du hältst Erziehung für Gewaltfrei?
    Ich bin schier erschrocken über diesen Gedankengang.

    Erziehung =
    Manipulation
    künstlichen Grenzen konstruieren
    Machtgehabe seitens der Erwachsenen
    Bestrafung
    Verbote
    Grenzüberschreitungen seitens der Erwachsenen
    eigenen (elterlichen) Willen durchsetzen wollen
    Zuckerbrot und Peitsche = Lob/Belohnung und Kritik/Wegnehmen geliebter Dinge
    willkürliches Festlegen von Regeln.

    Erziehung ist in meinen Augen immer eine hierarchische Sache. Nämlich von oben nach unten und nie gleichwürdig. Eine Beziehung zum Kind ist wesentlich besser für seine Entwicklung.

    Gewalt kann auch mit dem Mund ausgeübt werden. Das nennt sich dann verbale Gewalt, die auch Spuren am Kind hinterlassen kann – oft lebenslange.

    Erziehung hält kleine sowie junge Menschen für zu dumm, um ohne „mahnenden Zeigefinger“ und „Vorhaltungen“ sowie „Bestrafungen“ nicht in der Gesellschaft zurecht kommen zu können.
    Dabei wird gerne übersehen, dass Kinder schon von klein auf eine ganz eigene Persönlichkeit haben, an der man nicht „herumbiegen“, sprich: „erziehen“, sollte.

    Im schlimmsten Fall wissen die Erwachsenen nicht mehr, warum sie bestimmte psychische Probleme und / oder Süchte haben.

    Bitte informiere dich zukünftig,bevor du solche haltlose Inhalte online stellst.

    1. Mama Notes sagt:

      Bitte lies die Blogtexte zukünftig. Ich habe deutlich geschrieben, dass ich all das nicht unter meiner Erziehung verstehe.

  8. Corinna sagt:

    Huhu,

    Oh man. Es ist echt ganz schön krass, was du gepostet hast.
    Für mich ist das Wort „Erziehung“ eh ein „Unwort“, dass seit Jahrhunderten mit verschiedenen Inhalten durch die „zivilisierte“ Welt geistert. Mal beinhaltet sie Schläge, mal subtile Manipulation dem Kind gegenüber. Oder sie ist „grenzenlos“ im Sinne von „mach doch, was du willst“.
    Allerdings halte ich absolut nichts davon, Kindern sowie Erwachsenen Grenzen zu setzen. Mein Motto lautet vielmehr „schaue, wo deine eigene Grenze ist und mache das deutlich“. Dies lässt sich sehr gut mit Ich-Sätzen bewerkstelligen.
    Ich finde auch, dass eher die eigenen Ängste usw. ausgesprochen werden sollten, als ein unsinniges Verbot auszusprechen. Denn ich denke, dass vielmehr dieses „du darfst jetzt nicht XY machen“ ohne Begründung ärgert.
    Alles erlauben geht schon gar nicht, weil dann sich manche Dinge als Widerspruch gegenüber stehen würden.
    Meine Grenze ist dort, wo andere gefährdet sind, es für mich zu teuer wird und ich mit einem Gewissen nicht vereinbaren kann. Allerdings sage ich das auch so und spreche kein „du darfst nicht“, sondern vielmehr ein „ich möchte (nicht), dass du“ aus.

    Es ist ein Irrglauber, dass so viele leider denken, Menschen müsste erzogen werden.
    Kinder brauchen Erwachsene, die ihnen durch respektvollen Umgang mit ihnen Achtsamkeit zeigen.

    Erwachsene, die nicht „machtbesessen“ sind, sondern Kinder als „gleichwürdig“ ansehen.

    Erziehende Menschen geht es nicht unbedingt um das Wohl des Kindes. Auch wenn es vordergründig so erscheinen mag. Im Grunde versuchen sie Kindern und Jugendlichen ihre Wünsche, ihre Weltanschauung als die „beste“ zu verkaufen.
    Kinder sind von Geburt an soziale Wesen. Da muss kein moralischer Erziehungszeigefinger geschwungen werden – sondern sollte den Kleinen geholfen werden, mit Respekt ihren Weg zu machen.
    Erziehung hat zum Ziel, Kinder zu funktionierenden Marionetten zu machen.
    Leider merken die wenigsten erzogenen Erwachsenen, dass Jahre lang in ihrer Kindheit seltener ihre Bedürfnisse geachtet wurden.

    Lieben Gruß Corinna

    1. Mama Notes sagt:

      Aber Du hast meinen Text gelesen, meine Definition von Erziehung und was ich über Gleichwürdigkeit schreibe? Naja

    2. Britta sagt:

      Hallo Corinna,

      du willst also sagen, ich möchte mein Kind zu einer funktionierenden Marionette machen, weil ich denke, das man seine Erziehungsverantwortung als Eltern wahrnehmen sollte?

