Erziehung & Beziehung

Das Aufopfern der Mütter kann nicht genug hinterfragt werden – egal ob im Attachment Parenting oder anderswo

Comments (15)
  1. MrsCgn sagt:

    Wie Du schon sagst: Das Thema ist nicht neu. Ich hatte in einem anderen Zusammenhang zu diesem Thema mal gebloggt. Besonders interessant war dabei aber der erste Kommentar darunter, und deswegen, wenn Du erlaubst, verlinke ich diesen hier:
    https://mrscgn.wordpress.com/2017/01/22/von-der-anstrengung-als-mutter-frau-zu-sein/#comment-406

    Ich zitiere einen Satz daraus:
    „Nicht die gesellschaftliche Diskriminierung, so wird suggeriert, sei das Problem, sondern das angeblich noch nicht ausreichend selbstoptimierte Individuum. Praktischerweise haben die genannten Profiteure natürlich ein ganzes Produktarsenal, (Therapie-)Kurse, Workshops, Bücher etc zur Hand …“
    Sorge für Dich selbst, dann wird alles gut.
    Mach Konzept A, B oder Hastenichtgesehn, dann wird alles gut.
    Lies das, besuche den oder den Workshop, dann wird alles gut.

    Diese Antworten sind mir zu einfach. Und das sind sie, weil die das eigentliche Problem nicht mal ansatzweise an der Wurzel zu packen versuchen. In mir wächst die Überzeugung, dass das Ganze auch einen politischen Lösungsansatz braucht. Und zwar nicht irgendwann, sondern jetzt. Vielleicht ist es Zeit, genau diesen politischen Aufstand der Eltern, die mit allen möglichen Anforderungen konfrontiert und damit oft überfordert werden, zu organisieren.

    Es geht um ein gesellschaftliches Umfeld, das a) jeder Familie einen eigenen Weg zum Glück ermöglicht, und b) helfend bereitsteht, anstatt zu (ver)urteilen.

  2. Melanie sagt:

    Ich hatte lustigerweise meine Gedanken dazu aufgeschrieben an dem Tag bevor die Diskussion um diesen unsäglichen Artikel losging. Mich beschäftigt das aber auch schon länger, dass es doch ein strukturelles und gesellschaftliches Problem ist und ja, Mütter können sich auch noch schön selbst um ihr bisschen Selbstfürsorge und Unterstützung kümmern, wenn sie an der unmöglichen Aufgabe scheitern ihre Kinder allein und isoliert großzuziehen. Ich fand dieses Interview mit einer Politikwissenschaftlerin super: https://www.fritzundfraenzi.ch/gesellschaft/familienleben/tazi-preve-uber-die-erschopfung-der-mutter-und-das-ubel-der-kleinfamilie?page=all
    Es gibt noch sehr viel zu tun und es kotzt mich inzwischen richtig an, dass man sofort in die Jammerecke geschoben wird, wenn man nur den Mund aufmacht. Was aber auch richtig ist, dass wir nicht von anderen erwarten können, dass sie uns ernst nehmen, wenn wir es selbst nicht tun…

  3. SilkeAusL sagt:

    Wie Alexandra Widmer immer „gepredigt“ hat:

    NUR WENN ES DIR GUT GEHT, GEHT ES AUCH DEINEN KINDERN GUT.

    Das müssen sich auch mal die anderen Personen in der Familie klar machen.
    Wollen nicht alle das Beste für ihre Kinder/Enkelkinder?
    Warum also dieses: DU wolltest die Kinder, wusstest von vornherein, dass Kinder anstrengend sind, nun sieh auch zu!

    Und hinterher heißt es dann: Warum hast Du denn nichts gesagt?

    Oder: „Meine Mutter ist damals auch mit 3 Jungs alleine klar gekommen, während Vater viel arbeiten war. UND ist noch arbeiten gegangen. “

    Ist ja toll, dann war deine Mutter wohl eine stärkere Frau als ich jetzt(die mit 40 an Krebs gestorben ist).

    MUSS das denn sein, dass man erst zusammen bricht?

    Aber man muss auch als Mutter lernen, genauso, wie es die anderen mit ihrer Haltung tun, NEIN zu sagen.
    Und das nehme ich mir jetzt NOCH mehr vor.
    Nicht zu den Kindern. Zu anderen.

