Ich blogge seit 1 Jahr und vier Tagen. Habe ich mich seitdem verändert, als Mutter, als Mensch? Wie haben meine Kinder sich verändert und warum blogge ich eigentlich? Einer meiner ersten Texte auf dem Blog handelt von meinen ersten beiden Jahren als Mutter von Zwei. Darin resumiere ich die vergangenen zwei Jahre und stelle, noch leicht erschrocken und benommen, meine große Überlastung fest. Daß Bedürfnisorientiertheit nicht nur die Bedürfnisse der Kinder meint, sondern auch die eigenen, habe ich in diesen ersten zwei bzw. vier Jahren meiner Mutterschaft vielleicht gehört, aber nicht geglaubt.
Was ist im letzten Jahr passiert?
Ich schweife ab. Eigentlich wollte ich ja vom letzten Jahr erzählen. Was ist nach dem oben genannten ersten Text passiert, was war im dritten Jahr als Mutter von Zwei? Zeit für einen Jahresrückblick!
- Meine Kinder sind selbständiger geworden und haben gelernt, als Geschwister miteinander zu spielen – und zu streiten. Klaro
- Kind2 hat wildeste Trotzanfälle, die ich vermehrt zu „lesen“ gelernt habe
- Kind1 hat kleine Wege aus ihrer Jammerigkeit (ihre Form des Trotzes) gefunden und findet mehr Freude im Selbständigsein
- Kind1 beginnt, stolz auf neue Errungenschaften und Fähigkeiten zu sein und klebt weniger stark am „klein sein wollen“
- Kind2 hat sich sehr gut in die Kita eingewöhnt und geht von Anfang an sehr gerne dorthin, mag seine Erzieherinnen und hat Freunde gefunden
- Kind1 findet ebenfalls zunehmend Freundschaften in ihrer Kindergartengruppe. Ihre neue Erzieherin und meine beiden Elterngespräche in der Kita scheinen gefruchtet zu haben
- Kind2 ist willensstark und trotzig, aber gleichzeitig aufmerksam und hilfsbereit. Momentan hat er eine starke bitte-danke-Phase. Eine Freude für’s Mutterherz
- Unser Familienleben ist reifer und eingespielter geworden
- Der Familienurlaub, der vor dem Blog-Start lag, war tatsächlich ein Start in ein besseres und gemeinsameres Familienleben
- Kinderbetreuung und -versorgung ist immer weniger „meine“ Aufgabe, sondern „unsere“. Das fühlt sich gut an
- Ich habe, im Unterschied zum Text vor einem Jahr stärker das Gefühl, beiden Kindern gleich gerecht zu werden. Ich habe nicht mehr das Gefühl, wie ein Ball zwischen beiden hin- und her zu springen
Gleichzeitig sind meine Kinder im letzten Jahr eindeutig den Babyschuhen entwachsen. Sie sind jetzt 3 und 5 Jahre alt und die vollumfängliche Nähe und Mamabezogenheit ist einem Papa-Hype gewichen, der mich manchmal schmerzt. Dann kommen die Selbstzweifel wieder: Habe ich mich zu rar gemacht? Muß ich mehr Nähe bieten, mich weniger zurück ziehen? Oder darf ich all das, was ich gerade tue?
Ich weiß, daß jetzt viele Eltern „Ja, natürlich“ rufen wollen, denn gemeinhin sagt man das so. Nutze die Zeit für Dich, dann bist Du gestärkt und voll da, wenn Du wieder kommst. Daß dabei aber auch gleichzeitig die Bindung zu anderen Menschen stärker wird, und die an mich weniger (zu werden scheint), schmerzt. Und ich stelle mir gerade die Frage, lieben sie mich weniger als den Papa? Warum wird Papa so tränenreich vermisst, ich aber nicht? Eine Frage, die sich mir ganz aktuell heute morgen erst stellte. Aus Gründen.
Die eigenen Bedürfnisse erkennen und ernstnehmen
Ich selbst arbeite nicht mehr in einem angestellten Verhältnis, und diese (Vogel-)Freiheit macht es mir leicht, den Kinderalltag flexibler und mit weniger Zeitdruck und ohne Abhängigkeit von öffentlichen Verkehrsmitteln zu begleiten. Das brachte große Erleichterung und inneren Frieden für mich.
Außerdem habe ich mit Hilfe einer Erziehungshelferin gelernt, meine Bedürfnisse zu erkennen (es klingt komisch, ich weiß) und denen nachzukommen ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Ich darf Indianergeheul zu laut finden, ewiges Wiederholen von Lauten oder Wörtern nervig, Durcheinanderreden oder sich gegenseitig unterbrechen störend, ich darf bei Hunger erst essen, dann spielen, eine Tasse Kaffee in Ruhe trinken wollen und das auch durchsetzen usw.