      Entschuldige mal, dass ist anmaßend, verallgemeinernd und schlicht dumm.
      Würdest du dass, was du hier so glühend beschreibst auch wirklich leben und fühlen, hättest du an dieser Stelle andere Worte gefunden. Statt dessen hast du dich über andere erhoben und geurteilt.

      Authentisch ist anders…..

      Beste Grüße,
      Britta

  9. Birte sagt:

    Hallo!
    .
    Kinder brauchen keine Eltern, die ihnen mit Konsequenzen und Grenzen setzen kommen.
    Auch nicht solche, die meinen mit Verboten würden sich bestimmte Probleme in Luft auflösen. Vielmehr ist oft das Gegenteil der Fall.
    Kinder möchten Eltern, die ihre eigenen Grenzen kennen und denen kein Zacken aus der Krone fällt, wenn sie mal sagen „das weiß ich nicht“.
    Ebenso wollen sie Eltern, die die Grenzen der Kinder achten.
    Kinder wollen Verständnis und Unterstützung.
    Aber nicht auf ihre Leistungen reduziert werden.
    Sie brauchen auch kein Lob, das im Grunde nur dazu gedacht ist, sie in ihren Leistungen anzuspornen und gönnerhaft daher kommt.
    Kinder wollen Eltern (und auch andere Erwachsene), die sagen, dass ihnen etwas gefällt – und zwar fern von jeglicher Bewertung.
    Kinder wollen Lernen und zwar an jedem Ort.
    Sie möchten aber selten das zu vorgeschriebenen Zeit mit Menschen machen müssen, die ihnen möglicherweise nicht sympathisch sind oder gar Unbehagen verursachen.
    Kinder möchten keine starren Begrenzungen, sondern selbst herausfinden, wie viel sie von was vertragen.
    Eltern dürfen ihre Kinder allerdings vor realen Gefahren – wie auf eine stark befahrene Straßen rennen – schützen.

    Kinder brauchen aber keine Erziehung.

    1. Mama Notes sagt:

      All das was Du beschreibst unterschreibe ich vollkommen. Und eben dieser Rahmen aus natürlichen Grenzen oder Regeln, die aber von den Eltern, von der Welt etc. kommen, nenne ich gleichwürdige, liebevolle Erziehung.

  10. Mama Notes, manchmal sind wir uns uneinig, aber die Gedanken, die Du hier aufgeschrieben hast, sind mir absolut nicht unbekannt :-)

    Zum besseren Verständnis: Der „moderne“ Erziehungsbegriff von Ekkehard von Braunmühl, auf den sich Ruth weiter oben bezieht und den der Begründer der Antipädagogik kritisiert hat, stammt aus dem Jahr 1975. von Braunmühls Theorie ist übrigens – auf Basis der postulierten Prämissen – in sich schlüssig. Ausser, dass er sich Mitte der 80er Jahre dann von seiner Antipädagogik distanziert hat mit der Begründung, dass die Theorie nicht praxistauglich ist.

    Zusammenfassend kann man sagen: Die ganze Kritik, die „unerzogen“-AnhängerInnen an Erziehung äussern bezieht sich auf Definitionen von Erziehung aus den 1970er und 1980er Jahren und hat nicht auf das, was Du oder ich in unserem Familienalltag leben. Man kann die „Erziehung ist Gewalt“-Predigten also getrost ignorieren.

    1. Mama Notes sagt:

      Danke Katharina, das ist es, was ich meine. Wir leben eine bindungs- und beziehungsorientierte Erziehung, in der die Gleichwürdigkeit von Kinder und Eltern die zentrale Rolle spielt. Das wird dann aber komplett überlesen, obwohl ich das oben schrieb. Ich kann nur den Kopf schütteln. Und danke Dir für diese Vermittlung :)

      1. ich sagt:

        Hallo Katharina, es stimmt nicht, dass von Braunmühl sich von der Antipädagogik distanziert hätte, weil die Theorie nicht praxistauglich wäre. Er hat sich gar nicht von ihr distanziert. Es stimmt, es ist eine Theorie und sie war als solche immer gedacht. Als Kritik an der Pädagogik. unerzogen hat auf dieser theoretischen Grundlage einen Rahmen geschaffen, praktisch Erziehung sein zu lassen, sich darüber auszutauschen. Ich wollte das unbedingt klar stellen, bevor sich Halbwahrheiten festigen und verbreiten. Richtig ist, dass sich von Braunmühl Mitte der 90er Jahre zurückgezogen hat, was andere Gründe hatte. Und ob die Definition von Erziehung aus den 70er, 80er oder 2000er ist, ist völlig irrelevant, weil es sich immer noch um Erziehung handelt, die einen Menschen zum Objekt von Willkür eines anderen macht. Es gibt schulkritische Bücher aus den 30er Jahren, die heute so aktuell wie damals sind, weil sich außer an Äußerlichkeiten nichts geändert hat. Sö ähnlich ist es leider mit Erziehung. Es geht immer um Haltung – betonen unerzogene oft und es stimmt. Und es stimmt, dass es harte Arbeit ist, sich auf Augenhöhe mit den Kindern einzulassen. In erster Linie harte Arbeit an sich selbst. Man kann die „Erziehung ist Gewalt“-Predigen getrost ignorieren. Natürlich! Nichtsdestotrotz bleibt Erziehung Gewalt, auch wenn man es wegignorieren will. Oder um es mit von Braunmühls Worten zu sagen: „Wer Kinder erziehen will, will Kinder zerstören – ob er es schon weiß, oder ob er es noch nicht weiß: für die Kinder macht das keinen Unterschied.“

