JunaimNetz ist mir das erste Mal aufgefallen, als im Internet die Diskussion um #selbstgeboren lief, an der ich mich auch beteiligt hatte. Auch Julia von Junaimnetz hatte dazu gebloggt, einen klugen, besonnenen Beitrag, der viele Argumente zusammenführte und kluges hinzufügte.
Daraufhin habe ich auf ihrem Blog weitergelesen und ihre eigene und wunderbar unsortierte Mischung aus Alltagsgeschichten, politischen und gesellschaftlichen Themen sowie Netzthemen genossen. Und Mama ist sie auch und bloggt ebenfalls darüber. Erfrischend, meinungsstark, eindeutig kulturwissenschaftlich/philosophisch geprägt- wunderbar!
Aktuell zeigt ihr Blog ein Kinderfoto von Julia, das ich so unfassbar niedlich finde und sagen muss: Sie sieht irgendwie immer noch so aus! Ich durfte Julia nämlich auf der Republica 2014 kennen lernen, was mir eine wirkliche Freude war.
Sie ist übrigens genauso, wie sie schreibt. Und was sie Tolles schreibt, ist zum Beispiel:
- Über das physikalische Gesetz der Entropie, Haushalt und Hoffnung. „Fun fact, nachgereicht: Chaos produziert Komplexität. Scheinbar sind sowohl unser Herz als auch unser Gehirn auf ein gewisses Chaos als Grundzustand angewiesen, um ihre beste Arbeit zu leisten. Das macht Hoffnung.“
- Über Sicherheit, Überwachung, Geheimdienste und Erziehung in „Künstliche Räume der Sicherheit“ oder „Wie prism meinen Umgang mit dem Netz bisher beeinflusst hat„. Oder aber Snowden, ein Jahr nach seinen Enthüllungen und was sich verändert hat seitdem.
- Und über das nervenzerreissende Leben als Mutter, wie es eben manchmal sein kann. In „Von Schreikrämpfen und Selbstzweifeln“. Ich schätze es ja immer sehr, wenn Mütter auch ehrlich über ihre teilweise unidyllische Gefühlslage schreiben, dann fühle ich mich nicht mehr ganz so alleine. :)
- Sex, kindliche Aufklärung und die gesellschaftliche Verklemmtheit, „genauer“ Re-Reading Foucault: Sexualität und Wissen“ Und zwar so, dass ich wieder Lust auf mein Studium bekomme. Angewandte Kulturwissenschaften, my love! Leider habe ich ja alles vergessen und kann so nicht mehr schreiben. Umso schöne, dass ich so etwas bei JunaimNetz nachlesen kann.
- Demokratie und ihre Lektüre von Naomi Wolff in über 4 Artikeln, die ich, so ehrlich will ich nicht, noch nicht alle gelesen habe. Dass sie darüber überhaupt so detailliert referiert beeindruckt mich.
Ich muß nicht betonen, dass ich bei all ihren Artikel, „JA!“ „Finde ich auuuch!“ oder „Endlich sagt’s mal jemand!“ brüllen könnte, oder?
Ich habe Julia von JunaimNetz ein paar Fragen gestellt und Antworten erhalten:
Liebe Julia, warum bloggst Du eigentlich und wie lange schon?
Ich blogge seit Mai letzten Jahres. Geschrieben (auch gebloggt) habe ich zwar schon immer, aber mit dem, was ich so denke, online ging ich erst vor relativ kurzer Zeit. Das Schreiben ist für mich Mittel zur Kommunikation, außerdem sortiert es meine Gedanken. Ich freue mich, dass ich für meine Texte Feedback bekomme und tausche mich sehr gerne in den Kommentaren aus.
Worüber bloggst Du eigentlich, was ist Dein Kernthema?
Ein Kernthema? Hab ich nicht wirklich. Neben vielen Alltagsthemen und Geschichten um die Kinder und meine dauernden Ausflüge in die Literatur sind mir netzbezogene Themen sehr wichtig. In der featurette gab es neulich eine nette Blogvorstellung von mir, da hieß es: „juna schreibt über das, was wir mit dem Internet machen. Und was das Internet mit uns macht.“ Wenn Kernthema, dann das! Hinzu kommt ein bisschen Politik, und dann geht es im Blog immer ganz viel um Menschen :-) Was ich beim Bloggen, wie ich merkte, oft mache, ist eine Verknüpfung von verschiedenen Bereichen, wenn ich zum Beispiel über eine sexistische Werbung aus Sicht der Literatur- und Kulturwissenschaft schreibe, oder Foucault auf die Gesellschaft anwende. Das hätte ich vorher gar nicht so gedacht, aber diese Schnittmenge von Diskursen im Netz und meiner eigenen Ausbildung ist viel höher als erwartet.