    Gruß Silke

  4. Rachel sagt:

    Liebe Sonja, du hast große Teile meines eigenen Gedankenhaufens sehr schön zusammengefasst. Ich weiß jetzt gar nicht, ob ich dem noch was hinzufügen mag – mal schauen. Mir geht es nämlich sehr ähnlich: Ich habe keine Bücher zu AP gelesen. Jedoch bin ich viel im Netz unterwegs, habe Unerzogen vor einem halben Jahr entdeckt und mich aufgrund meiner Momente eben auch mit dieser großen Erschöpfung der anderen auseinandergesetzt.

    Ich musste gerade an meinen Artikel denken, in dem du letztendlich auch einen Beitrag geleistet hast. Ich verlinke ihn hier mal. Wenn doof, dann lösch ihn im Backend. :* http://www.mamadenkt.de/notfallsurvivalkit/ <- DAs war mein persönlicher kleiner Hilferufe und eure Solidarität in dem Moment hat mir zumindest dabei geholfen zu verinnerlichen: Ich bin nicht allein. Es gibt andere, die kennen das auch und ich darf mir bei ihnen was abgucken. Dafür nochmal ein sehr persönliches Danke auch an dich.

  5. Rona sagt:

    Bei kapitalistisch und patriarchal sozialisierten Frauen und Müttern (ergo: wir alle) fallen Erziehungskonzepte wie AP, unerzogen und andere How to’s auf fruchtbaren Boden. Diese Konzepte können an dieser Stelle so häufig zu selbstschädigenden Dogmen werden, weil wir so erzogen sind, uns ständig zu optimieren und Leistung zu bringen. Sich von dieser Sozialisation und Forderung abzuwenden, erfordert enorme innere Stärke. Es führt nicht selten auch zu Einsamkeit unter Müttern, weil Mütter sich gegenseitig in der Leistungsoptimierung pushen. An der aktuellen Diskussion kann man sehr gut beobachten, wie Mütterbashing funktioniert. Und gerade DAS finde ich persönlich viel schlimmer, als eine Mutter, die (huch!) mal eine Zigarette raucht. Nicht zu vergessen ist, dass an der Unsicherheit und Optimierungssehnsucht von Müttern ein riesengroßer Markt hängt, der nur funktioniert, wenn Mütter sich weiterhin irgendwie nicht richtig oder unsicher fühlen. Das, was unter dieser ganzen Diskussion liegt, die ständige Überforderung, wird dadurch leider nicht behoben.

    1. Mama Notes sagt:

      Vielen Dank für deinen Kommentar. Das finde ich eine sehr wichtige und sehr präzise Ergänzung.

    2. MrsCgn sagt:

      Ich wurde so nicht sozialisiert, da aus dem Osten stammend, und bei mir rufen Konzepte wie AP, unerzogen usw eher massiven inneren Widerstand hervor ;-) Was dann zu dem führt, das Du beschreibst: Als Mutter isoliert einen das durchaus, wobei ich es eher als Separation empfand, denn allein war und bin ich mit meinen Ansichten ja nicht.

      Sehr wichtig finde ich Deinen Punkt mit dem Markt: An dieser Unsicherheit vieler Mütter verdienen viele – und ja, auch Mütter. Sie schreiben Bücher, sagen mir, ich sollte dieses oder jenes tun, dann würde alles besser. Exakt das macht mich – es tut mir leid – aggressiv. Denn es sind dieselben, die dann sagen „Schluss mit mommy-war“ oder mehr Solidarität unter Müttern einfordern. Ich behaupte mal kühn: Ohne diese ganzen Konzepte gäbe es so manche Auseinandersetzung überhaupt nicht, die das Einfordern von Solidarität nötig machte.

      1. Mama Notes sagt:

        Da muss ich schon wiedersprechen. Bücher werden nicht als Kommerzfalle geschrieben. Gerade Bücher… Du willst also Bücher abschaffen, die sich mit dem Erziehen / Zusammenleben mit Kindern befassen? Nicht ernsthaft, oder? Bücher von Nora, Susanne oder Gewünschtestes Wunschkind sind nicht dogmatisch und bieten außerdem auch eine Folie, wie ein gleichwürdiges Zusammenleben möglich ist, jenseits von tradierten Autoritätsbegriffen. Letztendlich sind solche Bewegungen, Lebensweisen und eben Bücher / Blogs / Meinungsäußerungen auch immer der Entwurf für eine neue, zukünftige, gerechtere und bessere Gesellschaft. Das sollten wir bei all dem nicht vergessen. Abgesehen von der individuellen freieren Selbstentfaltung der Kinder. (Die eine freiere Gesellschaft erst wieder möglich machen.)