      2. Hannah sagt:

        Mama Notes, wen meinst du hier mit „Wir“?

        1. Mama Notes sagt:

          Den Mann, die Kinder und mich

  11. Davia sagt:

    Hallo,
    Das Fatale an seelischer Gewalt: sie geht schon mit der Erziehung einher. Diese beginnt in der Regel im Alter des Kindes, wo es sich noch nicht bewusst daran erinnert.
    Kinder müssen dafür noch nicht einmal mit bösen Worten bedacht werden: Ständig geäußerte Aussagen wie „WIR wollen doch (nicht)….“, wenn Mutter / Vater (oder ein anderer Erwachsener) im Grunde SICH und SEINE Wünsche meint, die sorgen dafür, dass das Kind irgendwann glaubt – es seien seine Wünsche.
    Kinder müssen noch nicht einmal seelisch bestraft werden.
    Das aber verlangt die Einsicht der Eltern, der Erwachsenen, dass sie erstmal ihre alten (von ihren Eltern anerzogenen) Verhaltensmuster im Umgang mit Kinder ablegen bzw. ändern müssen.
    Mache ich mir klar, dass dies ein Generationenproblem ist und ich auch wirklich bereit bin, das hinter mir zu lassen, kann die nächste Generation mit wenig(er) seelischer Gewalt aufwachsen. Mein Wunschtraum wäre komplett ohne – aber das ist unrealistisch, weil es immer Eltern geben wird, die denken „Kinder müssen erzogen werden“.

    Mfg

    1. Mama Notes sagt:

      Diese Wir-Botschaften, obwohl es eine Ich-Botschaft sein müßte, sind in meinen Augen auch keine gute Erziehung. Ist auch keine gute Beziehung. Würde ich daher nie machen.
      Was ich damit sagen will, diese ganzen Argumente sind zu verallgemeinernd. Natürlich ist eine gleichwürdige, bindungsorientierte Beziehung zu den Kindern zentral. Das schließt gefakte Wir-Botschaften aus.

  12. Marc sagt:

    Ich bin für BEziehung statt ERziehung.
    Erziehung ist in erster Linie eine manipulative Maßnahme der Eltern, die Kinder in die von ihnen (Eltern) gewünschte Richtung zu lenken.
    Strafen und Reglementierungen haben selten den gewünschten Erfolg. Sie sorgen eher für gegenseitiges Misstrauen zwischen den Betreffenden.
    Erziehung macht mehr kaputt als sie nutzt.
    Ich beobachte (und kenne) viele Menschen, die erzogen wurden und diverse Probleme aufgrund dessen haben:
    Süchte
    kriminelles Verhalten
    psychische Störungen
    Da der Großteil erzogen wurde und noch wird, fallen die Manipulationen nicht so auf. Verhaltensweisen werden als normal eingestuft. Viele verhalten sich so – also muss es normal sein.
    Ich baue da lieber auf ein respektvolles Miteinander. Wobei am Anfang erst die Eltern schon dem Neugeborenen eine gewisse Achtung entgegen bringen, indem sie seine Bedürfnisse befriedigen.

    Was ich unter Erziehung verstehe? Alles was zur Manipulation des Kindes benutzt wird, um es in die Richtung zu bewegen, die die Eltern gerne hätten. Unabhängig davon, ob diese Richtung überhaupt die geeignete fürs Kind wäre.
    Und ja ,sowas ist Gewalt.

  13. Marlene sagt:

    Vorneweg: DAS Unerzogen gibt es nicht.

    Unerzogen kommt auch nicht mit einem Ratgeber in Form von „du sollst und du darfst nicht“ daher.
    Wer für unerzogen ein Patentrezept erwartet hat Pech gehabt.
    Vielmehr ist unerzogen so vielschichtig wie die Familien, die unerzogen leben.
    Was für die einen passt, geht für die anderen nicht.