„Das Netz ist, was Du draus machst“ ist Dein Motto. Woher kommt der Satz oder aus welchem Zusammenhang?
Das Motto: Das war irgendwie lustig. Ich saß so auf der republica 13 herum, alle twitterten, und ich dachte gegen Ende des zweiten Tages: Hm, ich bin hier irgendwie der abgefuckte Outsider. Also meldete ich mich bei twitter an, das war direkt vor dem Rant der Häuslers. Die wollten einen Twitterhandle, ich dachte spontan: Nimmste junaimnetz, weil juna ist ja jetzt im Netz. Höhö. Im Nachhinein würde ich ja allen raten, sich mit dieser Entscheidung etwas mehr Zeit zu lassen :D Konsequenterweise kriegte der Tage später ins Leben gerufene Blog den gleichen Namen. Auf der republica war schließlich auch überall davon die Rede, dass man möglichst sein Wissen und seine Gedanken mitteilen sollte. Das geht für AnnaNormalBürgerin am besten über ein Blog. Dann braucht das Blögchen noch ein Motto. Und weil ich dachte „Zum ersten Mal machst Du etwas Handfestes mit dem Netz, weil Du hier öffentlich Texte einstellen willst“, fiel mir „Das Netz ist das, was Du draus machst“ ein. So unüberlegt der Twittername war, so froh bin ich heute über das Motto :)
Was denkst Du über Elternblogs? Sind sie relevant? Wenn ja, alle, warum oder welche Bedingungen muß es dafür geben?
Ich halte Elternblogs für extrem relevant! Viele Gründe dafür sind bereits gesagt worden: Das Private ist politisch, Elternblogs sind eine Art Ersatz für wegfallendes generationenübergreifendes Wissen/ Austausch etc. Jetzt wird natürlich schon oft rumgemeckert, wenn Mamablogs sich damit befassen, das beste Muffinrezept zu finden. Ob das dann einen „Mehrwert“ hat. Ich glaube, KritikerInnen von „solchen“ Mamablogs – denn die tatsächlich stark politischen oder feministischen werden ja selten in ihrer Relevanz kritisiert – haben noch nie das verlässlichste Muffinrezept im Internet gesucht oder meinetwegen das beste Turnschuhpaar für ihren Sohn. Sie waren noch nie angewiesen auf Tipps, was man bei fiebernden Säuglingen noch machen kann, brauchten keinen Austausch mit gleichgesinnten, wenn das Leben mit Kleinkind gerade scheiße war … kurz, ihnen fehlt offenbar die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Wenn ich das aber kann – mich in andere einfühlen – dann labere ich keinen Scheiß von fehlender Relevanz oder mangelndem Mehrwert, denn dann weiß ich, dass es zig Menschen gibt, denen das beste Muffinrezept der Welt gerade glückliche Kinderaugen beim Kindergartengeburtstag beschert hat. Punkt.
Aber noch etwas anderes ist wichtig, und das ist wiederum politisch. Ich bin für Basisdemokratie, je mehr, desto besser. Oft gefällt mir der Volkswille nicht, aber das ist nicht das Thema. In einem von seiner Anlage her basisdemokratischen Medium sollten alle Stimmen (sofern sie nicht gegen Gesetze verstoßen) auch tatsächlich gleichwertig nebeneinander stehen. Die jeweilige Relevanz liegt im Auge des Betrachters, respektive Nutzers. Was für niemanden auf der Welt relevant ist, wird früher oder später verschwinden. Ein Urteil darüber steht niemandem zu.
Gibt es noch etwas, worauf Du gerne hinweisen möchtest oder was Du uns sonst erzählen möchtest?
Ja, ich würde liebend gerne auch bei dieser schönen Idee mitmachen und Dir und Euch Blogs vorstellen. Wegen der Diss werde ich allerdings erst im August dazu kommen. Meinst Du, das geht noch?
Liebe Julia, das geht noch. Ich habe vor, diese Reihe noch sehr lange weiterzuführen. Bis August reicht dicke!
Wer auch noch bei meiner Aktion #BlogLeseLiebe mitmachen möchte – verlinkt Eure Blogposts hier.
JAAAAA!!!! JAAAAA!!!! Genauso isses! Die Julia sieht immer noch so aus. Ist sowas von Zucker und lustig zugleich!
(sorry den späten Kommentar, bin durch komische Verzwirbelungen, die schwer zu erklären sind, hier noch mal auf den Beitrag gekommen, den ich zwar damals schon gelesen, aber die Julia halt noch nicht kannte)