Warum ich das hier so schreibe? Weil die Kunst im Durchführen liegt, nicht im Dahersagen. Gesagt hätte ich das alles schon kurz nach der Geburt von Kind1, mich dabei aber (annhähernd) wohlgefühlt, entspannt und von mir überzeugt, erst heute.
Warum blogge ich eigentlich?
Und ich darf bloggen. Ich darf mich darauf besinnen, was ich erfahren habe, was ich denke, was ich kann und was mir noch als Fragezeichen über dem Kopf schwebt. Ich habe im Bloggen erkannt, daß ich durchaus so etwas wie Erziehungs- oder Lebensgrundsätze habe, Regeln aufstellen und Zeiten für mich nutzen darf . Zum Bloggen, für Job-Termine, die Republica u.a.
Das letzte Jahr war ein Jahr, in dem ich angefangen habe, wieder zu mir zurück zu finden – und immer noch finde. Das Bloggen hilft, schreiben macht mir einfach Spaß und schreibend komme ich meinen Gedanken, Fragen und Erkenntnissen auf die Spur. (Keine Ahnung, ob man das als Leser mitbekommt oder nicht.)
Ich bemühe mich beim Bloggen darum, fokussierter zu schreiben als beim reinen Tagebuchschreiben und somit meinen Lesern eine Art Mehrwert zu bieten. Also auf den Punkt kommen, Ergebnisse liefern, Fragen stellen. Außerdem gelingt es mir, in vielen Dingen eine Komik zu sehen, die ich ohne das Bloggen nicht erkannt hätte. Und genau das ist der Mehrwert des Bloggens für mich.
Ein weiterer Mehrwert für mich sind die Reaktionen und Kommentare auf mein Schreiben, insbesondere auf besonders intime Texte, wie meinen Rant, von dem ich zunächst dachte, ich hätte mich zu weit aus dem Fenster gelehnt und würde verhöhnt und gescholten. Die positive Bestärkung, das Mitgefühl, die Erzählungen von reiferen Mamas, die Scherze in den Kommentaren zu all meinen Texten – das ist großartig!
Meine Sinnsuche – meine Jobsuche
Ich schreibe ungern über meinen Beruf, weil es mir zu privat ist, zu wenig anonym und vorallem – zu anstrengend. Ich bin in einer berufsmäßigen Selbstfindungsphase, nachdem ich jahrzehntelang in einem bestimmten Bereich tätig war, der mir nie ganz behagt hat. Nun versuche ich, das beste von den mehreren Herzen in meiner Brust zu vereinbaren. Genau. Es ist kompliziert. Und genau das ist leider nicht passiert, im letzten Jahr. Ich scheine meinem Sinn, meiner Berufung oder dem, was mir jobmäßig zumindest Freude bereiten könnte, kein Stück näher gekommen zu sein. Das macht mich traurig und frustriert mich mehr, als ich es in einem Satz ausdrücken könnte.
Und nun? Ausblick? Ziele? Wünsche?
- Jobmäßig mehr ausprobieren und mir Zeit gönnen, auch wenn ich glaube, keine zu haben.
- eine geduldigere, fröhlichere und gelassenere Mutter sein (Haha!)
- mehr Zeit mit dem Mann verbringen können und zwar geplant und nicht immer nur spontan. Also mehr Theater, mehr Kino, mehr tun, was Erwachsene tun.
- nochmal versuchen mit den Kindern das zu tun, was ich gerne mag. Kindertheater? nochmal einen Museumsbesuch wagen?, längere Ausflüge in den Wald?, Ausflüge in eine andere Stadt?
- mehr schlafen
- Theater spielen (hoffentlich. Drückt mir bitte einfach mal am 20. Oktober die Daumen und fragt nicht. Danke.)
- weiterhin Erziehungsberatung nehmen und mich unterstützen lassen zu erkennen, was mir gut tut – und damit auch meinen Kindern.
- Weiter bloggen und daraus Energie und Freude ziehen – und Euch auf dem Laufenden halten ;)
Das mit dem Sport und gesünder essen hebe ich mir für Silvester auf.
Ich bin bestimmt nicht wie Du, aber ich fühl mich Dir sehr nah und bin immer wieder dankbar für Texte von Dir (wie auch von vielen anderen mutigen Frauen).