    Erziehung besagt, dass Kinder ja total haltlos werden, wenn ihnen keine Grenzen gesetzt werden und Unglaubwürdigkeit herauf beschworen wird, drohe „man“ zwar Konsequenzen an, ziehe diese dann doch nicht durch.
    Erziehung ist hierarchisch aufgebaut: „Du machst, was ich sage!“ und „ich weiß am besten, was für dich gut ist!“ – das mit dem Beigeschmack, dass den Kindern das Erkennen ihrer eigenen Grenzen aberkennt wird.
    Folge davon: sie können als Erwachsene nur schwer ihre eigene Grenzen finden. Ist ja keiner mehr da, der ihnen sagt „ein Glas Bier reicht“ und „die dritte Pizza ist echt zu viel“.

    Bei unerzogen geht es um
    eigene Grenzen definieren und zeigen
    sich konsequent den Umständen anpassen – wenn es unbedingt Konsequenzen sein müssen
    einen achtsamen (respektvollen) Umgang mit dem Kind pflegen
    auch der Einsatz von „schützender Gewalt“ ist okay. Schließlich will keiner, dass sein Kind den Mittelstreifen einer vierspurigen Straße aufrollt oder todesmutig an eine Starkstromleitung fasst.

    Während Erziehung verbietet, benennt unerzogen des Grund, warum sich Mutter / Vater dabei nicht wohlfühlen und nicht wollen, dass der Minderjährige raucht, Alkohol trinkt oder andere schädliche Sachen macht.

    Unerzogen bedeutet für mich eben
    Flexibilität (um auf sich verändernde Situationen eingehen zu können)
    Kreativität (manche scheinbar verrückte Lösungen haben letzten Endes alle Beteiligten zufrieden gestellt) sowie
    Abkehr von nicht bewahrheiteten Glaubenssätzen (welche Sprüche das sind, überlasse ich jedem selbst)

    OT:
    Die kleine Schrift finde ich echt ätzend – mit Brille auf kaum zu erkennen und mit Brille ab auch nicht besser.

  14. Julia sagt:

    Guten Tag,

    Deinem Text nach zu urteilen, gehe ich davon aus, dass dir die Materie Unerzogen nichts sagt.
    Die Dinge von denen du geschrieben hast, sind nämlich Zeichen schlechter Informationsquelle.
    Ich empfehle dir, dich selbst mal intensiv damit zu beschäftigen, und auch mal was darüber zu lesen. Damit du mehr Ahnung davon bekommst.

    Ich bin der Auffassung, dass jede Art von Erziehung schadet. Erziehung bedeutet letzten Endes Manipulation am Kind durch den Erwachsenen, es dort hinzubewegen, wo man es haben möchte. Das wiederum ist Gewalt.
    Befasse dich mal mit „Antipädädagogik“ und lese die Bücher von Alice Miller – insbesondere „Am Anfang war Erziehung“.

    Erziehung ist nie gleichwürdig, sondern (subtil oder offensichtlich) manipulativ.
    Denn das Kind soll sich so verhalten oder gar werden, wie von Erziehungswilligen gewünscht.
    Ich will keinem absprechen, dass er das Beste für sein Kind will – nur ist Erziehung da eh hinderlich.

    Willst du, dass Kinder ihre eigene Persönlichkeit behalten und ihre eigenen Interessen entwickeln?Dann unterlasse das Erziehen. Oder sollen sie ein „Abklatsch“ deiner Vorstellung werden? Dann erziehe weiter.

    Die Zeiten sind vorbei, wo ein Kind „funktionieren“ musste. Sie sind keine Roboter!

    Lg

  15. Steven sagt:

    Hallo Bloggerkollegin,

    Hallo,

    wenn es dich wirklich interessiert, dann befasse dich mal mit „unerzogen“, das ist wirklich ein Segen.

    Dann stellst du schnell fest das Erziehung Gewalt beinhaltet.
    Vor allem psychische Gewalt.
    http://www.gewaltinfo.at/fachwissen/formen/psychisch/psychische_gewalt_kind.php

  16. Vera sagt:

    Dein Artikel ist mir aus der Seele geschrieben – vielleicht wäre es eine Idee, den Fokus vom Trennenden aufs Verbindende zu verschieben? Denn ich sehe viele Überschneidungen in dem, wie du deine Sicht von gleichwürdiger Erziehung beschreibst und dem was ich unter dem Übertitel Unerzogen so lese. Ebenso bei mir selbst, ich bin Erziehungsberaterin und erziehe seit 13 Jahren eigene Kinder. Ich lebe (und arbeite!) ohne Strafe und Belohnung, mit Alternativen zum Loben, mit Ich-Botschaften, ohne Wunsch nach funktionierenden gehorsamen Kindern, mit ganz viel Selbstreflexion und Bedürfnisorientierung, ohne Methoden und Machtausübung und einer ordentlichen Portion Bauchgefühl … und ich glaube, da treffe ich mich ganz stark mti unerzogen (jedenfalls nach allem, was ich bis jetzt davon gelesen habe!)
    Letztendlich ist Familie ja ohnehin zu individuell, auf das es ein Patentrezept für alle geben könnte …

  17. Katrin sagt:

    Hallo,
    ich glaube, du weißt nicht genau, von was du redest.
    Es geht ihr vor allem darum, dass „Erziehungsmaßnahmen“ nicht als normal und gerechtfertigt angesehen werden sollten. Denn Erziehung ist nicht zu rechtfertigen.