        1. MrsCgn sagt:

          Nirgendwo steht, dass ich etwas abschaffen will, „kühne Behauptung“ war mein Begriff. Ich spitze bewusst zu.

          Ich kenne als Mutter von älteren Kindern ja noch ganz andere Kämpfe unter Müttern, die etwas gelesen (oder geschrieben) hatten und mir meinten erklären zu müssen, wie ich mich zu verhalten hätte (es ging bspw ums Töpfchen oder auch um die Frage, ab wann Kinder denn fremdbetreut werden dürfen). Was meinst Du, wie ich als unerfahrene Erstmutter zumindest eine Weile darunter litt, bestimmten Idealen nicht zu entsprechen. Ich habe mich als sauschlechte Mutter empfunden – und das fand ich ziemlich schlimm!

          Du forderst mehr Solidarität unter Müttern ein, und ich äußere Zweifel, ob genau das gelingt, wenn über Konzepte wie AP und Unerzogen debattiert wird, weil meiner (!) Meinung nach hier eher Druck und ein schlechtes Gewissen denn Entspannung erzeugt werden.

  6. Also ich mache leidenschaftlich gerne AP, bzw. das, was ich mir darunter vorstelle. Ich lese viel Ratgeberliteratur, immer auf der Suche nach schlauen, praktikablen Lösungen für gewisse Herausforderungen im Alltag und ich nehme mir aus jedem gelesenen Buch genau das heraus, was zu unserer Familie passt und den Rest lasse ich einfach weg.
    Wir werden so mit Informationen zugedröhnt und viele können da gar nicht mehr unterscheiden, was für sie relevant ist und was nicht. Sei es, weil ihnen das nötige Hintergrundwissen fehlt (ja, auch den Journis teilweise!), sei es, weil es einfach mehr Information ist, als man überhaupt verarbeiten kann und dann gerät man in so einen Stress rein, das müsste ich noch und das und das und das und dann kommen sogar ältere, hochgebildete und normalerweise ziemlich vernünftige Mütter ins Hyperventilieren weil sie nicht auch noch die Marmelade selber kochen können…
    Man muss sich entscheiden. Prioritäten setzen. Klar wissen, was man für will und was nicht. Für mich fängt die Selbstfürsorge genau an diesem Punkt an: Was will ich. WAS will ich. Was WILL ich. Was will ICH. Ohne Klarheit in dieser Frage wird es verdammt schwierig, den eigenen Weg zu gehen. Aber wenn man diese Klarheit gefunden hat – was man will, was man nicht will – dann stellt man plötzlich fest: Es ist egal, was andere tun oder wie sie es tun. Und genau ab dann ist echte Solidarität möglich.

  7. Lotti sagt:

    Vielen Dank für diesen tollen Beitrag!
    Mich beschäftigt schon seit einer ganzen Weile die Frage, warum wir Mütter (schön wenn es Netzwerke geben sollte, in denen das nicht so ist) so unsolidarisch untereinander sind. Auf der einen Seite sehe ich auch die totale Erschöpfung, auf der anderen die Angst, Hilfe anderer anzunehmen, als schlechte Mutter zu gelten, das falsche Erziehungskonzept (oder auch ohne Konzept einfach als falsch angesehene Meinungen zur Erziehung) zu vertreten und vor allem ständige Kritik an Müttern – auch untereinander. Welche Methode man auch immer verfolgt, wäre es nicht schön, wenn wir es schaffen würden, unsere gegenseitigen Ansichten zu akzeptieren und uns so stark füreinander zu machen, dass wir unsere Kinder in einem sicheren, geborgenen Netz mit vielen verschiedenen Ansätzen erziehen könnten, einfach auch mal unabhängig davon, dass viele Männer immer noch nicht verstanden haben, dass auch sie Erziehungsverantwortung besitzen (ja, es gibt tatsächlich auch einige Väter, die das schaffen, aber eben auch genügend, bei denen das nicht so ist)?

Was denkst Du?

Archive