Ich bin auch dankbar für den Text, denn: am 31.10. jährt sich mein erster Blogbeitrag. :) Und ich schaue auch so zurück…
Liefs,
Minusch
Hallo, ich verfolge deinen Blog nun schon längere Zeit und alles was ich bisher gelesen hab, fand ich toll. Deine Texte treffen so oft auf unsere Situationen zu. Es tut gut zu lesen, dass es anderen nicht viel anders geht. Nun habe ich eine Frage, wo hast du Erziehungsberatung gefunden? Ich merke in letzter Zeit wie dringend wir eine Beratung brauchen, bzw ich, aber ich weiß nicht wie ich es angehen soll.
Lg Elli
Du kannst über das Jugendamt kostenlose Erziehungsberatung bekommenn, oder über öffentliche Träger wie die Diakonie, die AWO oder efa. Dann gibt es natürlich auch noch Beratungsstellen, die Geld kosten, beispielsweise vom Familylab, das Jesper Juul gegründet hat. In jeder Stadt gibt es zertifizierte FamilyLab Berater. Hier (ganz unten im Text) habe ich mal Links dazu verbloggt: http://mama-notes.de/meine-erfahrung-mit-erziehungsberatung-vom-family-lab-kleidung-selbst-auswaehlen-der-eigene-wille-jesper-juul/
Ich wünsche Euch alles Gute! <3
Ach da bin ich mal wieder ganz bei Dir, vielen Dank für diese ehrlichen Worte.
Ich finde es toll, wenn man so ehrlich ist und auch darüber reden kann, dass es gut tut, wenn man Hilfe annimmt und dass das keine Schande sondern eine tolle Sache sein kann.
Alles Gute Dir und Euch für die (gemeinsamen) Ziele und Vorsätze.
Wir hoffen, auch wieder mehr unsere eigenen Befürfnisse erkennen zu können, ist oft nicht so leicht, wenn man irgendwo neu lebt und keine Kinderbetreuung (erst mal) hat. Aber so rauft man sich zusammen und auch mir hilft mein Blog dabei, vom Mamasein mal „auszubrechen“.
Sei lieb gegrüßt und „weiter so“ ;-)
Danke gleichfalls!!! <3
Danke, für deine offenen Worte! Aus sehr ähnlichen Grunden, habe ich mit dem Bloggen begonnen. Denn das Schreiben hat mir auch früher schon über Gedankenknotenphasen wunderbar hinweg geholfen ;-)
Herzlichen Glückwunsch zum 1-jährigen! Ich mag deinen Blog sehr.
Viele Grüße, Nina
Glückwunsch und Danke! ❤
Was für ein schöner und mutmachender Post. Mir als Mama einer Zweijährigen und Neubloggerin geht er gerade irgendwie sehr nah.
Ich freue mich für Dich, dass Deine Familie zusammener ist und Du zufriedener bist. Und ich denke nicht, dass das den-Papa-laut-Vermissen etwas mir mehr lieben zu tun hat. Kann aber den Schmerz gut verstehen.
Ich drücke am 20. auf jeden Fall die Daumen!
Liebe Grüße
Julia
Sehr schöner Rückblick mit menschlicher (mütterlicher) Fragestellung. Finde mich auch in vielem wieder und genoss den Abschnitt über „Jobliches“.
Merci für deinen Blog und diesen Beitrag! :)
Ich wünsche dir ganz viel Erfolg bei dem Erreichen deiner Ziele!
Ich wünsche dir, dass dein Blog dich weiterhin begleitet und wünsche das auch ganz egoistisch allen Lesern deines Blogs. ;-)
Ich wünsche dir, dass du auch beruflich deinen Weg findest.
Ich wünsche dir, dass die Zeit mit deinen Kindern, die Zeit mit deinem Mann und auch die Zeit für dich alleine intensiv und erfüllend ist und keiner zu kurz kommt – auch nicht du!
Ich selber kann mir den ein oder anderen Wunsch auch auf die Fahne schreiben und werde dich weiter begeistert lesend begleiten!
VG Kerstin
Ich finde es auch schön, dass Du so offen und ehrlich bin. Ich habe selbst 2 Kinder mit gleichen Altersunterschied und mir ging/geht oft genau so. Es tut einfach gut zu wissen, dass es Erfahrungen sind, die mehrere Frauen haben. Danke! :)
Herzlichen Glückwunsch zum einjährigen Bestehen deines Blogs. Meine Kinder haben in etwa den gleichen Altersabstand (23 Monate). Ich bin erst kurz zu Gast in deinem Blog, fühle mich bei „dir“ aber gleich wohl. Mach weiter so. RSS hab ich abonniert! Lg Anja
Daumen sind gedrückt, ohne Fragen. Du machst das unglaublich gut! !!
Herzlichen Glückwunsch und alles Gute
Küstenmami