    Was möchtest du mit deinen Beitrag konkret sagen?
    Geht es Dir um die Beruhigung Deines eigenen Gewissens?

    Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.

    Also ich zerstöre Dein Weltbild nur ungern aber es muß wohl sein.
    Erziehung geht nie Gewaltlos. Erziehen ist voller Gewalt.

    Erziehung ist: überflüssig,manipulierend,grenzüberschreitend,
    respektlos,machtbesessen,beziehungszerstörend,hierarchisch,
    kontrollierend,vertrauensschädigend,gewaltvoll.

    Was ich überhaupt nicht ausstehen kann:
    Das unreflektierte inflationäre Nachgeplapper des Satzes „Kinder brauchen Erziehung“.

    Erziehung hält oft davon ab mal ein glücklicher eigenständig denkender Mensch zu werden.
    Es sei denn, er kann Jahrzehnte später seine eigene Kindheit reflektieren und erkennen, wie mistig Erziehung doch ist.

    Im ersten Moment mag elterliche Gewalt(Erziehung) zum Gehorsam führen, doch im Nachhinein führt sie zu Verhaltensweisen wie geistiger Aggression und enormer Verschlechterung der Eltern-Kind-Beziehung. Und erzählt mir an dieser Stelle jetzt nicht, dass ihr soo viele Leute kennt, denen das nicht geschadet hat!

    In dem Sinne,schönen Abend

  18. Marlen sagt:

    Abend,

    Egal, welche Erziehung Kindern angetan wird: sie hat noch nie gut getan. Vor allem nicht den Kindern.

    Erziehung bedeutet das Kind in ein bestimmtes Bild zu pressen,das Kind gesellschaftsfähig zu machen, dh die persönliche Enfaltung des Kindes muss sich schon innerhalb der moralischen, ethischen und kulturellen Rahmenbedingungen bewegen.
    Diese Definition sprudelt voller Gewalt.

    Erziehung wirkt in erster Linie beeinflussend – entweder direkt oder indirekt.
    Manchmal eher unbewusst vom Erziehenden, manchmal bewusst. Besonders extrem finde ich dieses Subtile.
    Kinder wollen nicht er-zogen werden, sondern zu uns in Be-ziehung treten. Wir haben nicht das Recht, sie zu verändern. Wie in jeder Be-ziehung haben wir das Recht, dort Grenzen zu setzen, wo es an unser Wohlbefinden geht und genauso haben Kinder das Recht, dass ihre Grenzen beachtet werden, wo es an ihr Wohlbefinden geht.

    Um Kindern liebevoll und gewaltfrei zu begegnen, muss ich bei mir anfangen, meinen seelischen Müll raus bringen, um inneren Frieden und Gelassenheit zu finden.

  19. Lena sagt:

    Liebe Sonja,
    ich verstehe Deine Worte – und irgendwie doch auch wieder nicht. Ich habe nie erzogen, drum triggert mich da auch kein Vergleich an. Für mich ist allerdings Attachment Parenting auch sozusagen eine Art Babystufe von unerzogen und daraus wiederum folgend dem freien Lernen – egal, wie man es nennt und egal, ob es gerade „modern“ ist (was ja gerade mal und auch nur in immer noch recht kleinen Kreisen in den letzten Jahren gilt, zuvor oder außerhalb war da ja eher Bashing angesagt). Als „Sau, die durch’s Bloggerdorf getrieben wird“ habe ich das nie gesehen, das finde ich sehr befremdlich. Sei es drum.
    Nein, die meisten haben keinen pädagogischen Hintergrund (wissenschaftlichen oft durchaus – auch wenn ich nicht weiß, ob der immer förderlich ist ;-)) – denn dieser ist meist ja eher hinderlich. Pädagogik geht von eben jenem unfertigen Bild vom Kinde aus, dass erst zu etwas gemacht und erzogen werden muss. Deswegen ist es ja so, dass unerzogen/AP/etc. lebende Pädagogen sich oft von ihrer Profession distanzieren und auch, ehe sie an z.B. einer freien Schule arbeiten, erstmal deschoolen.
    Ich verstehe nicht ganz, wieso Du und einige andere so auf „Erziehung ist Gewalt“ anspringst. Irgendwie triggert das bei vielen offensichtlich etwas. Nur weil etwas leise daherkommt, muß es nicht liebevoll oder gar gut sein. Erziehung IST Gewalt, da reicht ein Blick auf die Wikipedia-Definition von Gewalt. Wenn Du Dir vorstellst, Du würdest von Deinem Partner erzogen, indem der (oder die) versucht, Dich anders zu formen, als Du bist, würdest Du das mit Sicherheit als gewaltvoll empfinden. Die meisten von uns wurden ja erzogen, drum empfinden wir das als Schutzmechanismus oft nicht so sehr so, wie mit uns da umgegangen wurde und es ist sehr schmerzvolle Innenarbeit davor zu tun.. Nicht erzogene/freie Kinder reagieren meist sehr sehr stark auf Erziehungsversuche und bringen erziehende Erwachsene damit ins Straucheln.
    Ich habe einen Beitrag dazu geschireben, warum unerzogen eben kein Erziehungsstil sein kann: : http://familienleicht.de/warum-unerzogen-kein-erziehungsstil-ist/
    LG
    Lena

    1. Mama Notes sagt:

      Liebe Lena, danke für Deine sehr konstruktive und vermittelnde Antwort und den Link.
      Die Säue durchs Bloggerdorf habe ich darauf bezogen, dass diese Themen in meiner Filter Bubble zu großen Diskussionen geführt haben.
      Ich denke, meine Irritation liegt darin, dass ich Erziehung einfach fernab von der offiziellen Definition belegt habe mit Grundsätzen, wie sie zB im AP und bei JJuul zu finden sind. Daher irritierte mich der Gewalt-Begriff.
      So wie Du und viele andere Erziehung belegen und definieren (und tatsächlich zB auch Wikipedia) ist Erziehung und Gewalt und Manipulation, absolut. Und etwas, dass wir noch nie gelebt haben.

  20. Hannah sagt:

    Es fand zwar auch schon Erwähnung in einem vorherigen Kommentar, jedoch finde ich den Inhalt des folgenden Artikels noch sehr wichtig zur Verdeutlichung: http://familienleicht.de/warum-unerzogen-kein-erziehungsstil-ist/

    Unerzogen ist weder Metode, noch Erziehungsstil. Das (wird leider häufig aber,) darf nicht verwechselt werden und ist mAn. der wichtigste Punkt, den es in deinem Text umzudenken gilt.

  21. Oh wei, da hast du dir aber ein paar böse Kommentare an Land gezogen…

    Ich finde deinen Text mutig, differenziert und (im Gegensatz zu vielen oben stehenden Kommentaren) sehr respektvoll.
    Wenn ich dich richtig verstehe, dann ist „Erziehung“ für dich „Führung“ – und Führung KANN in meinen Augen Gewalt sein, muss es aber nicht. Wenn ich meinem Kind voran gehe, dann heißt das schließlich noch lange nicht, dass ich es hinter mir her zerre. Auch wenn ich voran gehe, kann ich in Beziehung sein. Bedürfnisorinetiert. Bindungsorientiert. In Kommunikation.
    Wenn ich mein Kind führe, heißt das noch nicht, dass ich es zwinge mit zu kommen. Aber vielleicht sind meine auch ganz glücklich über die Orientierung, die ich ihnen biete. Und diese Führung ist natürlich verhandelbar.

    Ein Kind ist aber eben ein Kind und kein Erwachsener. Und Freiheit heißt eben immer auch Verantwortung – und wenn ich meinem Kind grenzenlose Freiheit zumute, mute ich ihm eben auch grenzenlose Verantwortung zu.

    Davon abgesehen fällt mir in der Diskussion um unerzogen oft ein Aspekt auf, der mir Kopfzerbrechen beschert: Als Pädagogin weiß ich, dass es viele verschiedene Arten und Weisen des Lernens gibt, die nebeneinander und miteinander existieren, sich gegenseitig bedingen und durchdringen und ohne einander nicht denkbar und auch nicht sinnvoll sind. unerzogen dagegen scheint sich in erster Linie am Lernen aus Erfahrung zu orientieren.

    Kinder lernen aber eben nicht nur aus Erfahrung – sie lernen aus Erfahrung, aber nicht nur.

  22. jen sagt:

    Leute,Leute.Sonst darf keiner aus der Verwandtschaft was anmerken, die Herren Ekkehard und Jesper wissen aber genau, was jedes individuelle Kind braucht, ist klar.Kinder einfach lieb haben und groß ziehen.Groß, nicht Er- .Natürlich muss ich ihn mal zwingen, z.B.bei Medikamenten.Aber sonst behandelt man sein Kind wie seinen Partner: liebevoll, respektvoll, ohne nölen und verändern wollen.Mit dem Partner sucht man doch auch gemeinsam nach der besten Lösung.Mir ist das ganze Problem unklar.Großziehen und lieben.

  23. Ruth sagt:

    Es ist mir ein Rätsel. Dieses gegenseitige runtermachen wenn jemand eine andere Idee oder Meinung vertritt. Interessanterweise häufig in den aggressivsten und abwertendsten Worten von denen, die für sich beanspruchen gleichwertig, empathisch, nicht manipulativ und erst recht nicht gewalttätig anderen Menschen bzw ihren Kindern ggü zu handeln…. Mein Plädoyer: ein bißchen weniger Theorie und ein bißchen mehr gelebte und erfahrbare Praxis, in jeder lebenssituation!

  24. Patricia sagt:

    Ganz ehrlich, die Kommentare sind ja unterirdisch. Da man davon ausgehen kann, dass diese Leute auch so mit Ihren Kindern sprechen (gleichwürdig, authentisch, auf Augenhöhe? – haha), dann glaube ich sofort, dass diese Kinder zu unerzogenen Menschen heranwachsen. Wo bleibt der Respekt in den Kommentaren? Alles, was nicht ins eigene Schema passt, wird also herunter gemacht? Was passiert, wenn eure Kinder mal nicht eurer Meinung sind? Wenn sie ihren eigenen Weg gehen wollen? Was macht ihr, wenn der Partner nicht so leben kann/will?

    Ihr kämpft wohl jetzt jahrelang gegen alles und jeden, der eurem Pflänzchen schaden könnte und eure Kinder nicht ganz genau so (aber auch ja nicht mit einer fixen Methode) begegnet, wie ihr euch das wünscht.. Gegen Partner, Grosseltern, Paten, Erzieher, Lehrer… Und irgendwann hat das Kind keine andere Bezugsperson mehr. Nur noch euch. Gewaltsam zu einem gewaltfreien Leben. Sehr erstrebenswert.

  25. Roxy sagt:

    Na ja, ein Leben ohne Gewalt in einer Gesellschaft, die auf dem Geldsystem basiert, schon irgendwie paradox? Wenn ich mich in einer gewaltlosen Umgebung aufhalten möchte und Menschen danach leben mögen, müssten sie höchstwahrscheinlich die „feindliche“ Umgebung verlassen. Es nützt nun mal nix, einem Fisch an Land am Leben zu erhalten. Und da wird mir gleich bewusst, dass die Wertung eines der größten Probleme zu sein scheint. Weder das Land ist schlecht noch der Fisch. Und von diesen Wertungen sehe ich Menschen, die glauben eine Haltung zu haben, die sich unerzogen nennt, weit entfernt. Diese Haltung basiert auf einer ganz festen und unbeweglichen Vorgabe. Sie definiert für eine Masse was Gewalt ist. Damit kann der einzelne Mensch gar nicht mehr für sich entscheiden, was sich für ihn selbst gewalttätig anfühlt. In solchen Definitionen wird die Individualität radikal hinunter gebrochen. Gleichzeitig scheint der Begriff unerzogen gleichsam gewollt und gegenpolig platziert. Dem Weiß steht das Schwarz gegenüber, dem Gut, das Böse, dem Richtig das Falsch, dem Erzogen, das Unerzogen. Damit schaffe ich Fronten. Und die eine Front bestimmt nun über die andere, was sie ist und umgekehrt. Hier in den Kommentaren wurde Mama ganz häufig das Wort Erziehung definiert, wie der jeweilige Kommentator es versteht, nicht aber der Beitragsverfasser selbst. Tja, zu was Festigkeit im Verstand fähig ist! Und plötzlich wird die Haltung zu unerzogen abgestreift und die gute alte Erziehung kommt wieder durch!
    Während Mama hier ganz offen ihre Gedanken und Gefühle äußert, wird ihr vom Gegenpol der angeblich Gewaltlosen Definitionskram um die Ohren gehauen und ihre Gefühle und Gedanken abgewertet, dass es mir schon vom mitlesen schmerzt. Nun hätte ich gern mal gewusst, warum sich mancher hier von den Zeilen angegriffen fühlt? Was genau stört? Die eigene Meinung, das ganz individuelle Empfinden? Das Festhalten am Begriff Erziehung? Geht es darum? Tatsächlich? Geht nicht darum, ob sich dahinter im Einzelnen tatsächlich Gewaltlosigkeit verbergen könnte? Also Rechthaberei? Ich will Recht haben, der Begriff Erziehung ist ein ganz böses Wort! Dabei kommt mir das so einstudiert vor, als ob die Anhänger von unerzogen erstmal dazu trainiert wurden, eine einheitliche Meinung zu bilden. Aber ganz unerzogen natürlich… Tja, und genau so entstehen Kriege und keiner der Parteien wollte doch Gewalt.
    Mama, Dein Beitrag hat mir sehr gefallen und auch einige Kommentare von – ich bekomme es kaum über meine Lippen – Pädagogen und Erziehern? Ich mag das Wort Erziehen tatsächlich auch nicht und vermeide es zu benutzen, doch diese Debatte hier hat die Festigkeit für mich daraus genommen und eine größere Härte im Wort unerzogen zugeführt. Menschen bedürfnisorientiert begleiten mag ich schon eher. Gibt es eigentlich eine Definition, wann ein Kind keins mehr ist? Warum einem Menschen egal welchen Alters nicht einfach so liebe- und verständnisvoll begegnen, als wäre er ein Kind, das eigene?
    Ein Mensch, der mir tatsächlich mit der Haltung unerzogen begegnet, den erkenne ich nicht an seinen Worten, die er sagt, sondern an dem Gefühl, welches er mir vermittelt. Fühle ich mich in seiner Gegenwart angenommen und wohl, dann bin ich einem begegnet.

  26. mamaonline sagt:

    Mal eine Beobachtung aus der Praxis: Ich habe schon mehrfach erlebt, dass Eltern, Erzieher und Lehrer (ja, so was gibt’s auch), die offenkundig eine totale Gleichberechtigung von Kindern und Erwachsenen lebten (oder es versuchten), aus heiterem Himmel Entgleisungen sehr unschöner Art hatten. Plötzlich schrien sie die Kinder an, wegen Nichtigkeiten. Das fand ich schlimm, denn die Kinder wussten gar nicht, wie ihnen geschah. Ich habe mich dann gefragt, wie es dazu kommen konnte, denn das wollten die Erwachsenen so ja nicht. Meine Antwort als Mutter und Grundschullehrerin: Der Umgang mit Kindern ist anstrengend und fordert uns manchmal alles ab. Und Fakt ist: Wir, die Erwachsenen tragen die Verantwortung und spüren sie auch. In diesem Punkt sind wir und die Kinder eben NICHT gleich, so der Gesetzgeber. Daher wird es immer Situationen geben (die unerzogen-Vertreter nannten ja selbst die stark befahrene Straße), in der wir Vorgaben machen müssen. Daher habe ich mir vorgenommen: Größtmögliche Transparenz für die Kinder! Das bedeutet zum einen, dass ich Vorgaben immer erkläre, aber auch, dass ich meine Werte, Wünsche, Vorlieben und Stimmungen transparent mache. Damit die Kinder wissen, womit sie es zu tun haben und die Möglichkeit haben, sich bewusst abzugrenzen. Denn ich werde immer Fehler machen, wenn es mir auch leid tut. Und dann, wenn die Kinder selbst erwachsen werden, dann dürfen (sollen!) sie gerne all meine Werte in Frage stellen. Und ihre eigenen finden. Leider habe ich es bisher kaum erlebt, dass Eltern es wirklich gutheißen, wenn ihre erwachsenen Kinder einen ganz anderen Lebensentwurf wählen. DA wartet doch die eigentliche Herausforderung auf uns, oder?? ;-) Der Härtetest für die unerzogen-Eltern: Würdet ihr es aushalten und respektieren, dass eure Kinder ihre Kinder ERZIEHEN?

  27. simone sagt:

    Ich finde deinen Artikel super und sehe es absolut genauso. Ich habe das Gefühl, dass die meisten Eltern die ihre Kinder nach dem unerzogen Prinzip aufwachsen lassen, Schwierigkeiten mit ihren eigenen Eltern haben/hatten und sehr wahrscheinlich keine oder nur wenige positive Erinnerungen an ihre eigene Kindheit haben. Nur so kann ich mir erklären, warum dieser Trend gerade so IN ist und der Begriff ERZIEHUNG so verteufelt wird. Beste Grüße :-)

  28. Mann sagt:

    Viele Männer und Jungs LIEBEN es, wenn es jemanden gibt, der sagt, wo es lang geht. Na gut, vielleicht manche.

    Wer „unerzogen“ lebt, zwingt seine Kinder dazu, „unerzogen“ aufzuwachsen. Zwang zur Führungslosigkeit. Das wäre dieser Logik nach auch wieder Gewalt.

    Manche wollen es sanft, manche wollen es hart, manche wissen nicht was sie wollen. Was andere wollen, ist oft ein Rätsel. „Ich will, dass du machst was ich will, ohne dass ich dir sage was ich will“ sagte mal eine Frau zu mir. Immer noch besser als „Es ist mir egal was du machst, ich tue einfach so, als würde mir alles gefallen“ (=unerzogen).

    Ach, macht doch einfach was ihr wollt! Ich mache ab jetzt einfach immer das, was niemand will, nichtmal ich selbst.

    1. smoon sagt:

      Das Großartigste am ganzen Artikel sind eigentlich die Kommentare aus der unerzogen- Ecke die einfach ales bestätigen was du über unerzogen geschrieben hast. Ich war selbst jahrelang im unerzogen Netz gefangen bis ich bemerkt habe das unerzgen hauptsächlich auf der polarisierenden Selbstdarstellung einiger Szeneblogger*innen beruht und das es mittlerweile unglaublich viele Eltern gibt die intuitiv das machen was unerzogen immer fordert. Nur ohne Community Druck und ohne mit Szene Begriffen um sich zu schmeißen und damit sind sie in den Augen von unerzogen in erster Linie vor allem eins- gewalttätig. Die Welt zu verstehen kann so einfach sein…

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